Das denkmalgeschützte Festungsbauwerk Kavalier Dalwigk in Ingolstadt wurde nach einem von der ARGE Falk von Tettenborn & Gina Barcelona Architects gewonnenen VGV-Verfahren umgebaut und durch einen Neubau erweitert. Ursprünglich als Teil der bayerischen Landesfestung errichtet und später zur königlichen Geschützgießerei und Geschossfabrik umgenutzt, beherbergt es heute das Digitale Gründerzentrum Ingolstadt, das Startup-Unternehmen für digitale Anwendungen einen inspirierenden Raum zum kreativen Arbeiten und Vernetzen bietet. Das Gelände befindet sich in prominenter Lage direkt an der Donau und ist Teil des fast komplett geschlossenen Grüngürtels um die historische Altstadt und daher von hohem Wert für Freizeit und Erholung.
Grundlage für den Umbau des Bestandsgebäudes bildeten bereits bestehende Vermessungspläne, vor allem aber die mit Fotos hinterlegten Punktwolken, deren räumliche Information Schritt für Schritt um qualitative Angaben zu Materialien sowie Wand- und Bodenaufbauten ergänzt wurden. Dies ermöglichte ein tiefes Verständnis der Konstruktion und der geometrischen Zusammenhänge im Bauwerk, die aufgrund der teilweise bis zu drei Meter dicken Wände und Decken nicht immer einfach nachvollziehbar waren. Hinzu kommt ein vollständiges, „steingenaues“ photogrammetrisches Aufmaß der Bestandsfassade.
Der daraus entstandene digitale Zwilling bildete die Grundlage für ein 3D-BIM-Modell. Dieses wurde von den Fachbereichen Tragwerksplanung, HLS- und Elektroplanung übernommen und separat weiterbearbeitet – beispielsweise, um sämtliche Leitungsführungen der Haustechnik, Elektroinstallationen und Beleuchtungen zu entwickeln. Die Integration dieser Informationen in das Architekturmodell erfolgte von Zeit zu Zeit über IFC-Schnittstellen.
Was dieses BIM-Modell einzigartig macht, ist die Detailtiefe, die eine überaus präzise Dokumentation des historischen Gebäudes ermöglichte. Den Denkmalschutzbehörden konnten letztlich umfassende 3D-Dokumente übergeben werden, in denen sämtliche Eingriffe und Ergänzungen in der historische Bausubstanz dargestellt sind. Das gilt auch für viele Bereiche, die überbaut werden mussten oder die nach Abschluss der Bauarbeiten nicht mehr zu zugänglich oder zu sehen sind. Hiermit entstand eine hervorragende dreidimensionale Grundlage auch für weit in der Zukunft liegende Sanierungen und Umbauten.
Eine weitere Besonderheit des Projekts ist die Tatsache, dass hier auch die Landschaftsplaner konsequent mit BIM arbeiteten. Während das Aufmaß des relativ flachen Baugrundstücks konventionell erfolgte, um daraus ein digitales Geländemodell zu bauen, mussten die Attributierungen für das Projekt komplett neu entwickelt werden. Dies war notwendig, weil für die Landschaftsplanung aktuell kaum Softwares zur Verfügung stehen, die mit den in der Architektur verwendeten Programmen uneingeschränkt kompatibel sind – auch wenn der Austausch via IFC-Schnittstellen bei diesem Projekt prinzipiell problemlos ablief. Insofern handelt es sich beim Digitalen Gründerzentrum Ingolstadt um ein Pilotprojekt, in dem die Landschaftsplaner viel ausprobieren konnten und das außerdem dazu beiträgt, BIM in der Freiraum- und Landschaftsplanung besser bei Auftraggebern und Planern zu verankern.
Nachhaltig ist dieses Projekt allein durch die Weiternutzung des Festungsbauwerks Kavalier Dalwigk, das dem Gründerzentrum eine unverwechselbare Identität verleiht. Hinzu kommt aber auch die frühe Einbindung der Freiflächenplanung in den (BIM-)Planungsprozess. Durch dieses enge Zusammenspiel entstanden auf ganzer Breite integrierte Lösungen, die Architektur, Denkmalschutz und Freiflächenplanung von Anfang an verbinden. Und damit wiederum ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diesem Projekt einschließlich der öffentlich zugänglichen Freiflächen eine lange Nutzungsdauer bevorsteht.