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Sonstiges Vergabeverfahren | 04/2013

Karstadtareal

Gewinner

wittfoht architekten bda, Prof. Jens Wittfoht

Architektur

ErlÀuterungstext

Leitgedanken
Der Entwurf des neu geplanten GebĂ€udeensembles fĂŒr Handel und Wohnen in Esslingen, grĂŒndet auf zwei tragenden Leitgedanken. Zum einen gilt es die Baumassen des neuen GebĂ€udekomplexes in den sie umgebenden strukturellen Kontext der Stadt harmonisch einzufĂŒgen. Zum anderen besteht die Aufgabe in der Entwicklung einer GebĂ€udetypologie, die geeignet ist, zwischen den unterschiedlichen Funktionsbereichen zu vermitteln.
Es entsteht ein Haus, das, ĂŒber die funktional sinnvolle Ordnung der Bereiche hinaus, etwas erzĂ€hlen kann von einer Idee des urbanen Miteinanders.

StÀdtebau
Das in einem traditionellen stĂ€dtischen Kontext eingebettete Projekt steht in einer ganzen Reihe von Punkten im Dialog mit seiner Umgebung. Das GefĂŒge von gebauten Volumina und „Leer“rĂ€umen bestimmt das Erscheinungsbild einer Stadt. Die gegenseitige Beziehung von Baukörpern zu FreirĂ€umen prĂ€gt die stĂ€dtebauliche Situation.
Das Neubauensemble des Karstadtareals grenzt auf der einen Seite an die historische, kleinteilige, von SatteldĂ€chern geprĂ€gte Altstadt von Esslingen. Auf der anderen Seite liegen die großvolumigen 60-er Jahre Bauten der Bahnhofstrasse, mit ihren FlachdĂ€chern und glatten Fassaden.
Eine diagonal ĂŒber das GrundstĂŒck verlaufende Einkaufspassage teilt das Areal in zwei etwa gleichgroße Teile. Sie verbindet die Bahnhofstrasse mit der Ehnisgasse. Ihr architektonischer Charakter unterscheidet sich von den umliegenden Straßen-rĂ€umen.

Wir haben uns entschieden, das geforderte Bauvolumen fĂŒr das Wohnen ĂŒber zwei Etagen auf dem „Dach“ zu verteilen. Hierdurch erreichen wir eine angemessene bauliche Körnung und eine engere Verzahnung mit dem historischen StadtgefĂŒge. Es entsteht eine „Dach-Landschaft“, die ein ausgewogenes VerhĂ€ltnis zwischen Außen- zu InnenrĂ€umen schafft.
Durch Wege, PlĂ€tze, GĂ€rten und Terrassen werden Orte und RĂ€ume geschaffen, die die angemessene und attraktive Antwort auf die geforderte Aufgabenstellung geben. Orte der sozialen NĂ€he und Geborgenheit, als auch rĂ€umliche ÜbergĂ€nge von Privatheit zu Öffentlichkeit, erlangen eine besondere Bedeutung.
Wir verstehen die Neubauten als „gewachsene“ Teile dieser Stadt. Die LadenflĂ€chen und Einkaufsbereiche bestimmen das Erdgeschoss und die beiden Obergeschosse. Auf den Ebenen oberhalb der Einkaufbereiche befindet sich das Wohnen. Die Sockelgeschosse verbinden den Stadtraum mit den WohnhĂ€usern und schaffen zugleich die angemessene Distanz zwischen Öffentlichkeit und Privatheit.
Es entsteht ein ausgewogenes, gut proportioniertes Gesamtbild, das durch das Zusammenspiel von Altstadt und Neubebauung bereichert wird und dadurch die soziale und kulturelle Akzeptanz des Projektes erhöht.

Architektur
Der Neubau reagiert auf diese stÀdtebaulichen Rahmen-bedingungen.
HĂŒlle und Form sind die primĂ€ren Ausdrucksmittel eines GebĂ€udes und weit mehr als nur der Ausdruck architektonischer und konstruktiver Überlegungen. Sie sind kulturelle BedeutungstrĂ€ger und somit immer Teil der öffentlichen Diskussion. Unser Neubau fĂŒr Handel und Wohnen versucht daher, in der Auseinandersetzung zwischen Gewohntem und Neuem, die Akzeptanz bei BĂŒrgern und Bewohnern zu erhöhen. Klassische Motive aus der Esslinger Altstadt wie zum Beispiel die geneigten DĂ€cher oder die Fassadenstrukturen mit umrahmten FensterflĂ€chen, werden aufgenommen und neu interpretiert. Sie vermitteln auch innerhalb des GebĂ€udeensembles, so dass keine BrĂŒche zwischen den unterschiedlichen Nutzungsbereichen auftreten.

Die Fassadengestaltung vermittelt zwischen den Bereichen und unterstĂŒtzt durch ihre Materialisierung den Charakter des „Stadtbausteins“. Heller, ockerfarbener Ziegel durchbrochen von großen SchaufensterflĂ€chen bestimmt die subtil rhythmisierte Außenhaut.
Eine vertikale, sich nach oben hin verdichtende Lamellenstruktur bestimmt das Erscheinungsbild der Einkaufspassage. Große GlasflĂ€chen zwischen den Lamellen unterstĂŒtzen die Offenheit und Transparenz der HandelsflĂ€chen. Eine helle freundliche Farbgebung stĂ€rkt die AufenthaltsqualitĂ€t.
Ein homogener Bodenbelag im Bereich der Passage verbindet die Ehnisgasse mit der Bahnhofstrasse und stÀrkt die rÀumliche Wirkung.
Eine vertikale, von weit her sichtbare Scheibe im Bereich der Bahnhofstrasse signalisiert den neuen Zugang zur Passage. Horizontale Lamellen im Bereich der Obergeschosse ergÀnzen die vorhandene GebÀudefuge.

Fazit
Das GebĂ€udeensemble vereint die verschiedenen Funktionen unter „einem Dach“. Es entsteht ein gemeinsamer, differenzierter Lebensraum, der durch die Interaktion von Mensch – Licht – Raum und Materie seine Bestimmung erhĂ€lt.