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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2003

Masterplan „emscher:zukunft“ - Die Umgestaltung der Emscher zwischen Dortmund und Dinslaken

Emscherraum

Emscherraum

1. Preis

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Die Umgestaltung der Emscher zwischen Dortmund und Dinslaken

EmscherEinzigartigkeit
Der blaue lineare Verlauf der Emscher mit seinen strengen aber ästhetischen grünen Profilausprägungen macht den starken visuellen Charakter des Emscherlaufs von Dortmund bis Dinslaken aus. Die Ausprägung eines Flusses in dieser Konsequenz ist einmalig und hebt die Emscher von allen anderen Flussläufen ab. Würde man Ufer- und Böschungsausbildung dem „allgemeinen Bild“ eines Flusses anpassen, verliert die Emscher ihren besonderen Reiz. Der Emscherlauf ist ein Industriekulturgut des Ruhrgebiets und ist in seiner sensiblen Behandlung den Zechen, Kokereien und Halden gleich zu setzen.

EmscherKabel
Das EmscherKabel durchzieht mit seinen drei Strängen – Wasser, Weg, (Deich-)Grün – als lineares Element den heterogenen Raum des nördlichen Ruhrgebiets. Das Kabel versorgt, strahlt ab, wird angezapft und verzweigt sich. Wasserstränge, Wegestränge und Themenstränge werden, von außerhalb kommend, eingeflochten. Nahe liegende Attraktoren (Parkanlagen, ehemalige Zechen, Halden, Sportanlagen...) sind Energiegeber, senden positive Impulse und werden über Wegestränge in den neuen EmscherRaum eingeflochten.
Das Kabel ist sowohl Träger als auch verbindendes Element von Freizeitnutzungen - Freizeit im weitesten Sinne, von der kommerziellen besucherintensiven Skihalle über Standorte der Industriekultur bis hin zu quartiersbezogenen Frei-, Spiel- und Sportanlagen.

EmscherTour
Die neue Emscher lädt zum Tagesausflug, zum Abendspaziergang sowie zum Kurzurlaub ein. Ideal ist eine Radwanderung entlang des von blühenden Zierkirschen flankierten Emscherweges. Über den EmscherRaum erschließen sich dem Besucher die zahlreichen Attraktoren der Montanindustrie, einmalige technische Bauwerke der Wasserwirtschaft sowie die zahlreichen, schnell erreichbaren Parkanlagen. Sightseeing unter dem Motto „Industriekultur” und „Faszination und Wandel des technischen Fortschritts” wird über den neuen EmscherRaum möglich. Die Ästhetik neuer und stillgelegter technischer Bauwerke sowie die neu besetzten Halden prägen die Kulisse, sind Orientierungspunkte und machen die Einzigartigkeit des Raumes aus.
Rastplätze, Fahrradstationen, Liegewiesen und Plattformen entlang des Emscherweges laden zum Verweilen an der Emscher ein.


Anschlüsse
Die zahlreichen Autobahnabfahrten und Bahnhaltepunkte sind Anschlüsse an das Emschersystem. Von dort aus gelangt man über die gestalterisch und funktional akzentuierten übergeordneten Einstiegspunkte in den EmscherRaum. Der Besucher informiert sich hier über Routen und Attraktoren.

EmscherBuchten
Untergenutzte Flächen entlang des „alten” EmscherRaumes, Hinterhofflächen der angrenzenden EmscherOrte, werden „eingesammelt”. Im Zuge des Gewässerumbaus stellen diese EmscherBuchten Potenzialflächen dar, sie verschmelzen mit dem bisherigen, eng gefassten EmscherRaum - ein neuer EmscherRaum entsteht.
Die EmscherBuchten vergrößern den EmscherRaum. Sie transportieren die positive Abstrahlung der Kabelstränge in die angrenzenden Siedlungsflächen. Der EmscherRaum wird somit vom Entsorger zum Versorger. Die Ausstrahlung der EmscherBuchten bewirkt eine starke Aufwertung der angrenzenden Orte, es erfolgt eine Umkehrung: Rückwärtige, seit jeher negativ besetzte Bereiche der EmscherOrte werden zu hochqualitativen EmscherFronten. Die spezifische Gestaltung der EmscherBuchten sowie die Umgestaltung des alten EmscherRaums schaffen einen durchgängigen neuen EmscherRaum. Die EmscherBuchten werden als zum EmscherRaum gehörende Flächen wahrnehmbar sein.
Die EmscherBuchten sind Potenzialflächen, sowohl für die angrenzenden Orte, als auch für den EmscherRaum selbst. Sie schaffen lokale Verknüpfungen, markieren abzweigende Kabelstränge und können regionale und lokale Einstiegspunkte akzentuieren. Sie variieren in ihrer Größe, ihrer Nutzung, der Gestaltintensität sowie ihrer Bedeutung für den Emscherumbau.
Die Leitideen EmscherKabel und EmscherBuchten werden auf alle drei Vertiefungsbereiche angewandt. Sie verfolgen jedoch, je nach Eigenart und Besonderheit des Teilraums, unterschiedliche Umbauziele. Die zu erreichenden Ziele sind abhängig von städtebaulichem und landschaftlichem Kontext sowie den Emscherprofilen in den einzelnen Teilbereichen.
In den drei Vertiefungsbereichen werden die wichtigsten am Emscherverlauf wiederkehrend auftretenden räumliche Situationen der Neuen, der Urbanen und der Ländlichen Emscher beispielhaft behandelt. Die Vorgehensweise für die Untersuchung der unterschiedlichen Räume bleibt dabei stets dieselbe, wie oben beschrieben. Die differenzierte Flächenauswahl sowie die spezifischen Bewertungen der Flächen entsprechend dem Umbauziel ermöglichen jedoch ortspezifische, den Erfordernissen und räumlichen Zusammenhängen angepasste Entwicklungen.




Oberhausen – Buschhausen

Situation
Mit ihren hohen Deichen durchtrennt die „Neue Emscher” im Bereich Oberhausen-Buschhausen/Schwarze Heide ehemals verbundene Siedlungs- und Freiraumstrukturen. In diesem urban geprägten Bereich grenzt die Bebauung bis an den Deichkörper der Emscher heran. Die innere Orientierung der Siedlungen wendet sich heute vollständig von der Emscher ab.

Strategie: Entzweiung über die Emscher verknüpfen [„über-emschern”]
Bei der Bewertung der Potenzialflächen treten deutlich unterschiedliche, orthogonal den Emscherverlauf querende „Bedeutungsbänder” hervor, die die gegenüberliegenden Strukturen an den EmscherRaum anschließen und diese gleichzeitig miteinander verbinden. Durch die Neugestaltung der Emscher und ihrer Buchten werden die gegenüber liegenden Bereiche an besonderen Einzelpunkten über die Emscher hinweg verbunden. Bestehende Verknüpfungen werden aufgewertet, neue attraktive Übergänge mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Auf diese Weise entsteht im Bereich Oberhausen-Buschhausen eine dichte Abfolge unterschiedlicher „Anschlussstellen”, die den Emscherverlauf akzentuieren und bislang undefinierten Restflächen einen neuen Bedeutungsgehalt geben.

Maßnahmen und Details
Die signifikant räumliche, aber trennende Struktur der hohen und abgepflanzten Deichanlagen wird überwunden durch offene, sich lang herunterziehende Rasenkörper. So öffnet sich der Emscherkabelbereich weithin sichtbar für die beiden Straßenräume Neumühler Straße und Frienstraße. Im Bereich der Markgrafenstraße klappt der Erdkörper der Emscher auf; über diese Rasenebene werden Siedlungsbereich und Sportanlagen eingeflochten. Die Gestaltung der Druckleitungen und Rohrbrücken erfährt keine bauliche Veränderung oder herausstechende farbliche Akzentuierung. Als prägende Industriekulturgüter behalten diese Bauwerke ihren visuellen Charakter. Adäquat zur Gestaltung der EmscherBrücken erhalten die Rohrleitungen einen materialkongruenten Farbanstrich in Eisenglimmer oder Rostfarbton. Der Bereich um das Niederrheinstadion erhält seinen Eingangs- und Verknüpfungspunkt im Bereich unter der Autobahnbrücke der A2. Dieser überdachte Raum wird mittels Licht- und Farbinstallationen zur EmscherKathedrale inszeniert. Dieser ästhetisch fesselnde Säulenraum soll für Veranstaltungen und EmscherEvents eingesetzt werden.


Bottrop - Welheimer Mark

Situation
Der Bereich ist gekennzeichnet mit Stadtfragmenten, isoliert durch unterschiedlichste Infrastrukturtrassen, Wälle, Deiche und Wasserstraßen. Jedes der Fragmente besitzt einen eigenständigen und von seinem „Nachbar” deutlich unterschiedlichen Charakter.

Strategie: Stadtfragmente mittels der Emscher in Beziehung setzen [„mit-emschern”]
Die Stadtfragmente werden in ihrer Eigenheit belassen und gestärkt und über den neugestalteten EmscherRaum miteinander in Beziehung gebracht. Im Vordergrund stehen die städtische Einbindung und Umfeldverbesserung der Ortslagen Welheimer Mark und Ebel sowie die Anbindung lokaler und regionaler Attraktoren. Durch ihre isolierte Lage sind die Möglichkeiten der Verknüpfung der Ortsteile über die angrenzende Baustruktur äußerst eingeschränkt. Der neugefasste EmscherRaum kann die Stadtteile mit ihrem Umfeld verbinden und in Beziehung setzen sowie als gestaltete Fläche selbst quartiersnahe Erholungsfläche sein. Dabei wird insbesondere der langgestreckten Teilfläche zwischen der Brücke der Kohlenbahn und der Bernemündung in Ebel sowie der in die Ortsteile Welheimer Mark und Ebel einkragenden EmscherBuchten eine prioritäre Bedeutung beigemessen. Bisherige „Unorte” und „Restflächen” werden hier zu bedeutsamen Gestaltungsräumen.

Maßnahmen
Der Siedlungsbereich Welheimer Mark wird über drei Einflechtungspunkte in das EmscherKabel integriert. Lineare Baumstreifen kündigen an allen Verknüpfungspunkten die Emscher an. Die landwirtschaftlichen Flächen bleiben erhalten und bilden weiterhin den räumlichen Übergang zum EmscherRaum.
Die überregionalen Attraktoren [Halde, Skihalle, Tetraeder] werden entlang der Trassen der Kohlenbahn an das EmscherKabel angebunden. An den Übergabepunkten markieren symbolisch abknickende Kabelstränge und Infoterminals [EmscherNet] das Einflechten der Attraktoren. Das Gelände der ehemaligen Kläranlage Bottrop-Bernemündung wird als Bike Park mit Bike Hotel [„Hotel New Emscher”] über eine sich herausschiebende Deichebene in das EmscherSystem eingeflochten.
Das zentrierte Wasserauge, ausformuliert als ruhiges Seerosenbecken, bildet den Mittelpunkt des Stadtteilparks, der über den Rad-und Fußweg entlang der Berne an den Ortsteil Ebel angebunden ist. Das historisch bedeutsame Betriebsgebäude der Emschergenossenschaft wird als Emschermuseum mit Gastronomie umgenutzt.


Dortmund – Mengede

Situation
Der Mengeder EmscherRaum wird von drei Faktoren bestimmt:
1. der günstigen Lage der Siedlungen zur Emscher [Entfernung und Höhenprofil],
2. dem Vorhandensein ausgedehnter Freiräume und
3. der Notwendigkeit, hier umfangreiche Hochwasserrückhaltemaßnahmen durchzuführen.

Strategie: Stadt - Wasser - Freiraum – an die Emscher bauen [„an-emschern” ]
Mit dem „Stadt-Anbau” werden hochwertige Bauflächen belegt, die sich nun dem EmscherRaum zuwenden und dem Ort Mengede eine klar definierte Kontur geben. Der „Wasser-Anbau” umfasst alle notwendigen Hochwasserrückhaltemaßnahmen. Diese sollen durch ökologisch hochwertige, aber artifizielle Gestaltung in ihrer für den gesamten Gewässerumbau elementaren Bedeutung erlebbar werden. Durch den „Freiraum-Anbau” werden naturräumliche und urban geprägte Rest- und Potenzialflächen in ihrer Eigenheit gestärkt. Orts- aber auch Landschaftsränder werden definiert und miteinander verknüpft.

Maßnahmen
Die EmscherBöschung wird zur städtischen Uferpromenade. Holzdecks und -terrassen prägen die Aufenthaltsqualität und verknüpfen attraktiv die Siedlung mit dem Fluss. Dieses neue städtebauliche Element definiert klar den Ortsrand. Das historische Potenzial des Bodendenkmals Haus Mengede wird hierbei in einen Kulturpark umgesetzt. Die östlich angrenzende Fläche eignet sich als hochwertiger Standort für öffentliche Nutzungen am Stadteingang von der Autobahn. Die Ausformulierung der Zechenbahn zum EmscherRadweg flechtet die angrenzenden Frei- und Naturräume in das EmscherKabel ein und verknüpft sie untereinander. Durch diesen Freiraumverbund
erhält Mengede einen nördlichen Grünring, der über das EmscherKabel den Siedlungsraum mit seinen Naherholungsräumen verbindet. Ein neuer EmscherÜbergang zum Volksgarten, strahlenförmig aus der Ortstruktur entstehend, verbessert zusätzlich dessen Anbindung. Die Retentionsflächen werden adäquat zum Emscherlauf mit linearen Kirschinseln durchzogen, wodurch ihre Zugehörigkeit zum EmscherKabel verdeutlicht wird. Auch sind diese Grünräume über einen umlaufenden Randweg und einzelnen Stichwege an das EmscherWegenetz im Hochwasserfall eingeflochten. Die farbliche Gestaltung der Brücke Siegenstraße reduziert sich auf eine materialkongruente Farbgebung in Eisenglimmer. Die Brücke Waltroper Straße erhält eine neue Wangenkonstruktion als Fachwerkbindersystem, adäquat zu den meisten Metallbrücken der Emscher. Die Bergehalde „Groppenbruch“ wird als herzförmiger Erdkörper ausgebildet und erhält eine rotlaubige Bepflanzung. Der Randbereich zum Rhein-Herne Kanal wird großräumig terrassiert, um die Liege- und Grillbereiche aus zu weiten.


EmscherIdentität

Elemente
Alle Elemente wie Einlaufbauwerke, Pumpwerke, Rohrbrücken, Eisenbrücken und Wirtschaftswegeführungen sollen ihren Charakter, bzw. ihre Lage beibehalten. Dies bedingt, dass diese Elemente baulich nicht verändert werden.

Brücken
Die Rohr- und Verkehrsbrücken erhalten alle einen metallischen Charakter, Eisenglimmer oder Rostfarben, und keinen besonderen farblichen oder baulichen Akzent, um die beiden linearen Kabel, Wasser und Rasendeich, nicht in ihrer visuellen Präsenz zu vermindern.

Wege
Auf der Deichkrone existiert einseitig ein Hauptweg für die überörtliche „schnelle“ Radwegeverbindung. Aber auch die tieferen Emscher nahen Wege auf den Trassen der Wirtschaftswege werden ausgebaut. Hierdurch erhält der Kabelstrang die Qualität der Wassernähe und des Rückzugs von der Haupttrasse. Auch das ästhetische Verschneiden der auf- und absteigenden Wege im Deichprofil wird betont. Die Wege erhalten eine Einstreudecke in grün-beiger Farbgebung.

Wiedererkennbarkeit
Die Ausblendung der Emscher aus dem Stadtbild durch Abpflanzungen und Einzäunungen wird beseitigt. Der geometrische, grüne Deich- oder Böschungskörper soll in bebauten Bereichen wieder sichtbar werden. Die Emscher erhält auf ihrem gesamten Lauf eine lineare Bepflanzung mit Zierkirschen, symbolisch für die Erneuerung, den zweiten Frühling der Emscher. Im Frühjahr feiert das ganze Ruhrgebiet sein Kirschblütenfest an der Emscher. Die Kirschenbänder sind neben den grünen Rasenkörpern der Emscher ihr pflanzlicher Wiedererkennungswert. An den lokalen, regionalen oder überregionalen Einflechtungspunkten werden diese beiden Elemente
in den Außenraum gezogen. Somit markieren die linearen Kirschenbänder und die Rasenkörper - als schiefe Ebenen, herausgeschobene Quadrate oder lange Rasenrampen ausgebildet - die Verknüpfung und den Einstieg zum Emscherkabel. Neben den vereinzelt auftauchenden wassernahen Decks und dem Kabelinformationssystem, bezogen auf die Attraktoren- und Anknüpfungspunkten, werden keine den Emschercharakter schwächenden kosmetischen Elemente hinzugefügt.
Gestaltungskonzept

Gestaltungskonzept

Strategisches Zielkonzept

Strategisches Zielkonzept