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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Öffnung der Kamener Innenstadt zur umgestalteten Seseke

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt – Land – Seseke
Entwurfskonzept / Städtebauliche Verknüpfung

Kamen, bekommt Ihren Fluss und ein Stück Natur zurück! Mit der Renaturierung durch den Lippeverband hat die Seseske sukzessiv ihr naturnahes Erscheinungsbild wieder erlangt und wurde ökologisch aufgewertet.

Der Entwurf begreift die Seseke als lineare Lebensader in der Stadt, welche aus der Landschaft kommt und in die Landschaft weiterführt. Dabei wird historisch begründet die Altstadt Kamens berührt und begleitet. Die lineare Struktur der Seseke wird an den bestehenden Brücken als Bindeglieder zwischen den Stadtteilen unterbrochen und als Orte des Aufenthaltes, der Entschleunigung sowohl oberhalb als auch unten an der Uferkante der Seseke entwickelt. Die sogenannten Brückenplätze verstehen sich als Fenster zur Seseke und Hauptelemente der Verbindung zwischen Stadt und Flusslauf. Dabei werden die unterschiedlichen Qualitäten der Bindeglieder in Form von Parkquerung, Stadtplatz, Ruheplatz an den Fußgängerbrücken oder als einfacher Kontaktpunkt am Wasser ausgearbeitet. Bei dieser Neuordnung werden maßgebliche Bestände der Bäume und Grundstrukturen aufgegriffen, übernommen und weiterentwickelt.

An der parkartigen Aufweitung der ehemaligen Kleingärten erfährt die Seseke ihre prominenteste Ausdehnung und es wird eine kleine Bucht als landschaftlicher Erlebnisraum ausgebildet. Hier ist in Ergänzung der multifunktionalen Bereiche unter der Hochstraße Platz für Spiel, Spaß und Erholung im Grünen und es entsteht die Möglichkeit den Fluss mit einer sanften Uferneigung näher zu erleben.

Während der Weg auf der Südseite des Flusses parallel zur Straße überwiegend für Fußgänger ausgerichtet ist, entsteht am nördlichen Ufer der Seseke eine überregionale Radwegverbindung. Lineare Sitzmöbel entlang beider Uferseiten geben dazu ein Verweilangebot im Schatten der Bäume.

Mit der ruhigen Organisation der Brückenplätze und Baumstrukturen wird Raum für ein augenfälliges Element geschaffen. Die Sonnensteine der Seseke sollen zum einen multifunktionale Orientierung und Nutzung im urbanen Flußverlauf bieten und zum anderen zum Aufenthalt direkt am Wasser einladen.

Baumkonzept
Die besonderen vorhandenen Baumreihen entlang der Seseke werden in ein neues Baumkonzept sowohl in ihrer Ausbildung, als auch ihren Baumarten aufgenommen. Dabei sind die Brückenplätze grundsätzlich deutlich als Fenster zur Seseke ausgespart. Im Kernbereich gegenüber der Altstadt erfährt das Konzept der durchgängigen Baumreihen mit der vorgeschlagenen Dreireihigkeit seine prägnanteste Ausprägung. Von dieser Situation ausgehend lockern die Baumreihen in beide Richtungen aus dem städtischen Einfluss entfernend langsam auf. Die urbane Ordnung löst sich in Richtung Landschaft auf und erhält einen naturnahen Charakter. Dieser Auflockerungsprozess wird mit der punktuellen Auflösung der vorhandenen rotlaubigen Buchen vom Zentrum aus zum Stadtrand zusätzlich verdeutlicht.

Brückenplätze
Die an allen Brückenplätzen definierten Plätze, Podeste, Sitztreppen und Ebenen machen ein näheres Betrachten der örtlichen Qualität möglich. Die beruhigende Wirkung von Wasser wird über tiefer unter dem urbanen Trubel liegende Ruhezonen und Aufenthaltsorte genutzt. Jeder Platz ist in seiner Materialität gegenüber dem städtischen Umfeld gleichermaßen abgesetzt und betont somit die besondere Örtlichkeit. Differenzierungen untereinander erfolgen über den variablen Umgang von Stufen, Sitzebenen, Balkonen oder Podesten und der verschiedenartigen Körnung von Belägen. Die Fußgängerbrücken an der Klosterstraße und am Mühlentorweg werden an gleicher Stelle neu und in größerer Breite errichtet. Somit erhalten die wichtigen Verbindungspunkte der Stadt eine Qualität auf mehreren Ebenen und werden ihrer Bedeutung im städtischen Kontext gerecht.

Sonnensteine
Sonnensteine aus Kalzit wurden von den Wikingern zur Navigation durch die Erfassung der unterschiedlich gewinkelten Lichtstrahlen im Gestein benutzt. Das Mineral spaltet das Licht stets in zwei erkennbare Richtungen – es entsteht die sogenannte Polarisation. Die Sonnensteine der Seseke bestehen aus gefärbten Glasbetonblöcken mit Kalziteinsprenklungen. In einzelnen vollständig transparenten Steinen, werden farbige Lichtelemente integriert, welche nachts den Verlauf der Seseke in besonderer Art und Weise nachziehen.

Sesekebucht
Im Bereich der ehemaligen Kleingartenanlagen wird der Flächengewinn zur Ausbildung einer Bucht und einer kleinen Parkanlage genutzt. Ein lang gezogener Bogenweg durchspannt den Raum und gliedert den Park in zwei Bereiche. Zur Bucht hin entsteht ein mit Rasenwellen terrassiertes offenes Parkfeld mit locker verteilten Sonnensteinen. Punktuelle Vegetation mit großblättrigen Pflanzen kontrastieren die Baulichkeit der Steine in Wassernähe. Unterhalb der Straßenböschung wird eine Platzaufweitung im Übergang der Brücke mit Sand- und Wasserspiel definiert. Aus der Böschung verschleppt sich parallel zum Bogenweg eine elegante Sitzmauer. Flächige Bodendecker und Bäume in lockerer Verteilung sichern den Hangbereich zur Straße. Während kleinere Kinder den Sand und die steuerbaren Wasserdüsen am Platz genießen, finden Jugendliche auf beiden Seiten der Hochbrücke moderne Sportangebote vor. Treppenanlagen machen die schrägen Flächen unter den Brücken nutzbar und bieten auch für die temporären Ausstellungen und Veranstaltungen Raum zum Verweilen.

Lichtkonzept
Das Lichtkonzept konzentriert sich auf den Verlauf der Seseke mit seinen Brückenplätzen und ergänzt das Lichtkonzept der Stadt Kamen. Dabei werden lineare, flächige und punktuelle Lichtstrukturen geschaffen. Entlang der nördlichen Uferkante wird der überregionale Radweg mit regelmäßigen Mastleuchten begleitet, die in das Raster der Umgebung eingebunden werden. Als flächig-punktuelle Maßnahme werden alle Brücken an den Unterseiten mit warmen Lichttönen illuminiert, sodass die Bauwerke schwebend und leicht wirken. Zugleich werden damit übliche Angsträume unter Bauwerken aufgewertet und als Aufenthaltsorte gestärkt. Sitzmauern, Podeste und Mauerelemente an den Brückenplätzen erhalten wie die Sitzmauer in der kleinen Parkanlage lineare Lichtquellen. Über den gesamten städtischen Verlauf der Seseke werden einzelne Sonnensteine beleuchtet und als Sonderobjekte auch nachts herausgestellt. Objektbeleuchtungen, wie die des hängenden Kömschen Bleiers über der Koeper Brücke ergänzen die besonderen punktuell beleuchteten Objekte aus dem städtischen Konzept.

Während die Lichtquellen an den Brückenplätzen und der Mastleuchten entlang des Radweges in einem warmen weiß-gelblichen Farbton gehalten sind, erhalten die Sonnensteine einen betonenden orangen-roten Farbaspekt. Alle Leuchtmittel werden mit wartungsarmer und energiesparender LED-Technologie ausgestattet.

Entwicklungsphasen
Die Entwurfskonzeption lässt eine Vielzahl von Umsetzungsprioritäten zu. Vorgeschlagen wird die zeitnahe, unterbrechungsarme Umsetzung aller Einzelschritte. Im ersten Realisierungsschritt sollten die Brückenplätze einschließlich der Brückenerweiterungen gebaut werden. Die interne Reihenfolge der Platzerstellung ist variabel. Vorzug sollte stets der Brückenneubau haben. In Ergänzung würden die Sonnensteine in den zeitgleichen abschließenden Realisierungsprozess der Renaturierungsmaßnahmen der Seseke eingebunden werden. Die zweite Priorität umfasst den gesamten Parkteil. Hier kann ein gebündeltes Baulos umgesetzt werden und die Qualität für den Nutzer in einem Schritt erlebbar machen. In der letzten Entwicklungsphase werden die vegetativen Maßnahmen der Baumpflanzungen und Einzelpflanzungen durchgeführt. Die Umsetzung des Baumkonzeptes wird als langjähriger Prozess angesehen, welcher nur an notwendigen Bereichen kurzfristige Fällungen erforderlich macht.