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Interessenbekundungsverfahren | 12/2010

Campus Bockenheim Depot

1. Preis

happarchitecture. JJH Architektengesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

ZUM REALISIERTEN PROJEKT:
https://www.competitionline.com/de/projekte/61096


Städtebauliche Figur
Das Grundstück am oberen Rand des ehemaligen Frankfurter Universitäts-Campus wird im Norden und Westen von überwiegend gründerzeitlichen Wohnquartieren in Blockstruktur und offener Bauweise begrenzt. Im Süden und Osten liegen Solitärgebäude unterschiedlicher Nutzung. Der Entwurf greift die Blocktypologie der Gründerzeitbebauung auf und folgt dem städtebaulichen Rahmenplan mit einer geschlossenen Baustruktur. Die kompakte Hüllgeometrie des Blocks ist auch eine wesentliche Voraussetzung zur Einhaltung der energetischen und wirtschaftlichen Vorgaben.

Die Gebäude umschliessen einen ruhigen Innenhof mit hoher Aufenthaltsqualität, dessen Niveau in zwei Stufen von ca. 1,6 m und 5 m zum Umfeld angehoben ist und der intensiv begrünt ist. Die Blockstruktur wird an zwei Stellen aufgebrochen, nach Norden durch eine breite Fuge, nach Süden durch einen 5m hohen Durchgang. Die kompakte Figur wird in Anlehnung an die Typologie der Nachbarbebauung in der Sophienstrasse durch plastische Ausbildung der Baukörper und kräftige Vertikaleinschnitte gut ablesbar im Rhythmus von ca. 20 m breiten Parzellen gegliedert. Die 13 Häuser des Blocks sind Variationen eines wiederkehrenden Haustyps (Zweispänner), markante Sondertypen (Dreispänner) betonen die Blockecken. So gelingt die Synthese: innerhalb der geschlossener Blockstruktur ist das einzelne Haus der Masstab.

Geschosshohe Einschnitte auf der Südseite des Blocks dienen der Besonnung des Hofs und einer lebendigen Silhouette über dem niedrigeren Depot. An der Südwest-Ecke des Blocks liegt gut sichtbar unter der turmartig gerundeten Ecke der Eingang zum Markt. Er bildet den Auftakt zu einer Arkade, die nach Osten in die Carlo-Schmid-Passage führt und am Durchgang in den Gartenhof endet. Der Raum zwischen dem Bockenheimer Depot und der Neubebauung wird so städtebaulich aufgewertet. Die Arkade ist ein wichtiges Bindeglied zum Quartiersplatz und der geplanten neuen Musikhochschule. Cafés und Geschäfte laden zum Flanieren und Verweilen ein.

Architektur
Die Architektur der Neubauten folgt dem Gestaltkanon einer städtischen Architektur mit Merkmalen wie sie auch in der Nachbarschaft des Quartiers vorkommen: klassische Dreiteilung des Volumens, klare Lochfassaden, sorgfältig bearbeitete Hauseingänge, gliedernde Lisenen und Gesimse, ruhiger Dachabschluss. Jedes Gebäude wird durch eine zentrale Treppenanlage und Aufzugskern erschlossen. Der Aufzug sichert eine barrierearme Erschliessung aller Geschosse. Mieterkeller / Abstellräume befinden sich in den Untergeschossen. Müllsammelplätze befinden sich an mehreren zentralen Punkten im Quartier.

Für die Gebäude wird ein im Inneren wie im Äußeren durchgängiges Farb- und Materialkonzept erstellt, das Gesamtwirkung und Detailfarbwerte bestimmt. Das Erscheinungsbild der Baukörper wird geprägt durch die gediegene Qualität weniger, aber hochwertiger Materialien. Die Farbgebung im Äußeren ist zurückhaltend. Die helle Putzfassade kontrastiert mit Holzfenstern mit hellem Farbanstrich und dem Klinkersockel.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit greift die Blocktypologie der Gründerzeitbebauung auf und folgt dem städtebaulichen Rahmenplan mit einer weitgehend geschlossenen Baustruktur sowie einer kleinen Massenergänzung im Norden in Richtung Innenhof. Die Gebäude umschließen einen ruhigen Innenhof dessen Niveau in zwei Stufen zur umgrenzenden Bebauung hin angehoben ist und der begrünt wird. Die Blockstruktur wird an zwei Stellen aufgebrochen, im Norden durch eine breite Fuge und im Süden durch einen Sm hohen Durchgang. Die Baumassen werden in einem gut ablesbaren Rhythmus von ca. 20m breiten Parzellen gegliedert - es entstehen im wesentlichen 2-Spänner und in den Ecken 3 und (einmalig) 4-Spänner. Geschosshohe Einschnitte auf der Südseite des Blocks dienen der Besonnung des Innenhofs und einer differenzierten Silhouette über dem deutlich niedrigeren Depot.
Unter der turmartig gerundeten Ecke befinden sich der Eingang zum Markt und auch der öffentliche Zugang zur Tiefgarage. Dieser bildet den "Auftakt zu einer Arkade", die nach Osten hin führt und am Durchgang zum Innenhof endet. Diese Arkaden werten den Raum zwischen dem Depot und der Neubebauung auf und dienen als Bindeglied zwischen Carlo-Schmid-Platz und dem neuen Quartiersplatz. Die Zu- und Abfahrt der Tiefgarage sind getrennt (Zufahrt Gräfstraße, Ausfahrt Sophienstraße), die Andienung des Supermarkts ist nördlich der Zufahrt eingehaust untergebracht. Die Tiefgarage selber ist auf 2 Ebenen im Split-Ievel-System geplant und stellt die geforderte Stellplatzanzahl dar.

Die Architektur wird bestimmt durch eine klassische Dreiteilung der Fassade in Sockel, Schaft und Kapitell. Die Materialität ist im Sockelbereich ein dem Depot angelehnter Klinker, darüber befinden sich Putzfassaden in unterschiedlich hellen Farbgebungen. Diese kontrastiert mit den vorgesehenen Holzfenstern. Die feine Gliederung unterstützen darüber hinaus vertikale Lisenen im Putz und die Betonung des zurückspringenden Dachgeschosses über horizontale Bänder. Die entwerfenden Architekten schlagen eine Schottenbauweise vor, die die notwendigen Deckenhöhen auf ca. 22cm minimiert.

Positiv fällt bei dieser Arbeit insbesondere die klare Gliederung der Gebäudemasse auf, die sich auch in einer differenzierten Staffelung der Höhenentwicklung sowie in den Rücksprüngen der oberen zwei Geschosse ablesen lässt. Auch die getrennte Ein- und Zufahrt der Tiefgarage und die eingehauste Andienung erscheinen der Jury als passende Antwort auf die verkehrliche Situation einerseits und dem Wunsch nach Privatheit und Ruhe in den Mieterbereichen andererseits. Die Jury lobt ausdrücklich den Vorschlag der Arkadenausbildung zum Depot und wertet diesen Ansatz als städtebaulich wertvolle Ergänzung zum Rahmenplan. Die differenzierte Gestaltung der Wohnungen zum Innenhof mit unterschiedlichen Freisitzen wird ebenfalls positiv hervorgehoben.
Kritisch werden von der Jury das Nichteinhalten der Grundstücksteilung zwischen Miete und Eigentum sowie die zu kleinen Freisitze (mangelhafte Größe und Tiefe), die zusätzlich zu einer nicht ganz optimalen Ausnutzungskennziffer von unter 80% führen, gesehen. Auch die Rotunde auf der Ecke und der Eingangsbereich des Marktes erscheinen zu eng und zu klein, um der großen städtischen Geste der Architektur im gesamten gerecht zu werden. Diese Punkte sind nach Einschätzung der Jury aber in der Überarbeitung und in der Kombination mit der zweitplatzierten Arbeit optimierbar und stellen die Erstplatzierung nicht in Frage. Die klare Gliederung der Fassade und der Baumasse ermöglicht darüber hinaus die leichte Einbindung und Integration weiterer Architekten, da eine klare Unterteilung der Bauteile ablesbar und architektonisch gekonnt umgesetzt wird.
LAGEPLAN

LAGEPLAN

STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG

STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG

PASSIVHAUSTECHNIK

PASSIVHAUSTECHNIK

ERDGESCHOSS

ERDGESCHOSS

GARTENGESCHOSS

GARTENGESCHOSS

REGELGESCHOSS

REGELGESCHOSS

DACHGESCHOSS

DACHGESCHOSS