modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2011

Universität Hamburg: Neuordnung, Erweiterung, Neubau und Sanierung am Campus Bundesstraße

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner / Visualisierung: Gärtner & Christ

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner / Visualisierung: Gärtner & Christ

3. Preis / Städtebau

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau

Konzept
Der Campus Bundesstraße repräsentiert eine innerstädtische, weltoffene und moderne Universität, ein lebendiges und vitales Stadtviertel, offen einseh- und erlebbar für alle seine Studenten, Besucher und Bewohner. Im Zuge der städtebaulichen Neuordnung erhält das bestehende Quartier ein neues Herz, das die vorhandene Baustruktur aufwertet und den Studenten, dem Lehrpersonal und Professoren, aber auch den Anwohnern des Stadtteils zusätzliche attraktive Stadtqualität bietet. Die Freibereiche des städtebaulichen Entwurfes für den Campus Bundesstrasse bilden eine Abfolge von Platz- und Straßenräumen unterschiedlichen Zuschnitts und Charakters, die bewusst im starken Kontrast zur städtischen Dichte der Universitätsgebäude stehen. Vor allem die großzügigen Freibereiche des Campus, insbesondere das Campus Forum laden zur Entspannung und Verweilen ein. Die neue Baustruktur orientiert sich an den bestehenden Maßstäben. Einfache, klar gegliederte Baublöcke ergänzen die vorgefundene Stadtstruktur. Ehemalige fußläufige Verbindungen, wie die zwischen Schröderstiftweg und Sedanstraße sowie zwischen Papendamm und Martin-Luther-King-Platz werden wieder geöffnet und damit gestärkt.

Bauabschnitte
Größe und Abmessungen der Neubauten sind auf die Kausalitätskette der baulichen Universitätsentwicklung abgestimmt. Interimslösungen gibt es bei der Umsetzung der Bauphasen zu keiner Zeit. Die Technikzentrale der Chemiefakultät wird im Zuge der ersten Baustufe im südlichen Bereich des Baufelds C-1 in einem Untergeschoss
realisiert, um den Betrieb zu keiner Zeit zu beeinträchtigen. Die möglichen
Erweiterungsflächen betragen insgesamt 36.384 m². In einer späteren Phase sollte auch das Windkanal- und Werkstattgebäude dem Klimacampus Bauteil E weichen. Diese Option ist nicht in die Berechnung eingeflossen.

Solitärgebäude
Die Gebäude des Quartiers sind in ihrer Höhe größtenteils auf 6 Geschosse bzw. 24 m beschränkt. In exponierter Lage sind Hochpunkte von 9 Geschossen bzw. 36 m
positioniert und stören die Alstersilhouette nicht. Bauliche Hochpunkte erleichtern die Orientierung im Quartier. Sie liegen in den Sichtachsen oder wichtigen Umlenkpunkten. Ihnen sind Plätze zugeordnet und stärken damit ihre Identität. Entlang der Grünachse des Campus Forums sind Funktionen kultureller Art wie ein innerstädtisches Universitätsmuseum, Cafes, Veranstaltungspavillon und eine Freilichtbühne vorgesehen und stärken städtisches Leben.

Campus
Das Campus Forum bildet zusammen mit dem MIN Zentralgebäude das städtische Zentrum des Campus Bundesstraße. Zusammen geben sie dem Quartier wichtige
Impulse. Der Freiraum ist das zentrale Element des Campus und verbindet die Universität zu beiden Seiten der Bundesstraße. Der Freiraum spannt eine Achse auf, an deren
westlichen Ende das Museum der Schausammlungen liegt. Der öffentlichen Funktion
entsprechend liegt die Adresse an exponierter Stelle an der Bundesstrasse. Das östliche Ende bildet eine Freibühne die für Open Air Veranstaltungen jeglicher Art genutzt werden kann. Umgeben von universitären Nutzungen werden keine Anwohner gestört. Die Universitätswiese ist Treffpunkt, Anlaufstelle und Ort des Verweilens. Sie ist das kommunikative und kulturelle Herz des Campus Bundesstraße. Ein steinerner Rahmen aus Treppen dient als Passepartout für die leicht geneigte Rasenfläche. Er bildet eine Kante zu beiden Seiten der Bundesstraße. Einerseits wird die Platzeinrahmung so auch von weitem sichtbar, andererseits dient diese Aufkantung als Sitzmöbel. Von hier aus senkt sich die Grünfläche in Richtung der Bühne auf 50 cm unter dem umgebenden Niveau und bietet somit nicht nur eine leicht schräge Tribüne für Veranstaltungen, sondern auch an sonnigen Tagen einen grünen Ruheort inmitten der der neuen Universitätsgebäude. Der großzügige Freiraum des Campus Forums entsteht nach Abriss der Chemiegebäu-de auf Baufeld C-2. Von einer weiteren städtebaulichen Verdichtung in dem Bereich wird abgesehen, da Erweiterungsflächen an anderer Stelle in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

MIN Zentralgebäude
Das MIN Zentralgebäude präsentiert sich selbstbewusst mit seiner Adresse an der Bundesstraße. Der Zentralbau des Campus Bundesstraße nimmt alle übergeordneten Funktionen der Universität auf. Als langer, klar gegliederter Baublock bildet er die nördliche Raumkante des Forums. Öffentliche Funktionen wie Mensa, Bibliothek und Hörsäle erhalten somit eine großzügige Freifläche zum Süden hin orientiert.

Klimacampus I
Die Fakultäten des neuen Klimacampus sind auf klar ablesbare Baukörper verteilt. Zusammen mit dem renovierten Geomatikum bilden sie ein Ensemble westlich der Bundesstraße. Das Erdgeschoss nimmt alle öffentlichen Funktionen auf. Das Mezzanin verbindet die Baukörper des Klimacampus I miteinander. Beide Ebenen bieten großzügig Einblicke in das universitäre Leben, während die Obergeschosse das zurückgezogene Arbeiten in kommunikativer Atmosphäre erlauben. Alle Institute des Klimacampus, des Geomatikums sowie des MPI sind funktional optimal miteinander verbunden. Ein harmonisches Gebäudeensemble mit einer hohen Identität entsteht.

Max-Planck-Institut
Das MPI soll westlich, in direkter Nachbarschaft des neuen Klimacampus an
prominenter Stelle entstehen. Die exponierte Lage an der Straße Beim Schlump wird der besonderen Stellung des Instituts gerecht. Das neue Bauvolumen fungiert darüber hinaus als wichtige Trennung zwischen Hauptstraße und Schröderstiftpark. Die vorhandene Qualität des Grünraums wird durch Verringerung der Immission noch gesteigert. Auf der Südseite führt ein Fußgängerweg zum westlichen Haupteingang des neuen Klimacampus I. Seine Realisierung ist jederzeit unabhängig von den Bauphasen des Campus möglich.

Vernetzung
Der Campus Bundesstraße ist in alle Richtungen mit dem umgebenden Stadtteil
vernetzt. Von West nach Ost bietet eine Abfolge von Plätzen und Grünflächen
innerstädtische Qualitäten mit großer Identität. Der Schröderstiftpark bleibt als grünes Idyll erhalten. Ein Platz, gefasst von einer Doppelreihe von Bäumen, bildet die neue
gemeinsame Adresse von dem Klimacampus, Geomatikum und ZMAW. Das Campus Forum verbindet die Teile der Universität zu beiden Seiten der Bundesstraße. Damit ist sie von zentraler Bedeutung für das städtebauliche Konzept. Zwischen Martin-Luther-King-Platz und Sedanstraße soll es als letzten Bauabschnitt eine weitere Anbindung an die Grindelallee geben. Parallel zu dieser Hauptverkehrsstraße, in Verlängerung der Monetastraße verläuft der Campus-Boulevard der auch einen Wochenmarkt mit besonderem Flair beherbergen könnte. Entlang der Wegeverbindungen beleben eine Vielzahl von Läden, Cafes und Restaurants das Straßenbild und führen zur Belebung des Stadtquartiers für jung und alt.

Fazit
Der Städtebau des Campus Bundesstraße übernimmt vorhandene Stadtstrukturen, stärkt sie und vernetzt die Universität mit dem bestehenden Stadtquartier. Der Campus Bundesstrasse bietet als innerstädtische Universität beste Studienvoraussetzungen und garantiert zudem durch eine Vielfalt innerstädtischer Attraktivitäten zu allen Tageszeiten studentisches Leben in der Großstadt Hamburg.

Hochbau

Konzept
Der neue Klimacampus I bildet, eng verwoben mit dem Quartier zwischen Schlump und Grindel, ein belebtes studentisches Stadtzentrum innerhalb des Campus Bundesstraße.
Vier Gebäude gruppieren sich als städtisches Ensemble um das sanierte Geomatikum, das nach seiner Fassadensanierung einen wichtigen hochbaulichen Orientierungspunkt im neuen Universitätsquartier darstellen wird. Alle Gebäudeteile zusammen bilden den neuen Klimacampus. Der Altbaubestand und die Neubauten bilden eine funktional wie inhaltliche Einheit. Die Aufnahme bestehender Raumkanten, die Materialität und Farbigkeit sowie die horizontale Ausrichtung der Fassaden stärken das Ensemble.
Das gesamte Erdgeschoss ist transparent gestaltet und bietet den Passanten Einblicke in das studentische Arbeiten am Klimacampus. Das Mezzanin verbindet alle Neubauten miteinander und stellt zusammen mit dem Erdgeschoss ein universitäres Schaufenster zur Stadt dar.

Bausteine
Aufgeteilt auf vier Baukörper bekommt jede Fakultät ihre eigene Adresse und damit Identität. Das Gürtelgeschoss des 1. OG bindet alle Bauteile des Neubaus zusammen. Es fungiert als wichtige Verbindungsebene und proportioniert zudem die Ansichten.
Die Funktionen eines jeden Gebäudeteils sind um eine zentrale siebengeschossige Halle angeordnet. Temporäre Arbeitsplätze orientieren sich zu diesem großzügigen und Licht durchfluteten Luftraum. Auf unterschiedlich angeordneten Balkonen finden Studierende und Lehrende Orte der Kommunikation und des wissenschaftlichen Austauschs. Alle Gebäude haben sechs Ebenen und ein zusätzliches Staffelgeschoss. Die Baumasse fügt sich so harmonisch in das städtische Umfeld ein. Im Bereich des heutigen
Windkanal- und Werkstattgebäudes wäre es wünschenswert den Klimacampus zu einem späteren Zeitpunkt um einen fünften Gebäudeteil zu erweitern.

Funktionen
Auf eine logische Anordnung der Funktionen mit guten Verknüpfungen untereinander sowie auf eine leichte Orientierung innerhalb des Campus wurde besonderes Augenmerk gelegt. Alle öffentlichen, zentralen Funktionen sind von außen einsehbar im Erdgeschoss vorgesehen. Das Mezzanin fungiert als Verteilerebene. Hier sind ebenfalls die öffentlichen Funktionen wie die zentralen Flächen der Geowissenschaften vorgesehen. Die Institute sind abschnittsweise auf die Obergeschosse verteilt. Dabei wurde besonders auf wichtige Beziehungen der Fachbereiche untereinander Wert gelegt. Zusätzliche Brückenverbindungen zwischen den Institutsbausteinen sind denkbar. Die Büroflächen wurden der besseren Belichtung wegen entlang der Straßenfassaden organisiert, alle Laboreinheiten liegen zum Innenhof hin orientiert. Nebenraum- und Besprechungszonen sind mittig angeordnet.

Zentraler Campus
Lebendige Campushöfe bildet den städtischen Raum zwischen den Neubauten und dem Geomatikum, das den Ort für die zentrale Ankunfts- und Verteilerfläche definiert. Durch windmühlenflügelartig angelegte Passagen gelangt der Besucher von allen vier Seiten in das studentische Gängeviertel. Mit seinem offenen Außenraum fungiert es mit seinem geschützten Innenraum als ruhige Oase innerhalb der pulsierenden Stadt. Unterschnitte leiten den Ankommenden regengeschützt zu den zur Mitte orientierten Hauptzugängen.
Das Geomatikum öffnet sich in der Mitte der Campushöfe nach dem Umbau zu allen
Seiten. Besonderes Gewicht kommt der Campus Plaza auf der Südseite zwischen
Klimacampus und ZMAW zu. Formal vermittelt der rechteckige, von einer Doppelreihe Bäumen gerahmte Platz die räumliche Verdrehung des Geomatikums zur Bundesstraße. Er stellt als städtischer Platz mit hohen Aufenthaltsqualitäten die gemeinsame Adresse für Geomatikum, Klimacampus und ZMAW dar.

Erschließung
Der zentrale Bereich des Klimacampus hat an der Bundesstraße seine Adresse. Eine großzügige, gläserne Eingangshalle zwischen Gebäude A + B empfängt den Besucher. Die Halle ist Auftakt einer Erschließungsachse, die den Publikumsverkehr über die Campus Plaza durch das Geomatikum auf die Westseite in den Schröderstift Park leitet. Für alle Besucher, die den Campus Bundesstraße vom Schlump aus erreichen wollen, befindet sich gegenüber der Halle der westliche Hauptzugang. Direkt nach Betreten der Fakultätsgebäude empfängt den Besucher eine Lobby mit hohem Luftraum. Gut sichtbare halbgläserne Aufzüge und einläufige Treppen sowie leicht auffindbare Treppenhäuser machen die Erschließung logisch und einfach. Die Anlieferung für Gebäude D liegt störungsfrei im Westen. Das Geomatikum kann von Rettungs- und Feuerwehrfahrzeugen weiterhin umfahren werden.

Gebäudestruktur
Das Gebäude basiert auf einem Tragwerksraster von 6.00 m. Das Ausbauraster beträgt 120 cm bzw. wegen der stark differenzierten Raumanforderungen teilweise 60 cm.
Die Geschosshöhe beträgt 4.00 m. Für das Erdgeschoss wird diese Höhe im Bereich des Innenhofs gemessen. Dieser liegt bei 16.50m üNN. Der Versprung zum tiefer gelegenen Straßenniveau wird durch Treppen und Rampen im Bereich der zentralen Halle ausgeglichen. Das erhöhte Erdgeschoss des Geomatikums wird über außen liegende Treppe erreicht. Die Höhenstaffelung des Neubaus ermöglicht problemlos Anschlüsse zum Altbau in Form von gläsernen Brücken im Bereich des 5. Obergeschosses auf +20.00 m.

Fassade
Der Neubau ist als Stahlbeton Skelettkonstruktion mit Flachdecken konzipiert.
Erdgeschoss und Mezzanin haben bodentiefe Fenster, die Obergeschosse haben Fensterbänder. Zusätzliche Streifen unterhalb der Brüstung bzw. in Form eines Oberlichtbandes verstärken den Eindruck einer Schichtung, schützen die Räume vor Sonneneinfall und verleihen der Fassade Leichtigkeit. Die Technikflächen sind im Bauvolumen des 6. Obergeschosses untergebracht. Zum Hof orientiert zeigt sich in die Fassade übergehende Lamellenstruktur.

Materialität
Die Fassadenverkleidung des Neubaus besteht aus hellen Terrakotta-Platten. Der Farbton der Fassadenelemente des Neubaus soll sich von der reinweißen Fassade des renovierten Geomatikums leicht absetzen. Fassadenprofile in Anthrazit und dunkle Natursteinböden kontrastieren mit den hellen Wänden. Die Innenarchitektur differenziert sich dadurch, dass jedes Gebäude ein unterschiedliches Holzfurnier für seinen Ausbau erhält. Die der Halle zugewandten Kern-wände bekommen zusätzlich eine der Funktion des Gebäudes entsprechende Prägung in Form unterschiedlicher Motive. So sind die Treppenkerne des Gebäudes A+B in hellem Lindenholz verkleidet, die des Bauteils C in Birnenholz. Der dunklere Ton von Robinienholz charakterisiert die Eingangshalle des Gebäudes D. Auf diese Weise erhält jedes Institutsgebäude eine eigene Identität.

Fazit
Der neue Klimacampus ist als offener Baublock konzipiert, der als studentisches Quartier seine Nachbarschaft Tag wie Nacht belebt. Das neue Ensemble repariert die Stadtstruktur um das Geomatikum. Es wird sowohl den Anforderungen an einen innovativen Labor- und Hochschulbau als auch an eine moderne Stadtentwicklung gerecht.
Grafik: © gmp

Grafik: © gmp

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner / Visualisierung: Gärtner & Christ

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner / Visualisierung: Gärtner & Christ

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner / Visualisierung: Gärtner & Christ

gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner / Visualisierung: Gärtner & Christ