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Mehrfachbeauftragung | 05/2009

Kinderhaus Geislingen/Steige

1. Preis

VON BOCK ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Neubau Kinderhaus „Hintere Siedlung“ in Geislingen/ Steige

Architekturbüro Klaus von Bock
Verfasser: Klaus von Bock, Philipp von Bock in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Maria de los Angeles Torras-Piqué (Farbkonzeption)


Konzept: Die „Hintere Siedlung“ blüht auf

Bei der Gestaltung der Fassade für das Kinderhaus lag das Motiv einer Blumenwiese zu Grunde.

Im Zentrum der Hinteren Siedlung, umgeben von hohen Wohngebäuden, wurde uns klar, dass wir mit dem Kinderhaus ein Signal für die gesamte
Entwicklung der „Hinteren Siedlung“ setzen können.

Entlang der Liebknechtstrasse – dem Auftakt zum Kinderhaus mit dem Familientreff am zentralen Platz, wirken die Farbfelder einladend und inspirierend auf die Kinder und Erwachsenen.

Das Farbthema zieht sich von der Fassade in die Dachlandschaft des Kinderhauses und zeigt sich damit den
zahlreichen umliegenden Geschossbauten mit seinem Faltwerk, ähnlich einer blühenden Wiese – eine Assoziation an unsere schwäbische Landschaft.

Farbnuancen, Farbverwandtschaften und Materialformen die sich aus der Fassade heraus- oder hineinbewegen fordern auf, die Fantasie walten zu lassen. Sie zeigen das Miteinander der verschiedenen Formen und Farben – eine Interpretation der verschiedenen Kulturen, die sich in diesem Kinderhaus unter einem Dach austauschen werden – das Miteinander – das „Andere“ schätzen und ergänzen lernen.

Die Formenvielfalt zeigt sich besonders im Inneren – die Dreiecksflächen der Dachlandschaft, die Rechteckigen Fenster sowie die eingestellten,
organisch geformten Einbauten fördern unbewusst das drei-dimensionale Denken.
Hier wurde die Farbigkeit bewusst auf die Erscheinung des Naturmaterials Holz in der Dachstruktur (Geborgenheit) sowie den hellen Einbauten
reduziert.

Es werden die Erzieherinnen zusammen mit den Kindern sein, die hier ihr eigenes Kinderhaus gestalten.

Städtebau

Das Siedlungsgebiet liegt zwischen Überkinger Strasse im Osten und dem Landschaftsraum der Fils im Westen. Im Norden grenzt das Schulzentrum mit Sporthalle an; hier ist auch der Übergang der „Siedlung“ zur anderen Altenstädter Bebauung. Im Süden trennt das Filsknie vom anschließenden Gewerbegebiet der Neuwiesen. Der Geschoßwohnungsbau aus den 60ern mit teils erheblichen Gebäudehöhen entwickelt sich von Ost nach West bis zu den Mehrfamilienhäusern aus den 80ern am ehemaligen ESBI- Kanal. Diese leiten über zu den niedrigen historischen Satteldachbauten der ehemaligen Bergwerkssiedlung bis zu den Ufern der Fils hin. Das Gebiet weist einen hohen Grünanteil mit dem Charakter einer Gartenstadt auf. Der Entwurf fügt sich in diese Struktur mit einer vertrauten Dachlandschaft ein – ähnlich eines „Dorfs im Dorf“. Da von den umliegenden Geschossbauten aus gesehen das Dach des Kindergartens stark in Erscheinung tritt,
wird vorgeschlagen, dieses ähnlich einer weiteren Fassade, farblich zu gestalten.

Entscheidungskriterien für die Benutzung der Flurstücke 2587 und 2593 sind:

- Lage genau im Zentrum des näheren Einzugsgebietes in einem Radius von
ca. 250 Metern Umkreis – damit gleichberechtigt gute Erreichbarkeit zu Fuß.
- Schwerpunktfunktion wurde bereits durch den bestehenden B- Plan angedeutet.
Auch wenn dieser nicht so umgesetzt werden wird, so ist die angedeutete Achse
in die Landschaft und zur Fils hin richtig. Den Schnittpunkt Liebknechtstrasse/
Schumacherstrasse bildet in unserem Entwurf ein neuer Platz, der den Eingang
zum Kindergarten markiert und das entsprechende kommunikative Vorfeld für den
Familientreff bildet.
- Die Lage der Gebäude auf den ausgewählten Grundstücken ist so gewählt, dass
das nord- östlich gelegene Hochhaus an der Bebelstrasse in seinem Schattenwurf
nicht relevant ist und auch auf die Kinder nicht „bedrohlich“ wirkt
- Der Landschaftsraum des bestehenden Kinderspielplatzes fließt über in die
Außenanlagen der Kinderkrippe und durch die Halle des Kindergartens hindurch-
über den Platz mit Familientreff hinweg in die freie Landschaft hinaus.
- Die Orientierung aller wichtigen Hauptnutzflächen ist optimal zur Sonne
ausgerichtet
- Freiräume wurden ebenso zur Sonne ausgerichtet, aber von der Strasse eher
abgewandt orientiert.
- Weiterer Geschosswohnungsbau kann durch die vorgeschlagene Platzierung des
Kindergartens, im Norden entstehen. Die südlich weiterführenden Flächen sollten
wegen der Verschattung und des „gewünschten freien Blicks der Kinder zum
südlichen Himmel“ nicht , oder nur mit bescheidener Höhenentwicklung bebaut
werden. Eine spätere Kindergartenerweiterung wäre sowohl hier auf dem
Restgrundstück Flst. 2593 möglich, eventuell auch unter Einbeziehung von Flst.
2601/6 mit Überbauung von Weg 2593/1, als auch Richtung Norden über den
vorgeschlagenen Personaleingang hinaus auf Flst. 2580.
- Es muss keine Gasleitung in bestehenden Strassen verlegt werden.
- Die Trafostation ist in der Nähe des Kindergartens nicht tragbar- man stelle sich
nur vor, dass nach der Kindergarteneröffnung Eltern schädliche Strahlen vermuten!
Ein Verlegen der Trafostation wird auch aus Kostengründen nicht angestrebt.

Architektur, Nutzung und Konstruktion

Entsprechend der kindlichen Vorstellung von einem Haus, werden vier verknüpfte Satteldachgebäude vorgeschlagen; das Gebäude an der Liebknechtstrasse als „Langhaus“ mit der Funktion eines Rückgrades, welches die beiden Bauabschnitte funktional verbindet. Der Eingangsbereich wird durch die einladende Geste in Form eines Rücksprungs mit Vordach markiert. Hier liegt der Familientreff mit Terrassennutzung, ähnlich eines öffentlichen Bistros am verkehrsberuhigten neu vorgeschlagenen Quartiersplatz.

Grundsätzlich ist die Konstruktion des Gebäudes sowohl in üblicher Massivbauweise, als auch in Holzbauweise möglich. Da das Kinderhaus „bodennah“ nur eingeschossig ist, bietet sich der Baustoff Holz geradezu an. Lediglich die Bodenplatte ist aus Beton – alles andere sind rasch zu erstellende Fertigteile aus Holz. Holz ist ein nachhaltiger, leicht recyclebarer Naturbaustoff, also ökologisch vorbildlich und er ist für Kinder sicher das vertraute Baumaterial schlechthin.

Das statisch – konstruktive System ist auf einem 8– Meter- Raster in Ost- Westrichtung aufgebaut. Hauptträger aus Holz liegen auf Wandscheiben und Stützen auf. Die Dachflächen sind aus werkstattseitig vorgefertigten Elementen (Fa. Ligno Trend oä.) hergestellt und sind bereits mit partiellen Akustikflächen in Form von Lamellenstrukturen versehen. Ebenfalls modular aufgebaut sind die Fassaden; so sind z.B. alle sieben Fensterelemente der Gruppenräume von Kindergarten und Krippe identisch. Die vorgeschlagene Bauweise führt zu kürzest möglicher Bauzeit. Als Bedachungs- und Wandmaterial sind sowohl farbige Platten der Fa. Trespa, Max, oä., als auch farblich beschichtete Bleche der Fa. ArcelorMittal oä.(im Dachbereich) möglich. Das lieferbare Farbspektrum ist in jüngster Zeit sehr groß geworden und macht die Umsetzung der Farbidee auch im vorgegebenen Kostenrahmen möglich.

Der Entwurf des Kinderhauses gliedert sich in zwei, klar ablesbare Bauabschnitte. Ein Weiterbau nach 1 – 2 Jahren ist sehr leicht möglich, da der „Andockpunkt“ nicht umgebaut werden muss. Der 1. Bauabschnitt liegt im Süden des Gesamtgrundstücks, so dass während der Erstellung des 2. Bauabschnitts der sich in Betrieb befindende Kindergartenteil nicht durch die Baustelle gestört wird.
Der Wunsch nach einem Familienreff bereits im 1. BA ist aus Kostengründen nicht realisierbar. Es wurde auch der Wunsch geäußert, schon im ersten 1. BA, eine provisorische Möglichkeit für die Kinderkrippennutzung zu haben. Aus den Überlegungen hierzu schlagen wir vor, einen der beiden Räume für Material ( 32 qm) und Abstellraum (32 qm) übergangsweise für die zuvor beschriebenen Nutzungswünsche heranzuziehen und gleichzeitig den anderen folglich etwas intensiver mit der Doppelnutzung zu belegen. Beide geplanten Räume liegen deshalb an der Außenfassade mit jeweils bester Belichtung und Belüftung.


Überhaupt wurde beim Entwurf darauf geachtet, möglichst alle Räume mit Ausnahme der WC – Kerne an den Außenwänden zu platzieren.

Beim Entwurf der Gruppenräume wurde neben besten Belichtungsverhältnissen auf eine Blickbeziehung zu den Außenanlagen aus jedem Raum, auch aus Kleingruppe bzw. Mutterkind geachtet. Dennoch sind die Räume getrennt voneinander nutzbar. So hat die teilweise verglaste Trennwand zwischen Kleingruppe und Gruppenraum den Charakter einer Regalwand, welche im unteren Teil durch Einbauten (Bücher, Lernmaterial usw.) für die Kinder Ablenkung verhindert, während die Erzieherinnen auf Ihrer Aughöhe die Kontrolle über beide Räume haben. Wichtig ist an dieser Stelle auch darauf hinzuweisen, dass alle Gruppenräume durch die Staffelung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang optimal besonnt sind. Die Abstaffelung zont weiter die Terrassen der jeweiligen Gruppen voneinander individuell ab.
Der Mehrzwecksaal ist so angelegt, dass durch das Öffnen einer transparenten flexiblen Trennwand, ein großer zusammenhängender Kommunikationsbereich entstehen kann. Die Küche wurde an diesen zentralen Bereich gelegt. Dieser kann in Verbindung mit dem kleinen „Kinder- Bistro“ Mittelpunktsfunktion für die ganze Anlage erlangen. Eine zusammenhängende Fläche von ca. 160 qm bietet auf jeden Fall genügend Platz.
Der Familientreff ist am Eingang so platziert, dass eine getrennte Nutzung von Kindergarten und Krippe möglich ist. Soweit gewünscht, lassen sich die Familientreff- Bereiche durch zwei mögliche Trennwände vom restlichen Kinderhaus funktional abtrennen – das könnte am Wochenende und bei Abendveranstaltungen von Interesse sein. Auch ist der „Treff“ am vorgeschlagenen neuen Platz so gelegen, dass ein witterungsgeschützter Aufenthalt unter dem großen Eingangsdach ganzjährig gegeben sein kann. Es wird vorgeschlagen, hier ein Familiencafé einzurichten. Das kann für die gesamte „Siedlung“ zum Ort der Kommunikation werden – Veranstaltungen, Filmabende, kleine Konzerte und Theater…. ein Projekt mit Vorbildfunktion.


Energiekonzeption (In Zusammenarbeit mit Ingenieurbüro Herp, Salach)

Der sehr gute Wärmeschutz von Fassade und Dach in Verbindung mit der kompakten Bauweise der geplanten beiden Gebäudeabschnitte, begünstigen die Reduzierung der Transmissionswärmeverluste und eine daraus resultierende Senkung des Heizwärmebedarfs; der Standard entspricht KfW 60. Weitgehend dichte und gut wärmegedämmte Fensterflächen tragen ebenfalls zum Wärmeschutz des Gebäudes bei. Ein wirksamer sommerlicher Sonnenschutz (Horizontallamellen) in Verbindung mit nach Süden weit auskragenden Dächern, schützt das Gebäude vor Überhitzung. Während der Wintermonate mit eher tief stehender Sonne können die solaren Wärmegewinne genutzt werden.
Zur Erzeugung des verbleibenden Heizwärmebedarfs schlagen wir den Einsatz einer
Kesselanlage mit Holz-Pellets vor; damit wird der Vorschrift nach Einsatz regenerativer Energien nachgekommen. Die Projektkosten beinhalten diese Ausführung.
Alternativ mit entsprechendem Aufpreis kann Geothermie für Heizen und Kühlen (Temperierung) verwendet werden.
Für diese Wärmeerzeugung wird eine Wärmepumpe in Verbindung mit geothermischen Sondenbohrungen eingesetzt. Dabei wird aus dem Erdreich, aus bis zu 100 m Tiefe gewonnene Wärme durch die Wärmepumpe auf ein nutzbares Temperaturniveau von bis zu 50 °C „hoch gepumpt“. Im Sommer kann das Gebäude direkt über die Erdsonden temperiert (leicht gekühlt) werden.
Bei der geothermischen Wärmeerzeugung werden die CO2-Emissionen gegenüber einer Öl- bzw. Gasheizung um ca. 30 – 40 % reduziert und die Betriebskosten werden halbiert. Bei der Wärmeerzeugung mit Holz-Pellets werden die CO2-Emissionen um 70 – 80 % reduziert und die Betriebskosten werden um ca. 25 % vermindert.
Die Wärmeeinbringung in die Räume erfolgt über eine Fußbodenheizung.
Weitere Optionen:
In modernen Gebäuden mit energetisch günstiger, dichter Bauweise können die Grenzwerte des Kohlendioxidsgehalts in der Luft nur bedingt eingehalten werden. Der Anstieg des Kohlendioxidgehaltes in der Raumluft mindert die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden sowohl der Kinder als auch der Erzieherinnen. Deshalb wird für den Neubau optional ein hybrides Lüftungskonzept vorgeschlagen. Zur Verbesserung der thermischen Behaglichkeit und des Raumklimas wird als Basislösung eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnungssystem (WRG) empfohlen.
Dabei wird die mittels WRG vorgewärmte Frischluft als Zuluft in die Aufenthalträume zugfrei eingeleitet. Diese Luft strömt teilweise durch die Flure in die Nebenräume wie Lager, WC´s und sonstige Räume mit Geruchsbelastung. Dort wird die verbrauchte Abluft abgesaugt, über die WRG entwärmt und als Fortluft ins Freie abgeleitet. Die dabei gewonnene Wärme wird zur Aufheizung an die Frischluft übertragen.
Für die Frischluftansaugung kann zusätzlich ein Luft-Erdreich-Wärmetauscher eingesetzt werden. Dabei wird die Frischluft im Winter vortemperiert und im Sommer um einige Grad gekühlt. Somit ist im Winter, in Verbindung mit dem Wärmerückgewinnungssystem, nur noch ein sehr geringer Heizwärmebedarf für die Luftaufheizung erforderlich. Im Sommer wird die Frischluft ohne zusätzlichen Energieaufwand leicht vorgekühlt. Dies begünstigt den sommerlichen Wärmeschutz.
Aus psychologischen Gründen ist die Öffenbarkeit der Fenster weiterhin gegeben. Sie ist für die Frischluftversorgung jedoch nicht zwingend notwendig.
In Verbindung mit den Erdsonden (geothermische Tiefenbohrungen) kann im Sommer der Fußboden über die Fußbodenheizung, und zwar ohne nennenswerten Energieaufwand, zusätzlich leicht gekühlt werden. Bei hohen Außentemperaturen bewirkt dies eine um 3 – 4 °C niedrigere Raumtemperatur als ohne die Fußbodenkühlung.
Zur Senkung des elektrischen Energiebedarfs für Kunstlicht werden die Räume, in Verbindung mit der Einzelraumregelung der Fußbodenheizung, mit Präsenzmelder und Tageslichtsteuerung ausgestattet.
Für die Bewässerung der Außenanlagen und die WC-Spülung wäre eine Regenwasserzisterne denkbar.