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Offener Wettbewerb | 12/2009

"Neue Mitte Campus Lichtwiese" TU Darmstadt - Hörsaal- und Medienzentrum

Vorplatz - Haupteingang Nord

Vorplatz - Haupteingang Nord

3. Preis

mvm+starke

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

StÀdtebauliches Konzept
Einer der beiden UniversitĂ€tsstandorte Darmstadts, die Lichtwiese, befindet sich im Bereich der letzten nordwestlichen OdenwaldauslĂ€ufer. Das ca. 6,2 ha große Plangebiet liegt im Zentrum der Lichtwiese. Es umfasst den zentralen Freibereich zwischen den Fachbereichsquartieren und wird von diesen begrenzt. Ziel ist es, die konzeptionellen Voraussetzungen fĂŒr eine nachhaltige bauliche Entwicklung des zentralen Bereichs zu einer erkennbaren sowie funktional und baulich verdichteten ‚Neuen Mitte‘ zu schaffen. Den Fachbereichen und Einrichtungen soll mit dem geplanten Hörsaal- und Medienzentrum und den neu zu gestaltenden FreiflĂ€chen ein gemeinsamer Ort der Begegnung und des universitĂ€ren Lebens gegeben werden,
der neue Identifikationsmöglichkeiten stiftet. Die Bausteine fĂŒr die bauliche Verdichtung des Campus bilden ein Hörsaal- und Medienzentrum, sowie ein interdisziplinĂ€r nutzbares InstitutsgebĂ€ude. Zudem ist die bestehende Mensa bereits heute Anlaufstelle und baulicher Mittelpunkt des Campus.
StadtrÀumlich wird die Campusmitte mit Bezug auf die GebÀudehöhe der Mensa weiterhin als Zone niedriger Bebauung betrachtet, welcher von den bis zu 9-geschossigen InstitutsgebÀuden eingefasst wird. Die bisher bereits erlebbare Dreiteilung der Mitte wird aufgegriffen und in Ihren Teilbereichen jeweils mit den
vorgesehenen baulichen Nutzungen, Hörsaal- und Medienzentrum, Mensa sowie InterdisziplinÀres Institut, belegt.
Spezifische Außenraumgestaltungen unterstĂŒtzen das Thema der 3 Bereiche, ohne den Zusammenhalt der ganzheitlichen Mitte zu verlieren, was letztendlich durch die o.g. HöhenbeschrĂ€nkung gegeben bleibt. Die neuen GebĂ€udebausteine werden wie die Mensa solitĂ€r begriffen. Dennoch werden, um den stĂ€dtebaulichen Grundgedanken der Campusanlage aufzugreifen, soweit möglich, bauliche BezĂŒge zur umgebenden Bebauung angestrebt.

Freiraumkonzept
Eine wesentliche Bedeutung fĂŒr die Aufwertung der Zentralen Mitte des Campus Lichtwiese kommt der Umgestaltung der FreiflĂ€chen zu. Programmatische Belegung von FreiraumflĂ€chen und bezugsorientierte Vernetzung der Nutzungsbereiche ĂŒber den zentralen Freiraum sollen Akzeptanz und AufenthaltsqualitĂ€t der
Zentralen Mitte steigern und ihre stĂ€dtebauliche Funktion im GesamtgefĂŒge der Lichtwiese zufĂŒhren.
Die ĂŒber die bauliche Nutzung initiierte Dreiteilung des GelĂ€ndes wird thematisch in die Freiraumgestaltung ĂŒbernommen und lĂ€sst drei Bereiche unterschiedlichen Charakters entstehen.
Der Bereich Hörsaal- und Medienzentrum ist als intensiv nutzbare DachflÀche ausgebildet. Tiefenhöfe und Oberlichter gliedern diesen Bereich in kleinere Aufenthaltszonen. Diese, wie auch die Wegebeziehungen greifen die Organisation der darunter liegenden BibliotheksrÀume auf. Gleichzeitig bildet dieser Freiraum mit
der nördlich des GebĂ€udes angrenzenden Platzaufweitung den Vorbereich des Foyers von Hörsaal- und Medienzentrum. Im SĂŒden betonen GrĂ€serfelder die Eingangsbereiche im Kontrast zu den befestigten und den RasenflĂ€chen. Der nördlich des Campus gelegene Haupteingangsbereich bildet durch seine direkte Anbindung wie durch seine Ausdehnung den Schwerpunkt des CampusgelĂ€ndes. Aufenthaltszonen mit Baumreihen und der direkte Bezug zur Cafeteria beleben diesen Bereich, schaffen eine Öffnung fĂŒr externe Interessenten und
unterstĂŒtzen einen positiven ersten Eindruck.
Die Mensa wird als „Gasthaus“ durch Nachverdichtung der bestehenden Baumstruktur in eine WaldflĂ€che eingebettet. Der als Biergarten nutzbare Vorbereich der Mensa wird vergrĂ¶ĂŸert, bleibt jedoch in seiner Grundstruktur erhalten. Durch Freihalten von BĂ€umen werden Themenlichtungen und Aufenthaltsbereiche
in das WÀldchen eingelassen, die als ErgÀnzung zu den offenen WiesenflÀchen der angrenzenden Bereiche in den Sommermonaten, schattige und intimere Aufenthaltsmöglichkeiten bieten. Der Andienungshof der Mensa wird durch Bepflanzung verdeckt. Der westliche Bereich des interdisziplinÀren GebÀudes wird als zusammenhÀngende WiesenflÀche begriffen.
Durch das Wegenetz mit angrenzenden GrÀserfeldern und Aufenthaltsbereichen werden EinzelflÀchen abgetrennt und thematisch determiniert. Der Bezug zur umgebenden Landschaft und den angrenzenden InstitutsgebÀuden bleibt analog den Freibereichen um das Hörsaal- und Medienzentrum offen.
Den GebÀudekomplexen mit ihren Fachbereichen sind in Anlehnung an den nördlich gelegenen Botanischen Garten jeweils verschiedene Baumarten zugeordnet, die sich aus dem Baumbestand und ErgÀnzungen ergeben (Bauingenieurwesen und GeodÀsie - Linde, Maschinenbau - Gleditschie, Chemie, Material und
Geowissenschaften - Mehlbeere, Architektur - Kirsche, Medienzentrum - Buche, Mensa - Kastanie). Im WĂ€ldchen um die Mensa mischen sich die Baumarten. Die vorgelagerten Baumreihen brechen die groß dimensionierten Fassaden der BestandsgebĂ€ude, unterstĂŒtzen die Orientierung zur Mitte und betonen die offen gehaltenen Eingangsbereiche der einzelnen Institute. Wie in der ursprĂŒnglichen Konzeption des Campusareals bleiben die Platzecken zur Integration des GrĂŒnzuges Lichtwiese Darmbach Woog unbesetzt.
Die Kunstobjekte bleiben erhalten und werden der neuen Nutzung angepasst teilweise verschoben. Das nördliche Entree des Campus wird durch ein neues Kunstwerk aufgewertet. Die Messstrecke wird auf die nördliche Nord-SĂŒd-Verbindung verlegt, könnte allerdings auch um einige Meter nach Westen verschoben werden

Verkehrskonzept
Die „Neue Mitte“ wird vom motorisierten Verkehr freigehalten. Eine fußlĂ€ufige Ringerschließung aus eingefĂ€rbtem Asphalt fasst das ganze Areal ein. Zwei großzĂŒgige Nord-SĂŒd-Querungen unterstĂŒtzen die oben beschriebene thematische Dreiteilung. Von diesen und der Ringerschließung wird, durch das Material und die
Ausdehnung abgesetzt ein dichtes Wegenetz in die FlĂ€chen aufgespannt, wodurch AufenthaltsqualitĂ€t und Verteilerfunktion der Neuen Mitte wesentlich gefördert werden. Sie fĂŒhren zu den InstitutsgebĂ€uden und öffnen sich vor diesen zu VorplĂ€tzen. Das Material, großformatige Betonplatten, unterstĂŒtzt die schlichte
Gestaltung. Der Erschließungsverkehr wird im Osten an der Zentralen Mitte vorbeigefĂŒhrt. Angrenzend an den nördlichen Vorplatz vor dem Hörsaalzentrum wird hier eine Haltestelle fĂŒr die Buslinien vorgesehen. Parallel zur SĂŒdkante der Mitte wird eine 8m breite Trasse als integrierter Bestandteil der fußlĂ€ufigen
Ringerschließung fĂŒr die Stadtbahn freigehalten sowie eine Stadtbahnhaltestelle an der SĂŒd-Ost-Ecke eingerichtet. FahrradstellplĂ€tze sind unter den Baumreihen unmittelbar an die Vorplatzsituationen der einzelnen Institute angeordnet.

Hörsaal- und Medienzentrum
RĂ€umliche Organisation / FunktionalitĂ€t Das Hörsaal- und Medienzentrum wird als ein Baukörper in zwei Bauteilen konzipiert. Ein zweigeschossiger Baukörper an der Nordkante der zentralen Mitte beinhaltet das großzĂŒgige Foyer sowie das Hörsaalzentrum und bildet den Kopfbau fĂŒr die eingeschossige Bibliothekenlandschaft des Medienzentrums. Diese schiebt sich in das sanft ansteigende GelĂ€nde und thematisiert die bisher kaum ersichtliche Topografie des GelĂ€ndes.
Das Medienzentrum wird als fließender Großraum begriffen. Durchsetzt von zahlreichen, bereichsbildenden Atrien, wird ein abwechslungsreicher Bibliotheksraum angeboten. Eine großzĂŒgige Magistrale mit Ursprung im gemeinsamen Foyer des Hörsaalzentrums erschließt den Bibliotheksraum. An ihr liegen unmittelbar alle Informationsbereiche und Terminals sowie Wartebereiche, so dass eine Erschließungszone als Vorbereich zu den LesesĂ€len mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t und Orientierungswert entsteht.
Entlang der Magistrale werden die Nutzungseinheiten ĂŒbersichtlich angeordnet. Den Auftakt unmittelbar nach der Sicherheitskontrolle bilden Magazinausleihe und Lehrbuchsammlung, gefolgt von den Verwaltungsbereichen der beiden Freihandbereiche.
Die LesesĂ€le sind als Einheiten deutlich durch die Magistrale voneinander getrennt und dennoch Bestandteil eines Großraumes. Strukturiert werden die Bereiche durch das Wechselspiel von Regalbereichen und Arbeitsbereichen sowie den Lichthöfen, welche trotz Außenraumbezug in den Lesebereichen eine ruhige ArbeitsatmosphĂ€re vermitteln. Zwei große, hallenartige LesesĂ€le pro Fachbereich ĂŒber Oberlichter belichtet bieten klassische, offene Arbeitsbereiche im Gegensatz zu den lichthoforientierten Einzel- und GruppenarbeitsrĂ€umen.
Ein wichtiger Aspekt fĂŒr die Bibliotheksorganisation ist die absolut ebenerdige Anordnung aller Bibliotheksbereiche incl. Anlieferung, so dass eine BĂŒchertransportanlage fĂŒr den geschossĂŒbergreifenden Transport entfallen kann.

Erschließung / Barrierefreiheit
GrundsĂ€tzlich werden alle Funktionsbereiche barrierefrei bzw. ebenerdig erschlossen. Die ansteigenden HörsĂ€le nehmen den o.g. inszenierten GelĂ€ndeversprung auf und sind dadurch sowohl von Norden als auch von SĂŒden ebenerdig erreichbar. Auch die Galerie des Foyers mit den angebundenen
SeminarrĂ€umen erhĂ€lt nach SĂŒden einen ebenerdigen Anschluss. ZusĂ€tzlich wird die Seminargalerie noch durch AufzĂŒge zu erreichen sein.

Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit
Die Anlage des Medienzentrums auf einer Ebene lĂ€sst aufgrund der zu erwartenden hohen Verkehrslasten eine wirtschaftliche Erstellung erwarten. Auch fĂŒr Betrieb und interne Organisation (keine BĂŒchertransportanlage, Bereich ĂŒbergreifende Synergien) können positive Effekte in Aussicht gestellt werden. Gleiches gilt ebenfalls fĂŒr den Hörsaalbereich. Die ebenerdige Anordnung der HörsĂ€le ermöglicht unter anderem die Erstellung eines wirtschaftlichen Dachtragwerks. Kurze Wege und die unmittelbare Anbindung der Technikbereiche (unter den ansteigenden HörsĂ€len) sind weitere Indizien fĂŒr eine wirtschaftliche Erstellung und Betrieb.

Beurteilung durch das Preisgericht

Drei unterschiedliche GĂ€rten bilden die neue Mitte des Campus. Neben einem „Biergarten“, der die Mensa umfĂ€ngt, liegt der Dachgarten der Bibliothek. Alles ist niedrig gehalten, um den Kranz der hohen GebĂ€ude als stĂ€dtebauliche Kante wirken zu lassen. Geschickt wird der GelĂ€ndesprung ausgenutzt, um diesen Dachgarten von SĂŒden ĂŒber wenige Stufen zu erreichen. Von da aus wird auch das erste OG des HörsaalgebĂ€udes erschlossen, das einen Kopf im Norden bildet. Das großzĂŒgige Foyer und ein breites Vordach empfangen die Nutzer, die ĂŒber die Petersenstrasse ankommen. Die HörsĂ€le nutzen somit gebĂ€udeintern geschickt die Topographie des GelĂ€ndes aus. Der Teppich von Höfen und GĂ€rten bietet besondere Aufenthalts- und ArbeitsqualitĂ€ten, die dieses Hörsaal- und Medienzentrum zu einem besonderen Ort der TUD machen. Es ist mehr eine Artikulation der Landschaft und liefert somit eine Interpretation der Campusmitte als „Lichtwiese“ – ein GebĂ€ude in der grĂŒnen Mitte, das spezifisch fĂŒr die TU Darmstadt ist. Kontrovers wird die atmosphĂ€rische QualitĂ€t der Bibliothek diskutiert. Vermuten die einen zu lange Wege und unterirdische Dunkelheit, so sehen die anderen in den LeseplĂ€tzen um die Lichthöfe einen atmosphĂ€rischen Charme, der das Gartenthema auch in die InnenrĂ€ume transportiert. Die Lichthöfe bieten zudem den praktischen Vorteil von LesegĂ€rten im Freien und auf einfache Weise die Möglichkeit, zusĂ€tzliche Fluchtweg einrichten zu können. Im weiteren Entwurfsprozess böte sich die Chance, das Ausmaß und die Lage der Lichtöffnungen gezielt zu justieren. Die FU in Berlin Dahlem oder Schulen von Arne Jacobsen sind architektonische Assoziationen. Die Organisation auf einer Ebene bietet konstruktive Vorteile (Lasten) und verspricht eine wirtschaftliche Erstellung. Barrierefreiheit könnte bei diesem horizontalen Konzept auf einfachste Weise fĂŒr jede Stelle erreicht werden.Mit der notwendigen Reduzierung der zu hohen Verkehrs- und NutzflĂ€chen sowie dem zu großzĂŒgigen Rauminhalt, böte sich die Möglichkeit, das Bauvolumen so zu reduzieren, so dass auf eine Verlegung und Erneuerung der technischen Infrastruktur in VerlĂ€ngerung der Petersenstrasse verzichtet werden kann. Dieser Entwurf ist eigenstĂ€ndig und interpretiert die Bauaufgabe aus der Charakteristik des Ortes der Lichtwiese heraus. Unverwechselbar, hat er das Potential, zur Profilbildung der TU Darmstadt einen Beitrag zu leisten.
DachgĂ€rten - Haupteingang SĂŒd

DachgĂ€rten - Haupteingang SĂŒd

Lageplan ohne Erweiterung

Lageplan ohne Erweiterung