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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2012

Ersatzneubau Wasserschutzpolizei am Mythenquai

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

b+p baurealisation ag

sonstige Fachplanung

Gruner Wepf AG, Zürich

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Städtebaulicher Kontext

Das linke Seeufer ist geprägt von einer Abfolge individueller Raumkompartimente. Der Standort der Wasserschutzpolizei am Mythenquai steht exakt an der Grenze zweier solcher Kompartimente: Dem Landvorsprung der Zürcher Ruderclubs und den Stegbauten der Bucht des Hafens Mythenquai. Diesen Übergang nehmen wir zum Anlass, den Neubau der Wasserschutzpolizei präzise zwischen den bestehenden Landvorsprung und einen neuen Steg zu platzieren, um der Nutzung einen definierten Ort zu geben.


Architektur

Die Aufgabe, der Nutzung eine Form zu geben, die sich nicht auf das Abbild einer Funktionalität reduziert, scheint uns an diesem für Zürich sensiblen und anspruchsvollen Ort das zentrale Thema zu sein. Wir schlagen deshalb ein Gebäude vor, das sich an den Wasserbauten und insbesondere an der Architektur der Stege orientiert. In Serie gestellte Pfosten bilden dabei das repetitive Grundmotiv des lediglich zweigeschossigen Neubaus: Im Erdgeschoss wird die Architektur der Stege seitlich in zurückspringende Galerien überführt, im Obergeschoss werden die Zwischenräume durch ebenfalls in Serie gestellte, feinere Stelen ausgefacht. Seeseitig öffnet sich der Bau, um die geforderte Sicht auf das Einsatzgebiet zu bieten; landseitig wird das Prinzip der Repetition um den gesamten Baukörper gelegt, so dass keine abweisende Rückseite entsteht.


Landschaft

Durch den gestreckten Körper und die einfache Organisation im Erdgeschoss entsteht ein präzise ausformulierter Übergang zwischen dem Polytechnischen Ruderclub und dem breiten Trottoir der Parkplatzanlage Mythenquai als offener Vorplatz. Die zur Stadt hin orientierte seitliche Galerie ist als privater und abgeschlossener Zugang ausformuliert, die zu den Ruderclubs gelegene, als öffentliche Erschliessung mit Treppe ins erste Obergeschoss. Durch die geschickte Platzierung des Neubaus bleiben sämtliche Bäume erhalten, wodurch der heute eher beengte Raum substantiell ausgeweitet und aufgewertet wird. Das Gebäude des Polytechnischen Ruderclubs erfährt seinerseits eine wohltuende Freistellung.


Organisation

Ideale Betriebsabläufe, kurze Wege und eine einfache Orientierung prägen den Entwurf: Der Verzicht auf das Untergeschoss verbessert die Ökonomie, aber auch die Effizienz des Neubaus. Räumliche und logistische Abhängigkeiten werden im direkten Nebeneinander organisiert. Der Neubau ist in prinzipiell in zwei Horizonten und einem Zwischengeschoss gedacht:

Das Erdgeschoss

Im Erdgeschoss befinden sich die Einstellhalle für die Boote und die Garage für die Betriebsfahrzeuge. Dazwischen liegen die vertikale Erschliessung, die Garderobe mit den entsprechenden Nass- und Nebenräumen für den Taucheinsatz. Auf ein Untergeschoss wird vollständig verzichtet. Die Garage wird als Werkhalle mit Überhöhe und der Möglichkeit für eine Kranbahn geplant. Die Überhöhe lässt sich einerseits dazu nutzen, zusätzliches Material unter der Decke zu lagern, aber auch Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten an Booten zu verrichten, ohne dabei die Krananlage am Strandbad Mythenquai nutzen zu müssen. Zwischen Garage und Bootshalle liegt der massive, gedämmte Kern, in dem die vertikale Zirkulation, die sanitären Nebenräume und die Garderoben für die Tauchsätze untergebracht sind.


Das Obergeschoss

Im eigentlichen Obergeschoss befinden sich die Diensträume des Speziellen Dienstes, des Wachbetriebs mit separatem Kundenzugang von Aussen und dem Kommandoraum mit freier Sicht über das Zürcher Seebecken. Durch die Organisation auf einem Geschoss bleibt die Kommunikation einfach und direkt, übersichtlich und einsehbar.

Das Zwischengeschoss

Zwischen Erd- und Obergeschoss wird ein Zwischengeschoss für die technischen Räume, Lagerflächen und die separaten Ruheräume eingeführt. Dies hat den Vorteil, dass die Technik im Zentrum des Gebäudes liegt, wodurch mit kurzen und effizienten Medienerschliessungen zu rechnen ist.

Damit reagiert der Bau auf die einzeln definierten Abläufe des wasserpolizeilichen Betriebs. Während sämtliche „nassen“ Abläufe nach der Rückkehr von einem Einsatz im Erdgeschoss stattfinden, ist das übrige Programm, mit Ausnahme von Technikräumen und dem Ruheraum, auf einer Ebene im Obergeschoss untergebracht. Möglichst kurze und direkte Verbindungen der einzelnen Stationen der unterschiedlichen Abläufe untereinander einem Einsatz, einer öffentlichen Führung oder das In-Gewahrsam-Nehmen eines Verdächtigen gewährleisten, dass diese störungs- und kreuzungsfrei stattfinden können.

Die Trennung der privaten und öffentlichen Adressen im Erdgeschoss trägt zur Einfachheit des Betriebes bei. Der Kadaverraum wird auf der privaten Seite zum Polytechnischen Ruderclub im Anschluss an die Garage und die Bootshalle untergebracht, die Züri-WCs hingegen auf der öffentlichen Seite des Besucher- oder Kundeneingangs.


Materialisierung

Der Neubau der Wasserschutzpolizei wird robust ausgeführt: Nach aussen hin treten die vertikalen Betonstützen in Erscheinung und gliedern den einfachen Betonkörper, in welchen ein Holzkörper eingestellt wird.

Differenziert werden diese beiden Körper im Erdgeschoss durch die seitlichen Galerien oder Arkaden, welche die jeweiligen Adressen und Zugänge bilden. Im Erdgeschoss werden die zurückspringenden, nicht tragenden Fassaden ebenfalls mit hinterlüfteten Holzschalungen verkleidet. Wo brandtechnisch erforderlich, werden die Holzverkleidungen durch nicht brennbare Elemente ersetzt.

Die Konzeption der Fassade überführt den Bau in eine angemessene Anmut, welche dem seinem öffentlichen Anspruch gerecht wird, ohne dabei die Zweckmässigkeit zu vernachlässigen. Die Rigidität der Fassade wird zum See hin aufgelöst, um dem Kommandoraum freie Sicht über das Seebecken zu gewähren. Dafür wurde das Raster der Fassade vergrössert und so gewählt, dass eine hohe Flexibilität der dahinterliegenden Bürostruktur gewährleistet ist. Die innere Logik des Baus wird dadurch einfach und direkt nach Aussen hin ablesbar.

Im Inneren werden ebenfalls robuste Materialen eingesetzt und auf aufwendige Verkleidungen weitestgehend verzichtet: Holzböden im Obergeschoss und als Rippendecke ausgeführte Betondecken prägen die Atmosphäre der Innenräume. Die Rippenerhöhen einerseits das Speichervolumen der Decke um ein Mehrfaches und sorgen zum anderen für eine gute Akustik. Um einen möglichst offenen und kommunikativen Raum zu ermöglichen, werden einzelne Trennwände in Holzwerkstoffen oder in Glas ausgeführt.

Die Decke der Bootshalle und der Garage wird bewusst in Beton ausgeführt, damit Seilzüge, Kranbahnen und dergleichen direkt in der Tragstruktur verankert werden können: Um Boote aus dem Wasser zu hieven oder Einsatzgeräte in der Garage an der Decke befestigen zu können.


Kostengünstigkeit

Durch einen hohen Vorfertigungsgrad sowie eine einfache Konstruktion lässt sich das Gebäude äusserst kostengünstig errichten: Vorfabrizierte Betonstützen werden vor Ort aufgestellt und durch die Decke über dem überhöhten Erdgeschoss kraftschlüssig verbunden. Der direkte Lastenabtrag über die aussenliegende Tragstruktur macht statische Sonderlösungen hinfällig. Sämtliche Fassadenelemente werden ebenso wie die Rippendecken im Vorfeld montagefertig hergestellt und in das vorhandene Strukturgerüst lediglich eingehängt.

Der hohe Grad an Vorfabrikation gewährleistet einen optimalen und zügigen Bauablauf. Dies trägt dazu bei, die anspruchsvolle Baustellenlogistik und die Baukoordination sämtlicher Baustellen im Knotenpunkt Mythenquai / Alfred Escher Strasse schon im Ansatz zu vereinfachen.
Durch den Wegfall des aufwendigen, wasserfesten Untergeschosses wird die Baustellenlogistik nochmals vereinfacht: Das Eliminieren des Untergeschosses reduziert die Kosten substantiell und vereinfacht zudem die internen und externen Abläufe.

Darüber hinaus ersparen die infrastrukturell günstig im Zentrum des Gebäudes und oberhalb des Seewasserspiegels gelegenen Technikräume kostenintensive und konstruktiv aufwendige Übergabepunkte für Versorgungsleitungen.


Ökologie

Für die Erstellung des Neubaus wird darauf geachtet, möglichst wenig graue Energie aufzuwenden. So wurde das Stützenraster dahingehend ökonomisiert, um die Strukturaufwendung in Bezug zur Nutzfläche zu minimieren. Zudem reduziert der bewusste Verzicht auf das Untergeschoss die graue Energie nochmals erheblich. Die strukturellen Betonelemente und der Ortbeton der Böden und Decken werden wo möglich in Recycling-Beton und CO2-armen Zement ausgeführt. Die Fassadenausfachungen und Fensterrahmen sind in Holzwerkstoffen geplant und nur, wo brandtechnisch notwendig, in feuerfestem Material ausgeführt.

Der Einsatz von Rippendecken verringert den Materialaufwand zusätzlich, ohne dabei jedoch die thermische Speicherfähigkeit der Decken zu reduzieren. Um einen möglichst effizienten Bauablauf zu gewährleisten, ist das Mass an seriell vorgefertigten Bauteilen sehr hoch und ermöglicht so eine hohe Präzision mit gleichzeitig tiefen Erstellungskosten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Bausubstanz der heutigen Wache der Wasserschutzpolizei am Mythenquai aus den 1950er-Jahren ist in einem schlechten Zustand und die Platzverhältnisse sind sehr eng. Für einen den neuen Bedürfnissen angepassten Neubau hat das Amt für Hochbauten einen Projektwettbewerb im selektiven Verfahren durchgeführt. Nach einer anonymen Überarbeitung mit zwei Teams wurde das Verfahren erfolgreich abgeschlossen.

Mit dem Siegerprojekt «Coray» des Teams von e2a eckert eckert architekten ag aus Zürich erhält die Wache am Mythenquai eine würdige Nachfolgerin. Eine wichtige Vorgabe des Wettbewerbsverfahrens war, dass das stimmige Erscheinungsbild des Seebeckenbereichs zwischen Strandbad Mythenquai und Polytechnischem Ruderclub (PRC) beibehalten wird. Das Siegerprojekt ergänzt die Reihe von teilweise denkmalgeschützten Bootshäusern aus den 1930er-Jahren der verschiedenen Ruderklubs in sinn- und stilvoller Weise. Dem Siegerteam ist es zudem gelungen, alle geforderten Nutzungen der Wasserschutzpolizei im Erdgeschoss auf einer kleinstmöglichen Fläche unterzubringen. Ein Garagentrakt landseitig und eine äussere Bootshalle seeseitig ergänzen das Kerngebäude. Der wasserpolizeiliche Bereich, die Fachgruppe Umweltdelikte zusammen mit der Kommissariatsleitung erhalten so an diesem Standort einen Neubau, der sowohl auf seine Umgebung eingeht wie auch den besonderen Bedürfnissen der Wasserschutzpolizei gerecht wird.