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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2011

Umweltbundesamt - Herrichtung und Umbau Dienstgebäude Bismarckplatz Berlin

Anerkennung

Staab Architekten

Architektur

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeiter:
Maja van der Laan
Sandra Ballerstedt
Burkhard Paetow
Matthias Grobe (Visualisierungen)

Netzwerk
Eigenart und Ökonomie der Erschließung ist augenfällig bestimmend für den Freiraum des Umweltbundesamtes. Die Figur des Innenhofs basiert auf der Projektion aller Wegebeziehungen zwischen den Gebäudezugängen. Dabei bildet der sich ergebende Grundriss eine netzartige Struktur ab. Es verbildlicht das Beziehungsgeflecht zwischen den Abteilungen des Amtes wie auch zwischen den Themensegmenten seiner Aufgabenfelder.
Innenhof
Der Innenhof wird als grüner Wandelhof interpretiert. Die Aufenthaltsqualität und die Erschließung für Fußgänger stehen im Vordergrund. Aus der Pflasterdecke schälen sich 10 grüne Inseln, die sich zu einer leicht erhöhten Gartenebene zusammensetzen. Als Einschnürungen liegen dazwischen die linearen Wegeachsen. Die entstehende Struktur erschließt sich einerseits sofort und ist im Hinblick auf die interne Erschließung nicht effizienter zu denken. Andererseits birgt sie eine gewisse Komplexität mit vielfältigen räumlichen Situationen.

Zwischen Eingangsportal am Bismarckplatz und dem Haupteingang wird eine mittige Erschließung eingespannt. Der Hof wird damit programmatisch grundsätzlich neu interpretiert: Anstelle der historischen Vor-Fahrt tritt der zentrale Zu-Gang. Gebäude und Freiraum werden als Einheit erfahrbar. Mit der gleichen Intention wird der Vorplatz mit zurückhaltenden Eingriffen zum Bismarckplatz hin geöffnet.

Wirtschaftshof
In Anknüpfung an die Bestandssituation wird der Wirtschaftshof als Erschließungsbogen zwischen Carl-Theyß-Straße und Schinkelstraße angelegt. Zur Königsallee hin werden die Stellplätze für PKW und Fahrräder angedockt. Die erforderliche Erhöhung der Stellplatzzahl (85 Stück) erfolgt unter weitgehender Schonung des Baumbestandes durch einen Ausbau der bestehenden Parkfelder und der Einbeziehung der Bau- und Vorflächen des Garagengebäudes sowie durch die Neuanlage eines Parkfeldes im Norden. An der Erschließungsspange werden Längsstellplätze angeordnet. An den beiden beschrankten Zufahrtsbereichen werden überdachte Bikeports mit je 80 Stellplätzen angeboten. Der prominente Auftritt der Ports steht für die Bedeutung die dem Fahrrad als Verkehrsmittel der Mitarbeiter zukommt.

Erschließung und Funktionen
Die vorgeschlagene Struktur zielt auf einen verkehrsarmen und „entschleunigten“ Innenhof. Er dient vorrangig der fußläufigen Erschließung und als Aufenthaltsraum. Im nördlich des Haupteingangs entstehen Außensitzplätze für das Cafe.
An den Hofsäumen werden vor den Eingängen dezentral Fahrradstellplätze für Besucher angeordnet. Lediglich 4 Behindertenstellplätze werden am Haupteingang angeboten. Für die Feuerwehr wird eine Aufstellfläche in Schotterrasen vor Bauteil C am bestehenden Hydranten freigehalten. Die grünen Inseln sind am Hofrand überfahrbar ausgebildet.
Das Abstellen der Fahrzeuge, also aller PKW und der Fahrräder der Mitarbeiter erfolgt auf dem Wirtschaftshof. 3 Stellplätze für PKW sowie 2 Behindertenstellplätze sind dabei überdacht. Die Anlieferung erfolgt grundsätzlich über die Köpfe der Bauteile B und C, Lieferfahrzeuge können längs der Erschließung zur Entladung abgestellt werden. Die Küche verfügt über einen direkten Zugang zum Wirtschaftshof und damit auch zur zentral angeordneten Müllsammelstation an der Erschließungsspange.

Material und Detail
Für die befestigten Bereiche von Vorplatz und Innenhof wird eine durchgängige Pflasterdecke aus Kleinsteinpflaster vorgeschlagen. Das Bestandsmaterial wird in die Neulieferungen eingemischt und sich noch einige Zeit von diesen unterscheiden. Die Hofpflasterung wird höhengleich und damit barrierefrei an die Eingangsbereiche angebunden. Die Garteninseln erhalten breite Einfassungen aus Travertin. Mit Abfallen der Pflasterflächen zur Mittelachse hin arbeiten sich die Einfassungen von 5 auf 45 cm heraus und können (mit Sitzkissen) als Sitzgelegenheiten genutzt werden. In der zentralen Wegespange liegt ein dreigeteilter Wassertisch der mit Schilf- und Irispflanzungen eine vegetative Ebene erhält. Diese etwas strengere Reminiszenz an das verlorene Biotop wird mit überschüssigem Regenwasser betrieben.
Die Fahrflächen des Wirtschaftshofs werden mit Bio-Asphalt auf Rapsöl-Basis hergestellt. Die Stellplatzflächen werden wiederum teildurchlässig mit Kleinsteinpflaster mit Rasenfugen hergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit führt das bestehende Gebäude des UBA auf seine ursprüngliche Kubatur zurück und plant Ergänzungsbauten ausschließlich im Bereich des Westflügels, die allerdings sehr dominant. Die westlichen Anbauten ergänzen die bestehende Einbunderschließung sinnvoll zu einer Dreibundanlage, die in den Obergeschossen konzentriert die Laboreinheiten aufnehmen.
Im Erdgeschoss des Westflügels werden alle öffentlichen Bereiche konzentriert, die sich durch vorgelagerte eingeschossige Glaskörper (Kantine, Bibliothek) zum Innenhof öffnen und die erwünschte Offenheit des UBA herstellen, deren architektonischer Ausdruck aber hinterfragt wird.
Der Mittelrisalit des Westflügels wird als öffentlicher Haupteingang definiert, betont durch die linearen mittigen Wegachsen des grünen Innenhofs, der verkehrsarm der fußläufigen Erschließung dient. Die innere Erschließung erfolgt horizontal und vertikal nur über den Ostflügel.
In den Bürotrakten des Altbaus sind nur minimale Eingriffe geplant. An geeigneten Stellen werden Aufweitungen vorgesehen, die der Kommunikation dienen sollen. Festverglasungen in der historischen Außenfassade betonen diese Bereiche, fügen sich aber in das Ensemble kaum ein.

Die Gestaltung des Innenhofs erscheint etwas formal, berücksichtigt in der Struktur jedoch die verschiedenen Eingangsbereiche. Durch die Konzentration der Stellplätze und "bikeports" im Bereich des Wirtschaftshofs wird der Baumbestand geschont. Die Gartenebene und die Wassertische sind nicht angemessen und lassen einen hohen pflegerischen Aufwand erwarten.

Funktionalität und flexible Nutzbarkeit der Bürogeschosse sind eingeschränkt, unter anderem durch die Erschließungswege.
Die Umsetzung des Raumprogramms ist effizient gelöst, die Kostenobergrenze ist eingehalten.
Der Entwurf ist in energetischer Hinsicht sehr gut durchgearbeitet und lässt die Erfüllung der energetischen Anforderungen erwarten.
Die Bewertung nach BNB liegt im oberen Bereich.
Insgesamt stellt die Arbeit einen Lösungsvorschlag dar, der den Anforderungen und Vorgaben des UBA in weiten Teilen gerecht werden kann.