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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2013

Neubau des Frei- und Seebades Fischbach

Lageplan

Lageplan

5. Preis

Behnisch Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Friedrichshafen liegt am nördlichen Ufer des Bodensees. Die Stadt ist die zweitgrößte Stadt am Bodensee. Auf mehreren Gebieten hat Friedrichshafen eine lange Tradition und ist sicherlich durch die berühmten Luftschiffe weit über die Grenzen hinaus bekannt geworden. Ferdinand Graf Zeppelin hat diese Entwicklung maßgebend vorangetrieben. In den Folgejahren wurden dann weitere zahlreiche innovative Firmen geründet, die sich allesamt in Friedrichshafen und seiner Umgebung angesiedelt hatten.

Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Errungenschaften hat Friedrichshafen noch ganz andere Besonderheiten vorzuweisen. Die Lage am Bodensee, mancherorts auch als das „schwäbische Meer“ bekannt, bietet sicherlich einen ganz besonderen Rahmen für ein abwechslungsreiches Freizeitangebot. Die Verbundenheit mit der Natur steht hier durchaus im Vordergrund. Das Hinterland mit seinen Hopfengärten, die nahen Berge in der Schweiz und Österreich, sowie der See selbst prägen die Aktivitäten und das Zusammenleben in einer sehr schönen Art und Weise.

Die Stadtteil Fischbach scheint darüber hinaus ein ganz besonderer Ort zu sein. Findet man doch den tiefsten Punkt im Bodensee zwischen Fischbach und Uttwil, auf der gegenüberliegenden, Schweizer Seite des Sees. Eine geographische Einzigartigkeit, die sicherlich jeder, der einmal ein Bodenseeschifferpatent erwerben möchte, gut im Gedächtnis haben sollte.

Ein schöner Platz in Fischbach ist das bereits heute existierende Frei- und Seebad mit Seezugang. Eine Oase der Naherholung für Gäste und Besucher, wunderschön und ruhig gelegen. Ein Ort, der in einer einzigartigen Weise die Möglichkeit offeriert, bis an das Ufer des Sees zu gelangen. Eine nicht allzu oft anzutreffende Offenheit, die vielerorts durch einen gesteigerten Wunsch nach Privatsphäre nicht gegeben ist. Nicht selten sind die Grundstücke am See in Privatbesitz, und dadurch ist die öffentliche Zugänglichkeit nicht, oder nur sehr stark eingeschränkt möglich.

Das bestehende Frei- und Strandbad befindet sich in einem baulich desolaten Zustand. Eine Modernisierung und Instandsetzung scheint wirtschaftlich nicht mehr vertretbar.

Wie könnte sich eine neue Anlage in das Naturerlebnis Bodensee einfügen? Welches sind die Anforderungen an ein solches Bad, um seine Gäste in einer einzigartigen Umgebung empfangen zu können?

Das zur Verfügung stehende Grundstück ist im Süden durch die Uferkante des Sees begrenzt. Hier verläuft der sogenannte Winterweg, der in Ost-West-Richtung die Uferzone für den Spaziergänger erlebbar macht. Im Westen, nördlich der Fildenstraße und westlich der für die fuß- und radläufige Anbindung vorgesehene Strandbadstraße, findet man eine aufgelockerte Wohnbebauung. Östlich geht der Freiraum fast nahtlos, nur durch einen Zaun begrenzt in eine unverbaute, teilweise noch sehr ursprüngliche Landschaft über. Im Norden sind heute die Stellplätze für die Besucher angeordnet. Die hier verlaufende Zeppelinstraße soll auch für die Anlieferung genutzt werden. Topographisch fällt das Gelände von den Parkplätzen zum See hin leicht ab.

Eine weitere Besonderheit ist der bereits bestehende Bebauungsplan, der für die Planung der neuen Anlage gewisse Regularien vorgibt. Diese sind strikt einzuhalten.

Aus den städtebaulichen und landschaftlichen Rahmenbedingungen ergeben sich folglich unterschiedliche Einflussfaktoren auf das Grundstück und die Nutzungsverteilung. Sicherlich wäre es angemessen und richtig, diese qualitativ zu bewerten und in einer nachvollziehbaren Weise im Entwurf zu berücksichtigen.

- Der ruhende Verkehr müsste weiterhin im Bereich der bestehenden Parkplätze angeordnet werden. Offene Parkplätze, eingebunden in landschaftlich gestaltete Park- und Wegeflächen. Eine bauliche Parkgarage ist sicherlich nicht denkbar und sollte daher nicht in die Überlegungen miteinbezogen werden.
- Der Vorplatz zum Haupteingang sollte vom Fahrverkehr freigehalten werden. Nur so wäre es möglich, eine attraktive Eingangssituation für die Bade- und Sonnengäste zu erhalten.
- Die Anlieferung müsste so gelegt sein, dass sie von den ankommenden Gästen und Besuchern nicht einsehbar ist.
- Der Übergang vom Vorplatz zu den Freibereichen des Bades und weiter zum See müsste gestärkt werden. Eine starre, allzu strenge bauliche Trennung wäre hier zu vermeiden.
- Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn der bestehende Baumbestand weitgehend erhalten werden könnte. Großgewachsene und schattenspendende Bäume sind immer eine besondere Bereicherung für eine Badelandschaft. Eine Auslichtung der Bäume am Ufer wäre sicherlich denkbar, um einen schönen Blick über den See zu erhalten.
- Im besonderen sollte darauf geachtet werden, dass die Lage der einzelnen Wasserbecken so gewählt ist, dass diese nicht verschattet werden.
- Die Freibereiche müssten sich auf dem Gelände so verteilen, dass sie unterschiedliche Qualitäten und attraktive Aufenthaltsbereiche ermöglichen und zulassen. Die Nähe zur Wohnbebauung ist in einem besonderen Maß zu berücksichtigen.
- Die Wärmehalle im Inneren sollte sich mit den Becken im Außenbereich ergänzen, um eine Nutzung der Freibecken gewährleisten zu können.
- Die eher funktional geprägten Bereiche könnten im Wechselspiel mit den weitaus freier interpretierbaren Bereichen einer Badelandschaft entwickelt werden.

Unterschiedliche Kriterien für eine interessante und komplexe Aufgabe.

Es wird nun eine Anlage vorgeschlagen, die all diese Aspekte in einer angemessenen Form berücksichtigt. Es wird weniger an ein generalisierendes, urbanes Haus gedacht. Vielmehr könnte das Bild einer differenzierten Komposition von ein- bis maximal zwei-geschossigen Baukörpern die Entwurfsidee beschreiben. Jede einzelne Nutzung findet so spielerisch auf dem Grundstück, angepasst an die spezifische Anforderung, ihren speziellen Bestimmungsort. Das Zusammenspiel dieser Bausteine wird so maßgeblich zur Belebung der Freibereiche beitragen. Auskragende Dächer mit eingestellten Kuben zum Freibereich hin unterstützen den Gedanken einer leichten Architektur. Horizontale Dachlinien auf unterschiedlichen Höhen vermitteln eher eine Atmosphäre einer mediterranen Stimmung.

Die mit heimischem Lärchenholz verschalte Fassade der Sommerumkleiden begleitet die Besucher vom Parkplatz zum Haupteingang. Von der Strandbadstraße kommend werden die Fußgänger und die Fahrradfahrer vorbei an der berankten Fassade des „Technik-Körpers“ zum Vorplatz geleitet.
Der Haupteingang wird durch ein weit auskragendes Vordach inszeniert und ist so für alle Gäste eindeutig markiert.

Die Hausmeisterwohnung befindet sich im ersten Obergeschoss, zur Wohnbebauung hin orientiert, mit einer großzügigen Terrasse. Von hier aus kann man die Abendsonne und den schönen Blick über den See und zur Bergwelt genießen.

Die Fassaden folgen den individuellen Anforderungen. Teilweise geschlossen und transparent in den Bereichen, wo der Eindruck einer Anlage im Grünen, umgeben von Natur und Bäumen verstärkt werden soll.



Freianlagen:

Die Gestaltung der Freianlagen profitiert von einer aussergewöhnlichen Standortgunst. Der Ort ist begünstigt durch seine unmittelbare Lage am See. Darüber hinaus geben eine Vielzahl großer Bäume dem Bad einen ehrwürdigen, gewachsenen und „natürlichen“ Charakter.

Entsprechend behutsam soll in den Freiraum eingegriffen werden. Die geplante Anordnung und Ausformung von Baukörpern und Badeplatte erlaubt es, die bestehenden Bäume im wesentlichen zu erhalten.

Die Anordnung der Funktionsbereiche im Aussenbereich nimmt Rücksicht auf Lärmemissionen und Baumstandorte. Die lärmintensiven Bereiche wie Nichtschwimmer- und Planschbecken sowie Spielbereiche sind am östlichen Rand des bebaubaren Grundstückteils angeordnet, also in größtmöglicher Entfernung zur Wohnbebauung.

Der Badegast betritt das Freibad auf einer Plattform, die gegenüber der Liegewiese und den Becken leicht erhöht ist. Eine Abfolge aus Sitzstufen, Rampen und Treppen umspielt die diskreten Niveauunterschiede und trennt den Eingangsbereich von der Badelandschaft.

Durch die erhabene Position öffnet sich vor dem Besucher das Panorama über das Freibad und den Seehag bis zum See. Der Blick zum See wird zwischen den seitlich der Sichtachse angeordneten Schwimmbecken hindurch gelenkt und durch das Auslichten der Strauchschicht verbessert. Zwei Holzstege verbinden die Liegewiese mit dem Uferbereich.

Die Wegeverbindungen vom Parkplatz zum Eingang wie auch innerhalb des Bades werden von Beeten flankiert, die von Gräsern bestimmt sind. Die Assoziation zu Ufer- und Dünenlandschaften liegt nahe und unterstreicht das Bestreben, das Frei- und Seebad in Fischbach als naturnah geprägtes Bad zu stärken.

Das neue Bad wird den Freizeitwert des Ortes und des nördlichen Seeufers bereichern, ohne dabei den empfindlichen Naturraum zu beeinträchtigen.
Grundriss EG

Grundriss EG

Eingang

Eingang

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Modell

Modell