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Award / Auszeichnung | 09/2006

BDA Preis Bremen 2006

\"Umbau des Wohnhauses Kurt-Schumacher-Allee\", Bremen

Anerkennung

Jo. Franzke Generalplaner

Architektur

Erläuterungstext

Die „Neue Vahr“ gilt als ein Höhepunkt des Nachkriegsstädtebaus. Zwischen 1957 und 1962 von Max Säume, Günter Hafemann, Ernst May und Hans Bernhard Reichow erbaut, trug die Siedlung zur Linderung der Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg bei. Erfreuten sich die 10.000 Wohnungen und der durchgrünte Städtebau zu Beginn großer Beliebtheit, hat der Stadtteil mittlerweile mit denProblemen eines Trabanten zu kämpfen. Die Bevölkerung ist überaltert, die Zahl der berufstätigen Mieter gesunken, der Ausländeranteil im Gegenzug gestiegen. Um das Wohnungsangebot an heutige Ansprüche anpassen zu können, nahm die Stadt Bremen davon Abstand, die Siedlung unter Denkmalschutz zu stellen. Basierend auf einer von Jo. Franzke Architekten konzipierten Machbarkeitsstudie wurde das Büro beauftragt, beispielhaft ein Gebäude zu modernisieren. Aus Respekt vor der Aufbau-Leistung der Architekten der Neuen Vahr zielte das Konzept – trotz Planungsfreiheit – von Beginn an auf einen denkmalgerechten Umbau ab. Bei dem Modell-Objekt handelt es sich um einen der viergeschossigen Riegel an der zentralen Kurt-Schumacher-Allee. Erbaut 1957, gehört er zur ersten Generation von Wohnblöcken und wurde als konventioneller Mauerwerksbau mit Stahlbetondecken und Pultdach ausgeführt. Der Zweispänner mit 24 Wohnungen wird über drei Treppenhäuser erschlossen. Vor dem Umbau waren die Appartements zwischen 54 und 80 m² groß. Im natürlich belüfteten Sockelgeschoss befanden sich neben Abstellräumen auch Fahrrad- und Waschräume. Die Eingangsfassade war als Lochfassade ausgeführt und durch drei leicht hinter die Außenkontur zurückspringende Treppenhäuser gegliedert, die Rückseite durch etwa 2 m tiefe Loggien. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Beobachtung, dass das Gros des Wohnungsangebots in der Neuen Vahr im 2- bis 3-Zimmer-Bereich liegt. Da ein homogenes Wohnungsgemenge jedoch fast zwangsläufig eine homogene Mieterstruktur nach sich zieht und somit Segregationsprozesse wenn schon nicht auslöst, doch zumindest beschleunigt, haben sich Jo. Franzke Architekten der Aufgabe über den Grundriss genähert. Das Ziel bestand darin, den Block zu einem Mehrgenerationenhaus mit kleineren Wohnungen im Erdgeschoss und großen familiengerechten Wohnungen in den oberen Etagen umzubauen und zur Stabilisierung des Viertels mit großzügigen Wohngrundrissen und qualitativ hochwertiger Architektur neue Mieterschichten anzusprechen. Um die Charakteristik der seriell wirkenden Geschosswohnungsbauten zu erhalten, kam für die Vergrößerung der Wohnflächen nur eine interne Lösung in Frage, jedoch kein Anbau. Da eine horizontale Verbindung der Wohneinheiten durch den engen Abstand von Treppenhaus zu Treppenhaus erschwert wurde, lag es nahe, die Grundrisse vertikal zu verschachteln. Die Kubatur wurde ab dem 1. Obergeschoss in L-förmig ineinander verschränkte Maisonettewohnungen mit jeweils drei Zimmern sowie einer Abstellkammer aufgeteilt und je Wohneinheit eine durchbindende Fläche von ca. 60 qm und eine bis zur Gebäudemittelachse reichende Fläche von etwa 30 qm zusammengefasst und über eine Treppe verbunden. Damit veränderte sich die Anzahl der Mietparteien. Pro Treppenhaus werden nunmehr statt acht nur noch sechs Wohnungen erschlossen. Die Aufteilung des Untergeschosses blieb unverändert.Die Reorganisation des Grundrisses zeichnet sich durch Farb- und Formgebung auch auf der Fassade ab. Um die Verknüpfung der Geschosse außen darzustellen, wurden auf Höhe der Maisonetten große Öffnungen in die Mauer geschnitten und mit Glas und farbigem Eternit geschlossen. Die übrigen Fenster wurden ebenfalls vergrößert, präsentieren sich nun als raumhohe Elemente und verbessern den Lichteinfall erheblich. Gleiches gilt für die Treppenhäuser, die sich – zuvor nur spärlich durch kleine Öffnungen belichtet – heute als Glasbahnen auf der Fassade abzeichnen. Die Rückfassade blieb unverändert; lediglich die vor der Fassadenebene auskragenden Brüstungen der Loggien wurden mit Eternit verkleidet. Die restlichen Baumaßnahmen zielten darauf ab, dem Gebäude eine klare Kubatur zu verleihen. So wurde das umlaufend überstehende Pultdach gekürzt und läuft nun gegen eine neu aufgemauerte Attika und die zur Dachentwässerung notwendigen Fallrohre wurden in die Metallkonstruktion der Eingangsfassade integriert. Das Resultat kommt im Volumen zwar der oft kritisierten „Schachtel“ deutlich näher, wird jedoch aufgrund der unterschiedlichen Fensterformate und der Farbigkeit allgemein als belebendes Element wahrgenommen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt wurde im Jahr 2006 als herausragendes und nachahmungswürdiges Beispiel vom BDA ausgezeichnet. Laut Jury zeigt es „auf anschauliche und eindrucksvolle Weise, dass ein Quartier, selbst wenn es nicht unter Denkmalschutz steht, den Bezug zur Geschichte nicht aufgeben muss, um modernen Bedürfnissen zu entsprechen.“