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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2005

Neubau Klaus-Bahlsen-Haus

4. Preis

struhkarchitekten

Architektur

Erläuterungstext




Leitidee
Mit dem Neubau des„Klaus-Bahlsen-Haus Hannover“ entsteht ein Gebäude, in dem sich alte Menschen wohl fühlen und sich Alltagsnähe und häusliches Milieu sehr leicht einstellt. Ein Gebäude-ganz im Sinne der Stiftungsphilosophie- der Entwicklung menschenwürdiger Wohnformen.
Die Architektur ist Ausdruck einer modernen Architektursprache, die jedoch deutlich auf die Bedürfnisse, Wahrnehmungen und eingeschränkten Möglichkeiten älterer Menschen angepasst ist. Das Gebäudeensemble vermittelt in seiner Konzeptionierung unterschiedliche Raumerlebnisse und Außenraumbezüge beim Durchqueren des Gebäudes ohne dabei eine klare Orientierung aufzugeben. Der Wechsel von Rückzugsmöglichkeiten in den eigenen vier Wänden und weiteren Räumen, Fluraufweitungen mit Kontaktbereichen vor dem jeweiligen Einzelzimmern als dezentrale Treffpunkte, von denen „es etwas zu sehen gibt“ und schließlich dem Wohn- und Essbereich, der ein ausgeprägtes „Wir- und Gemeinschafts-Gefühl“ vermittelt, lässt auch bei eingeschränktem Aktionsradius innerhalb eines Tagesablaufes eine „kleine täglich unterschiedliche neue Welt“ entstehen, die Innen- und Außenraum miteinander verquickt.
Es entsteht ein Alten- und Pflegezentrum, in der die beschützende Wohngemeinschaft zwar im Mittelpunkt steht, die sich trotzdem jedoch nicht aufoktroyiert und in ihrer architektonischen Ausformulierung die notwendige Freiheit -ohne Zwangsgemeinschaft- und dem damit oftmals verbundenen inneren Rückzuges der Bewohner entgegenwirkt. Es gilt die Privatheit zu ermöglichen, soziale Kontakte zu fördern, dabei die Autonomie und Selbstständigkeit größtmöglichst zu bewahren.

Städtebauliches Konzept
Der Neubau präsentiert sich als differenzierter Baukörper, der in seiner Ausführung auf die Heterogenität des Quartiers eingeht: Analog dem Reihenhausprinzip des angrenzenden Wohngebietes, differenziert sich der Neubau in stetigem Wechsel zwischen Vor- und Rücksprüngen, und rhythmisiert die vertikale Fassadenstruktur des Baukörpers. Damit betont er die Individualität der einzelnen Wohnbereiche und lässt geschützte Außenraumbereiche entstehen.
Durch seine geschickt angeordnete geknickte Gebäudekonfiguration reagiert er sensibel auf den schützenswerten Baumbestand der zwei Linden und lässt zwei sehr unterschiedliche Außenraumqualitäten entstehen. Dem eher introvertierten Hofbereich, der das Herz der Anlage bildet, stehen die Bereiche der aktiven Umwelt-„Beobachtung“ in Form von Grün- und kleinen Terrassenflächen, die den Einzelzimmern vorgelagert sind, gegenüber. Der Kontakt mit der Nachbarschaft wird dabei aufrecht erhalten, jedoch mit der angemessenen freiflächigen Distanz, so dass eine Störung des angrenzenden Quartiers mit Wohnhäusern und dem Kulturtreff mit Kindergarten vermieden wird.

Es entsteht ein Gebäude, das sich selbstverständlich in die Umgebung einfügt:

• Das Gebäude nimmt durch Kantenlängen und Höhen Bezug auf die Umgebung. So entsteht trotz des Bauvolumens ein sehr maßstäbliche gegliederter Baukörper.
• Durch die Trennung des Baukörpers an der Westfassade wird der Eingang markiert. Eine Glasfassade spannt sich zwischen die beiden Gebäuderiegel und gibt in ihrer räumlichen Fortführung den Blick in den Innenhof frei.

Das „Klaus-Bahlsen-Haus“
Die Gestaltung der Wohn- und Pflegebereiche folgt einem ganzheitlichen Planungsansatz: Der Mensch ist Maßstab für die Gesamtqualität. So entstehen qualitätvolle neue Wohnwelten mit hellen und freundlichen Räumen, die den Innenraum mit dem Außenraum vernetzten.
• Hochwertige Wohn- und Pflegebereiche durch thermische Behaglichkeit, maximale Tageslichtnutzung und Wahrnehmung der Umwelt über das„Fenster zur Welt“, der Tages- und Jahreszeiten.
• Gleichwertigkeit der Einzelzimmer und Appartements durch Orientierung nach Süd/Süd-West.
• Barrierefreiheit im gesamten Gebäude.
• Gesunde, natürliche und vertraute Materialen, haptisch angenehme Oberflächen, freundliche Farbgebung, die Geborgenheit vermitteln.
• Natürliche Belichtung und Belüftung aller Wohn- und Pflegeräume.
• Individuell regulierbares Raummilieu: Sonnen- und Blendschutz, Fensterlüftung, Heizkörper, Beleuchtung.
• Vielfältige Blickbeziehungen innerhalb des Hauses, zwischen den Raumbereichen und Ausblicke in die Umgebung (Innenhof, anschließende Wohnbebauung. Kulturtreff, Kindergarten).
• Räume mit hoher Begegnungsqualität: Vielfältige Kommunikationsräume (Sitzbänke vor den Zugangsbereichen der Einzelzimmern, Raumaufweitungen als dezentrale Treffpunkte, von denen „es etwas zu sehen gibt“, die jeweiligen Wohn- und Essbereiche und einer den Wohneinheiten übergeordneter zentraler Eingangsbereich fördern nicht nur die interne Kommunikation der einzelnen Wohneinheiten, sondern ebenso den gruppenübergreifenden Informationsaustausch.
• Durch den Eingangsbereich als „ Treffpunkt“ bietet sich die Möglichkeit nicht nur des internen Austausches, sondern der Teilnahme an Veranstaltungen wie Konzerten, Weihnachtsfeiern und Ausstellungen (z.B. des benachbarten Kindergartens oder des Kulturtreffs ). Es wird damit die Option gegeben auch am kulturellen Geschehen teilzunehmen und am aktuellen Zeitgeschehen teilzuhaben.
• Es entsteht ein Ort individueller und gemeinschaftlicher Aktivitäten mit ausgeprägtem „Wir- Gefühl“ bei gleichzeitiger Offenheit gegenüber dem Ganzen.

Grundrissorganisation
Die Grundrisse sind sehr klar strukturiert zugunsten einer optimalen Orientierung im Gebäude.
Zwei Gebäudespangen mit jeweils zwei Wohngemeinschaften sind über ein Koppelelement mit den übergeordneten Funktionen - Eingangshalle, Sozialraum, Multifunktionsraum und den Bädern - miteinander verbunden und über einen kleinen Vorplatz von der Stichstrasse aus erschlossen.
Die Einzelzimmer und Appartements mit Orientierung nach Süd/Süd-West bilden ein maßstäblich gegliedertes monolithisches Rückgrat zur Stadt mit vor gelagerten privaten Außenräumen.
Die Gemeinschaftsbereiche mit den großzügig verglasten Wohn/- Essbereichen und vorgelagerten Terrassenflächen bildet die kommunikative Mitte einer Wohngemeinschaft und orientiert sich in den schönen Landschaftsraum und geschützten Innenhof um die beiden Linden.
Alle Privatzimmer sind unmittelbar an den gemeinsamen Wohn/- und Essbereich angegliedert und auf kurzem Weg erreichbar.
Die Wohngruppen erlauben sowohl Teilnahme und Nähe als auch Privatheit und Distanz.

Ausbau/Tragkonstruktion
• Die Modulbausteine der Einzelzimmer definieren die Tragkonstruktion des Gebäudes
• Einfache, wirtschaftliche und materialgerechte Bauweise
• Ausführung der Wände in Leichtziegelmauerwerk, Deckenplatten und teilweise erforderliche Stützkonstruktionen in Stahlbeton
• Fußbodenbelag: Textil, Keramik bzw. Holz.
• Wände und Deckenoberflächen geputzt, Holzfenster

Gebäudetechnik
• Energie und Technikkonzept als „ Low-Energie-Konzept“
• Der Energiebedarf des Gebäudes wird über eine zentrale Infrastruktur sichergestellt (Heizungszentrale)
• optimierter und geringer Fensterflächenanteil ( Begrenzung sommerlicher Lasten, solare Gewinne im Winter )
• Hoher Nutzerkomfort durch individuelle Regulierbarkeit des Raumklimas (Heizung, Sonnenschutz - sommerliche Grenztemperatur max. 26°C, ).
• Natürliche Be- und Entlüftung, ohne Betriebskosten
• Optimierte Tageslichtnutzung mit integríerten Lichtlenk- und Verschattungseinrichtungen
• Gasbrennwertnutzung, Niedertemperaturflächenheizung
• Einsatz einer Photovoltaikanlage im Bereich der Dachoberlichter
• Beleuchtungsanlage mit tageslichtabhängiger Regelung über Raumsensor sowie manuelle Einstellung der Lichtstärke
• Einsatz eines Elektroinallationsbus
• Brandmeldeanlage
• Erhöhte Wärmedämmung
• Dachbegrünung
• Regenwasserspeicher als Teichfläche

Fassade Süd/West „Klaus-Bahlsen-Haus“
• Die Fassade der Gebäudespange der Einzelzimmer und Appartements unterstützt in ihrer vertikalen und teilweise zurückspringenden Ausformulierung die städtebauliche Absicht des Reihenhausprinzips und verleiht dem Gebäude einen modernen und kleinmaßstäblichen Charakter. Modulare Fassadenelemente ermöglichen eine wirtschaftliche Bauweise
• Ausführung der Wände in Mauerwerk, Deckenplatte Stahlbeton.
• Fassadenaufbau: Mauerwerk mit Wärmedämmputz, Holzfenster
• Verzicht auf Unterdecken um die Betonkernaktivierung nutzen zu können.
• Wände geputzt und Deckenoberflächen gespachtelt, gestrichen
• Fußbodenbelag: Textil, Gummi bzw. Holz.
• Fensterbank innen Holz
• Unterstützung der energetische Konzeption des Neubaus durch ausgewogenen Glasanteil der Fassade ca.50% : Senkung der Heizkostenkosten bei gleichzeitiger Vermeidung von Überhitzung
• Hochwertige Wohnbereiche durch thermische Behaglichkeit, maximale Tageslichtnutzung und Wahrnehmung der Umwelt, der Tages- und Jahreszeiten über das „Fenster zur Welt“.
• Natürliche Belichtung und Belüftung aller Wohnräume.
• Individuell regulierbares Raummilieu: Sonnen- und Blendschutz, Fensterlüftung, Heizkörper, Beleuchtung.
• Gesunde, natürliche und vertraute Materialen, haptisch angenehme Oberflächen, freundliche Farbgebung, die Geborgenheit vermitteln.
• Berankungen der entstehenden Nischenbereiche vernetzten die Architektur mit dem umgebenden Landschaftsraum und stellen geschützte und angenehme Aufenthaltsbereiche zur Verfügung

Fassade Ost/Nord das „Fenster zum Innenhof“
• Transparente Fassaden mit höherem Glasanteil in den Gemeinschaftsflächen der Wohn/ Essbereiche lassen den Innenraum frei in den Landschaftsraum übergehen und erlauben überall im Haus ein gute Orientierung, natürliche Belichtung und Blickkontakt nach Außen.
• Fassadenaufbau: Mauerwerk mit Wärmedämmung und Holzplattenverkleidung, Öffnungsflügel und Klappflügel als Holzfenster

Eingangsbereich
• Der Hauptzugang und Eingangsbereich markiert sich durch eine zweigeschossige gläserne Fassade und gewährt Einblicke in den gestalteten Innenhof. Fassadenkonstruktion: Pfosten-Riegelkonstruktion (Holz/Glas).

AuĂźenraum
Das winkelförmig geknickte Gebäude formuliert sehr unterschiedlich geprägte Außenräume. Die Freiraumgestaltung nimmt Bezug auf die unterschiedlich komplexen Anforderungen von einerseits
• Kontrolle der Aufsichtspersonen und Einsehbarkeit im Innenhofbereich
• andererseits Individualität in der Gestaltung der Terrassen mit möglichem Kontakt zu Mitbewohnern vor den Terrassen der Süd- und Westseite als privater kleiner Außenbereich und
• einer maßvollen Abgrenzung zu der umgebenden Bebauung durch vorgelagerte Grünflächen

Der entwurfsbestimmende Innenhof mit den zwei zu schützenden Linden bietet ein großes Potential für eine attraktive Gestaltung des Außenraumes. Er bietet ebenso verwirrten Menschen die Möglichkeit ihren Impulsen zu folgen und sich zurückzuziehen oder herumzuwandern, wann immer sie es wollen. Weitere Gestaltungsmerkmale sind:
• Gute Einsehbarkeit durch das Personal
• Abwechslungsreich und barrierefrei gestalteter Spazierweg als „Endlosschleife“
• Wechsel von besonnten und schattigen Räumen (optische Reize)
• Wechsel der Materialien (haptische Reize) und Sinneseindrücken (Duftgarten)
• Sitzgelegenheiten zum Innehalten und Beobachten (Kommunikationstreff)
• Wohneinheitübergreifende Treffpunkte wie Sitzrondell unter den Linden (Kommunikationstreff mit Dorfcharakter)
• Außenräumliche Verknüpfung der Wohnbereiche über Terrassen und daran anschließende Wegeverbindung
• Schaffung eines angenehmen Mikroklima durch Wasserfläche und die Nähe des Grünraumes.

Das Klaus-Bahlsen-Haus bietet ein Stück Heimat und lässt in einer beschützenden Umgebung ein hohes Maß an Autonomie und persönlicher Freiheit zu. Ein Haus, das den Wunsch nach Geborgenheit und Wohlbefinden, nach Privatheit und Gemeinschaft in jeder Hinsicht entspricht.

Pojektdaten
Klaus-Bahlsen-Haus
Klein-Buchholzer-Kirchweg
Hannover-Bothfeld
HNF: 1640m²
BGF: 2890m²
BRI: 8670m²