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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2013

Rathausneubau und Umfeld

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Dohle + Lohse Architekten GmbH

Architektur

ModellArchitektur Trixi Schulz

Modellbau

Erläuterungstext

Erläuterung und Begründung der Städtebaulichen Konzeption/Freiflächengestaltung

Der vorgestellte Entwurf übernimmt die Setzungen des städtebaulichen Rahmenplan für den Wohnkomplex mit barrierefreien Eigentums- / Altenwohnungen des Stephanswerk Wohnungsbaugesellschaft mbH Richtung Sportanlage bzw. des projektierten Fachmarktstandort.

Die vorgeschlagene Lösung versteht sich dabei als Klammer zwischen dem strukturell zentralen Kirchplatz als repräsentativ/ideellem Schwerpunkt der Gemeinde und dem im Rahmen des übergeordnetem Fahrverkehr funktional bedeutsamen Nordrand des Baugrundstücks, welcher im Rahmen der beabsichtigten kernnahen Angebotsverdichtung auch die verkehrliche Haupterschließung für den ruhenden Verkehr zum Rathausneubau anbieten soll.

Unter Kenntnis dieser beiden 'Pole' entwickelt der Neubau eine Lösung, welche ganz selbstverständlich diesen beiden funktional unterschiedlichen, sowie auch räumlich auseinanderliegenden Anforderungen, gerecht wird.

Erläuterung und Begründung des vorgeschlagenen Entwurfskonzeptes
Das neue Gebäude legt sich in Nord-Südrichtung als primär zweigeschossiger Baukörper auf die das Baufeld querende Bruchsteinstützmauer, welche in ihrer Materialität in Fortschreibung innerhalb des Neubauvolumen weiterhin zur Ausformulierung des gesamten unteren Gebäudesockel verwendet wird. Das Neubauvolumen wird als Baukörperwinkel ausformuliert mit einem kürzerem Gebäudeschenkel zum Kirchplatz bzw. dem längeren Schenkel in Nord-Südrichtung. Figürlich wird der gestalterisch als eigenständiges Volumen akzentuierte Saalbaukörper dabei zweiseitig eingefasst. Nach Norden bzw. zum Haus Bissendorf zeigt sich das Saalvolumen dagegen im unverstellten Dialog mit der Umgebung.

An der südlichen und östlichen Kante übernimmt der Neubau den Maßstab der Traufhöhen der 2 1/2- geschossigen Bestandsbebauung und findet in seiner Höhenentwicklung ebenfalls einen angemessenen Umgang mit dem mittelalterlichen Gebäudebestand des Haus Bissendorf. Die Ausbildung des Neubau als liegender, primär quadriger Baukörper bildet dabei einen spannungsvollen Dialog zur schrägwinkeligen Dachlandschaft im direkten Umgriff.

Unter geringfügiger Überhöhung der ohnehin vorhandenen Topografie entsteht zur Wissinger Straße eine winkelig gefasste, dreigeschossige Raumkante mit entsprechender Gestaltwirksamkeit zum zukünftigen Fachmarkstandort. Die bisher als Fußweg existierende Verbindung vom Kirchplatz nach Norden bekommt durch die neue Raumkante zudem ein stärker gassenartiges Raumprofil. Dieses unterstützt im Rahmen einer Spielstraße mit dem zusätzlichen Angebot von Stellplätzen für den Rathausneubau auch die an der Wissinger Straße vorhandenen Einzelhandelsflächen.

Durch den Rückbau des bestenden Kindergarten entsteht die Chance, dem existierenden Gebäudeensemble um den Kirchplatz an einer wichtigen Platzkante ein neues Gesicht zu geben:

Der zweigeschossige Neubau öffnet sich nahezu auf seiner gesamten Fassadenbreite mit einer eingeschossigen, bodentiefen Verglasung zum Kirchplatz. Die Fassade springt gegenüber der obergeschossigen Bebauung leicht nach innen ein. Das als Vorzone zum Ratssaal unmittelbar anschließende Foyer steht damit in direktem räumlichen und funktionalem Bezug zum Kirchplatz und zum angrenzenden Haus Bissendorf. Der hier angebotenen Eingang ist der repräsentative Zugang für das Standesamt bzw. die auch am Wochenende verfügbaren Räume des Verkehrsamt (Einwohnerwesen). Die Poststelle bzw. der Infotresen sind direkt verfügbar, ebenso die Besucher-WCAnlage. Die dem Saal zuschaltbare Foyerfläche ist z.B. im Rahmen von Ausstellungen, Vernissagen und öffentlichen Sitzungen vielfältig nutzbar.

Mit dem PKW wird der Rathausneubau von Norden überwiegend über die Wissinger Straße angefahren werden. Der betreffende Bereich ist zwischen hier dreigeschossigem Neubau im Westen und der zu erhalten Bruchsteinmauer im Osten räumlich klar gefasst. Eine Stellfläche als Parkplatz unter Bäumen bietet die nötigen Einstellplätze für Besucher.

Im Innenwinkel des Neubaus gelangt der Besucher über eine großzügige, dreigeschossige Hallenverglasung in das so genannte untere Foyer im unmittelbaren, funktionalen Schwerpunkt des Gebäudes. Die in der Fuge zwischen Saalvolumen und innerer Hauptverkehrsfläche angeordnete Haupttreppe ist direkt erreichbar, ebenso wie der gegenüberliegend angeordnete Aufzug.

An der Haupttreppe liegen in beiden Verwaltungsgeschossen die Sekretariate der jeweiligen Fachdienste bzw. die Raumnutzungen mit hohem Öffentlichkeitsgrad. Nach Norden bzw. nach oben nimmt das Maß an Besucherverkehr in der Raumzuweisung dagegen bewusst ab. Der Funktionsbereich des Bürgermeisters ist entsprechend separat vor dem überhöhten Volumen des Saals mit Blick auf den Kirchplatz angeordnet.

Am nördlichen Ende des Zweibundes bietet ein zusätzliches Treppenhaus eine interne Verbindung der drei Baukörperebenen. Hierüber sind auch die im Sockelgeschoss angeordneten Lager- und Personalnebenräume zu erreichen, sowie die die internen PKW-Einstellplätze in ausschließlicher Nutzung durch die Rathausmitarbeiter.

Aussagen zu Konstruktion und Material
Auf einem mit Bruchsteinmauerwerk verkleidetem Gebäudesockel, welcher in Teilen in das ansteigenden Terrain eingegraben ist bzw. in die vorhandenen Stütz- und Mauerwerkswände überleitet, liegt ein zweigeschossiger, weißer Putzbaukörper mit bandartigen Fassadenöffnungen im Bereich der Büroräume bzw. stärker individualisierten Fensteröffnungen im Bereich von Sondernutzungen.

Wir schlagen in bewusstem Verzicht auf ein Wärmedämmverbundsystem eine einschalige Ausführung als Mauerwerksbau mittels hochwärmedämmender Tonziegel vor, welcher einen mineralischen Oberputz bekommen soll. Bei guter Nachhaltigkeit auch aus der Perspektive des Unterhalts sind dabei ohne weiteres auch sehr gute energetische Eigenschaften (Wärmeschutz, Speicherfähigkeit, ...) zu erreichen. Im Bereich der Kerne und Geschossdecken wird drüber hinaus Stahlbeton zum Einsatz kommen. Mit der Ausführung als geputzter Neubau wäre eine direkter Bezug zu Baumaterialien im Umgriff (Haus Bissendorf, Pfarrheim, Alte Mühle, ...) vorhanden. Alternativ ist auch eine Ausführung mittels vorgehängter, hinterlüfteter Fassadenkonstruktion aus fasergebundenen Fassadentafeln, Architekturbeton oder ähnlichem denkbar. In Bereichen mit direktem räumlichen Bezug zum Außenraum (Eingang Nord, Platzkante Kirchplatz) beabsichtigen wir einen entsprechenden Materialwechsel (Vorhangfassade) in Form von farbgleichen Intarsien.

Die Bürofassaden werden als Elementfenster in Dreifach-Wärmeschutzverglasung ausgeführt. Im Bereich des Trennwandanschluss wird im Fensterband ein Blindfeld mit integriertem opaken Lüftungsflügel hergestellt. Zusätzliche Drehflügel stehen optional zur Verfügung und dienen der Fensterreinigung. Es kommt - abgesehen von erdgeschossigen Foyerflächen - ein außenliegender Lamellensonnenschutz zur Ausführung. Die Foyerverglasungen werden als Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt.
Grundsätzlich wird eine Ausführung als Niedrigenergiehaus bzw. nach Passivhausstandard empfohlen. Die verfügbaren Geschosshöhen sind für eine entsprechende Gebäudetechnikintegration ausgelegt. Im Bereich des gestalterisch akzentuierten Saalbaukörpers soll eine vorgehängte Natursteinfassade ausgeführt werden. Es ist beabsichtigt, hier einen materialspezifischen Bezug zu den im Umfeld verwendeten Sandsteinfassungen von Fenstern, Laibungsportalen etc. herzustellen. Im Inneren des Saalvolumens würde eine entsprechende warme Farbigkeit in eine großtafelige Innenwandbekleidung aus Holzfurniertafeln übersetzt.

Aussagen zur Wirtschaftlichkeit
Bei hoher gestalterischer Qualität ist der vorgeschlagene Entwurf in konventioneller Bauweise in rohbauüblichen Dimensionen herstellbar. Allein das Dachtragwerk oberhalb des Saals wird mittels Einbau von Trägern abgefangen werden müssen. Hierzu steht im Schnitt eine ausreichende statische Nutzhöhe Höhe zur Verfügung. Es werden keine aufwendigen Sonderkonstruktionen zur Ausführung kommen müssen.
Wesentliche Aufweitungen im Baukörper sind gut funktional begründet (Foyerfläche Erdgeschoss, Luftraum Haupttreppe, Zweigeschossigkeit vor innerer Südfassade des Saalbaukörpers) und auf ein notwendiges Maß reduziert. Die vorgeschlagenen Materialien versprechen eine hohe Dauerhaftigkeit bei geringem Unterhalt und altern ggf. ohne qualitative Einbußen.
Im Bereich der Büroräume kommt ein Ausbauraster von 1,35m zur Ausführung. Dies erzeugt zeitgemäße Büroraumzuschnitte und bildet die vorgegebenen Büronutzflächen optimal ab. Im Bereich der Büroräume werden akustisch wirksame Deckenabhängungen so ausgeführt, dass die Speichermasse der geschossdecke erhalte bleibt. Der Einsatz von Deckenstrahlheizungen in Fassadennähe ist optional auch zum Einbringen von Erdkälte geeignet
Der Einsatz von nichttragenden Raumtrennwänden macht zudem eine nachträgliche Raumgrößenanpassung grundsätzlich möglich.

Aussagen zum Energiekonzept sowie zu Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Die gewählten Bauteile gewährleisten geringe Transmissionswärmeverluste und vermeiden unnötigen Energieeintrag über Verglasungen (sommerlicher Wärmeschutz). In der gewählten konventionellen Bauweise stehen genügend aktive Speichermassen zur Verfügung.

Wir empfehlen in der energetischen Dimensionierung eine Unterschreitung der Zielvorgaben der ENEV 2009 um 30%. In einer gesamtkonzeptionellen Betrachtung sollte darüber hinaus eine mögliche Bauweise nach Passivhausstandard mit entsprechender Wärmerückgewinnung in der Lüftungstechnik diskutiert werden.

Die vorhandene Dachfläche kann optimal mit Eigenlast-fixierten Photovoltaikelementen ausgestattet werden.

Bei dem im Baufeld bekannten Grundwasserstand ist eine Nutzung von Erdkältetauschern zumindest denkbar.

Beabsichtigt ist ein möglichst geringer Anteil an versiegelten Flächen im Außenraum (z.B. Rasengittersteine im Bereich der Stellplätze, wassergebundene Wegedecken eingangsferner Platzflächen, ...) bzw. eine Regenwasserbehandlung von Regenmengen aus Dachflächen auf dem Grundstück bzw. im Bereich der Gräfte.

Zur Ausführung kommen überwiegend mineralische bzw. organische Baustoffe, deren baubiologische Unbedenklichkeit bekannt und entsprechende Langlebigkeit erwiesen ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser übernimmt im Wesentlichen die Aufgaben des städtebaulichen Rahmenplanes, jedoch vermittelt der Baukörper aus Norden gesehen mit der Gestaltung der Außenanlagen eher einen Hinterhofcharakter.

Die Einbindung in die umgebende Bebauung ist durch die gewählte Dachform ungewöhnlich, für den Ort aber akzeptabel.

Die Einbindung in die Topografie ist gut gelungen.

Eine angemessene Wirtschaftlichkeit durch hohen Ausnutzungsgrad der Gebäudekubatur ist gegeben; keine ungewöhnliche Materialität in der Fassadengestaltung, hohe Flexibilität in der Innenraumgestaltung durch leichte Trennwände.

Die Maßstäblichkeit und die Wirtschaftlichkeit scheinen gegeben zu sein, gutes Verhältnis von NF zu BRI, lediglich geringe Überschreitung des Raumprogramms.

Anbindung zum Haus Bissendorf erfolgt über einen verglasten Übergang, nicht barrierefrei jedoch in Form und Art akzeptabel.

Zugangsmöglichkeit zum Gebäude von drei Seiten möglich, jedoch aus Richtung Norden eher einem Hintereingang entsprechend; positv: direkter Zugang von allen Parkplatz- und öffentlicher Verkehrsfläche.

Innere Erschließung über mittleren Flur mit Belichtung und Belüftung am Flurende gewöhnlich und gut gelöst; Lage der Aufzugsanlage am Knotenpunkt der Zugänge gut gelöst, aber etwas schwierig auffindbar.

Die Fassadengestaltung scheint energetisch unproblematisch; Deckenstrahlheizung eher durch fehlende Raumhöhe eingeschränkt, keine Aussagen zur Energietechnik.

Die Barrierefreiheit zum Gebäude ist aus allen Richtungen gegeben und im Gebäude vorhanden; der Übergang zum Haus Bissendorf muss überarbeitet werden.

Positiv ist die Möglichkeit vom Parkplatz im Norden unter dem Übergang zum Haus B zum Kirchplatz gehen zu können.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansicht Sued

Ansicht Sued

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost