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Städtebaulich-Hochbauliches Gutachterverfahren | 09/2010

FLASH II | PETRA III Erweiterung

1. Preis / zur Realisierung ausgewählt

RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die städtbauliche Fragestellung verlangt nach einer übergeordneten Einbindung der drei Experimentierhallen in ein erkennbares und ansprechendes Gebäude-Ensemble. Die FLASH I-Halle ist in Ihrer Gestalt ein Solitär und braucht daher Nachbargebäude, die in ihrer äußeren Erscheinung kompakt, verbindend und zurückhaltend wirken. Eine dritte Ebene für die Büronutzung und Veranstaltungen führt auf der oberen Ebene des PETRA-Walles entlang und fasst die heterogenen Hallenbauten zusammen.
In der perspektivischen Fernwirkung von der Luruper Hauptstrasse und im Schwarzplan wird deutlich, dass der große Maßstab des PETRA-Walls und der angrenzenden, bestehenden PETRA-Experimentierhalle in ein elegantes, aber weitreichendes Gebäude mit horizontaler Silhouette übersetzt- und weitergeführt werden muss.


Freiraumgestaltung
Die Hauptzugangsseite für alle drei Hallen befindet sich im Norden. Vorbei an PETRA III erreicht man eine aufgeweitete Parkplatzzone. Die Vorfläche der Hallen ist großzügig organisiert, so dass LKWs hier problemlos rangieren und andienen können. Die gewählte radiale Platzform ist aus der Gebäudeform und dem tangierenden öffentlichen Fußweg entwickelt.

In der Sichtachse der östlichen Erschließungsstraße fällt der Blick auf die seitliche Fassade der FLASH II-Halle. Um den Nutzerkomfort deutlich zu erhöhen, wurde im Rahmen der Überarbeitung die östliche Freitreppenanlage in die FLASH II-Hülle integriert. Die kurze, interne Verbindung zwischen Büros und Experimentierhalle sowie die neu geschaffene Büro-/Auswertungszone oberhalb der Elektroracks, nimmt sich in der Fassadengestaltung weiter zurück. Lediglich die Anlieferungszone mit Nebeneingang zeichnet sich durch einen dynamischen Schnitt in der leicht gekippten Fassade ab.


Erschließung
Über zwei von Tageslicht durchfluteten Erschließungszonen links und rechts von FLASH I werden die beiden neuen Experimentierhallen erschlossen. Eine transparente Foliendachkonstruktion aus Luftkissen verbindet die drei Baukörper zu einer Nutzungseinheit und ermöglicht dadurch die klimatische Optimierung, sowie die gestalterische Verknüpfung der Gebäude.
Die Erschließung von FLASH I und FLASH II ist über das vorhandene Treppenhaus, den Lift in dem Bestandsgebäude und die neue interne Verbindung organisiert. Im Erdgeschoss öffnet sich die Eingangszone optisch durch eine Verglasung in die Experimentierhalle hinein. Von hier werden die Experimentierstände in der Halle erschlossen.
PETRA III wird über eine kleine Eingangshalle im Norden des Gebäudes erschlossen, die im Rahmen der Überarbeitung weiter optimiert wurde. Über einen Aufzug bzw. ein Treppenhaus sind alle Geschossebenen behindertengerecht miteinander verbunden.
Im Westen des Gebäudes ist eine außen liegende Fluchttreppe angeordnet.

Im Nord-Osten der Halle verbindet eine einläufige Treppe die Büroebene im 1. OG mit dem Foyer des Vortragssaals. Hier, zwischen FLASH I und PETRA III, haben wir einen kleinen Vortragssaal angeordnet, der von dem Foyerangebot des großen Saals partizipieren soll. Dem Verlauf des Strahlenschutzwalles des PETRA-Rings folgend, fasst die dritte Etage, die vornehmlich der Büronutzung dient, die Experimentierhallen zusammen.

Der zentral gelegene Vortragssaal über FLASH I erhält eine neue, großzügige Foyerzone mit einer neu organisierten WC- Lager- und Garderobensituation. Die WC-Anlage liegt weiterhin im seitlichen Bereich der FLASH-Halle. Der Zugang zur neu organisierten WC-Anlage erfolgt direkt aus dem Foyer, das im Rahmen der Überarbeitung weiter flächenmäßig optimiert wurde und Forschungs- und Veranstaltungsbetrieb voneinander getrennt organisiert.

Die Belieferung der Experimentierhallen erfolgt über Schleusen, die in Lage und Abmessungen den Anforderungen der Auslobung entsprechen. Die Anlieferungszone der FLASH II - Halle ist gestalterisch durch die leicht gekippte Fassade, ein Lager und die neue interne Verbindung an der Ostfassade zusammengefasst.
Während die Lkws in der Anlieferung von FLASH II nicht klimatisiert entladen können, ist im Zwischenbauteil von PETRA III und FLASH I eine temperierte Schleusenhalle geplant, in die Sattelschlepper einfahren können. Über die vorgegebene Hubbühne und die angrenzenden Toranlagen können die beiden Experimentierhallen angedient werden.


Fassaden
Das Fassadenthema der horizontalen PETRA III-Halle wurde als Gestaltungsmerkmal grundsätzlich für beide Neubauten übernommen. Das Spiel findet in der unterschiedlichen Detaillierung und Farbigkeit statt. Während die Fassade von PETRA III mit gekanteten, silberfarben eloxierten Metallfassaden und einem Farbspektrum innerhalb einer begrenzten Goldgelb-Farbpalette im Unterschlag arbeitet, bleibt die Fassade von FLASH II in ihrer Plastizität zurückhaltend und glatt. Lediglich im nord-östlichen Eckbereich drückt sich das DESY-Logo reliefartig in die horizontale Blechfassade. Auf der Nordfassade öffnet sich FLASH II mit einem großen, dynamischen Schaufenster zur Luruper Chaussee.

Die silberfarben eloxierten Metallfassaden mit horizontaler Gliederung sorgen für eine zurückhaltende Erscheinung der Experimentierhallen. Durchlaufende Fensterbänder ziehen die heterogenen Baukörper zusammen und lassen sie zu einem Ensemble werden. Unterstützt wird diese horizontale Gestaltung durch die warme Farbgebung der Leibungsbleche der Fensterbänder, die dem Gebäude auch aus der Ferne seine besondere Erscheinung geben.
In der Büro- und Werkstattzone schützt umlaufend ein innen liegender textiler Blendschutz vor Blendung. In der Südfassade kommt ein bündig in die Fassadenkonstruktion integrierter, außen liegender Sonnenschutz zur Ausführung.
Die Element-Fassade ist in die innen- und außen liegenden Fensterbank integriert. Umlaufende Fensterbankkanäle lassen eine möglichst hohe Flexibilität in der Verkabelung zu. Sofern die Gebäude nicht ausschließlich durch die vorgesehene Betonkernaktivierung temperiert werden, sind unterhalb des Fensterbankkanals auch Heizplatten in der Fassadenebene möglich.


Brandschutz
Das Brandschutzkonzept ist überschaubar mit 2 entgegen gesetzten baulichen Rettungswegen und mindestens einem Fluchtweg über die Fassaden gem. HBauO geplant.
Die Foliendachkonstruktion aus einem transparenten Material, dass im Brandfall nicht heiß abtropft und den klimatisierten Zwischenbereich der Hallen dann zum Außenraum macht, ermöglicht die bauliche Verbindung der einzelnen Bauteile, wobei FLASH I und II gemäß Rückfragekolloquium als ein Brandabschnitt bewertet wird.
Die beiden seitlichen Stahlrahmenkonstruktionen der Foliendächer tragen einen Gitterroststeg, der von den Fenstern der Wissenschaftler den Rettungsweg bis hin zur Nordfassade tragen. Dort werden die Flüchtenden mit Stechleitern von der Feuerwehr abgeholt.
Auf dem Vorplatz der Hallen befinden sich Feuerwehrzufahrt und Feuerwehr-Aufstellflächen.


Corporate Design
Mit horizontal gegliederten Blechfassaden, Fensterbändern und linearen Farbakzenten kann mit einfachen Mitteln sanierungsbedürftigen Gebäuden Eleganz und Dynamik verliehen werden. Die verschiedenartigen Bauten auf dem DESY Gelände sollen in Zukunft durch eine klare, ruhige, lineare Gestaltung die präzisen technischen Vorgänge im Inneren wiedergeben. Ein oder mehrere lineare Farbakzente spiegeln sowohl die fantasievollen Forschungsprozesse, als auch die lineare Bewegung der in Bewegung gesetzten Elektronen und Laser wieder. Eingänge zu den Gebäuden müssen klar lesbar sein und bestenfalls in die lineare, fließende Gestaltung eingebunden werden.


Tragwerkskonzept PETRA III Erweiterung

Das Bauwerk PETRA III- Erweiterung besitzt einen trapezförmigen stützenfreien Hallengrundriss der durch die Strahlenschutzwand zum PETRA-Beschleuniger und durch einen Riegel mit Nebenräumen begrenzt wird. Das Gebäude wird als Stahlbetonkonstruktion errichtet, wobei der verstärkte Einsatz von Fertigteilen und Halbfertigteilen vorgesehen wird.

Vorgespannte Stahlbetonfertigteilbinder bilden das Tragwerk im Hauptfeld. Die kurzen Nebenfelder werden separat durch auf die Spannweite optimierte Stahlbetonbalken überspannt. Das Dach ist als Trapezblechdach mit Dämmung und Dichtung vorgesehen.
Die Aussteifung erfolgt durch Querwände zwischen Achse A und B und entlang der Strahlenschutzwand. Die Gründung kann flach erfolgen, wobei eine Trennung der Experimentierhallensohle vom aufgehenden Bauwerk berücksichtigt ist.

Die Fassade ist als nicht tragende Porenbetonfassade (alternativ Blechfassade) geplant.
Durch den geplanten Einsatz von Fertigteilen (Spannbetonbinder, Nebenbinder, Stützen, Wandelemente) wird eine wirtschaftliche und vor allem schnelle und wetterunabhängige Bauweise erreicht, die den Bau während der Wintermonate berücksichtigt.


Tragwerkskonzept FLASH II

Das Bauwerk FLASH II besitzt einen rechteckigen Grundriss und ist als konventionelle Stahlbetonfertigteilhalle geplant.
Sowohl Köcherfundamente, als auch Stützen, Binder und Wandelemente werden als Fertigteile vorgesehen.
Die Sohle kann entkoppelt eingebaut werden.
Die Dachdecke kann sowohl als Trapezblechdach, als auch als Betondach mit Halbfertigteilen und Ortbetonergänzung ausgeführt werden.
Die Büroaufstockung ist als Systembau konzipiert und trägt ihre Lasten über die Außen- und Technikraumwände ab. Die Fassadenbrüstung wird genutzt, um zusammen mit dem Hallenbalken einen Balken zu bilden, die die zusätzlichen Lasten aus dem Bürobereich und der Fassade über die volle Hallenbreite abtragen kann, ohne die Lage der Experimentierboxen einzuschränken.
Die Aussteifung erfolgt über Stahlbetonwandscheiben.
Die Fassade ist als nicht tragende Porenbetonfassade (alternativ Blechfassade) geplant.
Auch hier führt der weitgehende Einsatz von Fertigteilen zu einer wirtschaftlichen, schnellen und wetterunabhängigen Bauweise, die den Bau während der Wintermonate berücksichtigt.


Baukosten
Fassade:
Die Fassade wird kostengünstig als Metallfassade mit Fensterbändern, massiven Brüstungen und Fensterstürzen ausgebildet. In den Fugen zur FLASH I Halle müssen keine Außenwandqualitäten hergestellt werden. Die Fensterflächen zur Belichtung der Hallen sind optimiert klein bemessen.

Gebäudekonzeption:
Beide Hallen werden passgenau im vorgegebenen Volumen erstellt.
Elementierte Fertigteile und Porenbetonwandelemente halten die Kosten niedrig und bieten Speichermasse – das spart Energie bei der Temperierung der Hallen.

Die Büroräume von FLASH II sind im 3. Obergeschoss als kompakte Kombibürozone organisiert. Für die gewünschte Nutzung ist diese Bürotypologie die flexibelste Bauform. Gründungs- und Hüllflächenkosten sind optimiert.
Wie angeregt, ist für die Erschließung von FLASH II kein zusätzlicher Aufzug erforderlich, da die existierende Erschließung von FLASH I mitgenutzt wird.

Die Sanitär- und Lagerflächen für den Veranstaltungsraum werden platzsparend im Bestands-gebäude umgesetzt – es müssen hierfür keine neuen Räumlichkeiten und Installationen ausgeführt werden. Lediglich die Erschließung und Raumaufteilung wird gedreht.

Das Fluchttreppenhaus von PETRA III wird als außen liegende Treppe erstellt.