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Nichtoffener Realisierungswettbewerb mit kombiniertem Auswahl- und Losverfahren | 12/2010

Neubau eines Museums im Römerpark Ruffenhofen

3. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

STURM UND WARTZECK GMBH

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Über seine Höhenlage und eine in der Architektursprache eindeutige Haltung in Volumen,
Gebäudestruktur und Materialität trägt der Entwurf ein großzügiges Gebäude vor, das weithin sichtbar als Landzeichen kommunizieren soll und sich in der direkten Erschließung des Geländes als Torbauwerk versteht.
Durch die Setzung parallel zum historischen Limesverlauf bei Weiltingen ergibt sich eine räumliche Ausrichtung auf Park und Kastell. Erschließung und ruhender Verkehr zonieren sich richtigerweise auf die Südseite des Gebäudes,
eine Wegespange quer zum Haus verknüpft Parkplätze über eine „zentrale Eingangshalle“ in das Ausstellungsgebäude und leitet dann weiter in das großzügige Freigelände. Klare Orientierung, ungestörte Blickbeziehungen und die präzise Setzung werden positiv beurteilt.
Der vorgeschlagene Ausdruck des Hauses bezieht sich auf strukturelle Elemente des historischen römischen Walles, Pfostenweg, Limes-Tor, Böschung mit Graben, und möchte eine Torsituation im Verlauf eines Pfostenweges übersetzen. Der Ansatz wird anerkannt, auch wenn hinterfragt werden muss, ob die gewählten Architekturelemente tatsächlich ausschließlich dieser Interpretation zuzuordnen sind.
Das Gebäude ist zu den Parkplätzen geschlossen und öffnet sich zum Parkgelände. Eine einheitliche Fassadenstruktur soll die solitäre Qualität des Hauses stärken. Die aus ästhetischen Überlegungen umlaufende Holzpalisadenfassade ist auf der Südseite vor geschlossener Wandscheibe jedoch funktional redundant.
Tragend erscheint für den Entwurf das auf Fernwirkung konzipierte Zeichen. In der nahräumlichen Erschließung wird das Haus weniger einladend durchgearbeitet; die doppelte Glasfassade der Halle wird ein reales Erfahren des „Hindurchblickens“ nicht möglich machen, der Zutritt erfolgt unzoniert. Die angebotene Eingangshalle, optional im Ganzjahresbetrieb als temperierter Schutzraum unabhängig vom Museum durchgehend geöffnet, gliedert das Programm in dienende Flächen und den Ausstellungsbetrieb. Vor- und Nachteile dieser offensiven Trennung werden vom Nutzer kontrovers diskutiert.
Die Raumfolge ist großzügig proportioniert, angebotene Nutzflächen liegen im oberen Bereich. Die stützenfreie Konstruktion des Hallenbaus ermöglicht eine flexible Grundrisseinteilung entsprechend ausstellungsdidaktischer Anforderungen.
Das Erschließungsprinzip ist klar und bis hin zu notwendigen Rettungswegen durchdacht, jedoch als über die komplette Gebäudelänge addiertes Band ein sehr flächenaufwändiges Prinzip.
Ein Cafe in direkter Zuordnung zu Kassenbereich mit Verwaltungseinheit wird für einen effektiven Betriebsablauf positiv beurteilt. Die Orientierung des Cafes in den Landschaftsraum würde das vorgeschlagene Konzept allerdings stärken. Die Lage der Wechselausstellung im Zugangsbereich kann - da nicht durchgängig bespielt - zu einer Lücke im Museumsrundgang werden, dies erscheint jedoch flexibel umzuorganisieren.
Der Mehrzweckraum am Ende der Raumschiene kann im Sinne der Zonierung unterschiedlicher Besuchergruppen interessante Argumente für den Betrieb anbieten, wirft aber im Hinblick auf die Entfernung zu dienenden Räumen (WC, Büro) auch Fragen zum Betriebsablauf auf. Die vorgeschlagene externe Erschließung - für eine Sondernutzung ein interessantes Angebot - erscheint über den Betriebshof geführt nicht angemessen. Die Anordnung von Werkhof und zugeordneten Wirtschaftsräumen im UG ist in Erschließung und Zonierung richtig angeordnet, in Entfernung zu den Installationszonen des Hauses aber weniger schlüssig.
Die vorgetragenen Raster und Spannweiten sind mit der als Hohlkammerdecke in Fertigteilbauweise vorgeschlagenen Konstruktion wirtschaftlich und in Vorfertigung herzustellen.
Die Anforderungen an einen kompakten Bauablauf erscheinen abgebildet. Die Gebäudekubatur liegt deutlich über dem Durchschnitt und kann entwurfsbedingt schwerlich optimiert werden; die notwendige Unterstellung des Riegel durch ein „Sockelgeschoss“ und damit verbundene Erdarbeiten sind aufwendig und in der Kubatur noch nicht enthalten. Der hohe Glasflächenanteil wird für die Gebäudebewirtschaftung als problematisch erachtet.
Energetisch setzt das Haus auf passive Maßnahmen; Gebäudeorientierung und Fassadenstruktur sollen den sommerlichen Schutz vor Überhitzung sicherstellen, die Verschattung ist allerdings unverständlich dargestellt. Das A/V-Verhältnis (im Rahmen überhöhter Flächen / Kubatur) ist gut.