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Einladungswettbewerb | 11/2012

Neubau eines Feuerwehrgebäudes mit den zugehörigen Freiflächen

3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

heilergeiger architekten und stadtplaner BDA

Architektur

Erläuterungstext

Der Neubau der Feuerwehr St. Mang nimmt die bestehende Landschaftsmorphologie aus Wiesenhügeln, Wällen und Baumreihen auf und führt sie in seiner Gebäudestruktur fort.
Die neue Feuerwehr wird zur öffentlich begehbaren Landschaft und verwebt sich räumlich mit dem Ort.
Die weiterentwickelte Gebäude- und Landschaftsstruktur ermöglicht einen optimalen Feuerwehrbetrieb und schafft zugleich auf dem Dach einen vielfältigen Erlebnisraum als Mehrwert für die Bewohner des Quartiers (Skateranlage, Spiel, Aufenthalt).
Durch die Integration der Feuerwehr in die Landschaftsmorphologie gelingt es, die funktional notwendige Abgrenzung der Feuerwehrabläufe und den Schallschutz der Umgebung herzustellen bei gleichzeitiger Einbindung der Anlage in den Alltag der Nachbarschaft.

Die neue Feuerwehr bietet durch ihre klaren und kompakten Raumstrukturen Funktionalität, kurze Wege und Nutzerfreundlichkeit in Alarmsituationen oder bei Übungen. Neben der Dachlandschaft erzeugt die Orientierung zum öffentlichen Raum Bürgernähe und stärkt den bedeutsamen Platz der Feuerwehr im Leben von St. Mang.

Auf Basis des Konzepts wird das Gebäude als robuste und einfache Stahlbeton-Massivkonstruktion ausgeführt, die die Plattform für die begehbare Dachlandschaft ist. Die Wände werden als zweischalige, gedämmte Sichtbetonkonstruktion in einer wirtschaftlichen Fertigteilkonstruktion ausgeführt.
Das energetische Konzept und die Gebäudehülle berücksichtigen die geringen Nutzungszeiten und die unterschiedlichen Heizzonen.
Die Fensteröffnungen sind so ausgebildet, dass die Räume natürlich und energiesparend unter Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes mit Tageslicht versorgt werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche /architektonische/landschaftliche Qualität
Die hervorstechende Eigenart der Arbeit ist die Überführung der landschaftlichen Situation in die Gebäudevolumina. Zur Duracher Straße wird eine klare bauliche Kante geschaffen, die das Gebäude im Straßenraum erlebbar und wahrnehmbar macht. Vom Friedhofweg aus ergibt sich ebenfalls eine klare räumliche Grenze durch die Rückwand der Pkw-Stellplätze, die gleichzeitig für den Lärmschutz der Anlieger sorgt. Die Wand geht unmittelbar in die begeh- und befahrbare Rampe der Skateranlage über, die den Weg auf’s Dach ermöglicht. Von Norden und vom Park her eröffnen sich vielfältige Wege auf die begeh- und bespielbare Dachlandschaft, die den Bezug zum Park und zur Landschaft aufnimmt und von oben den Blick nach Süden ermöglicht. Gleichzeitig begrenzt die Rückwand der Fahrzeughalle klar den Park und leitet die Ost-West-Wegebeziehung von Kleingartenanlage zum Friedhofweg. Die geschaffenen Raumkanten und Wegebeziehungen fügen sich sehr gut in den Ort ein und ermöglichen eine positive Wahrnehmung von Gebäude, Feuerwehr und Park.
Besonderes Augenmerk wäre auf die Art und Ausgestaltung der Absturzsicherung zu legen. Durch die gesamte Konzeption des Gebäudes werden vielfältige Erlebnisräume geschaffen, die auch der wünschenswerten Verflechtung von ehrenamtlicher Feuerwehr und Bürgern Rechnung tragen.

Erschließung und Funktionalität
Im Außenraum ist die Funktionalität im Einsatzfall nur eingeschränkt gegeben. Durch das nahe Heranrücken an die Duracher Straße wird die Hoffläche der Feuerwehr zu klein. Die geringe Hofgröße führt zu vielfältigen Zwängen bei der alltäglichen Nutzung, aber auch bei der winterlichen Schneeräumung. Ausreichende Rangierflächen beim Wiedereinrücken sind nicht vorhanden. Begrüßt wird die Trennung der Zu- und Ausfahrt für Pkw und Einsatzfahrzeuge, wobei die Pkw-Parkierung für das erforderliche schnelle Parken im Alarmfall ungünstig aufgeteilt ist.
Im Innenbereich ist die Funktionalität im Einsatzfall erreicht, ansonsten ist die Lage und Anordnung der Flächen im Gebäude sinnvoll und zweckmäßig. Die durchgängig ebenerdige Anordnung aller Räume wird begrüßt, Belichtung und Belüftung funktionieren einwandfrei. Der Kommandant ist inmitten des Geschehens angeordnet. Der direkte zweite Zugang von der Duracher Straße aus ist repräsentativ ausgebildet und bindet das Gebäude sinnvoll direkt an die Hauptstraße an.

Konstruktion, Materialität und energetisches Konzept
Die gewählte Stahlbetonfertigteilkonstruktion ist sachgerecht und für die hohe Beanspruchung durch die Feuerwehr zweckmäßig. Die gewählte Gebäudegeometrie mit einer Vielzahl von schrägen Rampen und freigespannten Dachkonstruktionen ist allerdings eine äußerst aufwändige Bauform. Die Dachlasten durch die begehbare Landschaft werden gering eingeschätzt, allerdings ist teilweise intensive Dachbegrünung beschrieben. Die erforderlichen Wärmedurchgangswerte sind bei der gewählten Konstruktion bauphysikalisch sicher erreichbar. Das Energiekonzept (Grundtemperierung über Bauteilaktivierung mit großflächigen Strahlplatten für kurzfristige Erwärmung) wird als zu aufwendig bewertet.

Wirtschaftlichkeit
Gesamtwirtschaftlich betrachtet wird durch aufwendige Grundrissgestaltung mit einer Vielzahl von Decken- und Wandschrägen ein komplizierter Baukörper mit ungünstigem A/V-Verhältnis geschaffen. Die anderen Wirtschaftlichkeitskriterien sind unauffällig. Zur Umsetzung des Entwurfs sind umfangreiche Erdbewegungen notwendig. Es bleibt offen, ob diese durch Massenausgleich erreicht werden können.

Fazit
Insgesamt handelt es sich um eine sehr gute Lösung im Stadt- und Landschaftsraum, die aber an der mangelhaften Funktionalität im Außenbereich der Feuerwehr scheitert. Wirtschaftlichkeit und Verhältnismäßigkeit für einen reinen Zweckbau sind fraglich.