modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Sonstiges Vergabeverfahren | 06/2014

„this is modern“ Deutsche Werkbund Ausstellung Venedig 2014

Teilnahme

Hild und K

Architektur

Erläuterungstext

PEP

Plus-Energie-Pavillon

Dass der globale Klimawandel fortschreitet, ist eine mittlerweile unbestreitbare Tatsache. Als Reaktion auf diese gewaltige Bedrohung muss die CO2 Vermeidung eines der wichtigsten Ziele auch der Baupolitik sein. Die Energiewende ist derzeit in einer für die Zukunft der gesamten Erdbevölkerung entscheidenden Phase.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund werden wir künftig nur noch wenige Neubauten errichten können. Stattdessen muss die Umbaurate gesteigert werden, schließlich stellen unsere Bestandsgebäude eine wesentliche Ressource dar, deren Verschwendung zur unkontrollierten Freisetzung von CO2 beiträgt. Für Architekten und Bauingenieure stellen sich damit zwei wesentliche Aufgaben: Gefragt sind einmal technische Lösungen, etwa für die energetische Ertüchtigung von Altbauten. Zum anderen allerdings wird eine allein technisch befriedigende Umsetzung nicht genügen, um die öffentliche Akzeptanz der notwendigen Maßnahmen sicherzustellen. Es geht also ebenso sehr um die ästhetische Integration der notwendigen Technik in unsere gebaute Wirklichkeit.


An dieser Stelle setzt unser Vorschlag für den deutschen Biennale-Pavillon in Venedig an. Das Bestandsgebäude wird nicht erneuert oder erweitert, geschweige denn abgerissen und neu errichtet. Stattdessen wird es so ertüchtigt, dass es als Plus-Energie-Pavillon künftig mehr Energie produziert als verbraucht, und dies in einer Weise, die diesem Umstand eine ästhetische Qualität abgewinnt.

Zur technischen Seite: Neben der Optimierung des Raumklimas und der Erzeugung eines Energieüberschusses betrachtet das Projekt ganzheitlich den Zusammenhang von Gebäuden, Raumkonditionierungssystemen und Energieerzeugung, letztere vor allem hinsichtlich lokaler Gegebenheiten. Die Gebäudehülle bleibt in der Substanz unverändert, der hohe Anteil an Speichermassen ergibt in Verbindung mit den Anforderungen der Nutzung eine Einheit ohne auffällige Lastprofile. Das bestehende passive Konzept wird weitestgehend belassen. Einzig der Erwartung der Eintretenden an ein kühles Raumklima im massiven Baukörper wird verstärkt begegnet. Hierzu werden im Eingangsbereich des Gebäudes Kühlzylinder installiert. Die auf ein niedriges Temperaturniveau gebrachten Flächen reduzieren zum einen die Raumtemperatur, zum anderen wird die in der Luft gespeicherte Feuchte an der kalten Oberfläche kondensiert.

Zur Erzeugung der notwendigen Kälte wird auf dem Dach im Bereich des Portikus eine mit elektrischer Energie betriebene Kompressionskältemaschine installiert. Und damit nähern wir uns den ästhetischen Aspekten des Projekts: Ein den Pavillon „krönender“ Aufbau dient der energetischen Nutzung des am Rand der Lagune auftretenden Windes. Das Gebäude erhält einen flirrenden Kranz aus Rotoren, gefertigt aus wiederverwerteten Glasflaschen. Damit tritt es in einen neuen Bezug zu den auf der Nachbarinsel Murano gefertigten Glasobjekten ebenso wie zu Bruno Tauts für die Kölner Werkbundausstellung 1914 erbautem Glaspavillon.
Die insgesamt 3.584 Rotoren erzeugen mit jährlich schätzungsweise 57.000 kWh so viel Strom, dass der Überschuss zum Betrieb der benachbarten Pavillons verwendet werden kann. Immerhin entspricht die so produzierte Energiemenge etwa dem Jahresbedarf von 15 Einfamilienhäusern.
In der Verbindung des Schönen mit dem Nützlichen sehen wir eine weitere Parallele zu den Zielen des Werkbundes von 1914: Ist es damals in vorbildlicher Weise gelungen, der fortschreitenden Technisierung des Alltags eine Form zu geben, so muss es uns heute gelingen, eine adäquate Form für die notwendige energetische Sanierung unseres Gebäudebestands zu finden.