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Einladungswettbewerb | 01/2011

Weinkompetenzzentrum Brackenheim

3. Preis

Preisgeld: 2.200 EUR

BAYER & STROBEL ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Parzellierung und Trauflinien
Die Neubebauung am Albertsplatz soll den Charakter des Quartiers weiterentwickeln und sich in den Maßstab des städtebaulichen Gefüges einpassen. Besondere Bedeutung kommt dabei auch dem respektvollen Umgang mit dem denkmalgeschützten Gebäude am Albertsplatz 3 zu.
Die neuen Gebäude orientieren sich daher an der vorhandenen eher kleinteiligen Parzellierung und sind in ihrer Traufhöhe beschränkt. Auch verspringen die Trauflinien gegeneinander. Die Dächer sind mit ortstypischen Elementen wie geneigten Dächern und Gauben gegliedert und die Ecksituationen zur Kuhgasse und am Zinkenwehr städtebaulich betont.
In den Fassaden werden ebenso Bezüge zu tradierten Typologien hergestellt. Die Sockelzonen werden steinern, die Fassadenflächen als Lochfassade mit gleichmäßig gesetzten Fensteröffnungen ausgeführt. Dies entspricht auch der Nutzung: Einzelhandel im EG und Wohnen in den Obergeschossen.

Kuhgasse und Bio-Markt
Der Zugang zum geplanten Bio-Markt im Rücken der Neubebauung soll von der Kuhgasse aus erfolgen. Die stadträumlich reizvolle Kuhgasse wird so nicht zur reinen Andienungszone abgewertet, sondern zusätzlich belebt. Zum Albertsplatz hin teilt der Bio-Markt sich durch ein großes Schaufenster mit, wo eine (gastronomische) Nebennutzung des Bio-Markts angeordnet werden soll.
Ein weiterer Zugang zu den Verkaufsflächen am Albertsplatz 4 erscheint denkbar. Es wäre somit beispielsweise auch möglich dort zwei verschiedene Geschäfte anzusiedeln.

Offenes Wohnen und Loggia
In den Obergeschossen entstehen attraktive zeitgemäße Wohnungen. Erschlossen werden Sie in der Tiefe der Gebäude mittels innenliegender Treppenräume, welche von oben belichtet werden.
Die Zwei-Zimmerwohnungen zeichnen sich durch einen offenen, modernen Grundriss aus und sind somit insbesondere für Singles oder junge Paare geeignet. Die Drei-und Vierzimmerwohnungen sind eher klassisch für Familien geschnitten.
Allen Wohnungen ist ein privater Aussenbereich zugeordnet: der Gartenhof im 1. Obergeschoss bzw. Loggien oder Dachterrassen in den weiteren Geschossen.
Komplettiert wird der Wohnungsmix durch räumlich spannende Maisonettewohnungen. Dies sind die einzigen Wohnungen, welche nicht barrierefrei erschlossen sind.

Putzfassade und Kastenfenster
Auch in ihrer Materialität weisen die Häuser Bezüge zu regionalen Typologien auf. Diese werden allerdings interpretiert und in einer zeitgenössischen Art und Weise umgesetzt.
Im Kontrast zu den scharf geschnittenen Kanten des Betonwerkstein-Sockels und der Fensterrahmen werden die Mauerwerksflächen mit einem grob strukturierten Putz versehen.
Die Fenster sitzen entweder in der Tiefe der Leibung (dreifachverglast/Passivhausstandard) oder (als Kastenfenster) fassadenbündig - wie dies auch bei zahlreichen alten Coburger Häusern der Fall ist.
Die geneigten Dachflächen werden mit einer klassischen naturroten Biberschwanzeindeckung ausgeführt und mittels Aluminium-Abdeckungen präzise gefasst.

Die verwendeten Materialien stellen zum einen eine wirtschaftliche Konstruktionsweise dar, stehen zum anderen aber auch für Wertigkeit und Dauerhaftigkeit.

Insgesamt entsteht in Verbindung mit dem denkmalgeschützten Bestand ein Ensemble, welches einerseits dem Ort angemessen erscheint und sich in den wertvollen städtebaulichen Kontext einfügt, andererseits aber eine zeitgemäße Antwort auf die Bauaufgabe darstellt, welche so nur in Coburg denkbar ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch seine klare, reduzierte Sprache in Form zweier städtebaulich einfühlsam platzierter Baukörper, die zusammen mit dem Renessaus Schloß ein Ensemble bilden ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Der Baukörper im Schlossgraben reagiert in Höhenentwicklungen und gewählter zurückhaltender Form auf den besonderen Ort macht ihn weiterhin erlebbar. Der zwischen den beiden neuen Baukörpern entstandener Raum inszeniert den Weg zum Schloß, wird durch gastronomische Nutzung belebt und schafft eine wichtige Verknüpfung zur Obertorstrasse. Aus gastronomischer Sicht sind die einfachen Erschließungswege positiv zu bewerten. Die publikumswirksamen Bereiche sind gut wahrnehmbar. Allerdings stellt die Trennung in zwei Bereiche ein Kompromiss dar, der neben zum Teil langer Wege unter wirtschaftlicher Gesichtspunkten bewertet werden muss.
Neben der schlechten Einsehbarkeit der Vinothek müsste eine Überarbeitung der Raumanordnungen dazu führen die Präsenz und Öffnung zur Obertorstrasse zu stärken. Neben der guten städtebaulichen und baukörperlichen Antwort dieses Entwurfes mit dem adäquaten Maß an selbstverständlicher Unterordnung und gleichzeitiger Eigenständigkeit. Sollte eine Modifizierung der Baukörper mit stärkerer Öffnung zum Stadtraum und selbstbewußteren Einsatz des Sandsteins die Bedeutung und gestalterische Präsenz des Weinkompetenzzentrums an diesem Ort herforheben.