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Plangutachten | 02/2012

Forum Gold und Silber

2. Rang / Mit der Realisierung beauftragt

Preisgeld: 3.000 EUR

Isin Generalplaner Projekt GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Standort städtebauliche Strategie

Die Lage des Grundstücks bietet ein vielseitiges Potential, das nahezu verführerisch auf die Ideenfindung Einfluss nimmt. Die Antwort darauf entsteht an der Schnittstelle vieler Blicke und Wegebeziehungen mit einer unspektakulären Gebäudeform, die die Körnung der umliegenden Gebäude der Altstadt aufnimmt. Die Blicke vom Lindenfirst hinab auf den Remspark nehmen den Standort als Plattform wahr.
Die kärglichen Reste der historischen Zwingermauer teilen das Grundstück zwischen städtischem Platz und Rems-Terrassen und werden durch eine teilweise Überbauung als geschichtliches Dokument in das Gebäude mit aufgenommen.
Skulptural erhebt sich das Gebäude turmartig oberhalb des Mündungsdeltas von Josefsbach und Rems und orientiert sich an den Gebäudehöhen der Nachbarbebauung.Die Positionierung des Gebäudes soll durch die sog. „Kodak-Points“ für überraschende Blickbeziehung sorgen. Das Gebäude taucht unangekündigt als Blickfang auf:
Am Ende der Ledergasse, beim Spazierengehen entlang des Josefsbach, beim Betreten des Remsparks, von Seiten des Bahnhofs entlang des „Goldenen Bandes“ sowie des „Silberen Bandes“, auf der Vorbeifahrt an der Remsstraße.
In zentraler Lage im Remspark gelegen bildet der Standort sowohl den Auftakt zur historischen Altstadt wie auch den Schlusspunkt der wiederbelebten Einkaufsstraße der Ledergasse.



Konzeptidee

Innere Schlichtheit / äußere Eleganz
Die Kernfigur des Gebäudes bildet ein quadratischer Würfel, der über einen großzügigen städtischen Platz betreten wird. Diese Großzügigkeit unterstreicht die Bedeutung der inhaltlichen Themen. In Anlehnung an bedeutsame Architekturbeispiele erfolgt die Erschließung über eine besondere Vorzone, die publikumswirksam mit einem „bespielten Außenbereich“ zum Eintreten in das Gebäude animiert. Ein Skulpturenplatz bietet lokalen Künstlern die Möglichkeit, sich zu präsentieren und die Verbindung zu schaffen zwischen Bildhauer und Goldschmied.Die Nutzungen sind so angelegt, dass die Öffentlichkeit ohne Schwellenangst den Zugang in das Innere des Gebäudes findet, so bilden 2 belebte Zonen im Erdgeschoss wie selbstverständlich die Magneten: Zum einen die Manufaktur mit Shop-Bereich, die den Besucher zum Schlendern in die Gastronomie an der unterhalb gelegenen Rems-Terrasse einlädt.
Durch die Einbindung der Zwingermauer in das Gebäudeinnere setzt sich der Betrachter plötzlich mit der Bedeutsamkeit dieser historischen Mauerreste auseinander, die wahrscheinlich sonst nicht wahrgenommen werden würde.
Ein großzügiges Atrium bringt Tageslicht über die einzelnen Geschosse ins Innere der eher introvertierten Flächen. Die Gastronomieebene ist in Richtung Westen zum Remspark hin vollständig verglast.
Das 1. OG lädt ein zum Verweilen in der Ausstellung. Daran angegliedert eine flexibel nutzbare Seminarfläche. Ein „Fenster zur Altstadt“ neben der kleinen Bistrotheke bietet Platz zum Verweilen.
Im 2. und 3. OG können zum Konzept passende Nutzungen angeboten werden. Zwei loftartige Ateliers werden zur „Adresse“ für Gmünder Designer und Künstler.



Gebäudestruktur

Ein „einfaches“ Grundkonzept mit einer Grundfläche von 19m x 19m definiert die Gebäudestruktur. Die Bauweise in Stahlbetonskelett mit Flachdecken ermöglicht großzügige Nutzungsflexibilität.Ein Erschließungskern mit Treppenhaus und Aufzug stellt die vertikale Verbindung der einzelnen Ebenen her. Interne Treppenläufe verbinden thematisch zusammengehörige Flächen.
Die massiven Deckenkonstruktionen werden zur Gebäudeerwärmung und Kühlung als Speicherflächen aktiviert.Durch die puristische Materialkonzeption soll sich das Innere gegenüber den ausgestellten und verarbeiteten Edelmetallen zurücknehmen.
Sämtliche Betonelemente sind in Sichtqualität ausgeführt, die Böden werden mit Epoxidharz beschichtet. Lediglich im Bereich der Gastronomie reagiert der Bodenbelag auf die historische Bausubstanz der Zwingermauer in Form von Verwendung von Natursteinen. Die thermische Hülle besteht aus einer mehrschaligen Industrieverglasung. Diese Verglasung erhält im Innenraum ein diffuses neutralisiertes Licht. Nur bestimmte Standorte gewähren den Blick von innen nach außen und erhalten in diesen Flächen transparente 3-fach-Verglasungen.



Die Gebäudehülle / „Das Gewand“

Während das Gebäude selbst mit seiner klaren und kubischen Struktur der Architekturtradition des Bauhauses folgt, soll eine zweite vorgesetzte Haut das „Gewand“ bilden, das dem Forum mit einem selbstbewussten Impuls einen angemessenen Ausdruck verleiht. Wie in einer Kollage werden die Themen Edelmetallverarbeitung und Gestaltung von Schmuck in diesem „Gewand“ aufgenommen.
Die Form der Hülle folgt der Tradition des „Fassettenschliffs“ in der Verarbeitung von Edelsteinen. Eine Vielzahl von glatten und polierten Flächen auf der geometrischen Grundform von Dreieckenergeben die Gesamtfigur.
Diese facettenreiche Figur wird belegt mit rechteckigen Fassadentafeln, die einer Bekleidung eines Kunstwerkes mit sog. „Blattgoldquartieren“ entspricht. Auch hier wird Bezug genommen auf die Tradition der Verzierung von Kunstgegenständen und Architekturelementen mittels Blattgold in der Geschichte der Edelmetallverarbeitung.
Eine Kupfer-Aluminium-Legierung verleiht der Fassadenverkleidung eine mattierte und eindrucksvoll warmgoldene Oberfläche.
Leerstellen in der Belegung geben der Fassade die erkennbare Struktur einer Vertäfelung und gewähren gleichzeitig Einblicke und Durchblicke zum dahinterliegenden Gebäude sowie spannende Blickbeziehungen von innen nach außen.



Architektur als Wahrzeichen einer Tradition

Design, Kunst und Architektur werden als „Gmünder Themen“ im neuen Forum Gold und Silber zusammengeführt. So wird durch das übergestülpte „Gewand“ aus dem Forum eine architektonische Skulptur mit einem hohen Wiedererkennungswert und einem starken selbstbewussten Statement zur Tradition der Stadt Schwäbisch Gmünd als Gold- und Silberstadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser erstellt einen klar definierten Stahlbetonkubus in Skelettbauweise, so dass er aus allen Sichtachsen, Ledergasse, Robert-von-Ostertag-Straße und vom Eingang Landesgartenschau als frei gestellter Solitär wahrgenommen wird. Durch das jeweilige Vorspringen vor die bestehenden Bebauungskanten entstehen vom Verfasser benannte Kodakpoints, damit entstehen vielfältig Anreizpunkte, die auf das Gebäude aufmerksam machen. Dieser Anreiz wird durch eine dem Kubus vorgehängte, vielfach gefaltete, goldfarbene Metallfassade verstärkt. Materialität, Farbe und Faltung geben dem Gebäude die Einzigartigkeit eines Solitärs. Die extrovertierte Ausstrahlung steht im Widerspruch zum nüchternen inneren Kubus, die Vertiefungen der Außenhaut sind auf das Gebäude und die Öffnungen der Fassade auf die Ausblicke auf städtische und landschaftliche Besonderheiten zu beziehen.
Der Baukörper bezieht die historische Zwingermauer ins Nutzungskonzept mit ein und erreicht durch das Café eine Belebung der Baumterrasse an der Rems. Die Flächen des Raumprogramms sind sinnfällig angeordnet. Im Erdgeschoß sind Ausstellung, Shop und Juwelier gut mit dem städtischen Raum verbunden. Die Ausstellung entwickelt sich als umlaufende Galerie ins 1. OG. Gewerbeflächen im 2. und 3. OG geben dem Gebäude ein dominantes städtisches Großvolumen, welches nicht zuletzt auch wegen der zu erwartenden Baukosten insbesondere für die großen Fassadenflächen eine finanzielle Rolle spielt. Eine Gastronomie mit Dachterrasse wäre infolge der einzigartigen Ausblicke attraktiv.
Der Entwurf sollte auf gestalterische Angemessenheit und finanzielle Machbarkeit überprüft werden.