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Einladungswettbewerb | 07/2012

Ennssteg Steyr Altstadt

1. Ankauf

HERTL.ARCHITEKTEN ZT GMBH

Architektur

DI. Kristian Zeller Ingenieurkonsulent für Bauwesen

Tragwerksplanung

Dipl.-Ing. Haygasot Bahar

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

STADTFELSEN
Das Visavis der Altstadt ist geprägt von einer steilen Felswand und teils kräftigen Bewuchs. Der dazugehörige Stadtteil liegt oben am Plateau. Diese topographische und atmosphärische Besonderheit soll nicht durch die Neubauten geschwächt werden, sondern bildet die wesentliche Grundlage für das Konzept. In Distanz zu den Parkdecks entwickelt sich aus dem notwendigen Felseinschnitt heraus eine poröse Mauer, die innen wie außen raumprägend wirkt. Die Felsengarage erhält durch die spezielle Lichtführung ihre unverwechselbare Eigenart, der Flusseinschnitt bleibt unterhalb des bebauten Plateaus weiterhin störungsfrei. Durch die artifizielle Verdichtung des Themas „Stadtfelsen“ erfährt die bislang natürliche Situation eine spannungsvolle Zuspitzung.

EIN NEUER STADTRAUM
Die vorgelagerte Promenade, die - abfallend von Nord nach Süd - von der oberen Stadtterrasse am Kollertor zum Flussufer führt, bietet nicht nur beeindruckende Ausblicke auf das gegenüberliegende Ufer. Sie definiert auch einen neuen Stadtraum als Pendant zum Ennskai auf der anderen Seite des Flusses. Für die Bewohner entsteht eine attraktive Aufenthaltszone (man erlebt die - über der Stadt untergehende - Sonne. Die tagsüber besonnten Mauern speichern die Wärme in den Abend hinein). Die Brücke wird somit mehr als nur eine funktionale Verbindung, die vom Bahnhof und der Felsengarage ins Zentrum führt.
Die gesamte Höhenentwicklung wird durch die versetzt angeordneten Mauern und durch den Grünkeil im südlichen Teil relativiert. Die Mauern bestehen aus einem losen Gefüge von langformatigen Betonsteinen mit unregelmäßig rauen Oberflächen. Gebrochenes lokales Felsmaterial aus dem Abbruch wird als spezieller Zuschlagsstoff eingebracht, sodass Farbe und Textur der Mauern sowohl eigenständig als auch verwandt zum natürlichen Felsen erscheinen.

DER BESONDERE KONTEXT
Ebenso wie die Garage erscheint der Steg nicht als technisches Artefakt, sondern wird aus dem Kontext heraus entwickelt. Auf schlanken Betonpfeilern lagert eine ebenso filigrane Platte. Die rhythmische Reihung von sieben Pfeilern ermöglicht moderate Stützweiten und eine betont gelassene Präsenz. Dementsprechend erscheint auch das zarte Geländer zurückhaltend und unaufgeregt. Es besteht aus Cortenstahlstäben und die in den Handlauf integrierte lineare Beleuchtung, die ausschließlich den Weg beleuchtet. Der Weg auf der Brücke verläuft als weitere Gasse der Stadt in den ersten zwei Dritteln eben und mit dem Blick auf den Rathausturm gerichtet, der exakt in der Achse positioniert wird. Erst wenn dieser aufgrund der Perspektive zu verschwinden beginnt, schwenkt der Weg leicht ab und fällt sanft zum geplanten Stadtentré.
Das Ensemble von „Stadtfelsen und Brückengasse“ bietet einerseits neue Erlebnisräume, ist aber auch kohärent eingebunden in die prächtige Melange von Fluss, Felsen, Vegetation und Stadt. „Stadtfelsen und Brückengasse“ sind Bühne und Akteur gleichermaßen in diesem besonderen Schauspiel.