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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Neubau Bahnhofstraße 37/38

Blick vom Bahnhofsberg

Blick vom Bahnhofsberg

2. Preis

META architektur GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Zentrale Entwurfsidee – Lebendigkeit & Wertschaffung
Ziel ist die Schaffung einer neuen attraktiven Wohnlage innerhalb des verkehrstechnisch hoch belasteten Ortes sowie die Umkehr des vorhandenen negativen Images des Ortes als scheußliche Wohnlage. Das mutige Vorhaben der GWC - die Realisierung eines neuen nachhaltigen Wohngebäudes - verstehen wir auch als Gelegenheit einen weiteren lebendigen Stadtbaustein für die „Reanimation“ der Bahnhofstraße zu verwirklichen.
Durch die konsequente Umsetzung der Wettbewerbsvorgaben bzgl. unterschiedlicher Wohnungsgrößen und Anzahl, der entwickelten praktikablen Wohnungsgrundrisse wie auch einer selbstbewussten Architektursprache werden diese Ziele erreicht. Das Gebäudekonzept ermöglicht eine Individualisierung und Differenzierung der Wohnungen, die entwickelte hohe Wohnraumqualität spricht eine weite Gruppe von Nachfragern an und sichert somit eine langfristige positive Wertentwicklung der Immobilie für die GWC.

Städtebau – Kraft und räumliche Verbindung
Die selbstbewusste Ortsmarke aus gold-glänzenden Kupferpanelen definiert als südlicher Auftakt der Bahnhofstraße dessen „Gesicht“ zur Stadt und trägt maßgeblich zur Adressbildung des neuen Wohngebäudes bei. Der Baukörper schiebt sich beeindruckend in den Sichtbereich des angrenzenden Bahnhofsareals sowie der „endlosen“ Straßenflucht. Zum einen schafft er so eine neue räumliche Verbindung zwischen den nördlich- und südlichen Stadtgebieten der Bahnanlage und zum anderen spendend er der sensiblen Wohnfunktion ausreichend Kraft um in dem vom Verkehr hochbelasteten Bereich dauerhaft bestehen zu können.
 Die neu zu errichtende Wohnbebauung schließt den vorhandenen Block und sorgt für eine eindeutige Trennung von öffentlichem und privatem Raum. Der klar umrissene Innenhof und die hierauf ausgerichteten Wohnungen bleiben von den Lärmemissionen der angrenzenden Verkehrsstraßen und der Bahntrasse unbelastet.

Gebäudestruktur – Qualität & Wirtschaftlichkeit
Die Erschließung des 6 geschossigen Gebäudes erfolgt über ein Treppenhaus an der Bahnhofstraße und an der Blechenstraße. Die Treppenhäuser befinden sich an den Straßenseiten, erschließen zumeist 3 Wohnungen pro Etage und tragen so zur Wirtschaftlichkeit bei. Im Erdgeschoss werden alle Treppenhäuser „durchgesteckt“ d.h. es gibt einen straßenseitigen einladenden und gut erkennbaren Zugang zum Hof. Durch die Ausbildung eines Sockelgeschosses (Tiefgarage) wird die vorhandene Höhendifferenz zwischen der Bahnhofstraße und der Blechstraße unkompliziert ausgeglichen. Dabei vermitteln die Treppenkerne mit „Durchladerfahrstuhl“ zwischen Straßenniveau und dem Hochparterre der Wohnungen bzw. dem Niveau des Innenhofes. Auf diese Weise werden unattraktive Wohnungen auf Straßenniveau vermieden, Kosten für eine vollständige Unterkellerung umgangen und wohnungsnahe Kellerersatzräume geschaffen. Das Dachgeschoss wird als „kronenartiger“ Gebäudeabschluss mit Gauben gegliedert. Als additive Elemente beziehen sich diese Module auf die Rhythmik der darunter liegenden Fassadenelemente.

Grundrissgestaltung – Wohnkomfort & Praktikabilität
Die gewählte Gebäudestruktur ermöglicht es die Wohnungsgrundrisse so zu organisieren, dass zum einem der Großteil der Wohn- und Schlafräume zum ruhigen begrünten Innenhof orientiert ist und zum anderen alle Räume mit Tageslicht (keine innenliegenden Bäder!) versorgt sind. An den lärmbelasteten Bereichen befinden sich hauptsächlich Bäder und Küchen.
Zum Innenhof besitzen alle Wohnungen großzügige Loggien mit mehreren Zugängen aus der Wohnung. Die Grundrisse weisen eine hohe Praktikabilität im Alltag auf. Zum Beispiel schließen sich an den Loggien kleine Lagerräume für die Unterbringung von bspw. Außenmobilar an. Zudem sind die Wohnungsflure so organisiert, dass ausreichend Garderobenmöbel integriert werden können ohne die notwendigen Bewegungsflächen einzuschränken. Durch die Anordnung der Zimmertüren und Fenster wird den Räumen keine Möblierung vorgeben sondern Individualität in der Einrichtung gewährleistet.

Fassadengestaltung – Modernität & Eleganz
Die gestalterische Integration in den vorhandenen historischen Kontext hin zur Bahnhofstraße wird durch eine Lochfassade erreicht. Durch die rhythmische Anordnung von unterschiedlich stehenden Fensterformaten, zusammengefasst durch horizontale Bänder, entsteht ein elegant- lebendiges Fassadenbild. Das gewählte Fassadenmaterial Kupfer und dessen rautenförmige Texturierung nehmen den „metallischen“ Materialcharakter der Bahnanlagen auf. Die kompromisslose Verwendung über die gesamten Fassaden- und Dachflächen erinnert ebenfalls an die industrialisierte, maschinelle Verarbeitung von Metall, wie es zum Beispiel beim Bau von Bahnwaggons, Güterzügen oder Transportcontainer. Nach dem Prinzip:harte Schale – weicher Kern; bildet das kalte, harte metallische Material eine schützende und authentische Hülle für die Wohnnutzung. Die Fassadengestaltung auf der Hofseite entsteht aus der inneren Gebäudestruktur jedoch mit geschlossenen und offenen geschosshohen Elementen. Diese ermöglichen eine optische Erweiterung der Wohnungen zum grünen Innenhof und steigern die Wohn- und Lebensqualität.

Barrierefreiheit
Das Gebäude soll nicht den Eindruck erwecken, vordergründlich den Anforderungen der Barrierefreiheit gerecht zu werden. Prämisse war es, den bewegungseingeschränkten Menschen kein Gefühl einer speziellen Behandlung ihrer Lebenssituation zu vermitteln, sondern sie wie selbstverständlich in das Wohngebäude zu integrieren. Trotzdem weist jede Wohneinheit sowie der Außenbereich eine schwellenlose Bewegungsfreiheit auf: die geforderten Mindestmaße der Bewegungsräume werden ausnahmslos (in allen Räumen) eingehalten.

Technische Gebäudeausrüstung
Die hohe Standardisierung der Gebäudestruktur stellt eine wirtschaftliche technische Gebäudeausrüstung sicher. Die spiegelbildliche und gestapelte Anordnung der Sanitäreinrichtungen reduziert den Installationsaufwand auf ein Minimum.

Energiekonzept E-Wohnen und E-Mobilität
Ein nachhaltiges Energiekonzept bedeutet nicht nur die Einhaltung der EnEV Standards sondern auch die Nutzung von Synergieeffekten und die „strategische“ Ausrichtung der Haustechnik an den Bedürfnissen und Verhaltensmuster der Bewohner. Für die Warmwasseraufbereitung und Bereitstellung von Heizenergie ist ein effizientes Blockheizkraftwerk (BHKW) vorgesehen. Ergänzt wird die Heizung durch eine Gastherme, die in Spitzenbedarfszeiten einspringt – beispielsweise, wenn es im Winter sehr kalt ist und BHKW sowie Wärmepumpe den Heizbedarf nicht decken können. In Verbindung mit den energetisch optimierten Bauteilkonstruktionen und Dämmstärken können die Anforderung für das KfW Förderprogramm „Energieeffizient Bauen“ (KfW- Effizienzhaus 70 -Standard) problemlos erfüllt werden.

Darüber hinaus werden Ladestationen für Elektroautos und Elektrofahrräder an entsprechender Stelle vorgesehen um über die Gebäudegrenzen hinaus die Umwelt zu schonen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besitzt eine prägende und klare städtebauliche Haltung durch Übernahme von
Baufluchten der Nachbargebäude. Der Entwurf reagiert positiv durch die Gestaltung der Fassaden auf die unterschiedlichen Bedingungen des Ortes. Dem folgend zeigt sich das Gebäude mit zwei völlig unterschiedlichen „Gesichtern“. Zum einen bildet die Gebäudehülle zur Bahnhofstraße in Bezug auf ihre Gestaltung und Gliederung eine Lochfassade und abgeschirmte Schutzhülle für die zum ruhigen Innenhof gelegenen Wohnräume. Durch zusätzliche Ausbildung von Balkonen im Eckbereich und Reliefs in Deckenebene erhält die Außenfassade eine zusätzliche Akzentuierung. Die Anbindung an die Bestandsgebäude ist logisch und angenehm ausgebildet. Zum anderen öffnet sich die Hoffassade durch eine transparente Gestaltung der Fassaden mittels bodentiefen Fensterelementen, welche für eine gute Belichtung der WE sorgt.
Die Sondersituation der Erdgeschosszone zur Bahnhofstraße hin wird durch die besondere Gestaltung einer fast geschlossenen Fassadenfläche zur Brücke hin herausgestellt. Hier werden die notwendigen Abstellräume angeordnet. Diese Haltung wird als kontrovers im Hinblick auf die durch den Neubau grundsätzlich mögliche städtebauliche Aufwertung des Ortes diskutiert. Die Erschließung des Gebäudes mit 33 WE über zwei Treppenhäuser mit Aufzug wird als wirtschaftlich beurteilt. Je Geschossebene werden jeweils 3 WE erschlossen. Die Wohn- und Schlafräume orientieren sich in den ruhigen Innenhof mit dort jeweils angegliederten Balkonzonen.
Durch die gewählte Orientierung wird den Kriterien zur Berücksichtigung der Lärmbelastung im Bereich der Bahnhofstraße positiv Rechnung getragen.
Das Grundstück wird vollständig unterbaut, und die geforderten Stellplätze sind vollumfänglich im Untergeschoss angeordnet. Der verbleibende Hofbereich oberhalb der Unterbauung ist als gestaltete Innenhoffläche mit Mietergärten, Spielwiese, Fahrradabstellplätzen sowie die notwendige Feuerwehraufstellfläche funktional gut entwickelt.
Das Gebäudekonzept sowie die Konstruktion werden als grundsätzlich wirtschaftlich bewertet. Eine Ausführung der Fassade in Kupfer müsste im Detail im Hinblick auf die Baukosten nochmals untersetzt bewertet werden.
Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine konsequente Haltung und eine durchgehend
hohe gestalterische und funktionale Qualität.
Hofseite

Hofseite

Lageplan

Lageplan

Piktos

Piktos

Piktos

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