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Einladungswettbewerb | 01/2011

Fassadenwettbewerb für neues Hotel- und Geschäftshaus in der Grimmaischen Straße in Leipzig

2. Preis

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Die Grimmaische Straße ist eine der ältesten und historisch bedeutendsten der Leipziger Innenstadt. Das Eckgebäude Ritterstraße ist überdies das Entree zum Nikolaikirchhof.
Die Gestaltung der Fassade berücksichtigt zum einen den historischen Kontext in der Grimmaischen Straße, den sogenannten „Königsbau“, und in der Ritterstraße das historische „Geschwister-Scholl-Haus“, Gebäude Nr. 8.
Auf der anderen Seite trägt der Entwurf der Neugestaltung der Grimmaischen Straße vom Augustusplatz beginnend Rechnung.
1. Proportionen
Die Gliederung der Fassade orientiert sich an der klassischen Dreiteilung in Sockel, Mittelteil und Dach. Der Sockel bekommt aufgrund der exponierten Lage in einer der bundesweit höchstfrequentierten innerstädtischen Flaniermeile eine hohe Wertigkeit. Im Erdgeschoss vermitteln großzügige Verglasungen von innen nach außen. Die Arkade zur Grimmaischen Straße ist sensibel gestaltet. Die Stützen erhalten zur Innenseite Vitrinenkörper in der Flucht der Arkadenstützen des Königsbaus. Diese Vitrinen werten den Bereich der Arkaden durch ihre Materialität und die integrierte Beleuchtung auf. Zur Ritterstraße sind ebenso großzügige Verglasungen vorgesehen, welche in ihrer Anordnung den Zugang zur Theaterpassage inszenieren und die historische Bedeutung dieser innerstädtischen Verbindung zur Oper herausarbeiten.
Das 1. Obergeschoss nimmt das typische Erkerelement des Königsbaus auf und übersetzt es in eine zeitgemäße Gestaltung. Die großflächigen Verglasungen lassen die dahinterliegenden Gewerbenutzungen lebendig in den Straßenraum wirken. Das Erkerelement über der Theaterpassage setzt nochmals ein deutliches Zeichen für die Verbindung zur Oper.
Der Mittelbereich antwortet mit einem modernen stehenden Fenster auf die dahinterliegende Hotelnutzung. Die Fenster sind hochwertig detailliert, die seitlichen Rahmen sind verdeckt und gleichen somit sensibel das Verhältnis von geschlossenen und offenen Flächen aus.
Der Dachbereich des Gebäudes folgt einer Komposition aus Rücksprüngen. Die leicht gestalteten Profilierungen der Außenwandflächen arbeiten das Eckthema des Hauses heraus und vermitteln auf der anderen Seite zum baulichen Kontext. Im Dachbereich folgt die Detaillierung der Fenster dem Thema eines aufgesetzten Elementes – eine Interpretation der historischen Gauben der Nachbargebäude.
2. Anbindung an den Bestand
Das neue Gebäude schließt nahtlos an die Bestandsgebäude an, ganz im Selbstverständnis einer dichtbebauten Innenstadt. Vom Königsbau werden die Trauflinien und die Linie der oberen Balustrade durch die Profilierung der Außenwandflächen aufgenommen. Die Ausbildung eines oberen Dachabschlusses vermittelt zum Satteldach des Königsbaus.
In der Ritterstraße vermittelt die Profilierung der Fassade ebenso zum Nachbargebäude – die mittlere Linie des Mansarddaches und die Firstlinie des „Geschwister-Scholl-Hauses“ finden sich im Neubau wieder.
3. Materialität
Im Sockelbereich bestimmen gewaschene vorgehängte Betonfertigteile das Aussehen des Hauses. Die Verglasungen, Erker und Vitrinen sind in einer bronzefarbenen pulverbeschichtete Aluminiumkonstruktion ausgeführt, alternativ in Baubronze.
Der Mittelteil und der Dachbereich sind mit einem geschliffenen Putzsystem ausgebildet, die Fenster hier als Holzkonstruktion verweisen auf die zweite Nutzung des Hauses – das Wohnen, alternativ können die Fenster auch als Aluminiumkonstruktion ausgeführt werden.
Die sehr wirtschaftlich bemessenen Hotelzimmer werden mit einem großzügigen Fensterelement aufgewertet. Die geringe Brüstung ermöglicht eine optimale Belichtung und spannende Blickbeziehungen in den Stadtraum. Die außenliegende Absturzsicherung ist als transparente Glasbrüstung vorgesehen – Blicke aus den Zimmern können ungehindert schweifen.
Die helle Farbigkeit der Wandflächen kontrastiert mit den eleganten, dunklen Fassaden- und Fensterkonstruktionen. Ein Lichtkonzept – hängende Leuchten in den Arkaden und die hinterleuchteten Vitrinen – rundet die hochwertige Gestaltung ab und schafft die angemessene Exklusivität für hochwertige Gewerbenutzungen im Erdgeschoss.
4. Funktionalität/Instandhaltung/Reinigung
Alle Innenwände werden direkt an die Außenwand angeschlossen, so dass insbesondere im Hotelbereich die hohen Schallschutzanforderungen erfüllt werden können. Ab dem 2. Obergeschoss sind alle Glasflächen leicht von innen zu reinigen.
Die Kombination von hochwertigen Betonfertigteilen im Sockelbereich und einem Wärmedämmverbundsystem in den restlichen Geschossen erzeugt die hohe Gebrauchstauglichkeit bei gleichzeitiger Einhaltung der vorgegebenen Kosten ab Außenkante Rohbau von 450 €/m2, netto.
Die Be- und Entlüftung erfolgt in den Hotelzimmern komplett natürlich. Die notwendigen Nachstromöffnungen sind verdeckt in den Rahmen integriert. Alle Gewerbeflächen werden mechanische be- und entlüftet, evtl. notwendige Entrauchungsöffnungen können in der weiteren Detaillierung in die Fassadenkonstruktion integriert werden.
Der Glasanteil über die gesamte Fassadenfläche liegt unterhalb der vorgesehenen 60%, so dass das energetische Konzept des Gebäudes ohne Abstriche realisiert werden kann.