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Offener Wettbewerb | 10/2010

Deutschland in Indien 2011/2012 - Temporärer, mobiler und multifunktionaler Ausstellungsraum

"best of both worlds" - Innenraum

"best of both worlds" - Innenraum

3. Preis

Preisgeld: 2.000 EUR

one fine day office for architectural design

Architektur

Erläuterungstext

infinite opportunities - grundsätzliche Annahmen
Das Projekt für einen Ausstellungs- und Veranstaltungsraum bietet die große Chance, funktional, atmosphärisch und architektonisch gemeinschaftliche Interessen Indiens und Deutschlands zu visualisieren. Der Pavillon soll damit als Symbol aktueller und zukünftiger indisch-deutscher Partnerschaft nicht nur als real erfahrbares Objekt, sondern auch medial aufbereitet einen „bleibenden Eindruck hinterlassen“. Er muss daher durch eine technologisch avancierte, formal anspruchsvolle und atmosphärisch ansprechende Architektur langfristig überzeugen. Dazu haben wir drei grundlegende Themen definiert:

„eye catcher“
Der Pavillon und seine Zusatzmodule werden als architektonisch
prägnante Struktur in den jeweiligen Stadtraum eingewoben. Dazu formuliert die formale Überhöhung des Pavillons als „Feld“ aus kaminartigen Zeltstrukturen eine prägnante architektonische Geste, die - weithin sichtbar - tradierte Muster der indischen Architektur in eine zeitgenössische high-tech-Struktur übersetzt. Gemäß dem Oberthema „Cityspaces - Stadträume“ ist der Pavillon nicht als Solitär entworfen, sondern bildet im Zusammenhang mit den zusätzlich geforderten Pavillons einen heterogenen Zwischenraum, der durch das Zusammenspiel der Plateaus, Veranden, Patios und Fassaden entsteht und unterschiedliche Bezüge zum umgebenden Stadtraum aufbaut.
Als grundlegendes Organisationsprinzip verwenden wir die Agglomeration (selbst-)ähnlicher Einheiten zu zusammenhängenden räumlichen Strukturen, wie wir sie zum Beispiel auf Märkten oder in der traditionellen indischen Tempelarchitektur finden. Die geforderte Modularität wird nicht nur funktional oder konstruktiv verwendet, sondern auch zum erkennbaren formalen Thema des Pavillons.

Die Kamine formen neben ihrer Funktion als „marker“ in dichten innerstädtischen Situationen aber vor allem auch besondere innenräumliche Konfigurationen. Die formale Umkehrung der Kamine in Patios wiederum zitiert ein weiteres wichtiges Element landestypischer Architektur und trägt wesentlich zur besonderen Lichtstimmung und Belüftung des Innenraum bei. Der eigentliche „eye-catcher“ ist damit der aufsehenerregende Innenraum, der als Hintegrund unterschiedlicher Veranstaltungen immer wieder erlebt und medial transportiert wird.

„common effort“
Die Darstellung deutsch-indischer Zusammenarbeit wird auf allen Ebenen - von der gemeinsamen Konzeptentwicklung über den Entwurf bis zum Aufbau des Pavillons - zum zentralen Thema des Projektes. Unser Titel „the best of both worlds“ veranschaulicht dabei den Anspruch eine sowohl lokal als auch international konzipierte Architektur, deutsches engineering und ortstypische Handwerkstradition zu einem konsistenten Ganzen zu verschmelzen.
Der von uns entworfene Ausstellunsraum besteht daher konzeptionell aus zwei Teilen:
(1) aus einer Plattform aus Bambusdielen, Bambuspylonen und einfachen zylindrischen Volumen, die mit einfachen Mitteln und geliehenem Material jeweils vor Ort errichtet werden. So können (Kunst-)Handwerker vor Ort eingebunden werden, womit das Projekt eine starke lokale Komponente erhält und die intendierte Partnerschaft beider Länder auch baukonstruktiv übersetzt.
(2) aus der Membrankonstruktion (inkl. Stahlverbindungen und Seile), die leicht von Ort zu Ort transportiert werden kann, und in Deutschland produziert werden kann.
Dieses Vorgehen hat auch den großen Vorteil, dass Auf- und Abbau der Pavillons nicht nacheinander erfolgen müssen, sondern parallel gearbeitet werden kann: Mit der Errichtung des Plateaus kann begonnen werden, während die Membran noch an anderem Ort verwendet wird.

„sustainability“
Aufgrund der verschiedenen Klimazonen Indiens muss der Ausstellungsraum an klimatisch sehr verschiedenen Orten und Jahreszeiten installiert werden können. Für ein angemessenes Klimakonzept definieren wir daher drei typische lokale klimatische Szenarien: (1) mäßig warm, (2) heiß und trocken und (3) heiß und feucht. Um diese Szenarien architektonisch übersetzen zu können, haben wir uns für eine unter klimatischen Gesichtspunkten sinnvolle architektonische Raumkonzeption entschieden: die kaminartige Zeltstruktur ermöglicht eine effiziente natürliche Be- und Entlüftung durch thermische Ventilation. Damit kann der konzipierte Veranstaltungsraum unterschiedlichen Witterungsverhältnissen klimatisch so angepasst werden, dass
(1) bei mäßig warmem Klima, wie zum Beispiel in Bangalore, die thermische Ventilation der Kamine ausreicht, um ohne aufwendige technische Installationen und ohne massiven Energieeinsatz ein angenehmes Raumklima zu garantieren.
(2) bei trocken-heißem Klima, wie zum Beispiel in Ahmadabad, Delhi oder Hyderabad, durch „passive evaporative downdraught-cooling“, also das Kühlen mit Verdunstungskälte, die Temperatur im Veranstaltungsraum reguliert werden kann. In diesem Falle wird die Luft an einigen Kaminspitzen befeuchtet, dadurch abgekühlt und sackt dann in den Raum ab von wo sie durch andere Kamine wieder abgesaugt wird.
(3) nur bei feucht-heißen klimatischen Bedingungen eine konventionelle A/C-Anlage installiert werden muss, auch um die Luft zu entfeuchten. Diese Anlage wird bei Bedarf vor Ort geliehen und im Podest des Pavillons installiert. Die dazu benötigte Technik wird in einem zusätzlichen Pavillon-Modul diskret und abgelegen vom Hauptmodul untergebracht. Die hier gekühlte Luft wird durch das Bambuspodest in den Pavillon geführt und hier auf Bodenhöhe eingeblasen. Auf Überkopfhöhe wird die Luft über die dienenden Räume (WC, Küche, Infopunkt) wieder gesammelt und dann in den A/C Technikraum zurückgeführt. Die Kamine können bei Bedarf leicht geöffnet werden, um aufgestaute Hitze zu vermeiden.
Ein von der Tragkonstruktion unabhängiger, 20cm erhöhter Boden schützt vor Bodenfeuchte, beinhaltet notwendige Installationen und verbessert die Ventilation.

credits:
Mitarbeiter: Hans Peter Nünning
Kontaktarchitekt: Vastushilpa Consultants; BV Doshi
Sönke Hoof, Arturo Acosta Falomir, BN Panchal, Rajeev Kathpalia
Tragwerkplanung: Prof. Dr.-Ing. Michael Maas
Klimatechnik: McD Built Environment Research Laboratory Pvt Ltd, Manesh B

Beurteilung durch das Preisgericht

"Der Entwurf hat eine aufregende Skyline und schafft ein gewaltiges Spektakel im urbanen Raum. Die Eingänge von allen drei Seiten ermöglichen eine flexible Verbindung zu dem umgehenden/umliegenden Stadtraum. Eine Reihe von Zusatzräumen, die sowohl von der Lage als auch von der Größe her flexibel um diese Hauptstruktur herum angeordnet werden können, erlaubt eine stärkere und unterschiedliche Beteiligung/Zahl der Aussteller.
Das Innere des klimatisierten, dreieckigen Hauptraums besteht aus ondulierenden Wänden mit mehreren Blickpunkten, die einen großen Raum schaffen. Dieser Eindruck wird mit Dachfenstern in den Türmen verstärkt. Die Beleuchtung des Innenraumes/Hauptraumes von oben wird auch durch die traditionelle indische ‚Jali‘ (Gitterstruktur) aufgebessert. Der Entwurf ist nicht nur von dem traditionellen indischen Subkontinent beeinflusst, sondern macht auch von Baumaterialen wie Bambus, Seilen
etc. Gebrauch. Die Kraft der vertikalen Tragkonstruktionen ist nicht klar dargestellt. Die vertikale Tragkonstruktion der Türme hat nicht genügende Verankerung im Boden, es scheint eine stabile, horizontale Struktur am Fuß der Türme zu fehlen. Der Einbau einer solchen Struktur wird nicht nur die visuelle Qualität des Innenraums beinträchtigen, sondern sich auch negativ auf Kosten und Flexibilität auswirken. Die abgebildete
Konstruktion ist nicht leicht abzubauen und daher ist die Umsetzung des Projekts an sieben verschiedenen Orten aufgrund unterschiedlicher vor Ort herrschender Bedingungen nicht realistisch.
Die Bilderwelt, die die äußeren Türme schaffen, sind eher den Steintürmen Süditaliens oder den Taubentürmen Nordafrikas zuzuordnen, als irgendeiner Bilderwelt Indiens oder Deutschlands.
Die Hauptvoraussetzung eines Ausstellungspavillons ist jedoch der hier gezeigte spektakuläre Gesamteindruck. Damit dieses Projekt umgesetzt werden kann, müssten jedoch einige strukturelle Veränderungen in Absprache mit Designern unternommen werden."
Grundriss

Grundriss

Schnitt

Schnitt

erste Phase

erste Phase