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Verhandlungsverfahren mit integriertem Planungswettbewerb | 10/2013

Neubau einer Wohnstätte, Brauerstraße 2-3, Berlin-Lichterfelde

3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Molestina Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die Siedlungsstruktur des Planungsgebietes in Berlin Lichterfelde orientiert sich klar in nordwestlich südöstlicher Richtung. Die Brauerstraße zerschneidet diese Struktur, weil sie der Bahnlinie folgt.
Die bestehenden Nachbargebäude sind freistehend, in großen Gärten gelegen. Die tiefen Grundstücke lassen an vielen Stellen ein weiteres Gebäude in „zweiter Reihe“ zu, das über schmale Zufahrten von der Straße aus in der Tiefe erschlossen wird.
Die geplanten Gebäude der Lebenshilfe nehmen die beschriebenen städtebaulichen Merkmale der Umgebung auf und fügen sich so in die städtebauliche Struktur ein.
Die Wohnstätte liegt im vorderen Grundstücksteil zur Brauerstraße, das Wohngebäude im hinteren Bereich des Grundstücks. Der verbindende Garten ist offen und lässt Durchblicke zu.

Gebäudeentwurf
Ein gestalteter Vorgarten mit Vorfahrt verbindet die Wohnstätte mit der Brauerstraße. Der Zugang liegt zentral. Direkt am Eingang befinden sich die Räume der Agentur-mitarbeiter, als Ansprechpartner für Besucher und Bewohner. Materialität und Gestaltung zeigen das Gebäude als Wohnhaus.
Das zweigeschossige Gebäude der Wohnstätte steht frei in einem begrünten Garten. Die Terrassen der erdgeschossigen Wohnungen liegen hinter dem Haus nach Süden.
Ein besonderes Merkmal der Wohnstätte ist der begrünte Innenhof. Hier entsteht eine ganz besondere Aussenraumqualität, die für alle Bewohner und die Mitarbeiter attraktiv ist. Im Gegensatz zur offeneren Wiese hinter dem Haus, hat dieser Hof einen privateren, schützenderen Charakter. Sitzgelegenheiten, Bepflanzung und Wasserspiel unterstützen dies. Hier könnte das gemeinsames Grillen stattfinden.
Von den Fluren der Wohngemeinschaften sind Einblicke in den Hof möglich, im Erdgeschoss auch ein direkter Zugang.
Zwischen der Wohnstätte und dem Gartengebäude des 2.BA liegt eine offene Wiese.
Entlang der östlichen Grundstücksgrenze liegt die „Zufahrt“ zum Gartengebäude.
Das Gartengebäude formt einen kompakten freistehenden Baukörper mit zwei Geschossen. Materialiät und Gestaltung orientieren sich an der Wohnstätte. Die erdgeschossigen Terrassen liegen nach Westen.


Freiflächen
Die Außenanlagen lassen sich in die Bereiche Vorgarten, Hof, Terrasse, und Wiese gliedern. Die Vorplatzfläche wird durch ein Hochbeet mit einem Solitärbaum gegliedert. Angrenzend sind auch die geforderten Stellplätze angeordnet. Die Erschließung des Wohngebäude erfolgt über den seitlich angelegten Zugangsweg.
Die Bereiche werden entsprechend Ihrer Nutzung gestaltet und bepflanzt. Die großzügigen Terrassen erhalten Rankgitter für Clematis und wildem Wein. Auf der Wiese können die Bewohner auch Nutzgartenbereiche anlegen und bieten ausreichend Fläche für Bewegung und Spiel.
Offenheit für spätere Entwicklungen ist angedacht und Teil des Entwurfes.
Das gesamte Grundstück wird mit einer Hainbuchenhecke gefasst.

Wohnungen
Alle Zimmer haben Blick in den Garten. Die Raumproportionen erlauben großzügige Bewegungsflächen in allen Zimmern. Jeder Bewohner hat sein eigenes Bad.
Vor- und Rücksprünge der Flurwand schaffen individuelle Vorbereiche vor den Zimmern. Erker mit Sitznischen in der Wand zum Innenhof bieten eine zusätzliche Nutzung des Erschließungsbereiches an.
Die gemeinsame Wohnküche wird neutral erschlossen und ermöglicht so die Wahl zwischen Privatheit und Gemeinschaft.

Agentur und Sonderräume
Die Agentur ist wie eine separate Wohnung an das Treppenhaus angeschlossen, um den Wohnhauscharakter und die Abgeschlossenheit der Wohnungen zu unterstützen.
Vom Treppenhaus mit Aufzug werden auf kürzestem Wege alle Bereiche einschließlich des Innenhofes erschlossen.
Im Obergeschoss über der Agentur sind die Sonderräume gelegen. Der Mehrzweckraum ist vom Treppenhaus zugänglich und lässt sich für gemeinsame Veranstaltungen von Bewohnern und Gästen unabhängig von den Wohnungen nutzen.
Die beiden geforderten Pflegebäder sind zu einer gemeinsamen „Wellnesszone“ zusammengeschlossen, als Angebot für zusätzliche Nutzungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Spektrum der vorgelegten Arbeiten bieten die Verfasser typologisch eine sehr eigenständige Lösung an: Sie organisieren die Wohnstätte um ein zentrales Atrium herum, zu dem hin sich alle Wohngruppen mit ihren Erschließungsflächen orientieren. Die Wohnstätte gewinnt dadurch eine gemeinsame Mitte und kommunikativen Character, einen geschützten, intimen Innenbereich für die Bewohner sowie ideal belichtete Erschließungsräume. Diese Anordnung hat nach der Meinung des Preisgerichts hohe Qualität und würde auf große Akzeptanz der Bewohner stoßen. Die gewählte Fassadengestaltung unterstützt die kommunikative Gebäudekonzeption. Die Holzverschalung und bewachsene Pergolen verleihen dem Haus ein wohnliches und informelles Erscheinungsbild. Auch dieses würde vermutlich auf hohe Akzeptanz stoßen. Die vorgeschlagene Gebäudekonzeption hat jedoch ihren Preis: Das Gebäude besetzt fast die gesamte Grundstücksbreite und schottet den hinteren Teil des Grundstücks von der Straße fast vollständig ab. Die dem Atrium zugeordnete Fläche fehlt in gewisser Weise im Außenraum um das Gebäude herum. Das Wohnhaus des zweiten Bauabschnitts im hinteren Grundstücksbereich ist weniger gelungen. Das Zusammenspiel beider Volumina ist nicht optimal gelöst, der Freiraum wirkt eingeengt.

Ausgehend von der klaren Entwurfsidee ist die Grundrissorganisation klar und gut gelöst. Die privaten Räume orientieren sich nach Außen, die Erschließungsflächen zum Atrium hin, die Gemeinschaftsräume an den Genäudeecken bieten einen sehr guten Außenraumbezug. Die Anordnung der gemeinschaftlichen Räume (Agentur und Mehrzweckraum) ist richtig. Sie liegen an dem zentralen Erschließungskern, orientieren sich zum Vorplatz an der Brauerstraße hin und sind für Besucher und Bewohner gut auffindbar und gut erreichbar. Das RAumprogramm ist in allen wesentlichen Punkten eingehalten, die gewählte Konstruktion und Fassade gut realisierbar und wirtschaftlich. Der Aufwand für die Pflege der Holzverschalung der Fassade wäre zu prüfen. Insgesamt handelt es sich um einen sehr originellen und wertvollen Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe, der vor allem im Bereich der Anordnung der Bauvolumina einige konzeptbedingte Schwierigkeiten hat. Hier waere im Fall der Realisierung eine Entwurfsanpassung notwendig.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West

Innenhofperspektive

Innenhofperspektive