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begrenzt offener einstufiger Ideenwettbewerb | 03/2006

Architektonischer Ideenwettbewerb für den östlichen Rand des Marktplatzes

3. Preis

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Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Das städtebauliche Konzept beruht auf der einen Seite auf der Adaption historischer Gebäudetypologien bzw. der historisch gewachsener Struktur und auf der anderen Seite der Addition eigenständiger architektonischer Elemente.
Die charakteristische giebelständige Bebauung der Grundstücke mit den schmalen „Rinnen“ zwischen den Häusern, die prägend für das Erscheinungsbild des Marktes, aber auch des Kirchplatz ist, wird zu einem wesentlichen Charakteristikum der skulpturalen Neuinterpretation der historischen Gebäudetypologie.
Neue räumliche Qualitäten entstehen durch die Ausbildung der „Zwischenräume“. Diese etablieren neue stadträumliche Bezüge. Eine neue Wege- und Blickbeziehung zwischen der evangelischen Stadtkirche und dem restaurierten Alten Rathaus ergänzt den Dreiklang von Rathaus, Kirche und Kulturzentrum und schafft eine Vernetzung der geplanten öffentlichen Nutzung im Alten Rathaus mit den bestehenden Einrichtungen. Der Markt kann so, unter Wahrung seiner geschlossenen Erscheinung wieder zu einem lebendigen Ort werden.
Die mögliche Realisierung des Gesamtkonzeptes in einzelnen Bauabschnitten unter Bewahrung des übrigen Bestandes bietet die große Chance zwischen den Bauphasen eine Neubewertung der Situation vorzunehmen, inwieweit die Ausstrahlung der Neubebauung eine Nutzung der umgebenden historischen Bebauung möglich machen kann. Der Entwurf lässt daher durch seine Struktur eine Integration der denkmalgeschützten bestehenden Fachwerkhäuser zu.
Die Haupterschließung der Gebäude erfolgt barrierefrei von der Marktstraße. Eine untergeordnete Erschließung erlaubt den Zugang im darüber liegenden Geschoss vom Kirchplatz aus.


Freiraumkonzept

Das Freiraumkonzept sieht eine weitgehende Differenzierung der Außenräume zwischen privat und öffentlich vor. Zum einen erhalten die funktional zusammengehörenden drei Bauabschnitte private Gärten zum Kirchplatz, die die bestehenden Gärten auf der Rückseite der Häuser mit einbeziehen und als erweiterte Kommunikationszone zu begreifen sind. Sie dienen als begrünte Gemeinschaftsgärten für die Senioren, die somit auch aktiv ihren Stadtraum „gestalten“ können. Die Gärten werden durch städtisch-raumbildende halbhohe Mauern abgegrenzt, kleine Terrassen sind an den am Garten gelegenen Wohnungen vorgesehen. Eine prägnante neue halböffentliche und öffentliche Durchwegung zwischen den Häusern sowie entlang der Rückseite des Pfarrhauses bindet den Seniorenwohnsitz in den Stadtraum ein und schafft neue Fußwege- und Blickbeziehungen zwischen den vorhandenen Stadtplätzen. Diese Räume erhalten einen der Umgebung angepassten städtischen Belag, und integrieren als Orte zum Verweilen einen Hof zwischen dem Haus an der Bahnhofstraße den Häusern am Marktplatz und einen „Sitzplatz“ entlang des Kirchplatzes.


Architektonisches Konzept

Entlang der Marktstraße sind jeweils zwei Baukörper zu einer funktionalen Einheit zusammengefasst. Sie sind durch einen gemeinsamen Kommunikations- und Erschließungsraum miteinander verbunden. Die selbstbewusste und eigenständige Architektursprache dieses Verbindungskörpers setzt sich bewusst von der Erscheinung der Wohngebäude ab, deren skulpturale Abstraktion des historischen Bestands den Rhythmus des Stadtraumes dominiert.
Die Zusammenschaltung von zwei Wohngebäuden durch dieses zusätzliche Element ermöglicht zum einen eine effiziente Erschließung der Wohnungen, zum anderen werden neue räumliche Qualitäten in bestehenden Strukturen geschaffen. So sind die einzelnen Ebenen durch Lufträume miteinander verbunden, großzügige Sonnenterrassen und –balkone zur gemeinschaftlichen Nutzung sowie Kommunikations- und Aufenthaltsbereiche entstehen. Lage und Ausrichtung, Transparenz und Offenheit stellen intensive Bezüge zum Stadtraum her.
Der Entwurf bietet unterschiedliche Wohnungstypen in unterschiedlichen Größen an. Vom Seniorenapartment für ein oder zwei Bewohner über die großzügigere Seniorenwohnung im Dachgeschoss bis hin zur Senioren-WG in der Bahnhofstraße 96, in der jeweils vier kleinere Wohneinheiten in einem Geschoss zusammengefasst sind und sich einen großzügigen gemeinschaftlichen Wohn- und Essbereich mit Sonnenterrasse teilen. Jede Wohneinheit verfügt über ein Zimmer mit Bad und Pantryküche.
Die Seniorenapartments verfügen über zwei Zimmer mit Bad und Küche und sind je nach Größe und Zuschnitt für einen oder zwei Bewohner geeignet. Jedes Apartment verfügt mit einem Freisitz über einen kleinen privaten Außenraum, der sich als Ergänzung zur gemeinschaftlich genutzten großen Sonnenterrasse versteht.
Die vier vorgeschlagenen Seniorenwohnungen sind als Zwei- bzw. Dreizimmerwohnungen konzipiert und sind ein abrundendes Angebot an weitgehend selbständig lebende ältere Ehepaare, die die Angebote der gemeinschaftlichen Nutzungen schätzen.
Von der Marktstraße zugänglich, sind in Abschnitten, die kein ungestörtes Wohnen erlauben Sondernutzungen wie ein Gemeinschafts- und Gymnastikraum, ein kleiner Wellnessbereich und ein Schwesternzimmer vorgesehen. Hier öffnen sich die Gebäude zum Straßenraum und schaffen ein Angebot an „öffentlicheren“ Nutzungen, das auch von anderen Menschen wahrgenommen werden kann.


Fassade, Materialität

Während die fünf Wohngebäude in einer kostengünstigen Massivbauweise errichtet werden, erhalten die drei Verbindungskörper mit der Erschließung und den eingeschnittenen Sonnenterrassen eine „leichten“ Bauweise in Pfosten-Riegel-Konstruktion mit weitestgehend transparenter Fassade. Sowohl die massiven Baukörper wie auch die Verbindungskörper werden mit einer zweiten Haut überzogen, die jeweils die skulpturale und identitätsstiftende Wirkung verstärkt: Die Wohnhäuser erhalten eine hinterlüftete, witterungsbeständige Hülle aus Fassadenplatten (z.B. siebdruckbeschichtete Schichtholzplatten), die sich über Fassade und Dachflächen erstrecken. Die Erschließungs- und Kommunikationsbaukörper erhalten eine mit Öffnungen versehene zweite Hülle aus Streckmetallplatten als Sonnenschutz.
Die changierenden Fassaden- und Dachfarben der fünf Wohnhäuser stellen eine Adaption vorgefundener warmer Farbtöne der umgebenden Bebauung dar und schaffen eine lebendige Ablesbarkeit der Parzellenbebauung. Die Verbindungskörper sind dagegen als Kontrast nach Außen durch die metallische Wirkung der zweiten Haut, dem Spiel mit Überlagerung und Transparenz geprägt, helle Farben und der Baustoff Holz prägen hier den Innenraum und schaffen wohlige Wärme.