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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2005

Neubau und Erweiterung des Direktionsgebäudes der AachenMünchener Versicherung

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Mark Braun Architekten

Architektur

relais Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



1 Allgemeines

2 Architektur

2.1 Grundsätzliches
Understatement und selbstbewusste Präsenz schließen sich nicht aus.
Innovationskraft und Zukunftsorientierung, Weitblick, Tradition und moderne Unternehmenskultur, Motivation und soziale Kompetenz sind die Keynotes des Unternehmens AachenMünchener Versicherungen.

Gleichsam sind dies die Attribute von zeitgemäßer Architektur und Baukultur, die zukunftsweisend und innovativ das Arbeitsumfeld von morgen terminieren.
Moderne Technologie und Arbeitsabläufe haben die traditionellen Bedürfnisse zwischen privatem Rückzug und traditioneller Arbeit verändert.
Der Arbeitsplatz und sein Umfeld wird dabei zu weit mehr, er motiviert und fordert heraus, er ist behaglich und flexibel, er schafft eine Plattform für individuelle Rückzüge und teamorientiertes Agieren. Zugleich muss er Freiräume in mentaler als auch gebauter Hinsicht zulassen. Der Arbeitsplatz und die erfolgsorientierte Arbeit interagiert mit der gebauten Welt, die gebaute Welt muss auf diese Bedürfnisse adäquat reagieren.

2.2 Ganzheitlicher Planungs- und Gestaltungsansatz
Das Projekt wurde im Sinne eines ganzheitlichen Planungsansatzes aller Disziplinen, wie Städtebau, Architektur, Energie und Technik, Tragwerk, Fassade, Brandschutz und Akustik entwickelt.

2.3 Städtebauliches Master-Konzept, Die Vorgaben
Das Projekt ist gekennzeichnet durch seine komplexen städtebaulichen Prämissen.
Das Zweischeibenhochhaus bleibt erhalten und voll funktionsfähig, das Casino sowie der EDV-Pavillon werden rückgebaut.
Eine fußläufige Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und einem neu zu schaffenden Platz an der Borngasse/Kapuziner Karree ist herzustellen.
Die Baumassen sollen sich gleichsam aus der Mitte der Borngasse zur Franzstrasse entwickeln, alle Funktionsbereiche miteinander verbunden werden sowie ein angemessen repräsentatives Erscheinungsbild gewährleistet bleiben.
Zudem sind Wege kurz zu halten.

2.4 Städtebauliches Master-Konzept, Die Idee
Unter Berücksichtigung der geforderten Baumassen und Funktionsbereiche wird der Bereich des EDV-Pavillons ober- und unterirdisch zurückgebaut.
Hier entsteht ein neuer Baukörper auf einem zweigeschossigen Sockel ( in Ergänzung des Bestehenden) entlang der Borngasse.
Der neue Baukörper besteht aus zwei gläsernen Riegeln und nimmt sowohl den Bereich der Kantine, der Konferenzzone als auch Bürobereiche in den Obergeschossen auf.
Die Kantine ist als zweigeschossiger Raum mit angeschlossenen Außenbereichen geplant.
Beide Riegel werden von einer 13m breiten, öffentlichen Treppenanlage durchschnitten, die als Verbindung Bahnhof/Stadtplatz Borngasse, Kapuziner-Karree dient.
Es entsteht hierbei eine traditionelle Abfolge von Gasse-Platz-Gasse mit hohem Aufenthaltswert.
Die Funktionsbereiche der AachenMünchener bleiben hierbei zusammenhängend intakt.
Für das Versicherungsunternehmen steht der Mensch im Mittelpunkt, für die vorliegende Planung wird die Öffentlichkeit in die Unternehmenswelt einbezogen, ohne funktionale Notwendigkeiten zu unterbinden.
Der Körper dient gleichsam als „Gelenk“ zwischen dem Stammgelände und den neu zu errichtenden Baumassen entlang Borngasse/Franzstraße.
Eine verglaste interne Fußgängerbrücke im 3.OG verbindet zu einem Eingangsbauwerk am neuen Stadtplatz an der Borngasse.
Die eigentliche Baumassenentwicklung stellt sich als wiederum mit einem zweigeschossigen Sockel und Kammbebauung entlang der Borngasse dar.
Die Gebäude hier sind mit Ausnahme des Eingangsgebäudes und des Riegels entlang der Franzstrasse fünfgeschossig und passen sich somit in die städtebauliche Struktur der niedrig bebauten Borngasse ein.
An der Ecke Borngasse/Franzstraße erhebt sich der Riegel auf insgesamt 9 Geschosse, um einen städtebaulichen und inhaltlichen Akzent zu markieren.
Der Riegel der Kantine und Konferenzzone nimmt das städtebauliche Raster entlang Aureliusstrasse und Borngasse auf, wohingegen das neue Eingangsgebäude am Stadtplatz sowie die Kammstruktur bis zur Franzstrasse ein hierzu versetztes Stadt-Raster aufweisen.
Das Eingangsbauwerk reflektiert die Schnittmenge beider Systeme.
An ihrer Schnittstelle, am neuen Platz, entsteht das Eingangsgebäude der AachenMünchener.
Der neue Stadtplatz wird durch das sechsgeschossige Eingangsbauwerk, das Umspannwerk sowie die Gebäudekanten des Delhaize-Supermarkts gefasst. Eine mögliche zukünftig kulturelle Nutzung des Umspannwerks sollte in jedem Falle großformatige Öffnungen in Richtung Stadtplatz aufweisen.


3 Fassade

3.1 Fassadenkonzept Sockel Stammgelände
Das bestehende Sockelbauwerk entlang der Borngasse wird um ca. 2m zurückgebaut und mit einem weicher Grundrissdisposition versehen.
Die Außenhaut wird mit einem beigefarbenen Naturstein versehen und über zwei Geschosse begrünt.

3.2 Fassadenkonzept Sockel nördlich Borngasse
Der zweigeschossige Sockel wird mit einer massiven, vorgeblendeten Rasterstruktur aus dem gleichen Naturstein versehen.
Fassadenöffnungen basieren auf einem gängigen 1.35m Raster und sind als bodenständige Verglasung mit außenliegendem Sonnenschutz vorgesehen.

3.3 Fassadenkonzept 2.-8. Obergeschoss allgemein
Die Fassade bestehen aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion, abwechselnd mit festverglasten Einheiten und Drehkipp-Flügeln, die dem Ausbauraster von 1,35 m folgen.

Der hintere Trennwandanschluss ist aufgrund der jeweils vorhandenen Kopplungsprofile problemlos möglich und erlaubt auch den Anschluss von Trennwänden mit Vertraulichkeitsanspruch.
Die Fenster sind mit einem leistungsstarken Wärmeschutzglas ausgestattet und erhalten zusätzlich eine außenliegende, schienengeführte Jalousie-Verschattung mit Tageslichtlenkung.

Eine Prallglaskonstruktion in doppelter Achsgröße (2.70m) schützt den Sonnenschutz und dient zusätzlich als Schallschutzelement.

Die sich einstellenden energetischen Kenndaten sind aufgrund der oben beschriebenen Verschattungsmaßnahmen optimal und ganzheitlich auf das Energiekonzept abgestimmt.
Eine Steigerung des Komforts im Sinne der Behaglichkeit kann durch den Einsatz einer leichten Sonnenschutzverglasung, z.B. 70/40, vorgenommen werden.
Mittels dieser Verglasung können die energetisch notwendigen Wirkungszeiten der Jalousie reduziert werden, ohne dass es zu einem erhöhten solaren Energieeintrag kommt.


4 Freianlagen

Die Freianlagen integrieren das neue Direktionsgebäude der AachenMünchener als eine Einheit und bilden dort einen attraktiven, sinnvollen und nutzbaren Fokus, welcher die Identität und Lebendigkeit des Unternehmens reflektieren wird.
Die Öffentlichkeit wird durch die großzügige Treppenanlage hierin einbezogen.
Wasserteiche im Bereich der Kammstruktur werden als Teil des ökologischen Gesamtkonzeptes eingebracht. Diese dienen geo- und hydrologisch dem Regenwassermanagement aller zu entwässernden Flächen.
Weiterhin wird durch Fontänen Verdunstungskälte erzeugt, die als natürliche Kältemaschine in den Kreislauf von Kühldecken/Betonkernaktivierung eingesetzt wird.

Der Terrassenbereich der Kantine wird mit Holzoberflächen versehen, eine extensive Begrünung der Restflächen ist geplant.


5 Energie- und Haustechnikkonzept

5.1 Gebäudetechnik
Bei der Festlegung der gebäudetechnischen Idee wurde bereits als Basislösung ein resorcenschonendes Versorgungskonzept ausgelegt und kostentechnisch bewertet, welches auf den Basisparametern der Auslobung basiert.

Die Bausteine dieses Konzeptes stellen sich wie folgt dar:

• Energieerzeugung über städtisches Fernwärmekraftwerk durch effiziente Kraft-Wärmekopplung, Wärme,- und Strombereitstellung. (87% Wärmebereitstellung als Abfallprodukt aus der Stromerzeugung)
• Betonkernaktivierung für alle Büro- und Sonderbereiche.
• Absorptionskältemaschine, Warmwassererzeugung für AKM über Hochvakuumkollektoren zur Grundlastabdeckung.
• Wasserflächen zur Nutzung der Verdunstungskälte als natürliche Kältemaschine. Hierdurch außerdem Verbesserung der mikroklimatischen Verhältnisse.
• Regenwasserauffangbehälter zur Brauchwassernutzung.
• Extensive Begrünung aller Dachbereiche.
• Natürliche Be- und Entlüftung der Bürobereiche durch öffenbare Fassadenelemente.
• Raumlufttechnische Anlagen für Sonderbereiche Vorstand, Kantine, Besprechungs- und Schulungsräume sowie Technik- und Lagerflächen.
• Sprinklerzentrale- und anlage für Untergeschosse.

Als empfohlene Nachhaltigkeits-Variante wurde dieses Konzept um wesentliche ökologische Bausteine erweitert, die zwar zunächst zu einer Erhöhung der Investitionskosten führen, andererseits aber die Betriebskosten für die Wärme- und Kälteversorgung langfristig deutlich reduzieren.
Hierbei ist die Lebens-Zyklus-Betrachtung des Gesamtgebäudes mit eingeflossen.

Dieser Ansatz basiert auf der Lösung eines

Geothermalkraftwerkes.

Entscheidend ist hierbei, dass sich die CO2-Bilanz des Gebäudes auf nahezu Null reduziert und die unerschöpfliche, flächendeckende und gesamtzyklisch umweltfreundliche Reserve der Erdwärme als Energieträger herangezogen wird.
Gerade für die Stadt Aachen ist die Nutzung der Erdwärme (Thermalquellen) ein einzigartige fast 2000 Jahre währende Geschichte.
Durch besondere Bohrverfahren ist es in Aachen gelungen, das Thermalwasser unberührt zu lassen und die Gesteinswärme für das Energiekonzept zu nutzen.

Die Bausteine des regenerativen Konzeptes sind:

• Geothermalkraftwerk, Tiefenbohrungen bis ca. 2,5km
• Strom- Wärmeerzeugung durch dezentrale Turbinen
• Absorptionskältemaschine
• Bauteilaktivierung in Kombination mit Abwärmenutzung
• Wasserflächen zur Nutzung der Verdunstungskälte als natürliche Kältemaschine. Hierdurch Verbesserung der mikroklimatischen Verhältnisse.
• Regenwasserauffangbehälter zur Brauchwassernutzung.
• Extensive Begrünung aller Dachbereiche.
• Natürliche Be- und Entlüftung der Bürobereiche durch öffenbare Fassadenelemente

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf bereichert den Stadtgrundriss durch richtige und gut proportionierte Wegeverbindungen und Platzbildungen. Der enge Straßenraum der Borngasse wird nur niedrig gefasst. Im Bereich der Franzstraße mit einer straßenbegleitenden 2-geschossigen Bebauung mit darüberliegenden auskragenden Kammbauten und zur Theaterstraße hin durch den die Höhe der Aureliusstraße aufnehmenden Sockel der Bestandsbebauung. So entsteht eine räumliche Fassung bei gleichzeitig lichter Aufweitung.
Der zentrale Eingangsbereich des Neubaus im Knotenpunkt der Bebauung übernimmt gut die Verbindung zwischen den Bauteilen. Der Baukörper ist aber städtebaulich wenig hervorgehoben. Die Überhöhung der Bebauung an der Franzstr. Mit der weit vom Eingang angeordneten Vorstandszone verlegt den baulichen Schwerpunkt weg vom Zentrum. Adressenbildung und Anordnung des Haupteingangs divergieren so ein wenig. Das bestehende Hochhaus bleibt als eigenständiger Baukörper erkennbar, wirkt aber wenig integriert in den Gesamtkomplex.
Die Bauabschnittsbildung ermöglicht keine separate Nutzung des 2.BA. Durch Verlagerungen im Gebäude ergibt sich jedoch an der Franzstraße ein flexibel teilbarer, gut zu vermarktender Gebäudeteil mit eigener Adresse. Die Fassaden und die gesamte Sprache der Architektur sind modern, angenehm und zeitgemäß. Die Bebauung ist maßstäblich und steht im Einklang mit der Umgebung. (Auszug)
Lageplan

Lageplan

Perspektive Franzstraße/ Borngasse

Perspektive Franzstraße/ Borngasse

Perspektive Franzstraße/ Borngasse

Perspektive Franzstraße/ Borngasse

Perspektive Eingangsbauwerk Borngasse

Perspektive Eingangsbauwerk Borngasse

Perspektive Eingangsbauwerk Borngasse

Perspektive Eingangsbauwerk Borngasse

Luftbild

Luftbild

Luftbild

Luftbild

Modell

Modell

Modell

Modell

Perspektive Verbindungsbauwerk Kantine, Konferenz

Perspektive Verbindungsbauwerk Kantine, Konferenz

Perspektive Verbindungsbauwerk Kantine, Konferenz

Perspektive Verbindungsbauwerk Kantine, Konferenz