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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2014

Erweiterung und Umbau des Museums Mensch und Natur zum Naturkundemuseum Bayern

Luftbild

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5. Preis

Paul Bretz architectes

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der konzeptionelle Ansatz den größeren Orangeriehof zu unterbauen und den Großteil der Museumsnutzungen in zwei Untergeschossen und einem Technikgeschoss zu organisieren wirkt auf den ersten Blick befremdlich, möchte der Auslober doch mit dem
Neubau und der Erweiterung mehr Aufmerksamkeit für das Museum nach außen erzielen.

Lässt man sich jedoch genauer auf den Vorschlag ein, eröffnet er sowohl für den Bestand als auch für die zukünftige Museumsnutzung neue Chancen. Die Gesamtanlage wird in ihrer Integrität erhalten und erhält keine neuen oberirdischen Baukörper. Die Bestandsgebäude können aufgewertet werden und dienen der Museumsnutzung im EG mit Restaurant, Foyer, Brotzeitraum und Vortragssaal, die sich alle zum Hof öffnen lassen und damit attraktive Möglichkeiten für Veranstaltungen im Museum bieten. In dem Obergeschoss sind Büros, Werkstätten und Nutzungen, die Tageslicht benötigen.

Der eigentliche Neubau wird als Großform unterirdisch im wesentlichen durch Unterbauung des Orangeriehofs geplant, was denkmalfachlich im Hinblick auf die Gesamtanlage des
Schlosses zunächst keine Spannungen erzeugt, wenn die technischen Rahmenbedingungen
geschaffen werden, die bei einer entsprechenden Öffnung der erforderlichen Baugrube den uneingeschränkten Erhalt der Bestandsflügel sichern.

Der Hauptzugang erfolgt von der Parkseite über den Kopfbau. Vom Schlossrondell ergibt sich ein kleinerer Eingang am Durchgang. Spätere Optionen über den Uhrenturm zu gehen werden offen gehalten.

Durch das Foyer gelangt man über die großzügige Treppe auf ein Galeriegeschoss über welches das Kindermuseum angebunden ist und welches einen offenen Blick auf die untere Museumsebene und den von oben belichteten Raum für Großobjekte bietet. Darunter befindet sich ein weiteres Ausstellungsgeschoss. Da mit freitragenden Decken (Spannweite 30m) gearbeitet wird, lassen sich die Museumsnutzungen flexibel organisieren. Im Hof erscheint das Museum in Form eines großen rechteckigen Oberlichtes. Soweit nachvollziehbar, sind Sonderausstellung, Bayernnatur und Ausstellungsflächen sinnvoll organisiert. Die Anlieferung erfolgt über die nordwestliche Ecke. Die Zugänglichkeit wird hinsichtlich der Länge hinterfragt. Durch das Freilassen der Höfe und dem Umgang mit dem Bestand bleiben zukünftige Museumserweiterungen möglich, wie ein Überbauen des zweiten Hofes oder ein Anbau.
Die Kosten der Tiefbaumaßnahmen für ein zusätzliches Untergeschoss müssten genauer betrachtet werden. Über Innenraumarchitektur, Materialien, die Bestandssanierung werden keine Aussagen getroffen. Vor allem die Orientierung und die Auffindbarkeit über den Hauptzugang müsste im Gesamtzusammenhang neu betrachtet werden. Die ungewöhnliche Empfangs- und Willkommenssituation erfolgt durch eine großzügige Treppe nach unten.
Insgesamt erscheint sehr flexible Ausstellungsgestaltung möglich: So liegt im 1 UG ein großer, durch eine Treppe geteilter Raum, der von einer mit mittigen Galerie überdeckt wird, Tageslichteinfall findet sich im Großobjektbereich. Das 2. UG ist z.B. in drei Räume teilbar, einer davon bildet die Sonderausstellung. Das 3. UG ist für Technik und weitere Ausstellungsräume vorgesehen. Auf Galeriehöhe liegen das Kindermuseum und Bayern Natur. Grundsätzlich ist der Entwurf für eine moderne, innovative Ausstellungsgestaltung gut geeignet, allerdings liegt der Großobjektbereich sehr randlich. Insbesondere fehlen aber eine Metapher sowie eine eigenständige Erkennbarkeit für ein Naturkundemuseum.

Der Entwurf verfügt über ein überwiegend plausibles Technikkonzept. Der im Vergleich geringe Energiebedarf für Heizen und Kühlen wird großteils regenerativ gedeckt. Der sommerliche
Wärmeschutz ist aufgrund des geringen Glasflächenanteils gegeben. Die verwendeten Materialien sind in Bezug auf die Nachhaltigkeit positiv zu bewerten.

Insgesamt bietet die Lösung einen Anlass zur Reflexion eines ungewöhnlichen Ansatzes, die Museumskonzeption unterirdisch gut mit interessanten Raumerlebnissen zu organisieren und dennoch Zukunftsoptionen für das Museum offenzuhalten, der kontrovers diskutiert wird.
Lageplan

Lageplan

2.UG

2.UG

1.UG -8.50m

1.UG -8.50m

1.UG -4.50m

1.UG -4.50m

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1.Obergeschoss

1.Obergeschoss

Schnitt 11

Schnitt 11

Schnitt 22

Schnitt 22

Schnitt 33

Schnitt 33

Zugang Neubau

Zugang Neubau

Ausstellung

Ausstellung