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Mehrfachbeauftragung | 04/2010

Städtebauliches Gutachterverfahren zur Gestaltung eines barrierefreien Marktplatzes sowie des Museumsvorplatzes in Kalkar

Gewinner

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die städtebauliche Grundrissfigur des Zentrums von Kalkar ist bis heute erhalten geblieben. Hierbei ist die klare Trennung von Kirchplatz und Marktplatz in ihrer heutigen Ausdifferenzierung als „Grüner Platz“ und „Steinerner Platz“ Zeuge spätmittelalterlicher Stadtbaukunst.
Das bestehende hochwertige Stadtbild ist Etappen-Ziel verschiedener überregionaler Rad- und Wanderwege wie der „Niederrheinroute“, der „Rheinroute“ und der „2-Länder-Route“. Auch die Nähe zu den Niederlanden macht die Stadt Kalkar zu einem beliebten Ausflugsziel aus dem Nachbarland.

Die heutige Nutzung des Marktplatzes ist in besonderem Maße durch die o. g. Potentiale geprägt. Die bestehenden Qualitäten gilt es mit wenigen Mitteln weiter zu stärken und im Sinne eines langfristigen und modifizierbaren Gestaltungskonzeptes unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte auszubauen.

Die Stärkung der vorhandenen Strukturen erfolgt über eine einheitlich gestaltete Außenfläche entlang der nördlichen Platzkante und langfristig durch den Rückbau der heutigen, nicht stadtbild- bzw. denkmalkonformen Terrassenflächen. Die nördliche Platzkante ist aus Sicht der Besonnung (Südseite) und des Fassadenbildes schon heute ein Konzentrationspunkt der Außengastronomie. Die derzeitigen terrassenartigen Anbauten stellen neben dem hohen Raumbedarf räumliche Barrieren dar, die eine ungehinderte Querung, insbesondere für körperlich eingeschränkte Menschen, schwer möglich macht. Zusätzlich schränken die sich dort befindenden Einbauten und Baumscheiben die Beweglichkeit und Nutzbarkeit ein.

Durch die Verlegung und Konzentration der Gestaltungs- und Ausstattungselemente in ein Band am Rand der bestehenden Marktplatzfläche aus Rheinkiesel und den mittel- bis langfristig möglichen Rückbau der Terrassen wird Raum zurückgewonnen. Dieser kann nun als Bewegungsraum sowie für eine weitere Bestuhlung der Gastronomie sinnvoll genutzt werden. Nicht zuletzt entsteht eine optimierte fußläufige und barrierefreie Wegeverbindung zwischen der Grabenstraße und der Kesselstraße über den Markt.

Die vorhandenen Beläge sind hinsichtlich ihrer Begehbarkeit kritisch zu bewerten. Der Rheinkieselbelag ist aufgrund seiner geringen Fugenfüllhöhe, den unterschiedlichen Steingrößen und Oberflächen nicht barrierefrei nutzbar.

Aufgrund der historischen Bedeutsamkeit und vor dem Hintergrund entstehender Baukosten sehen wir vor, die Rheinkieselfläche als solche zu erhalten und die Eingriffe in das bestehende Gefüge so gering wie möglich zu halten. Nicht zuletzt aus ästhetischer Sicht, um das homogene Erscheinungsbild der Fläche vor partiellen Eingriffen langfristig zu schützen.

Neugestaltung
Der Entwurf greift diese bestehenden Strukturen auf und verstärkt bzw. schärft sie. Die vorhandenen Bäume werden durch markante, kastenförmige Sommerlinden ersetzt. Die Unterpflanzung der Gerichtslinde wird durch ein dichtwachsendes Schnittgehölz, z.B. Goldliguster (Ligustrum ovalifolium ´Aureum´) oder Japanische Stechpalme (Ilex crenata) ersetzt, um diesen Bereich sauber und einladend zu halten.

Durch einen großformatigen Plattenbelag aus geschnittenem Blaubasalt wird der Gastronomie am nördlichen Platzrand ein entsprechend edler und begehbarer Untergrund gegeben.
Durch die Verlagerung aller erforderlichen Ausstattungselemente in das Band zwischen die Bäume werden die Nutzungen räumlich zoniert und konzentriert. Die Platzfläche wird so von Einbauten freigehalten.
Sehr gut denkbar als langfristige Perspektive ist die Anlage von Holzdecks als Terrassen. Diese können von der Außengastronomie genutzt werden, um sich räumlich konzentriert in die Platzfläche zu entwickeln. Diese Holzdecks sind temporär entfernbar oder bei Veranstaltungen als Bühnen nutzbar.

Um dem Marktplatz einen weiten und offenen Charakter zu geben, wird die nicht mehr zeitgemäße und optisch als Barriere wahrgenommene Pollerung zurückgebaut und durch flache Halbkugeln ersetzt. Durch die bessere Übersichtlichkeit rückt die „Kalkarer Lindenbank“ unter der Gerichtslinde wieder stärker in das Blickfeld des Betrachters.
Insgesamt fördert die Wahl eines einheitlichen Material- und Farbkanons in einer zeitgemäßen Sprache die signethafte Ablesbarkeit und Identität des historischen Zentrums von Kalkar im Sinne einer Corporate Identity.

In gleicher Weise soll die Material- und Formensprache den Vorplatz des Stadtmuseums umfassen. Durch dessen Bepflanzung mit Kastenlinden wird das bedeutsame Gebäude des Stadtmuseums hervorgehoben. Großformatiges Mobiliar gibt dem Vorplatz des Museums Aufenthaltsqualität und Verweilmöglichkeit für ankommende Besucher.


Beleuchtungskonzept
Das Beleuchtungskonzept setzt auf die nächtliche Inszenierung der raumbildenden Elemente: Rathaus, Gerichtslinde und nördliche Platzkante. Hierfür werden Grund- und Effektbeleuchtung gemeinsam in Lichtstelen untergebracht, wodurch weitgehend auf einen Einbau von Bodeneinbaustrahlern verzichtet werden kann.

Die Beleuchtung der Krone der Gerichtslinde in der Platzmitte erfolgt von den Platzrändern aus über Strahler, die in die Lichtstelen integriert sind. Das ermöglicht im Vergleich zu Bodeneinbaustrahlern eine Illumination der gesamten Kronenbereichs.
Zur Unterstützung der Aufenthaltsqualität in der Außengastronomie wird die nördlich verlaufende Reihe Kastenlinden akzentuiert und durch Ministrahler (LED) in den Baumscheiben beleuchtet.

Die Beleuchtung der Rathausfassaden erfolgt von der Ost- und Westseite, ebenfalls über gesonderte Strahler in den Lichtstelen.