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Einladungswettbewerb | 03/2012

Mittelrheinpavillon

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 1

2. Preis

ARCHITEKTEN STEIN HEMMES WIRTZ

Architektur

ROSA

Architektur

Erläuterungstext

Mittelrheinpavillon

Typologie für Kioske, Verkaufsstände und weitere Servicenutzungen im Welterbe Oberes Mittelrheintal

Idee

Die Landschaft des Mittelrheintals ist eine einzigartige Kulturlandschaft. Sie ist geprägt durch die Variationen des Talquerschnitts: Der Rhein mit seinen Ufern, flankiert von Straße, Bahnlinie und Bebauung. Dahinter steigen, oft steil, manchmal sanft terrassiert die Hänge an, an denen Weinbau betrieben wird. An besonders markanten Punkten stehen meist gut erhaltene Burgen, die eindrucksvolle Ausblicke in die Flußlandschaft bieten. Die Bebauung der Siedlungen zeigt sich aus dieser Perspektive sehr kleinteilig und verdichtet. Die Städte und Dörfer drängen sich in die wenigen Freiräume und erzeugen das Bild einer lebendigen Dachlandschaft. Dieses Bild wird aufgegriffen und ikonographisch weiterentwickelt: Als Typus der Urhütte mit modelliertem Dach.


Modul

Ausgehend von der zum LKW-Transport praktischen Höhe von 2,75 m wird das Pavillonmodul entlang einer schräg verlaufenden Firstlinie gekappt, so dass zwei Dachflächen gleicher Neigung entstehen, die in einer schräg verlaufenden Traufe münden. Auch in der Breite der Stirnseiten wird das Maß auf die transportfreundliche Breite von 2,55 m begrenzt. Die geschlossenen Stirnwände übernehmen statische Funktionen und fassen die haustechnischen Installationen. Die Längen der einzelnen Module entwickeln sich aus einem Raster von 90 cm. Das sich daraus ergebende Bandraster von 0,90m x 2,55 m gilt ausnahmslos für alle Pavillontypen.


Flexibilität

Je nach Nutzung variiert die Länge der Module, woraus sich unterschiedliche Abwicklungen im Bereich der Längsansicht ergeben. Höhe und Breite bleiben hingegen immer gleich. Durch die besondere Dachgeometrie sind die Stirnseiten deckungsgleich, so dass alle Module in Reihe gekoppelt werden können. Längsseitig lassen sich Module gleicher Länge miteinander verbinden, so dass eine dazwischen liegende Rinne mit einem gleichen Gefälle im Bereich der Traufe entsteht. So können auch Räume für Nutzungen, deren Platzbedarf die Breite des transportablen Moduls übersteigt, gebildet werden. Es ergeben sich große Flexibiltät und vielfältige Erweiterungsmöglichkeiten: vom Kleinstmodul des Ticketschalters bis hin zur Außengastronomie mit großer Gästekapazität.


Material

Die Zeichenhaftigkeit der Form wird durch die Reduktion der Materialien unterstützt. Fassaden und Dachhaut bestehen aus dem gleichen Material. In einer Region, die durch steinerne Burgen auf den Felsen über dem Fluss geprägt ist, kann sich ein robustes, unbehandelt erscheinendes Material, wie Messingbronze gut behaupten.
Das Traggerüst aus Stahlprofilen ist mit ausgeschäumten, sich selbsttragenden Sandwichelementen ausgefacht. Außenseitig wird auf die Tragkonstruktion ein Messingbronzeblech als Haut und Witterungsschutz aufgeklebt. Der Charakter des Materials ist gestaltprägend für alle Pavillonmodule. Die Oberflächen werden im Laufe der Jahre in Würde altern. Innenseitig kann die Tragkonstruktion entsprechend den Funktionen und Wünschen der Nutzer mit verschiedenen Oberflächenmaterialien verkleidet werden. Holzwerkstoffplatten bieten sich für Aufenthaltsbereiche an, Edelstahlbleche in Bereichen mit hohen hygienischen Anforderungen wie Küchen und WCs.
Durch unterschiedliche Öffnungsmöglichkeiten wird das Volumen nutzungsspezifischen Anforderungen gerecht (geschlossen und intim, offen und transparent): durch Hochklappen, Herunterklappen oder seitliches Öffnen werden Zugänge, Vordächer, Rampen (barrierefreier Zugang), Terrassen, Balkone, Ausgabetheken, Schalter, Infotafeln und Auslagen etc. ausgebildet und der Baukörper gegliedert. Die durch Öffnungen entstehenden Schnittflächen sind mit einer Akzentfarbe aus dem Farbleitfaden für das Welterbe Mittelrheintal abgesetzt. Sie betonen die Öffnungen und bieten Platz für Beschriftungen. Öffnungen können je nach Nutzung durch modulare Glaselemente zusätzlich verschlossen werden, wodurch z.B. beim Imbiss Fritzdorf ein überdachter Sitzbereich entsteht.


Kontext / Aufstellung

Die Aufstellung, Ausrichtung, Kopplung und Gruppierung der Module erfolgt ganz gemäß der jeweiligen örtlichen Gegebenheit, nach Lage, Umgebungsbestand, Anbindung und Ausblick. Bei der Aufstellung als Solitär und Gruppierung von Modulen entstehen Außenräume. Aus- und Durchblicke werden betont, Sichtbarrieren am Ufer vermieden. Die Außenanlagen sollten zurückhaltend im Sinne eines übergeordneten Gestaltungsleitfadens für das Mittelrheintal gestaltet werden. Die Module bieten hierzu einen Baustein.
Die Module lassen sich, auf höhenjustierbaren Standfüßen, auf jeder ausreichend befestigten Fläche aufstellen. Ortsfeste Auflager oder Fundamente sind nicht erforderlich. Zugehörige Außenflächen, wie Terrassen, Balkone und Rampen werden beim Transport im Modul mitgeliefert.


Beleuchtung

Die Beleuchtung der Module erfolgt im Wesentlichen durch indirekte Beleuchtung der Decken. Im Außenbereich sollte der Einsatz von Beleuchtungen zurückhaltend erfolgen und ist in einem übergeordneten Gestaltungskonzept abzustimmen. Wir schlagen den Einsatz von Uplights unter Baumgruppen vor, um beispielsweise den Außengastronomiebereich in Osterspai in den Abendstunden in ein stimmungsvolles Licht zu tauchen oder eine von Bäumen begleitete Promenade zu betonen.


Hochwasser

Bei drohendem Hochwasser lassen sich die betroffenen Pavillons mittels LKW-Kran auf üblichen Fahrzeugen ohne Überbreiten an einen sicheren Ort transportieren. Die Module sind entsprechend statisch ausgelegt und mit Kranösen ausgestattet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurfsverfasser gelingt die Entwicklung eines Typus einer Urhütte mit modelliertem Dach, die als Einzelkörper eine hohe skulpturale Qualität aufweist. Die zeichenhafte Darstellung der Naturlandschaft wird in einem einzelnen Objekt versinnbildlicht. Die komplexe Aufgabenstellung wird mit Hilfe unterschiedlich langer Bausteine gelöst. Für jede der einzelnen Funktionen wird ein gestalterisch überzeugendes Objekt angeboten. Die hochwertige und reduzierte Materialwahl trägt zur Stärkung der Zeichenhaftigkeit der Baukörper bei. Fassade und Dachhaut bestehen aus dem gleichen robusten Material, was vor der technischen Realisierung geprüft werden sollte. Besonders hervorzuheben ist die Ausarbeitung der individuellen Sitzmöglichkeit des Wartebereiches, sowie die Integration der Werbeflächen in die Fassade. Die Kopplung der einzelnen Module sollte wenn, sensibel vorgenommen werden, da durch die raumgreifende Präsenz der Grundkörper eine nicht beabsichtigte Dominanz in den schmalen Rheinuferbereichen entstehen könnte.
Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 3

Präsentationsplan 3