modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2010

Überdachung des neuen Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB)

4. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

Architekturbüro Prof. Wolfgang Kergaßner

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Stadteingang Esslingens soll mit einem großen Dach markiert werden, das in 16 Meter Höhe über dem Bahnhofsgebäude, dem zentralen Omnibusbahnhof und den angrenzenden Wartebereichen schwebt. Mit dieser kraftvollen städtebaulichen Geste gelingt es den Verfassern, die vielseitigen funktionalen Anforderungen mit einem Bauwerk zu erfüllen, das – wie in der Auslobung gefordert – zeichenhaft und identitätstiftend wirkt. Die gewählte Höhe der Dachkonstruktion soll – so das Credo der Verfasser – den Blick auf den Zollberg frei halten. Mit der großen Höhe des Dachs wird ein gestalterischer Konflikt dem denkmalwerten Bahnhofsgebäude vermieden, das mit den großen Rahmen besonders in Szene gesetzt wird. Die Verfasser verstehen die rechteckige Dachkonstruktion als Teil eines offenen Stadtraums und halten deshalb Abstand zur Bebauung im Norden des Platzes. Das hat zur Konsequenz, dass die Haltestellen auf der Nordseite der Neckarstraße nur mit zusätzlichen Dächer gegen Witterungseinflüsse geschützt werden können; Diese „Sekundärelemente“ und die fehlende Überdachung des Innenstadtzugangs sind eine unglückliche Begleiterscheinung der klaren Architekturhaltung. Aufgrund der gewählten Dachhöhe ist auch am Rand der großzügigen Überdachung mit eingeschränktem Witterungsschutz zu rechnen.
Die gute Idee, Kiss & Ride-Parkplätze und Taxistände zu überdachen wird vom Preisgericht anerkannt. Sie kann den angesprochenen Mangel jedoch nur bedingt
kompensieren. Mit den eingespannten Stützen und den dreieickförmigen Stahlkastenträgern bieten die Verfasser eine angemessene Tragkonstruktion an. Der gewählte Stützenabstand steht der Funktionalität nicht im Wege. Die gewählten ETFE-Folienkissen mit Luftversorgung über die Stützen versprechen eine vergleichsweise kostengünstige Realisierung.
Dem „grobmaschigen“ Tragwerk und den großen Kissen mangelt es an Filigranität – insbesondere im Hinblick auf die Architektur des Bahnhofsgebäudes. Die Regenwasserableitung über die Stützen funktioniert. Das vorgeschlagene Informationssystem mit farbigen Stelen als Leitsystem wird von der Jury positiv beurteilt. Die Abspannung der Oberleitung für die O-Busse über die Stützen erscheint pausibel.
Die von den Verfassern angebotene städtebauliche Lösung vermag städtebaulich und architektonisch durchaus zu überzeugen. Der große Maßstab des Gebäudes ist der Aufgabe angemessen, die fehlende Leichtigkeit der Konstruktion könnte aber zu Kontroversen führen.