modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 12/2014

Pädagogisches Zentrum für Hören und Sprache

Aussenperspektive

Aussenperspektive

1. Rang / 1. Preis

Rykart Architekten AG

Architektur

Luzius Saurer Garten- und Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Schulanlage der HSM befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble am Ortsrand von Münchenbuchsee. Der angrenzende, grüne Landschaftsraum ist ein weiteres charakteristisches Merkmal der Schule. Die Anlage soll mit einer multifunktional nutzbaren Sporthalle, einer vierklassigen Sprachheilbasisstufe und einem Psychomotorikbereich erweitert werden.

Die einzelnen Nutzungen werden in einem Volumen zusammengefasst. Der Baukörper wird am Rand des kleinen Tals positioniert und leicht von der Hangkante abgelöst. Der Landschaftsraum bleibt frei, die Topografie spürbar. Das Gebäude entwickelt sich aus dem Terrain und nimmt sich in der Höhe stark zurück. Dadurch wird die Sicht auf die Silhouette des Schloss- und Kirchenbezirks nicht beeinträchtigt.

Das Gebäude zeigt sich zur Talseite mit zwei Geschosse, zur Hangseite mit einem Geschoss. In der Mitte des Körpers wird eine Plattform aufgespannt. Über diesen Platz wird das Gebäude von der Hangseite her ebenerdig erschlossen. Die einzelnen Nutzungen lassen sich am Baukörper ablesen. Den Auftakt bildet die zweigeschossige Basisstufe, im Sockel durch einen Einschnitt getrennt vom Psychomotorikbereich. Den Abschluss bildet der gläserne Kubus der Sporthalle. Das hölzerne Tragwerk der Halle ist als umlaufendes Muster sichtbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auszug aus dem JURYBERICHT:

Städtebau / Architektur
Mit der räumlichen Klärung im historischen Hof und der einfachen Definition des Zugangs, mit der Einfriedung der Parkplätze, kann ein angemessener und würdiger Ankunftsort der historischen Anlage geschaffen werden. Mit der Konzentration aller geforderten Nutzungen in ein neues, verhältnismässig wenig tief in den Landschaftsraum ausgreifendes Volumen an der Hangkante der Chlostermatte, unterhalb der benachbarten Schulanlage und
dem Rückbau der bestehenden Bauten beim Freibad, mit kleinem, dem Massstab der Ställe entsprechenden Ersatzbau für die Graderoben, wird das kleine Tal freigehalten und in seiner ursprünglichen Topographie wieder spürbar gemacht.
Der die Schlossmauer nicht überragende Neubau wird geschickt in zwei, die beiden Funktionen Basisstufe und Sporthalle ausdrückende, auf einem Sockel stehende Einheiten geteilt. Dazwischen der Zugang, aufgespannt als kleiner, sich zur Landschaft hin öffnender Platz, an dem die Eingänge liegen. Diese geschickte Gliederung lässt
weiterhin den Blick von der Schule Paul-Klee in die Landschaft zu und lässt die Möglichkeit einer direkten Anbindung der Schulanlage mit entsprechenden Synergien offen. Das zur südlichen, kleinmassstäblichen Bebauung hin als zwei eingeschossige Bauten wirkende und vom Tal her als zweigeschossiges in der Höhe gestaffeltes Volumen erscheinende Gebäude, gliedert sich geschickt in die unterschiedliche
Nachbarschaft ein.In Sichtbeton konstruiert, nimmt das Gebäude vordergründig den massiven Charakter der Schlossanlage auf und setzt mit dem konstruktiv betonten Sporthallendach die ortstypische Anwendung von Holz im Sinne des Laubengangs
des Konventsgebäudes fort. Das grosszügige, zur Sporthalle offene, galerieartige Foyer ist ein attraktiver Eingang für den täglichen Betrieb wie auch insbesondere zur Nutzung als Mehrzweckhalle für die erwarteten 600 Gäste. Die Verbindung herunter
auf das Hallenniveau ist wie auch die Organisation der Nebenräume gut gelöst. Der Innenraum der Halle ist für den Turnbetrieb wie auch für Anlässe sehr stimmig, der Bezug zur Aussenwelt wird über das umlaufende Oberlichtband auf attraktive Weise inszeniert. Ein unmittelbarer Sichtbezug vom Hallenniveau in die Landschaft wird jedoch vermisst. Die direkte Anbindung und gleichzeitige Trennung zur Basisstufe ist von Vorteil, muss aber noch im Sinne der Funktionalität konkretisiert werden.
Die Aufteilung der Basisstufe auf zwei Geschosse ist grundsätzlich nicht die Ideallösung, da dem oberen Geschoss der direkte Aussenspielraum fehlt. Das Projekt bietet jedoch geschickt zwei unterschiedliche Aussenräume an, den befestigten Platz auf der Esplanade und die in die freie Landschaft gestreuten Spielangebote. Beide
sind direkt über eine grosszügige Aussentreppe verbunden. Die vier Basisstufen-Bereiche sind in ihrer Grunddisposition gut organisiert. Der zwingend notwendige direkte Blick von den Schulräumen im oberen Geschoss zu den Spielplätzen im Grünraum fehlt leider. Sehr attraktiv ist das grosszügige, über beide Geschosse offene Foyer im Eingangsbereich, das auch bei kaltem Wetter genügend Bewegung erlaubt. Dagegen ist der Garderobenbereich im Erdgeschoss zu klein und funktioniert so noch nicht.
Die Anordnung des Raumes für die Psychomotorik zwischen Basisstufe und Sporthalle im selben Gebäude ist optimal gelöst und kann ohne Einschränkung von beiden Funktionsbereichen erschlossen werden.

Landschaft
Das Projekt baut die Erweiterung als ein Gebäude am Rande der Siedlung. Die Lage und Ausrichtung dieses Gebäudes wirken im Landschaftsraum verträglich.
Der Hof wird aufgeräumt, doch die vorgeschlagenen gestalterischen Massnahmen, wie z.B. der Belagswechsel, vermögen nicht vollständig zu überzeugen. Der Schlossgarten wird in der heutigen Gestaltung belassen. Eine vertieftere Auseinandersetzung mit beide Räumen wäre wünschenswert gewesen. Der Parkplatz wird durch einen breiten Heckenkörper vom Zugangsbereich getrennt. So bekommt das Schlossareal eine ansprechende Adresse. Der Neubau wird über einen schmalen Weg entlang der Fassade mit dem Schlossareal verbunden. Diese Anbindung überzeugt noch nicht und ist zu überdenken. Durch die Architektur entsteht ein schöner Ankunftsraum und Pausenplatz mit Sicht in die Landschaft. Das Kommunikative dieses Raumes und seine Ausrichtung werden begrüsst. Das Projekt sieht für die Basisstufe Aussenräume auf zwei Niveaus vor. Zum einen auf dem befestigten Pausenplatz zum anderen unter den Obstbäumen. Da der befestigte Platz von den Schulräumen nicht einsehbar ist, ist er so als Aussenraum für das freie Spiel nicht geeignet. Auch der untere Bereich ist nicht für alle Schulzimmer
einsehbar. In der Weiterbearbeitung müssen hier Lösungen aufgezeigt werden, da die Aussenbereiche für die Schule von hoher Bedeutung sind. Der Ort unter den Obstbäumen bietet als Spielraum ein hohes Potential. Die Platzierung des Allwetterplatzes in der Rasenspielfläche ist ungünstig. Zum einen ist der bauliche Eingriff in die grüne Landschaftskammer zu wenig plausibel platziert, zum andern schmälert es die Nutzung des Rasenspielfeldes. Das Projekt sieht vor, die Umkleideräume zu drehen und den Einschnitt in die Topographie zurückzubauen. Dies wird sehr begrüsst. Die Massnahme lässt erahnen, welch hohe Qualität das Bad in der Landschaft erhalten könnte.

Energie und Gebäudetechnik / Systemtrennung / Umwelt und Ökologie
Das Unterbringen der Nutzflächen in einem Gebäude auf zwei Geschossen führt zu einem kompakten Projekt. Die grossen Fensterflächen, welche zudem zu einem erheblichen Anteil nach Norden gerichtet sind, bringen gute Tageslichtverhältnisse, aber auch erhöhte Wärmeverluste ohne entsprechende Gewinne. Mit entsprechender Optimierung der Fassade lassen sich die Primäranforderungen Minergie-P erfüllen. Die gewählte Fassadenkonstruktion ist witterungsunempfindlich und hat eine hohe Lebenserwartung. Das Projekt überschreitet die Vorgabe bezüglich der Grauen Energie geringfügig. Das Potenzial für eine Nutzungsflexibilität ist vorhanden. Die System- und Bauteiltrennung ist grundsätzlich erfüllt.

Wirtschaftlichkeit
Das Projekt weist eine grosse Geschossfläche und ein grosses Gebäudevolumen auf und muss in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit optimiert werden.

Fazit
Den Projektverfassern gelingt es, die bestehende Situation mit einfachen Massnahmen zu klären und auf selbstverständliche Weise zu ergänzen. Es entsteht eine in sich funktionierende, die Qualitäten der historischen Anlage aufnehmende Einheit, ohne dass diese den Anspruch hat, gleichgestellt zu werden. Der Entwurf hat dank seiner klaren Haltung ein grosses Potential zur funktionalen, die Nutzerbedürfnisse erfüllenden
Weiterentwicklung und zur Schaffung eines unverkennbaren emotionalen Ortes in der historisch und landschaftlich geprägten Umgebung.
Visualisierung Foyer/Halle

Visualisierung Foyer/Halle

Konstruktionsschema

Konstruktionsschema

Situation

Situation

EG

EG

UG

UG

Ansichten

Ansichten

Schnitte

Schnitte

Konstruktionsschnitt Halle

Konstruktionsschnitt Halle

Konstruktionsschnitt Klassenräume

Konstruktionsschnitt Klassenräume