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Einladungswettbewerb | 11/2012

Neubau eines Feuerwehrgebäudes mit den zugehörigen Freiflächen

Anerkennung

Preisgeld: 1.666 EUR

HEIN architekten

Architektur

Modellbau Michael Rast

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau
Der kompakte, quadratische und ungerichtete Baukörper fügt sich platzsparend und zurückhaltend in den Grünraum ein. Von natürlichen Einfriedungen (Erdwalle, Biotop, Bäume) umgeben tritt er zum nördlich gelegenen Ortsteil Oberösch kaum in Erscheinung (Minimierung der Lärmemission), wirkt jedoch im Bereich der Duracherstraße ortsbildprägend. Die Positionierung des Gebäudes lässt eine unmittelbare Anbindung des Eingangsbereichs an den Friedhofsweg sowie eine optimale Zufahrtssituation für Einsatz- und Mannschaftsverkehr entstehen. Im verbleibenden südöstlichen Grundstücksbereich ist der Skaterpark angeordnet. Die bestehende Situation (Wegeführung, Bolzplatz, Skaterpark etc.) bleibt weitgehend erhalten und wird durch den baulichen Abschluss zur Duracherstraße noch gestärkt.

Architektur
Die Materialisierung des Gebäudes (Fassade und Stellhalle in Beton, Mannschaftsbereich mit Innendämmung) entspricht den Nutzungsanforderungen: Robuste und wartungsfreie Oberflächen in strapazierten Bereichen, hohe Speicherfähigkeit in der Garage (als Reaktion auf kurzzeitig hohen Wärmeverlust im Einsatzfall) und geringe Speichermasse im Aufenthaltsbereich (ermöglicht schnelle Aufheizung bei Bedarf). Die Optimierung der inneren Abläufe bestimmt den Grundriss des Hauses. Das Obergeschoss orientiert sich zur ruhigen Nord- bzw. Ostseite (Grünanlage, Friedhof). Die Verglasung zur Stellhalle lässt im Inneren ein großzügiges Raumerlebnis mit spannenden Sichtverbindungen entstehen und stellt die Fahrzeuge als „Herz des Hauses“ in den Mittelpunkt. Die zurückhaltende Farbgebung des Gebäudes setzt die rot leuchtenden Autos auch nach außen identitätsstiftend in Szene.

Funktion
Die Anordnung der Park- und Fahrradabstellplätze sowie des Eingangs am Gebäudeeck minimieren die Zugangswege und vermeiden Kreuzungen mit abfahrenden Einsatzfahrzeugen. Der Eingangsbereich (Windfang) dient als Verteiler zwischen den Einsatz- und Aufenthaltsräumen. Er ermöglicht auch bei gleichzeitiger Nutzung des Obergeschosses störungsfreie Alarmeinsätze.
Die barrierefreie Anbindung des Schulungsraumes an den nördlichen Außenbereich lässt zusätzliche Nutzungsvarianten entstehen (Kombination mit Grünbereich, separater Zugang zum Schulungsraum etc.). Sollte die Notwendigkeit bestehen, so kann unmittelbar neben der Treppe zu einem späteren Zeitpunkt ein Lift nachgerüstet werden, der auch intern eine barrierefreie Erschließung ermöglicht.

Konstruktion, Technik, Energie
Das statische Konzept sieht vor, die Geschossdecke weitgehend auf Stahlstützen im Dämmbereich zu lagern und die Fassade so thermisch zu entkoppeln. Die temperierte Stellhalle ist thermisch vom zweigeschossigen Mannschaftsbereich getrennt. Dieser kann ohne Weiteres in Passivhausstandard errichtet werden. Allerdings ist zu erwarten, dass die geringen Nutzungszeiten (und somit zu niederen „Inneren Lasten“) nicht ausreichen um den Heizwärmebedarf auf unter 15 kWh/m²a zu minimieren. Die Beheizung erfolgt über eine Pelletanlage. In einem zusätzlichen Technikraum im OG wird (wegen der kurzen Kanalführungen einfach und wirtschaftlich) die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung untergebracht. Hier könnte auch eine Einheit zur Abgasabsaugung an den Fahrzeugen (Leitungsführung über den Einfahrtstoren) optimal positioniert werden. Auch die folgenden energietechnischen Ausstattungsvarianten können sofort oder (mit geringen Vorarbeiten) zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden:
- PV-Anlage auf dem Dach
- Thermische Solaranlage auf dem Dach (Energiegewinnung zur Speichermasseaktivierung in der Stellhalle bzw. Warmwassererzeugung)

Wirtschaftlichkeit
Folgende Faktoren unterstreichen die hohe Wirtschaftlichkeit des Gebäudes:
- kompakter Baukörper, geringe Hüllflächen, minimierte Nebenflächen
- sparsamer Umgang mit der Grundstücksfläche
- hohe Funktionalität und Grundrisseffizienz
- hohe Flexibilität (z.B. durch Mehrfachnutzungen im OG)
- Langlebigkeit und Wartungsfreiheit der Außenhülle
- geringe techn. Ausstattung und vielseitige Möglichkeiten der Nachrüstung (Lift, PV-, Solaranlage, Abgasabsaugung etc.)

Beurteilung durch das Preisgericht

Der kompakte, quadratische Baukörper setzt einen klaren städtebaulichen Akzent mit signifikanter, aber unaufdringlicher Form. Durch das Heranrücken des Gebäudes an den Landschaftsraum im Norden gewinnt das Gebäude einen relativ großen Abstand zur südöstlich gelegenen Wohnbebauung, was sich günstig auf die Lärmentwicklung auswirkt. Der im Südosten verbliebene Skaterpark stellt keine schalltechnische Verbesserung der Situation dar. Der nördlich des Feuerwehrhauses liegende Freibereich wird landschaftlich moduliert und an der Grundstücksgrenze “abgeschnitten“. Dies bleibt unverständlich, zumal die Wegeführung das Auf und Ab nachvollziehen muss. Die gewählte Zufahrt im südwestlichen Grundstücksbereich wird positiv bewertet, da ein genügend großer Abstand zur Wohnbebauung im Südosten gewahrt wird. Die Trennung von Feuerwehrvorplatz und Pkw-Stellplatz auf jeweils gegenüberliegenden Seiten des Gebäudes wird begrüßt. Eine relativ geringe gegenseitige Beeinträchtigung ist damit gewährleistet. Die Aufstellfläche für die Feuerwehrfahrzeuge ist zwar gerade noch ausreichend, ein etwas großzügigerer Vorbereich wäre jedoch wünschenswert, zumal die Einfahrten um 90 Grad gedreht sind. Eine bessere Lärmabschirmung der Stellplätze nach Süden könnte die Situation zusätzlich aufwerten. Die innere Erschließung des Gebäudes ist schlüssig und übersichtlich gestaltet. Die Grundrissgestaltung kann in ihrer kompakten Form überzeugen, insbesondere die Anordnung der Fahrzeughalle, Umkleiden und Werkstatt. Der fußläufige Eingang ist auf kurzen Wegen erreichbar. Eingangshalle und Windfang sind angemessen gestaltet. Die Anordnung der Räume im Obergeschoss sind im Großen und Ganzen gut gelungen, mit Ausnahme der Büros, die nicht separat erschlossen sind und der Raum des Feuerwehrkommandanten, der keinen Einblick in den Übungshof hat.
Zur Energetik werden nur sehr vage Aussage gemacht, dadurch ist eine Beurteilung im Detail nicht möglich. Es ist aus den Plänen nicht ersichtlich wie die schwere Stahlbetonaussenwand bauphysikalisch/energetisch entkoppelt werden kann.
Die für die wirtschaftliche Erstellung des Gebäudes notwendigen Kennwerte (BRI/BGF) liegen im mittleren Bereich. Das A/V-Verhältnis und die Verkehrsflächen liegen im günstigen Bereich. Insgesamt ist eine wirtschaftliche Realisierung zu erwarten, zumal auch die Aussenanlagen keine größeren Aufwendungen erwarten lassen.
Eine Arbeit die durch ihre selbstverständliche und unaufgeregte Art überzeugt.