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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2011

Neubau für das Finanzamt Biberach

3. Preis

Drei Architekten

Architektur

Erläuterungstext


Städtebauliche Integration

Folgende Ziele standen bei der städtebaulichen Anordnung im Vordergrund:
- Der Neubau wird als freistehender Solitär mit einer klaren Kontur im ehemaligen Zwingergraben vorgeschlagen.
- Der dreigeschossige Baukörper nimmt exakt die Höhe der benachbarten Glaskuben auf und folgt in der Lage der ehemaligen Stadtmauer.
- Der Eingriff in den Bestandsbau durch eine Brücke im 1. OG wird auf ein Minimum reduziert.
Die geforderten 41 Parkplätze können weiterhin über die Bahnhofstrasse sowie den alten Postplatz angefahren werden. Die Zufahrt vom Bismarckring entfällt.
Der historische Klostergarten soll in seiner ursprünglichen Anlage als Barockgarten wiederhergestellt werden.


Erschließung und Nutzungsverteilung

Der kompakte Baukörper bietet gute Belichtungsverhältnisse und Ausblicke für die Kombi- und Einzelbüros bei einem Minimum an Fassadenabwicklung.
Gleichzeitig ergibt sich im Innenraum die Möglichkeit, nicht nur alle geforderten Binnenflächen unterzubringen, sondern diese und die angrenzenden Flure über zwei- bis dreigeschossige Lufträume gut mit Tageslicht zu versorgen.
Wie gefordert, befindet sich unmittelbar am Haupteingang der Publikumsbereich des ZIA mit seinen Besprechungs- räumen. Über eine Zugangskontrolle gelangt man in eine dreigeschossige Halle, die über Oberlichter auch die Kombiinnenbereiche der Obergeschosse natürlich belichtet. Von hier aus führen einläufige Treppen in die Obergeschosse. In Eingangsnähe befindet sich auch das Haupttreppenhaus mit Aufzügen, das über den Steg im 1. Obergeschoss mit dem Altbau verbunden ist. Hier ist auch der Nachtzugang, bzw. der Zugang für externe Besucher der Sitzungs- und Schulungsbereiche im 2. Obergeschoss vorgesehen.
Im Erdgeschoss liegt die Grundstücksverwertungsstelle mit den direkt zugeordneten Aktenräumen und das VBZ 82.
Das 1. Obergeschoss ist ausschließlich mit Büroflächen und den zugehörigen Kombiinnenbereichen für die Präsenz- akten belegt. Bei der Anordnung der Veranlagungsbezirke wurde Wert darauf gelegt, dass sie jeweils vollständig auf einer Ebene untergebracht sind. Die zugehörigen Büros der Sachgebietsleiter sind gut auffindbar in den Gebäudeecken angeordnet.
Die Meetingpoints der unterschiedlichen VBZ´s sind ebenso wie die Arbeitsplätze der Auszubildenden und die Rollregalflächen jeweils auf kurzem Wege erreichbar.
Im 1. Obergeschoss ist auch die barrierefreie Verbindung zum Altbau. Der hier entfallene Büroraum wird im Neubau nachgewiesen.
Im 2. Obergeschoss sind neben den Schulungs- und Sitzungsräumen mit eigener Erschließung und schönem Ausblick auf die Altstadt und den Torturm die vollständigen Veranlagungsbezirke 51/52 und 41/42 mit den hier geforderten EDV-Räumen untergebracht. Das Untergeschoss sitzt exakt unter den darüber liegenden Geschossen und nimmt alle Technik-, Lager- und Archiv- räume auf. Die Hausmeisterwerkstatt und der Umkleidebereich erhalten Tageslicht.
Trotz der großen Innenzonen sind alle Geschosse jeweils in zwei Brandabschnitte (bei Bedarf auch in vier) mit je zwei baulichen Fluchtwegen aufgeteilt.


Konstruktion und Materialwahl

Die Fassade, die Einzelstützen und die Flachdecken sind in Stahlbeton geplant. Außer den aussteifenden Treppenhaus- und WC-Wänden in Beton sind alle Kombi- und Bürotrennwände als Leichtkonstruktion mit Holzverkleidung geplant, so dass zukünftige Veränderungen der Raumgrößen problemlos möglich sind. Die Kombibüros sind zum Flur hin verglast.
Das äußere Erscheinungsbild der tragenden Fassade ist vor allem geprägt durch raumhohe stehende Fensterformate im Wechsel mit vorgehängten durchgefärbten Betonfertigteilen. Die geschlossenen Fassadenflächen sind als hinterlüftete Vormauerschalen geplant, die in einem warmen Beigeton zum Altbau passend geschlämmt werden.
Entlang der Treppenhäuser sind große vertikale Schächte vorgesehen. Die Unterverteilung erfolgt in den abgehängten Decken in den Flurbereichen bzw. in den Kombi- und Bürozonen wegen der hohen Elektroinstallation in Doppelböden.
Um die vorgeschlagene Bauteilaktivierung, bzw. eine sommerliche Nachtauskühlung nutzen zu können, werden in den Bürobereichen die Betondecken nicht verkleidet. Um den Schallschutz, bzw. das notwendige Schalldämmmaß zu erreichen, wird an perforierte Holzakustikwände gedacht.
Die stehenden Fensterelemente erlauben einen ungestörten Ausblick und bringen wegen ihrer Höhe viel Tageslicht und wegen der tiefen Leibungen wenig Wärmeeintrag in den Innenraum. Die Lüftungsmöglichkeit über vertikale Öffnungsflügel ist schallgedämmt.
Das Dach ist extensiv begrünt oder bei Bedarf mit Photovoltaikanlagen nachrüstbar.


Freianlagen

Die Freianlagen um das Finanzamt Biberach unterscheiden drei Bereiche: den alten Klostergarten, die Hofflächen zwischen ehemaliger Stadtmauer und den Gebäuden sowie die Grünanlage außerhalb des historischen Kerns.
Im Bereich des alten Klostergartens wird die Rekonstruktion der ursprünglichen Linienführung im Garten vorgeschlagen, um den historischen Gebäuden wieder ihr angestammtes Vorfeld zu gewähren.
Die Bestandsgebäude stehen auf einem durchgehenden, steinernen Boden. Parkplätze und Fahrbahnbegrenzungen werden durch Pflasterstreifen markiert.
Das neue Haus in der Grünanlage um den historischen Kern steht dreiseitig im Rasen. Es bindet lediglich mit der Eingangsseite an die Bahnhofstraße an. Der gusseiserne Zaun entlang des Bismarckrings fasst den Garten um das Haus und verbleibt als Reminiszenz an die Gründerzeit mit den Villen im Grüngürtel um die Stadt.
Der Verlauf der alten Stadtmauer wird durch eine Intarsie aus gebrochenen Natursteinen im Boden nachgezeichnet und dient hier als symbolische Trennlinie zwischen Alt und Neu.


Energiekonzept

Kompakter Baukörper mit hoher Wärmedämmung Halle zur natürlichen Belichtung der Kombiinnenzonen Grundwasserwärmepumpe und Bauteilaktivierung
Sommer:Nachtauskühlung
Winter: Wärmerückgewinnung der erwärmten Abluft in der Halle
Für den Neubau des Finanzamtes wird ein möglichst kompaktes Gebäude mit einem guten A/V-Wert und guter Außendämmung vorgeschlagen, um die Transmissionswärmeverluste zu minimieren.
Die Grundversorgung für die Heizung des Gebäudes wird über eine Grundwasserwärmepumpe erreicht in Zusammenhang mit einer Bauteilaktivierung der Betondecken, die im Sommer auch zur Kühlung herangezogen werden kann. Als Kältequelle dient hierzu das vorhandene Grundwasser. In den Einzelräumen und den Kombibüros sind für die individuelle Regelbarkeit noch kleine stationäre Heizkörper erforderlich. Der Eingangsbereich und die Verkehrsflächen des ZIA´s wird über eine Fußbodenheizung versorgt.
Da keine kontrollierte Lüftung erwünscht ist, wird zur Kühlung des Gebäudes eine Nachtauskühlung vorgeschlagen. Hierbei wird kühle Außenluft durch Unterdruck über Klappensteuerung in der Fassade und den Kombibürobereichen in die Halle gezogen. In der Heizperiode kann über einen Wärmetauscher die warme Abluft aus der Halle in den Heizkreislauf zurückgeführt werden. Der Vortragsbereich bekommt bei Bedarf eine eigene Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und akustisch wirksamer Heiz-/ Kühldecke.
Über einen schallgedämmten Zwischenbereich in der Fassadenkonstruktion kann durch die schmalen Lüftungsklappen Frischluft in die Kombibüros gelangen, bei gleichzeitig hohem Schalldämmwert gegen die Emissionen der umgebenden Straßen.
Bei guter Belichtung aller Kombi- und Einzelbüros wird der Verglasungsanteil der Dreifachverglasung der Fenster prozentual im Vergleich zur geschlossenen Außenwandfläche relativ niedrig gehalten. Zusätzlich bewirken die tiefen Leibungen eine gute bauliche Verschattung. Alle Fensterflächen erhalten außerdem außenliegende, schienengeführte Aluminium-Jalousetten.
Die zentralen Hallenbereiche über alle Geschosse werden nicht nur für die Lüftung genutzt, sondern dienen vor allem der natürlichen Belichtung aller Kombibinnenzonen.
Die WC-Anlagen werden mit Regenwasser aus Zisternen versorgt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach ist optional.