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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2011

Park am Hua Yuan Tou Fluss, Jincheng

1. Preis

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Konzept
Ein Fluss - drei Parks

Die Stadt Jincheng wird sich in Zukunft um große Flächen erweitern. In der Masterplanung wurde die Idee der „sechs Flüsse“ geboren, die als großzügige landschaftliche Freiräume den neuen Stadtvierteln eine räumliche Gliederung geben.
Mit den neuen Flussläufen wird ein Teil der umgebenden Natur in die Stadt getragen.

Das Planungskonzept sieht vor, den Flusslauf einerseits als eine übergreifende, kontinuierliche Idee zu verstehen, andererseits aber auch unterschiedliche Charaktere für drei Teilräume zu entwickeln. Diese Charaktere entstehen nicht willkürlich, sondern werden aus den natürlichen und urbanen Gegebenheiten abgeleitet.


Der Raum
Räumlicher Layer

Vor allem die Topografie hat einen starken Einfluss auf den Lauf des Wassers und damit auch auf die Ausgestaltung des Flusstales. Im nördlichen Abschnitt ist ein relativ starkes Gefälle vorhanden, eine Talmulde ist kaum ausgeprägt. Das Wasser wird hier also mit einer großen Geschwindigkeit fließen. Der mittlere Abschnitt besitzt eine relativ große Ebenflächigkeit und ist für die Anlage eines Sees besonders gut geeignet. Das schon im Bestand stark ausgeprägte Tal des südlichen Abschnittes weist einen flachen, schwach geneigten Boden aus, hier bewegt sich das Wasser mit einer geringen Geschwindigkeit.

Auch die umliegenden Stadträume sind im Wesentlichen durch drei unterschiedliche Charaktere gekennzeichnet. Im Nördlichen Teil entsteht das Zentrum des neuen urbanen Stadtquartiers mit großflächigen Wohn- und Gewerbeflächen. Aufgrund der zentralen Lage des Parkteiles können die östlich und westlich angrenzenden Stadtquartiere gut miteinander verknüpft werden, der Park ist bequem erreichbar.
Der mittlere Abschnitt bezieht sich durch seine Aufweitung am stärksten auf die Landschaft. Straßen und Bahndamm machen das Gebiet schwieriger erreichbar, die Stadt grenzt nicht unmittelbar an den Freiraum. Angestrebt wird eine Besetzung der südlich an den Park angrenzenden Stadtgebiete mit Wohnungsbau. Industrie- und Gewerbeflächen sollten erst dahinter, also in „2. Reihe“ angeschlossen werden.
Durch seine charakteristische Eintiefung entsteht im südlichen Abschnitt auch eine sehr prägnante städtebauliche Situation. Die Stadtquartiere stoßen an die Oberkante des Tales, Verbindungen sind nicht so komfortabel, jedoch kann der Freiraum in dieser Abgeschlossenheit auch einen ganz eigenen Charakter entwickeln.

Das Konzept „Ein Fluss - drei Parks“ stellt daher die unterschiedlichen räumlichen Situationen als eine besondere Chance dar, auch in der detaillierten Gestaltung unterschiedliche Charaktere und Atmosphären zu schaffen. Vor allem die Gestalt des Wassers kann sich aufgrund der topographischen Gegebenheiten auf jeweils unterschiedliche Weise ausprägen und ein eigenes Thema darstellen - vom „Park des springenden Wassers“ über den „Park des ruhenden Wassers“ bis zum „Park des strömenden Wassers“ entstehen drei unterschiedliche Freiräume. Sowohl die Struktur von Wegen und Flächen wie auch die Bepflanzung und Materialität orientieren sich an dieser grundsätzlichen Gliederung.
Doch neben den unterschiedlichen Charakteren gibt es auch verbindende Elemente, die wie eine starke Klammer die unterschiedlichen Räume verknüpfen und eine übergreifende Idee ausdrücken. Zum einen ist es der Lauf des Wassers, das als ein natürliches Kontinuum aus dem Norden in die Stadt fließt und somit Verknüpfungen herstellt, die noch weit über das Plangebiet hinausgehen. Zum anderen ist es aber auch das urbane, artifizielle Element der Flusspromenade, welche die Stadt an den Fluss heranführt und auch in schwierigen räumlichen Situationen eine funktionale Verbindung der unterschiedlichen Abschnitte ermöglicht.


Natur in der Stadt
Natur-Layer

Immer mehr Menschen ziehen in die Städte und verlieren den unmittelbaren Bezug zur Natur. Parks und Gärten werden zu „Sehnsuchtsorten“, zu „kleinen Landschaften“, die diesen Verlust ersetzen sollen. Die Dichte der Stadt und die damit verbundenen Nutzungsansprüche bringen es jedoch mit sich, dass die Grünanlagen einer Stadt keine „Original-Landschaften“ sind, sondern künstlich hergestellte, funktional ausgerichtete Freiräume. Die Natur ist eine Quelle und Inspiration für die Verwendung einzelner Elemente, die jedoch in artifizieller Form eingesetzt werden.

Die Elemente Wasser, Steine und Pflanzen sind klassische Gestaltungsmittel des Chinesischen Gartens und auch vieler klassischer Parkanlagen in Europa. Sie werden auch hier aufgegriffen in veränderter Weise verwendet. Dabei soll ein starker Bezug zur umliegenden Landschaft entstehen, um den „genius loci“, den besonderen Charakter des Ortes als einen eigenständigen Wert herauszustellen.

Die für die Parks entwickelten grundlegenden Gehölzstrukturen, insbesondere die raumprägenden Bäume, orientieren sich in der Artenzusammensetzung an der regionalen Situation. Auch in der Materialität der verwendeten Oberflächen und Steinformationen wird ein Bezug zur umliegenden Landschaft hergestellt. Das Wasser selbst stellt natürlich einen sehr starken Bezug zur Natur her. Doch auch dieses Element wird nicht ausschließlich in seiner „natürlichen“ Weise durch das Tal geleitet, sondern teilweise in künstliche Formen gefasst und somit zu einem Funktionsbaustein der Stadt.


Kulturelle Tradition
Kultureller Layer

Mit der schnellen Entwicklung der Städte darf die reichhaltige kulturelle Tradition nicht verloren gehen. Sowohl das Gebiet selbst, wie auch die gesamte Stadt Jincheng und auch die Region besitzen ein reichhaltiges Potential, welches - wie auch die Landschaft - den Ort unverwechselbar macht.
Mit einer kreativen Integration dieser besonderen Merkmale in die Freiraumgestaltung soll versucht werden, die Traditionen nicht abreißen zu lassen.


Modernes Leben
Moderner Layer

Neben dem Ziel, den Geist des Ortes zu bewahren und die lokale Identität zu betonen, gibt es jedoch auch neue Ansprüche an den Freiraum. Das moderne Leben, der Alltag in einer wachsenden Stadt orientiert sich sehr stark an übergreifenden Maßstäben, an globalen Erfolgsmodellen. Viele zeitgemäße Freiraumfunktionen haben wenig Bezug zu lokalen Traditionen, sondern bemühen sich um eine neue, internationale Qualität und Formensprache.
Deshalb gibt es für alle Parks auch einen „modernen Layer“, der sich zwar um kulturelle Identität bemüht, jedoch ein neues, innovatives Zukunftskonzept entwickelt. Elemente und Materialien, die aus dem natürlichen und kulturellen Kontext stammen werden weiterentwickelt und in einer neuen Weise eingesetzt.
Der Anspruch der Internationalität zeigt sich auch in der konkreten Ausformung der Parkanlagen. Vor allem im Umgang mit dem Wasser zeigt sich eine große Vielfalt der Situationen, die auch eine Vielfalt von Erlebnissen ermöglicht.



Nördlicher Abschnitt
*Park des springenden Wassers*

Vor allem die umliegenden Gebirge, Ursprungsort vieler Flussläufe, sind eine Quelle der Inspiration für den nördlichen Park. Hier, in einem Abschnitt mit einer relativ großen Längsneigung, fließt das Wasser schnell und „aufgeregt“, es springt von Ebene zu Ebene. Eine nur leichte Quermuldung ermöglicht einerseits die Führung des Wasserlaufes, andererseits jedoch auch direkte und komfortable Wegebeziehungen zwischen beiden Seiten. Ein charakteristisches Merkmal des Raumes ist ebenso die weite Blickbeziehung, die sich vor allem in Längsrichtung nach Süden ergibt.

Landschaftsterrassen
Sowohl die Querwege wie auch das Wasserkonzept führen zur strukturellen Grundidee. In unregelmäßigen Abständen wird der kontinuierliche Parkraum durch „Landschaftsterrassen“ gegliedert, die den Flusslauf leicht anstauen und damit kleine, seichte Wasserstellen entstehen lassen. Gleichzeitig entstehen damit Orte mit einer besonderen Aufenthaltsqualität. Man kann hier den weiten Blick genießen und das Wasser unmittelbar erleben. Insbesondere für die Inszenierung des Wassers werden unterschiedliche Szenerien geschaffen, die eine große Vielfalt der Erlebnisse ermöglichen. So gibt es Bäche, Wasserfälle und zu kleinen und großen Becken angestaute Bereiche. Diese werden einerseits als ruhige, dicht bepflanzte grüne Oasen ausgestaltet und dienen der Erholung. Andere werden durch ihre repräsentativen Wasserspiele zu modernen Schmuckplätzen, einige laden als Wasserspielplätze Groß und Klein zum spritzen und planschen ein.
Zwischen den Terrassen wird der Flusslauf in einer flachen Mulde an der westlichen Parkseite geführt.
Die Terrassen wie auch teilweise der dazwischenliegende Bachlauf sind durch „Steinschollen“ gefasst, die sich in ihrer polygonalen Form an den gebrochenen, scharfkantigen Felsen eines Gebirges orientieren. Der größte Teil besteht aus Beton, einige Steinelemente werden jedoch in Naturstein ausgeführt, der aus dem angrenzenden Gebirge stammt. Auf diese Weise werden sowohl Form als auch Materialität der Natur in den Parkraum transformiert.

Vegetation
Der große räumliche Zusammenhang des Parkes wird durch die Baumsetzung unterstrichen, die eine sehr große Offenheit in der Längsrichtung zeigt. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Entwicklung, die sich von Nord nach Süd vollzieht.
So ist der nördliche Bereich relativ dicht mit Gehölzen bepflanzt, um die den Park tangierende Straße abzuschirmen. Hier entsteht ein „urbaner Wald“, der in seiner Artenzusammensetzung von den hoch gelegenen Kiefernwäldern der umliegenden Gebirge inspiriert ist. Nach Süden hin stehen die Bäume immer weniger dicht und geben den Blick in die weite Stadtlandschaft frei. Auch in West-Ost-Richtung sind die Pflanzungen sehr transparent aufgebaut. Lediglich an den Längsseiten des Parkes und an den Landschaftsterrassen gibt es eine Verdichtung der Baumgruppen. Insbesondere an wichtigen urbanen Orten werden unterschiedliche Gehölzarten in hainartiger bzw. linearer Anordnung verwendet, um den Räumen unterschiedliche atmosphärische Akzente zu verleihen. Auf diese Weise ergibt sich eine anregende Verschränkung einheimischer und fremder Vegetation, natürlicher und artifizieller Charaktere.
Im Norden bildet eine hoch aufragende Scholle den Auftakt zum Park. Als eine Art Belvedere bietet sich von hier ein phantastischer Blick über den Park und weiter in Richtung des südwestlich gelegenen Stadtzentrums.

Funktionselemente
Aufgrund der Terrassierung des Geländes sind die Flächen des Parkes gut aus den Quartieren erreichbar und funktional vielfältig nutzbar. Insbesondere an den aufgeweiteten Schollenwegen gibt es immer wieder urbane Platzflächen, die für eine intensive Alltagsnutzung (Tai zhi, Veranstaltungen) geeignet sind. Auch die großen freien Wiesenflächen lassen viel Spielraum für unterschiedliche Nutzungen. Als besonderes Ausstattungselement werden große Landschaftsschaukeln auf der Wiese platziert, auf denen man in luftiger Höhe den Ausblick genießen kann.
Am südlichen Übergang zum mittleren Parkabschnitt befinden sich Flächen, die hauptsächlich von Wohnquartieren umgeben sind. Hier wird dem Bedarf an Spiel- und Sportanlagen zur aktiven Freizeitgestaltung der Anwohner Rechnung getragen. Das Wasser wird entlang des Sport- und Freizeitbandes in einem offenen Kanal unter der Straße hindurchgeleitet und über eine große Wassertreppe zum See geführt.


Mittlerer Abschnitt
*Park des ruhenden Wassers*

Im mittleren Abschnitt weitet sich der Freiraum auf, die Topografie ist eher flach, das Wasser formt sich zu einem weiten, ruhigen See mit Buchten und Insel aus. Die Uferkante ist als eine organisch geschwungene Linie ausgeformt, die sich an der bestehenden Topografie orientiert. Die Wasserfläche tangiert unmittelbar die Fluss-Promenade und verknüpft damit die Stadt mit der Landschaft. Der See ist in einen kleineren höher liegenden Teil und einen 4m tiefer liegenden, den Hauptanteil der Wasserfläche einnehmenden Teil gegliedert. Das Wasser rauscht über eine breite Wasserwand vom oberen zum unteren Niveau.

Seepromenade
Das nördliche Seeufer wird zum belebten Zentrum dieses Parkabschnittes. Durch die bevorzugte Lage sind hier verschiedene Nutzungen angesiedelt, vor allem nachmittags und in den Abendstunden entsteht eine sehr angenehme Atmosphäre.
Markantes Gestaltungselement wird die in diesem Bereich direkt an der Wasserkante verlaufende Seepromenade. Ihre Form orientiert sich an der organischen Figur des Seeufers.
Mit ihrer Platzartigen Aufweitung entsteht ein qualitätvoller Freiraum mit direktem Bezug zum Wasser. Hier ist ein Parkcafe` mit diversen Service-Einrichtungen platziert. Ein Bootsanleger mit Bootsverleih und ein großer Wasserspielplatz bilden besondere Anziehungspunkte. Die Seepromenade mündet im Nordosten in eine Sandbucht mit Strandbar.
Strandmuscheln als thematische Sitzmöbel laden zum verweilen und Sonne tanken ein.
Nach Norden hin steigt das Gelände über Rasenstufen leicht an. Diese können im Rahmen von Sommertheater- oder Konzertveranstaltungen auf dem See als Zuschauerraum mit Panoramablick genutzt werden. An der die nördliche Parkseite begrenzenden verkehrsreichen Straße bietet ein Aussichtsplateau den von dort ankommenden Parkbesuchern einen herrlichen Blick über den See.

Naturraum
Der südlich und östlich des Seeufers liegende Parkteil ist sehr natürlich gestaltet und dient bevorzugt der ruhigen Erholung. Hier wird der Natur Raum gegeben sich zu entfalten.
Die weichen Ufer stehen im Kontrast zur harten urbanen Wasserkante im Norden. Flach in den See führende Uferböschungen machen das Wasser an den meisten Stellen direkt zugänglich, einige Abschnitte sind bewachsen und nicht betretbar. Großflächige Schilfzonen bieten sowohl Rückzugsorte für Wasservögel als auch ein abwechslungsreiches Parkerleben für den Besucher. Durch den Wechsel von dichten und offenen Bereichen entstehen unterschiedliche Räume die nur an manchen Stellen gezielt den Blick über den See frei geben. Ein durch die Schilfzone geführter Steg ermöglicht ein besonderes Erleben der Wasserlandschaft.
Die im Schilfbereich angeordnete und nicht öffentlich zugängliche Seeinsel beherbergt ein Hotel für Regierungsgäste.

Großer Wasserfall
Nach Süden erfolgt die Anbindung an den nächsten Abschnitt durch eine Querung des Bahndammes. Dazu wird an einer Stelle der Damm aufgeschnitten, der Flusslauf wird durch den Durchlass geführt. Die Promenade führt über eine Brücke über den Damm.
Durch den notwendigen Anstau des Sees entsteht im Süden ein Höhenunterschied, der zur Anlage eines Wasserfalls genutzt wird.

Anbindungen
Die südöstliche Anbindung des Parkes erfolgt mittels einer Brücke, die über den Bahndamm geführt wird. Bei einer späteren Umnutzung des Bahndammes können auch die Verbindungen zu den im Süden liegenden Stadtquartieren weiter verbessert werden.
Mit der Weiterführung eines Parkweges nach Osten wird eine Verbindung zum geplanten dort anschließenden Wetlandpark hergestellt.

Vegetation
Auch im mittleren Abschnitt ist die Vegetation relativ offen und transparent gesetzt. Lediglich an den am nördlichen und südlichen Parkrand verlaufenden Straßen wird durch eine hainartige Pflanzung eine größere Dichte erzeugt, um den Verkehr vom Park abzuschirmen. An den flachen Uferbereichen werden hauptsächlich größere Gruppen von Sumpfzypressen (Taxodium distichum) gesetzt. Sie stellen als eine Baumart, aus der ursprünglich die Kohle entstanden ist, den Bezug zur Landschaftsgeschichte her und geben dem See eine ganz besonderen Charakter.


Südlicher Abschnitt
*Park des strömenden Wassers*

Der südliche Abschnitt weist eine sehr ausgeprägte topografische Form auf. Der Taleinschnitt ist seitlich durch hohe Böschungen markiert, dazwischen befindet sich ein relativ flach geneigter breiter Talboden. Das Entwurfskonzept geht auf diese Besonderheit ein und entwickelt einen „Park des strömenden Wassers“. Hier, in einem abgeschlossenen Raum, kann sich der Flusslauf in viele verschiedene Adern verzweigen, die Seitenarme sind unterschiedlich breit und tief. So entsteht ein Wechselspiel aus Wasser und Land, aus Fluss und Inseln. Insbesondere die flacheren Zonen sind sehr gut geeignet, um mit dem Wasser in direkten Kontakt zu kommen.

Wegeverbindungen
Während die Führung der Flusspromenade in Längsrichtung kontinuierlich möglich ist, bereitet die Querung des Tales jedoch Schwierigkeiten. Die Höhendifferenz der Böschung kann z. T. nur über Treppen und Rampen überwunden werden. Diese Schwierigkeit bietet jedoch auch eine gestalterische Chance. Die Wege führen tief hinein in eine eigene, naturnahe Welt, in der man von der Stadt fast nichts mehr zu spüren scheint.

Vegetation
Die Böschung des Talraumes ist relativ dicht bepflanzt, um die Abgeschlossenheit des Raumes zu stärken. Dabei kann der Bestand zu großen Teilen integriert werden. Kleine Auslichtungen geben aber immer wieder denn Blick in den Park und zum Wasser frei. Im Talraum selbst werden Weichhölzer wie Weide und Pappel gepflanzt, um den Charakter einer Auenlandschaft zu stärken.

Steinerne Inseln
Neben den natürlichen, dicht bewachsenen grünen Flussinseln bieten an verschiedenen Orten im Flussraum künstliche Inseln Platz für vielseitige Nutzungen. Die großen Steinkörper haben unterschiedliche Dimensionen und sind über Brücken, Stege oder Trittstufen erreichbar. Sie können als große flache Plattform im Wasser liegen und für Veranstaltungen und als Treffpunkte genutzt werden. Sie werden aber auch als „Riesenkiesel“ zu einem markanten Gestaltungselement im Flussraum. Diese sind in ihrer organischen, weich gewölbten Form von den Steinen inspiriert, die ein Fluss vor allem in seinem Unterlauf mit sich führt. Er hat die ursprünglich gebrochenen, scharfkantigen Felsstücke über viele Kilometer transportiert und dabei alle Kanten abgeschliffen. Die Steinkörper werden zu Symbolen der entfernten Natur, aber gleichzeitig auch zu benutzbaren Freiraumelementen. Sie werden Aufenthaltsorte, Ruhepunkte auf Wanderungen und Treffpunkte zum Picknick oder zum Spielen.

Museumsgärten
Auf dem nördlich an das Flusstal angrenzenden Plateau entsteht ein kulturelles Zentrum mit Museen, Theatern und anderen öffentlichen Einrichtungen. Kultur und Park verschmelzen miteinander, die Gebäude sind zum Park hin ausgerichtet, einzelne Ausstellungsstücke finden auf der großen Museumswiese einen angemessenen Platz. Die beidseitig an die Wiese angrenzenden Parkflächen werden als Obsthaine mit verschiedenen heimischen Obstgehölzen angelegt. Sie stehen stellvertretend für die aufgegebenen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die der neuen Stadterweiterung zum Opfer fallen und bringen ein Stück dieser verlorenen Kultur zurück in die Stadt. Nicht nur zur Blütezeit entsteht hier eine besondere Attraktion, die den kulturellen Gebäuden eine zentrale Bedeutung im Parkraum zukommen lässt.
Ein besonderes Sitz- und Spielelement in Form einer Orange wird zum Symbol und Merkmal der Museumsgärten.

Die Fluss-Promenade
Mit der Fluss-Promenade entsteht eine städtebauliche Klammer, die die unterschiedlichen Parkbereiche zu einem kontinuierlichen Freiraum verknüpft. Sie stellt die Übergangszone zwischen Stadt und Landschaft her. In unterschiedlicher Breite und Ausformung reagiert sie auf die konkrete räumliche Situation, sie kann dabei ein einfacher Weg sein oder auch ein städtischer Platzraum.
In der Materialität und Oberflächengestaltung wird eine hohe Kontinuität angestrebt. Grundsätzlich wird dafür ein heller, fast weißer Asphaltbelag verwendet. Er steht symbolisch für den Wandel einer traditionellen Kohleregion zu einer innovativen modernen und sauberen Industrielandschaft. Einige eher platzartige Aufweitungen erhalten einen Natursteinbelag.
Eine besondere Qualität erhält der Asphaltbelag durch eingeprägte Muster und Strukturen. Motive hierfür bieten die die Stadt umgebenden, außerordentlich reizvollen Naturräume, die bedeutungsvolle Geschichte der Region als Wiege der chinesischen Kultur, aber auch aktuelle Innovative Aspekte der modernen Großstadt Jincheng. Die Promenade wird somit zu einem Vermittler und Wegweiser für die besonderen Werte der Umgebung, sowohl für die Einwohner der Stadt wie auch für Besucher und Touristen.
Die Promenade führt grundsätzlich mit einer leichten Höhendifferenz am Park entlang. So entsteht eine vielfach nutzbare Sitzkante, gleichzeitig ist aber auch ein Zugang auf die Grünflächen des Parks möglich. Im südlichen Abschnitt folgt die Wegeführung der bewegten Topografie und wird teilweise zu einer Bergpromenade mit Aussichtsplattform über das Flusstal. Die Promenade ist von Norden nach Süden durch den gesamten Park barrierefrei erschließbar.
Die Ausstattung der Promenade wird als ein eigenständiges Möblierungsprogramm in moderner Formensprache entworfen. Leuchten, Bänke, Fahrradständer und weitere Elemente sind aufeinander abgestimmt und geben der Promenade ein unverwechselbares Gesicht.

Die Bahnpromenade – „Coalwalk“
Bei einer zukünftigen Stilllegung der Bahnstrecke würde sich die Chance ergeben, auf der Gleistrasse einen touristisch nutzbaren Fuß- und Radweg anzulegen. So könnte eine Höhenpromenade entstehen, von der aus man einen weiten Blick über den Park hat. Sie könnte als innerstädtische Grünverbindung den Park mit anderen Freianlagen verbinden. Gleichzeitig führt sie aus der Stadt hinaus ins Umland. Als ehemalige Transportstrecke der Kohle könnte hier der „Weg der Kohle“ thematisiert und als Geschichtspfad zu einer weiteren Attraktion im Stadtbild werden.

Der Turm
An einem zentralen Ort, wo sich verschiedene Verkehrstrassen in unterschiedlicher Höhe kreuzen, wird ein Turm eingeordnet, der als ein Multifunktionsbauwerk verschiedene Aufgaben übernimmt. Über stegartige Anbindungen werden die unterschiedlichen Niveaus miteinander verbunden, bei einer späteren Umnutzung des Bahndammes kann auch diese Trasse gut erreichbar angeschlossen werden. Mit einem außenliegenden Panoramaaufzug kann man barrierefrei zwischen den Ebenen wechseln. An der Spitze des Turmes befindet sich eine Aussichtsplattform mit Parkrestaurant.
Das Bauwerk ist gleichzeitig ein Symbol für den neu entstehenden Stadtraum, für eine innovative Verknüpfung von Stadt und Landschaft, für den Wandel einer traditionellen Industrielandschaft zu einer modernen Gesellschaft. Als neue Landmarke ist er weithin sichtbar.

Die Entrees
Der Flussraum ist sowohl ein Park als auch eine landschaftliche Struktur. Deshalb wird es nicht zwingend sein, den Freiraum an allen Abschnitten einzuzäunen. Es gibt jedoch meist eine sehr deutliche Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft, so dass der Eintritt in den Park zu einem Ereignis wird. An den wichtigsten Eintrittsorten sind daher symbolische „Eingänge“ angeordnet. Mit weithin sichtbaren Toren zeigt sich der Park nach außen, bei Bedarf können die Zugänge an diesen Stellen verschlossen werden.