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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2014

"Wohnen im Wandel" – Demographiegerechte Bauleitplanung

Konzept

Konzept

4. Preis

Preisgeld: 3.600 EUR

Dragomir Stadtplanung GmbH

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

WOHNEN IM WANDEL - Buch am ERLBACH
Überschaubare Nachbarschaftsquartiere gruppieren sich um einen gemeinschaftlichen Anger. Der zentrale Anger erfüllt dabei die Funktion eines übergeordneten Verbindungselements, das die kleineren sozialen Einheiten der Wohnquartiere untereinander verknüpft. Mit seinem netzartig strukturierten Wegesystem ermöglicht er die barrierefreie Erschließung des gesamten Gebiets für Fußgänger und Radfahrer. Innerhalb des Angers sind die gemeinschaftlichen Nutzungen des Wohngebiets, wie z.B. Spielplätze, Sitzbereiche und Aussichtsplattformen angeordnet. Bewusst inszenierte Ausblicke auf den Ort und die Kirche stärken den Bezug des neuen Wohngebiets zu den bestehenden Siedlungsstrukturen von Buch am Erlbach.

Die kompakten Wohnquartiere beidseits des Angers werden über gemeinschaftliche
Nachbarschaftshöfe erschlossen. Diese bilden die funktionale und soziale Mitte der Quartiere und schaffen die Basis für ein intensives nachbarschaftliches Geflecht. Sie bilden einen öffentlichen, aber dennoch übersichtlichen und geschützten Bereich, in dem durch das alltägliche Kommen und Gehen eine zwanglose Form nachbarschaftlicher Begegnung ermöglicht wird.

Dabei gruppieren sich um den Nachbarschaftshof bewusst unterschiedliche Wohnformen vom Einzelhaus, dem Split-Level Reihenhaus bis zum Mehrparteienhaus. Dies begünstigt nicht nur die Entstehung einer abwechslungsreichen sozialen und demographischen Struktur, sondern ermöglicht ggf. auch eine größere Flexibilität in Hinblick auf wechselnde Wohnbedürfnisse der Anwohner. So könnten z.B. innerhalb einer Quartierseinheit junge Familien vom Mehrparteienhaus in ein Einfamilienhaus ziehen, während ältere Bewohner vom Einzelhaus in eine barrierefrei nutzbare Wohnung im Mehrparteienhaus wechseln, ohne die gewohnte soziale Umgebung zu verlassen.

Die kompakte Anordnung der Gebäudegruppen im Gebiet ermöglicht eine zusammenhängende, flächensparende und dennoch flexible Parzellierung und eine klare räumliche Einteilung in Baugebiet, Siedlungsrand und zentralen Anger. Zum historischen Straßendorf Buch am Erlach wird durch die untere Grün- und Retentionsfläche gebührend Abstand gehalten. Obwohl das Netto-Baugebiet nur etwa die Hälfte der Gesamtfläche in Anspruch nimmt, entsteht eine effiziente städtebauliche Struktur von angemessener Dichte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser gliedern das neue Wohngebiet in neun fast gleiche überschaubare und nachbarschaftsfördernde Einzelquartiere entlang eines langezogenen Grünangers, der sich nach Osten hin zu einem weiteren Grünzug als Zäsur zum Altort zieht. Der neue Siedlungsrand im Südosten wird der vorhandenen Topographie folgend nach Norden abgedreht. Damit wird die Zäsur zum Altort auch nach Süden zur freien Landschaft fortgesetzt. Ansonsten sind die Grünbereiche der neuen Siedlungsränder meist eher knapp gehalten, jedoch ausreichend groß zur Anlage eines Fußweges (Rundweg) und von Streuobstflächen.

Die Fahrerschließung erfolgt von Norden (Gastorfer Straße) über eine zentrale Haupterschließungsstraße mit angelagertem Bürgersteig und angelagerten Längsparkern südlich des Grünangers. Dieser langgezogene Straßenzug mit seiner gleichbleibenden Querschnittsausbildung endet im Südwesten an einer Wendeplatte, die auch als „Festplatz“ genutzt werden soll. Das dort angelagerte Gemeinschaftshaus bietet aufgrund der Höhenlage zwar eine gute Aussicht, liegt aber am westlichen Siedlungsrand abseits und ist daher wenig kommunikativ.
Die Erschließung der einzelnen Cluster erfolgt über räumlich interessant aufgeweitete Straßen (Spielstraßen) ohne Wendemöglichkeiten für KFZ, insbesondere für Versorgungsfahrzeuge. Dadurch ergeben sich lange Wege für die Ver- und Entsorgung der einzelnen Quartiere – insbesondere für die Quartiere nördlich des Grünangers, über den die Stichstraßen zwangsläufig führen müssen. Zusätzlich wird der Grünanger durch weitere Fußwege und Aufenthaltsbereiche (Landschaftsbalkon und Spielflächen) fast zu sehr gegliedert, ist jedoch barrierefrei angelegt und dadurch gut nutzbar.
Der vorgeschlagene Überlauf von der Doktorgasse in das Siedlungsgebiet beinhaltet neben den Vorteilen einer zusätzlichen Anbindung insb. für Versorgungsfahrzeuge auch den Nachteil des Schleichverkehrs.

Das in die Freiraumgestaltung integrierte Entwässerungssystem für Regen-/Oberflächenwasser wird positiv gesehen. Ebenso wie der integrierte und erlebbare Retentionsraum im östlichen Grünzug.

Die Mischung der Einzelquartiere durch die verschiedenen Haustypen unterstützt die Demographiefestigkeit der Siedlung sehr und lässt darüber hinaus Spielräume zur Reaktion auf veränderte Wohnraumnachfrage, d.h. Änderung der Haustypen, zu.
Die vorgeschlagene Anordnung von Hauptbaukörper und Garage für EFH ergibt differenzierte gut überschaubare Freiräume. Die Höhe der gegenüberliegenden Baukörper der Reihenhäuser und Geschosswohnungen mit dreieinhalb bzw. vier Geschossen wird kritisch gesehen. Die vorgeschlagene gemeinsame Tiefgarage für Geschosswohnen und Reihenhäuser zieht relativ große Haus- bzw. Investitionsgemeinschaften nach sich.

Eine demographiefreundliche Grundrissvariabilität für die Einfamilienhäuser ist nachgewiesen, jedoch nicht sehr überzeugend im Detail. Hauserweiterungsvorschläge fehlen. Ebenso ist die Grundrissvariabilität im Geschosswohnungsbau nachgewiesen, jedoch verbunden mit einem erhöhten baulichen Aufwand (Änderung der Nasszellen, Trennwände usw.).

Bedingt durch den großen Grünflächenanteil (integrierte Ausgleichsflächen und integrierter Regenwasserrückhaltung) und einem entsprechenden Verkehrsflächenanteil ergibt sich relativ wenig Netto-Bauland. Der Erschließungsaufwand kann als wirtschaftlich bezeichnet werden.

Abgesehen von den geplanten Tiefgaragen entsteht kein besonderer Aufwand für die Gebäuderealisierung an diesem doch relativ stark geneigten Nordosthang.
Insgesamt ein robustes, tragfähiges städtebauliches Konzept verbunden mit einer attraktiven Mischung der Haustypen, aber auch mit Abstrichen in der Wirtschaftlichkeit.
Schnitt mit Höhenprofil

Schnitt mit Höhenprofil

Schwarzplan mit Blickachse zur Kirche im Dorfzentrum

Schwarzplan mit Blickachse zur Kirche im Dorfzentrum

Integration und Anpassungsfähigkeit an Demographischen Wandel

Integration und Anpassungsfähigkeit an Demographischen Wandel

Zentraler Anger und barrierefreies Wegesystem

Zentraler Anger und barrierefreies Wegesystem

Erschließungssystem

Erschließungssystem

Parzellierung, Regenwassermanagement & Ausgleichsflächen

Parzellierung, Regenwassermanagement & Ausgleichsflächen

Modell

Modell