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Werkstattverfahren | 08/2009

Freiflächenkonzept Klostergarten / Am Frauentor

1. Preis

hochC Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiflächenkonzept Klostergarten / Am Frauentor
Neue Freiräume am Kulturquartier

Idee
Das städtebauliche Ensemble wird heute geprägt durch die historischen Klostergebäude mit Mönchenkirchplatz und „Klostergarten“ sowie den Freiraum an der Stadtmauer. Ausgerechnet im Klosterumfeld ist die Stadtmauer nur noch rudimentär erhalten, die Wallanlagen sind durch das Denkmal für die im KZ Ermordeten überformt und die Partie westlich des Klosters ist durch die neue Kaufhalle und einen großen Parkplatz stark verändert worden. Dem Stadtraum fehlt vor allem in Richtung Norden und Westen aber auch östlich die stadträumliche und historische Fassung.
Unser Konzept fasst den Stadtraum konzeptionell wieder zusammen und schafft neue Aufenthaltsqualitäten. Die Wallanlagen werden wieder als Grünraum zugänglich gemacht, der Klostergarten wird als grüner Kloster-Erlebnisraum mit Hochbeeten und einem schattigen Laubengang gestaltet, die Freifläche an der Kaufhalle wird ein Ort für Sport und Spiel. Ein stadträumliches Bindeglied für das nördliche Klosterumfeld ist die Markierung des ehemaligen Verlaufs der Stadtmauer durch Stelen aus Cortenstahl.

Der Klostergarten
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde diese Klosterpartie historisch als Wirtschafts- und Nutzgarten genutzt. Historische Dokumente hierzu sind nicht erhalten. Das Thema des Nutzgartens wird in der Neugestaltung der Fläche aufgegriffen. Hochbeete, eingebettet in eine Rasen- und Wiesenfläche, werden senkrecht zum Klausurgebäude angeordnet und seitlich mit Einfassungen aus Cortenstahl versehen. Die leicht geneigten Wiesenflächen werden reich mit Krokussen und Osterglocken bepflanzt. In den Hochbeeten wachsen thematisch sortiert und beschriftet Arzneipflanzen und Heilkräuter, Gemüsepflanzen, Bibelpflanzen, Duftpflanzen und Zierpflanzen aus der Zeit der klösterlichen Nutzgärten. Die Beete sind locker mit Zieräpfeln und Wildbirnen überstanden. Der Schulleiter des Schillergymnasiums hat auf Rückfrage Interesse bekundet, hier Themenbeete kontinuierlich durch Schülergruppen pflegen zu lassen: Gelebte Geschichte.
Im Süden wird ein Spielband mit einer Wasserpumpe angeordnet, welches für Kleinkinder konzipiert ist und sich in räumlicher Nähe zum Eingang des Kulturquartiers befindet. Ein Spielangebot für Kleinkinder inmitten des grünen Klostergartens erscheint wichtig, um einen Besuch des Kulturquartiers Mönchenkloster abzurunden.
Den westlichen Abschluss des Klostergartens bildet eine Pergola aus Cortenstahl und Rankseilen, die mit duftenden Rosen und echtem Wein berankt ist. Nach Westen zur angrenzenden Bebauung schließt ein Obstspalier aus Birnen und Äpfeln den Raum und flankiert die hier angeordneten Sitzbänke. An diesem sonnigen Standort spendet die Pergola den Besuchern und Touristen Schutz und Schatten und ist ein alternativer Ort zum Verweilen gegenüber dem steinernen Mönchenkirchplatz. Der Boden der Pergola ist mit einem Holzdeck aus Lärche beplankt. Durch die einfache Materialwahl –Holz und Cortenstahl- wird der Charakter eines einfachen Nutzgartens in die Gegenwart übersetzt und es entsteht ein attraktiver Aufenthaltsraum. Über die duftenden und blühenden Hochbeete schaut man in Richtung Klausurgebäude. Zahlreiche thematische Rundgänge sind hier denkbar, auch Lesungen und kleine Events können an diesem besonderen Ort stattfinden.
In den Abendstunden wird die Rückseite der Pergola dezent beleuchtet, sodass der Klostergarten auch bei Dunkelheit räumlich erlebbar ist und zur Nutzung in lauen Sommernächten einlädt.



Die Wallanlagen werden behutsam überarbeitet: Oberhalb der Böschung erhalten sie einen räumlichen Abchluss durch Stelen aus Cortenstahl. Diese folgen -im Anschluss an noch durchzuführende archäologische Grabungen- dem historischen Verlauf und flankieren so die Gasse am Frauentor. Die Stelen stehen im Abstand von etwa einem Meter zueinander, sind durch ihre Bauform durchlässig zum Betrachten des Grünraums und ermöglichen das ungehinderte Betreten der Wallanlagen. Wenn man jedoch längs zu ihnen steht oder sich entlang der Straße Am Frauentor bewegt, bilden die Stelen optisch eine geschlossene Fläche und wirken als stadträumlicher Abschluss des Klosterareals. Die räumliche Präsenz der Stadtmauer ist auf diese Weise wieder erlebbar, ohne dass die derzeitige Transparenz und Durchlässigkeit verloren gehen.
Die Querung zur die Querung zur Schillerstraße wird behindertengerecht gestaltet. Die neue Rampe für gehbehinderte Menschen ist gleichzeitig eine gute Erschließung für Fahrradfahrer und wird leicht nach Westen versetzt. Hierdurch wird die Partie um das Denkmal etwas kompakter gefasst, zugunsten eines größeren grünen Freiraums im Osten, der von Erholungssuchenden zum Verweilen oder Ballspielen genutzt werden kann, ohne den Gedenkort zu stören. Die entstehende Spiel- und Liegewiese wird möbliert mit Liegen, Bänken sowie sich drehenden Sesseln und ist neben der Rampe auch über eine Rutsche in der Böschung erreichbar. Neu gepflanzte Obstbäume erinnern an die Nutzung der Wallanlagen als Obst und Gemüsegärten, nachdem die mittelalterliche Bedeutung als Befestigungsanlage weggefallen war. Im Bereich des Jugendstilgebäudes wird die störende Aufschüttung für die Parkplätze wieder zurückgenommen und die Böschung an der Wallanlage auf die historische Form zurückgeführt. Die Parkplätze für die Cocktailbar können entweder in Längsaufstellung vor der „Stadtmauer“, den Cortenstelen, angeordnet oder noch besser: auf den großen Klosterparkplatz verlagert werden. Hierzu sollte zwischen Hauseigentümer und Stadt eine entsprechende Vereinbarung getroffen werden. Die Feuerwehrerschließung wird durch das Nachzeichnen der Klostermauer nicht tangiert.

Die Fläche des ehemaligen Heizhauses ist der einzige Ort, an dem auch Angebote für die ca. 60 Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren, die in der Altstadt leben, geschaffen werden können, ohne sensible historische Bereiche zu stören. Früher befanden sich hier bis zur Stadtmauer vermutlich die Nutzgärten, die den Gehöften an der Mönchenstraße nachgelagert waren. Hier entsteht nun nach dem Abriss des Heizhauses eine neue Nutzung: Es wird ein vielfältig nutzbares Kleinspielfeld geschaffen, welches ca. 1,2 Meter in das Gelände abgesenkt ist. Der Ballfangzaun kann deshalb auf ca. 3 Meter Höhe reduziert werden und wirkt nicht störend. Vielmehr staffelt das Kleinspielfeld mit der vorgelagerten Baumreihe aus Zieräpfeln die Partie zwischen Parkplatz und Kaufhalle. Es entsteht ein attraktiver Spiel- und Sportbereich, die kleine Platzfläche zur Straße am Frauentor kann z.B. zum Boulespiel genutzt werden.

Wege
Die Hauptgehflächen werden aus Granit-Kleinsteinpflaster hergestellt, das auch im Mönchenkirchplatz eingesetzt wurde. Damit schließt sich die einheitlich befestigte Fläche, auf der das Klosterensemble steht, auch nach Osten hin. Die Wendefläche für die Zulieferung der Fa. Schandert integriert sich als Feldstein-Pflasterfläche mit Rasenfugen optisch in die gebänderte Strukturierung der Rasenfläche im Klostergarten.