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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2013

Wohnen im Petriviertel „Quartier 093 Mitte/Ost Am Haargraben/ Beim Holzlager“

Ankauf

JSK Internationale Generalplanung/Projektsteuerung GmbH (vormals: J S K International Architekten und Ingenieure GmbH)

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau – Baukörperauffassung
Der städtebaulichen Grundidee folgend werden die Kopfgebäude angehoben und schweben auf den Verbinderteilen, wodurch der öffentliche Uferbereich visuell freigegeben wird. Die langen Straßenriegel werden durch Gliederung mit Erkern und Logien entschärft und setzen das Spiel der nebeneinandergestellten Teile, das Kopf und Verbinder vorgeben, folgerichtig fort. So entsteht eine Gesamtfigur mit rhythmischer Staffelung zum Wasser.

Identität – Prägnanz
Die Kopfenden sind als Rundungen angedacht und schaffen zum Wasser ein unverwechselbares Gebäudebild, das im Innenhof durch kleinere Rundungen fortgeführt wird.
Die großformatigen Glasfassaden zum Wasser bilden mit den anderen Entwürfen eine städtebauliche Gesamtfigur. Das Hauptfensterformat zu den Straßenseiten ist richtungslos gewählt und bindet so die nebeneinanderstehenden Gebäudeteile wieder zusammen und bringt die Mehrfachlesbarkeit in die Fassade - vertikal, horizontal oder als Fläche und folgt dem Prinzip der Symmetrie und Asymmetrie.
Die Formensprache hat eine moderne geordnete Linie, aber mit einem Element des Irrationalen als Gegensatz. Das Ziel ist eine positiv wirkende Sprache - die Charakter, Leichtigkeit und Sympathie zum Audruck bringen soll.

Freiräume
Der Innenhof greift den Gedanken einer Dünenlandschaft auf. Diese wird mit Gräsern aus der Umgebung bepflanzt. Die Dünenformen bilden wechselhafte Räume im Hof zwischen locker geführten Wegen und den in die Dünen integrierten Sitzgelegenheiten, welche zum Verweilen und Aufenthalt einladen. Freie Baumgruppen unterstützen die räumliche Figur. Die Dünen fließen aus dem städtebaulichen V-Block weiter in den neuen Grünstreifen am Ufer und bilden somit einen Einheit.
Zur Strasse gibt es ein Wechselspiel aus Treppen und kleinen Gärten mit Boskett-Pflanzungen, die den Höhenunterschied zwischen Wohnplateau und Straße artikulieren.

Hochwasserkonzept
Der gesamte Gebäudekomplex, inklusive Innenhof, ist auf einem Plateau ca. 70cm über dem Straßenniveau aufgebaut (3.20m+). Der Hauptteil des Garagengeschosses liegt unter dem Innenhof und ermöglicht so eine Gründung über der Wasserebene. Alle Eingänge liegen folgerichtig auf dem höheren Niveau und werden über Treppen und Rampenanlagen an die Straßehöhe angebunden. Die Tiefgarageneinfahrt wird durch eine aufklappbare Hochwassersperre geschützt.
Der Hof wird zur Mitte hin ansteigend mit Erde überformt, um die Dünen des Landschaftskonzeptes auszubilden. Die ausreichende Wurzeltiefe erlaubt es, Bäume in der Hofmitte zu pflanzen.

Konstruktives und energetisches Konzept
Zum Erreichen des Energiestandards „KfW-Effizienzhaus 55“ darf der Wert des Jahres-Primärenergiebedarfs des geplanten Gebäudes maximal 55% des Wertes für das Referenzgebäude, ausgeführt gem. Tabelle 1, Anlage 1 der EnEV 2009, erreichen. Der Transmissionswärmeverlust darf hierbei maximal 70% des Wertes für das Referenzgebäude betragen.
Die Auslegung der Konstruktion hat das Ziel, diese Reduzierung des Transmissionswärmeverlustes durch die Außenhaut zu erreichen. Um die Konstruktionstiefe der Außenwände zu verringern und um Flächen für den Wohnraum zu gewinnen, wird vorgeschlagen, hochwertige Hartschaum-Dämmstoffe auf resol-Basis zu verwenden. Auf diese Weise kann auf eine herkömmliche Fassadenverkleidungstiefe von ca. 15cm Aufbau - 12cm Dämmstoff , 2cm Luftspalt, 1cm Fassadentafeln - zurückgegriffen werden. Um den gleichwertigen Standard zu erreichen, sind Fenster-Konstruktionen mit 3-fach Isolierverglasungen notwendig. Die Heizung der Räume wird mit einer integrierten Fußbodenheizung vorgeschlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Das städtebauliche Ensemble der beiden Wohnriegel fügt sich harmonisch in das Gesamtgefüge des „Petriviertel“ ein. Es bekommt seine besondere Prägnanz durch die sehr kraftvoll und eigenständig auftretenden Kopfbauten der Fünfgeschosser zur Warnow. Sie akzentuieren „zeichenartig“ diesen Wohnbereich auch über das unmittelbare Gebiet hinaus.

Architektur
Bei den Fassaden fallen insbesondere die gerundeten Ecken der Balkone auf. Sie schaffen einen spannungsvollen Gegensatz zur linearen Gestaltung der beiden Wohnriegel. Vor allem bei den Hoffassaden entstehen so abwechslungsreiche horizontal gegliederte Fassaden mit einem ausgewogenen Verhältnis von offenen und geschlossenen Wandflächen. Bei den Straßenfassaden konnte diese Gestaltungsqualität nicht ganz erreicht werden. Die horizontalen Versprünge wirken nicht schlüssig. Insbesondere bei der Fassade zum „Am Haargraben“ des neu zu schaffenden Wohnungsbauensembles. Die Ausbildung der vorgeschlagenen Fassaden mit Eternitplatten erscheint nicht plausibel. Die dargestellte Optik verschiedener Rundungen lässt eine Verkleidung mit ebenen Platten nicht vermuten. Besonders positiv ist die Gestaltung der Erdgeschossebenen der Wohnungen zur Straße „Beim Holzlager“ hervorzuheben. Hier wird eine städtische Situation mit einem hohen Maß individueller Gestaltungsmöglichkeiten verbunden.

Freiflächen
Die Freiflächengestaltung im Hof schafft private, individuelle Außenwohnflächen für die Erdgeschosswohnungen, ohne den Bereich für die anderen Bewohner „wegzusperren“. Oberhalb der Tiefgarage entstehen Grünflächen mit unterschiedlicher Privatheit, die auch öffentlich durchgehbar sind. Der Abschluss dieser Flächen zum öffentlichen Grünraum der Warnow ist noch zu überarbeiten.

Wohnungsgrundrisse
Die Wohnungsgrundrisse sind zum Teil nicht ganz überzeugend. Die geforderten Außenbäder sind eher die Ausnahme. Kritikwürdig sind die Wohnungen im 3. und 4. Obergeschoss der südlichen Häuserzeile mit einer reinen Nordorientierung und fehlendem zweiten Rettungsweg. Die Anforderungen an barrierefreies Bauen werden eingehalten.

Kosten/ Bilanzen
Die vom Auslober geforderte Wohnfläche von 4.300m² wird fast erreicht. Die dargestellten Kosten entsprechen in etwa den Vorgaben. Der Wohnungsschlüssel lt. Vorgaben wurde nicht eingehalten. 2 ½ Raum-Wohnungen sind zugunsten von größeren 3 Raum-Wohnungen gar nicht vorgesehen. Alle anderen geforderten Funktionen sind weitestgehend umgesetzt.
Lageplan

Lageplan

Eingangsbereich

Eingangsbereich

Straßenansicht zur Stadt

Straßenansicht zur Stadt