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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2012

Neugestaltung von Straßen und Plätzen

Neustadt an der Donau

Neustadt an der Donau

Ankaufgruppe

Ernst + Partner

Landschaftsarchitektur

Michael R. Schwarz

Architektur

Erläuterungstext

Die im Entwicklungskonzept für die historische Innenstadt von Neustadt a.d. Donau formulierten Ziele:

Attraktivierung der historischen Innenstadt zu einem
- begehrten Wohnort
- Ort des Handels
- Ort der Kultur
- Ort von hoher Lebensqualität
sollen mit der Gestaltung der öffentlichen Platz- und Straßenräume initiativ befördert werden.

Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele:
- Betonung der Stadteingänge mit ergänzenden Baumpflanzungen und Vollpflasterung der Verkehrsflächen.
- langfristige Reduzierung des Durchgangsverkehr auf der Staatsstraße 2144 durch straßenraumgestalterische Maßnahmen.
- Ausbau des Stadtplatzes und der Staatsstraße mit einem einheitlichen Pflasterbelag in Material und Format. Die Fahrbahn wird mit Flußplatten gleichen Materials und integrierten Längsrecord-Einläufen dezent markiert.
- Kurzzeit-Stellplätze werden mit Alu-Nägeln markiert. Damit kann auf künftige Nutzungsänderungen ohne nachhaltige Spuren früherer Stellplatz-Nutzungen reagiert werden.
- In gleicher Weise sollen Kirchplatz und Albrecht-Rindsmaul-Straße jedoch ohne Fahrbahnmarkierung der A-R-Straße gestaltet werden. Entwässerung mittels Punkteinläufen. Die A-R-Straße soll Platzcharakter analog zum Kirchplatz bekommen.
- Sitzmöglichkeiten, Fahrradstellplätze u.a.m. sind an bevorzugten Stellen vorgesehen.
- Das Kriegerdenkmal vor der St. Anna-Kapelle wird auf der Südwand der Laurentiuskirche zwischen Eingang und Mariensäule platziert.
- Die Ausleuchtung der Stadtplätze folgt dem vorgegebenen hierarchisierten Lichtkonzept. Herzog-Ludwig-Straße und Bahnhofstraße werden mit Mastleuchten LPH 3.0m bestückt.
- Ersatz der linear gepflanzten abgängigen Kugelakazien durch akzentuiert angeordnete Einzelbäume (Stadtlinden) auf den Plätzen, Erhalt der Rosskastanie südl. dem Kirchturm.
- Ausweisung von Freischankflächen für Gastronomie.
- Der Ausbau der Herzog-Ludwig-Straße wird als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich in Vollpflasterung vorgeschlagen. Die Gehbereiche und Kurzzeitparkplätze sind zur Belebung des Stadtbodens mit differenzierten Pflastergrößen belegt. Die Anordnung der Stellplätze erfolgt grundsätzlich einseitig in Fahrtrichtung Ortszentrum, von Süden kommend auf der Ostseite, von Norden auf der Westseite der Fahrbahn. Sie werden im Hinblick auf künftige Nutzungsänderungen lediglich mit Alu-Nägeln markiert.
Die Herzog-Ludwig-Straße bleibt baumfrei, um den historischen Straßenraumcharakter hervorzuheben. Stattdessen werden begleitende Oleanderkübel als belebendes Grün empfohlen.
- Die Bahnhofstraße im Süden ist in Asphaltbelag und gepflasterten Geh- und Stellplatzbereichen geplant. Mit dem Baumbegleitgrün wird der von heterogener Bebauung umgebende indifferente Straßenraum gefasst und gegliedert und die Stellplätze beschattet.
- Für die Stadtmöblierung wie Leuchten, Bänke, Fahrradständer, Schilder, Werbeanlagen an Gebäuden, wie auch die Außenmöblierung der Gastronomie soll ein einheitlicher Gestaltkanon gefunden werden.
- Im WB-Gebiet sind insgesamt 91 Kurzzeitparkplätze ausgewiesen, im Kernbereich 59, in der Bahnhofstraße 32.
- Der Wallgraben um den historischen Stadtkern sollte, von Nutzungen, Einbauten und Zäunen befreit werden. Der Gesamteindruck auf die Altstadt würde deutlich gewinnen.
- Mit der Pflege der vernachlässigten Gebäudefassaden, der Revitalisierung leerstehender Gebäude in Verbindung mit der Neugestaltung der Platz- und Straßenräume und der damit verbundenen Verkehrsberuhigung wird die Lebensqualität von Neustadt einen bedeutenden Entwicklungsschub erfahren.

Verkehrskonzept
Die zukünftige Straßenraumgestaltung im Ortskern betont die historische Qualität und die Aufenthaltsfunktion der Straßen. Es bleibt eine weiche Trennung von Fußgängerund Fahrverkehr auf unterschiedlichen Flächen bestehen, die aber den Kraftfahrern verdeutlicht, dass sie mit angemessen langsamer Geschwindigkeit die Innenstadt zu durchfahren haben. Durch eine Ausweisung als Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 20 oder 30 km/h kann dies unterstützt werden. Die Straßenraumelemente ermöglichen einen lichten Verkehrsraum von mindestens 6,50 Meter in den Achsen der Herzog-Ludwig-Straße und am Stadtplatz, bieten den Fußgängern aber gleichzeitig eine verbesserte Überquerbarkeit der Fahrbahnen durch den Verzicht auf Hochborde.
Der Knotenpunkt am Stadtplatz wird in seinen Dimensionen reduziert. Es erfolgt eine städtebauliche Bemessung der Verkehrsanlage nach dem Prinzip, nur die notwendigen Fahrbahnbreiten für die Leistungsfähigkeit und die Befahrbarkeit zur Verfügung zu stellen. Somit wird am Stadtplatz auf abmarkierte Rechts- und Linksabbiegespuren verzichtet. Die Fahrbahnbreite von 8 Metern lässt das nebeneinander Aufstellen zweier rechts- und linksabbiegernder Pkw zu und bietet gleichzeitig für die Fußgänger kurze Wege ohne die Notwendigkeit der heutigen Mittelinsel. Der Leistungsfähigkeitsnachweis ermittelt Qualitätsstufe D für den Verkehrsablauf und ist nur geringfügig schlechter als im Analysefall. Hinzu kommt, dass die Berechnung für die Spitzenstunde von einem Verkehrsanteil von 9 % des unveränderten Tagesverkehrs ausgegangen ist. Die Gestaltungsprinzipien und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen lassen jedoch erwarten, dass sich ein Teil des Kfz-Verkehrs andere Wege suchen wird und der Ortskern etwas entlastet werden kann, so dass auch die zeitweisen Stauerscheinungen am Stadtplatz abnehmen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Charakteristikum der Arbeit ist die deutliche Herausarbeitung der historischen steinernen Innenstadt. Sie wird eingefasst von den begrünten Wallanlagen. Der städtische Charakter findet seine Entsprechung in einem spürbaren Wechsel der Gestaltungselemente. Außerhalb der „Stadttore“ überwiegt eine naturnähere Alleebepflanzung.
Die Fahrbahn ist mit einem funktionalen, aber eher minderwertigerem Asphalt belegt. In den Stadttoren öffnen sich großzügig gestaltete Platzräume, mit auch im Detail anspruchsvollerer Ausstattung. Im Bereich der Bahnhofstraße bildet die vorgeschlagene Allee mit südseitigem Parken zwischen den Bäumen, ein starkes gestalterisches Element in der hier heterogener werdenden Stadtstruktur. Für die Fußgänger entsteht hier eine deutlich aufgewertete Einkaufsstraße.
In der Herzog-Ludwig-Straße ist das Parken jeweils auf die Ost- bzw. Westseite beschränkt. Auf der gegenüberliegenden Seite entsteht dadurch ein großzügiger modern gestalteter Boulevard. Damit ist die Flexibilität der Nutzung eingeschränkt. Die vorgeschlagenen Pflanzkübel erscheinen in dieser Umgebung (mittelalterliche Stadt) allerdings fragwürdig.
Hervorzuheben ist der Ansatz, durch Verschwenkung der Fahrbahn im Kreuzungsbereich den Verkehr zu bremsen. Dies verbessert auch die Querungsmöglichkeiten für Fußgänger. Ohne spezielle Markierung ist der Mündungsbereich auch ausreichend für eine Abbiegespur.
Der gesamte Platzbereich hebt sich durch eine nochmals hochwertigere Belagswahl als eigenständiger Stadtraum hervor. Insgesamt überzeugt die zurückhaltende Gestaltung mit klarer Zonierung von Funktionsbereichen. Der Kirchplatz bleibt verkehrsfrei und erhält durch die Verlegung des Kriegerdenkmals einen neuen Akzent.
In der Albrecht-Rindsmaul-Straße und am südlichen Stadtplatz ist eine angemessene Zahl von Stellplätzen vorgesehen. Der Bereich an der Apotheke ist als multifunktionale Fläche gestaltet, die eine Marktnutzung ebenso erlaubt, wie eine Außenbewirtung oder temporäre Stellplätze. Die Straße südlich des Rathauses ist jedoch zu weit nach Süden gelegt, so dass hier nur ein relativ schmaler Gehweg verbleibt. Die wenigen Großbäume sind bewusst zur Gliederung oder Akzentuierung der Platzräume eingesetzt. Die Oberflächen im gesamten Innenstadtbereich sind hochwertig, gut begehbar und geräuscharm. Die Ausstattung ist insgesamt sparsam, aber ausreichend. Es bestehen allerdings Zweifel, ob ohne entsprechende Beschilderung/ Abpollerung und/oder Verkehrsüberwachung die für Fußgänger vorgesehenen Flächen autofrei gehalten werden können.
Insgesamt eine gut vorstellbare Lösung ohne wesentliche funktionale Mängel, die mit einem angemessenen Aufwand die Freiräume der Innenstadt deutlich akzentuiert und gute Aufenthaltsqualitäten schafft.
Die Stadteingangsbereiche werden durch die Anordnung von Baumtoren gekennzeichnet. Im Bereich des Stadtplatzes handelt es sich um eine verkehrstechnisch funktionale Knotenpunktlösung. Die gewählte klare durchgängige Orientierung im Straßenraum, bedingt die Ausweisung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereiches.
Gesamtplan

Gesamtplan

Stadtplatz

Stadtplatz

Piktogramme

Piktogramme

Detail Herzog-Ludwig Straße Nördlicher Bereich

Detail Herzog-Ludwig Straße Nördlicher Bereich

Detail Herzog-Ludwig Straße Südlicher Bereich

Detail Herzog-Ludwig Straße Südlicher Bereich

Detail Stadtplatz

Detail Stadtplatz

Querschnitt 1

Querschnitt 1

Querschnitt 2

Querschnitt 2

Querschnitt 3

Querschnitt 3

Visualisierung Stadtplatz

Visualisierung Stadtplatz