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Einladungswettbewerb | 06/2010

Berufliche Schulen FSP1 + W2 Uferstrasse / Wagnerstrasse

1. Preis

RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Ökoplan Büro für zeitgemäße Energieanwendung

Energieplanung, TGA-Fachplanung

Anette Ehret Landschaftsarchitektin

Landschaftsarchitektur

ITW

Brandschutzplanung

DS-Plan AG

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Das essentielle Anliegen unserer Entwurfskonzeption ist die harmonische, aber auch eigenständige Integration eines kompakten Schulgebäudes in das städtebaulich heterogene Ensemble an der Uferstrasse. Um zu einer konzentrierten Gebäudeform zu gelangen, war es wichtig, sich auf einen Standort zu begrenzen und möglichst keine Nutzungen durch zusätzliche Pavillions auszulagern. Zudem sehen wir eine Verpflichtung zum effizienten Umgang mit Grund und Boden und möchten das zusätzliche Wachstumspotential des Schulgeländes im Südwesten aufzeigen, siehe hierzu das Wachstums-Szenario im Schwarzplan.

Man kann den Schumacherbau als kubistische Blockranddefinierung beschreiben, während die Pavillionschule der 50iger Jahre genau das Thema Blockrand negiert und sich wortwörtlich zu den städtebaulich vorhandenen Bezügen „querstellt“. Unser Ziel ist eine bewusste Bezugnahme auf den gesamten Bestand, der Respekt zur Straßenkante, die „Antlitzbildung“ des Hauses, aber auch die Eigenständigkeit durch eine in sich ruhende, konzentrierte, dynamische Bauform als „spannungsvolle Koexistenz“ innerhalb des Ensembles.

Besonderes Augenmerk im Innenbereich gilt der städtebaulichen wie freiräumlichen, leicht diagonalen Verbindung zur W2 und der Pavillionschule. Die nachbarschaftliche Anbindung des Neubaus ist zu allen Seiten respektvoll, sinnvolle Fluchten und Bautiefen des Bestandes werden aufgenommen und weitergeführt. Im Bereich des angrenzenden Wohnungsbaus ist die Schule weit zurückgesetzt, um mögliche Verschattungen zu Nachbars Garten zu vermeiden. Straßenbegleitend schließt der Schulbau 4-geschossig an den Wohnungsbau an, Richtung Süden nimmt das 5. Geschoss die 1. Traufkante des Schumacherbaus auf. Um die Eigenständigkeit und Lesbarkeit der beiden Schulen nicht in Frage zu stellen, haben wir bei der FSP1 auf die Ausbildung eines zusätzlichen Staffelgeschosses an der Wagnerstrasse bewusst verzichtet. Zum Innenhof hin ist der neue Schulbau 4-geschossig ausgebildet und nimmt die Traufkante des vorspringenden Turnhallenkubus der W2 auf. Der zum Innenhof aufgestellte Winkel des Neubaus stellt die Verbindung zur Pavillionschule her und öffnet sich zur Sonne, siehe beiliegende Sonnenstandsanalyse.

Freiraumkonzept
Die Landschaftsplanung nimmt den heterogenen Charakter der Baustrukturen des Ensembles auf und gliedert durch unterschiedlich ausgeprägte Freiräume. Die aus den Bauten resultierenden, dominanten Verbindungsrichtungen werden mit 2 teppichartigen Wegeflächen thematisch aufgeladen und nehmen die besonderen Nutzungen Werkhof, Außengastronomie Mensa und Feuerwehraufstellflächen auf.

Der Eingangsbereich der FSP1 an der Wagnerstraße ist als großzügiger, befestigter Platz mit zwei langen Bänken gestaltet, im nördlichen Bereich werden 50 Fahradstellplätze angeboten. Die großzügi-ge gläserne Eingangsfuge leitet hinein den neuen Schulbau und führt entlang der Pausenhalle über den Schulpark zur großen, vorhandenen Linde. Am Wegekreuz führt die Verbindung über den kleinen Platz mit Bank weiter zur Richardstrasse, so dass das Schulgelände während der Öffnungszeiten der Schule auch als informelle Wegeführung im Quartier sinnvoll genutzt werden kann.

Die dominant gelegene Turnhalle auf der Nordseite des Schulparks bekommt entsprechend ihrer bau-lichen Präsenz den angemessenen Freiraum zurück und wird räumlich eingegliedert. Statt des unwirt-lich abgezäunten Areales wird eine südorientierte Holztribüne installiert und bietet Sitzgelegenheiten in der Pause und Potential für Freiluftevents. Im Innenbereich der Tribüne werden Gartengerätschaften untergebracht. Die den Schulpark rahmenden Gebäude werden im Norden durch eine grüne Baum-kante ergänzt. Im Norden, angebunden über die Richardstraße, befinden sich dahinter sichtgeschützt die PWK-Stellplätze sowie 50 weitere Fahrradstellplätze.

Der steinerne, etwas enge und schattige Schulhof der W2 wird durch den angehobenen, ebenfalls be-festigten Hof der FSP1 mit Licht und Raum erweitert. Die große neue Pausenhalle für beide Schulen öffnet sich einladend nach Süden, deshalb erscheint die vorhandene Außentreppe zu schmal und soll-te formal sensibel verbreitert werden. Schmalkronige Laubbäume überstellen die beiden Höfe und sor-gen für sommerliche Verschattung im Außenbereich.


Architektonisches Konzept
Das neue Schulgebäude der FSP1 bildet sich als Baukörperkomposition aus 2 parallel verschobenen Gebäudewinkeln, die sich ineinander verschränken und einen Lichthof bilden. Je eine Ebene des Winkels durchbricht den jeweils anderen Hauptkörper im 1., bzw. 4. OG, um den jeweiligen Eingangsbezug im Aussenraum und ein besonderes „Schaufenster“ zur Öffentlichkeit zu definieren. Der vorhandene Versatz in der Straßenfront der Wagnerstrasse wird als kubistische Verschiebung der beiden Gebäudekörper thematisiert und inszeniert den Haupteingang der FSP1 mittels einer gläsernen Fuge.

Da die PKW-Erschließung über den FSP1-Lehrer-Parkplatz störungsfrei von der Richardstrasse erfolgt und tagsüber eine fußläufige Verbindung über das Areal zwischen Richard- und Wagnerstrasse ermöglicht wird, sind die Fernsichtbezüge in der Tiefe des Raumes durch einen nach Westen leicht auskragenden Baukörper markiert.

Im Inneren des Gebäudes befindet sich der Lichthof mit grosszügiger Freitreppe und Pausenhalle. Die Pausenhalle verknüpft die beiden Schulen räumlich als auch visuell miteinander, eine Übersichtlichkeit der Schulen untereinander als auch die Orientierung im Raum ist für alle Nutzer schnell erfassbar.

Die Doppel-Winkelbildung optimiert das A/V-Verhältnis des Gebäudes und ermöglicht eine effektive sowie attraktive Erschließung der Klassenräume als verbindendes Kommunikations- und Raumerlebnis. Der Verkehrsflächenanteil ist durch die Raumkonfiguration auf nur 34% minimiert.

Programmanordnung
Im Erdgeschoss befindet sich angrenzend zur W2 die Produktions- und Lehrküche mit Nebenräumen. Die Anlieferung erfolgt blickverdeckt über die Wagnerstrasse, ein 2. Zugang ist auch über den Innen-hof möglich, da die interne Anbindung der einzelnen Schulbereiche untereinander ebenfalls einer schwellenlosen Zuwegung bedarf.

Die Essensausgabe öffnet sich in den Mensabereich, der räumlich mit der Pausenhalle verbunden ist und von Mai bis September bei gutem Wetter von 12 bis 18 Uhr besonnte Außensitzplätze im Hof an-bieten kann. Für geschlossene Veranstaltungen ist die Pausenhalle mit mobilen Schiebewänden ab-trennbar. Empfang und Hausmeisterraum befinden sich direkt am Haupteingang.

Die Verwaltung im EG und die Lehrerbereiche im 1.OG gliedern sich in ruhiger Lage im Norden, auch als akustischer Puffer, an den Wohnungsbau an. Die Werkstatträume sind emissionssensibel zum großen Schulhof, leicht ausgelagert und nach Westen orientiert.

Der straßenbegleitende Bauriegel ist unterkellert, um notwendige Nebenräume, Umkleiden, WCs und Lager unterzubringen und die Bestandswände der Nachbargebäude nicht durch Erddruck unnötig zu belasten.

Die direkte Anbindung der W2 erfolgt im 1. OG barrierefrei über eine Rampe und ermöglicht den Schülern auf kurzem Wege den direkten Zugang zur exponierten Mediathek, den Musikräumen und der Pausenhalle. In den oberen Geschossen sind die Klassenräume als Ring umlaufend um das Atrium orientiert, die Schülerbereiche und die Lounge liegen wie Inseln am Atrium. Die Kreativbereiche befin-den sich übereinander als vertikaler Block im Nordwesten, die Naturwissenschaften bilden den Hoch-punkt im Dachgeschoss. Der Bewegungsraum im 3.OG kann durch die flexible Höhenanpassung am Wohnungsbau seine Raumdimension unproblematisch abbilden.

Fassaden, Materialität und Farben
Eine materielle Verbindung des Neubaus zu den Bestandsbauten durch Verwendung des einheitlichen Materiales „Klinker“ sehen wir als notwendig an. Der Neubau bildet die 3. Zeitschicht und braucht eine eigene farbliche Vermittlung, da die Bestandsfarben Hellrot und Dunkelrot, sowie der Gelbklinker ne-beneinander farblich nicht wirklich harmonieren,- und die neue Schule soll auch farblich einen eigenen Akzent setzen. Der Stein wird in Dunkelgrau-braunrot gehalten.

Die horizontalen Zäsurkanten der Brüstungs- und Fensterbänder betonen in ihrer Linearität die Hori-zontale aus dem Schumacherbau und werden durch kupferfarbene Leibungszargen aufgenommen.

Der feststehende Sonnenschutz betont ebenfalls die Horizontale, ist wartungsarm und in seiner Di-mensionierung, je nach Himmelsrichtung, auf die minimierte Wärme-Einstrahlung bei maximaler Licht-transmission bemessen. Die besonderen Räume wie Musik, Bewegung, Naturwissenschaft und Pau-senhalle werden statt Lamellen mit einem kupferfarben bedruckten Sonnenschutzglas akzentuiert.
Der Innenraum mit allen Wänden, Decken und Böden wird schlicht in hellen Farbtönen gehalten. Den besonderen Farbakzent mit changierenden Rottönen bilden lediglich die umlaufenden, geschlossenen Brüstungsflächen im Lichthof.

Flexibilität und Bauabschnittsbildung
Die Baustruktur ist für eine spätere Nutzungsänderung robust, übersichtlich und mit gleichwertigen Räumen ausgestattet. Sollte ein Bauprozess in 2 Phasen gewünscht sein, könnte der straßenbeglei-tende Riegel zuerst gebaut werden, da die 2 notwendigen Treppen sowie die Anbindung an die W2 dann als erstes vorhanden sind. Die Kompaktheit des Entwurfes impliziert aber eine optimale Bebau-ung innerhalb eines Bauprozesses.

Brandschutzkonzept
Das Brandschutzkonzept ist überschaubar mit insgesamt 3 ersten Rettungswegen und zusätzlichen Fluchtwegen über Klassenräume dargestellt, siehe Grafik. Zudem ist die im Lichthof liegende, großzü-gige Freitreppe als 1. Rettungsweg zu bewerten, da die Halle über Oberlichter entraucht werden kann. Durch die Verschiebung von straßenbegleitendem Riegel und nördlichem Werkstattappendix entsteht eine Überlänge, die ggf. durch einem eigenen Brandabschnitt unkompliziert gekürzt werden kann. Die Feuerwehrzufahrt und Aufstellflächen befinden sich von der Richardstrasse kommend in den befestig-ten Wegeflächen des Pausenhofes am Schulpark.