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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 11/2023

competitionline CAMPUS Award 2024

Preis Studierendenarbeiten - Part of the Problem, kind of a solution

Preisgeld: 1.000 EUR

Vera Krimmer

Student*in Architektur

David Ames

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Part of the Problem – Kind of a Solution

Das Projekt in einem Satz
Der Entwurf transformiert eine abrissgefährdete ehemalige Wirtschaftswunder-Kaufhalle in einen Third Place/Begegnungsort, der marginalisierte Gruppen explizit einschließt – im Gegensatz zu (aktuell vielfach geforderten) nur vermeintlich universalistischen konsumfreien Orten, die wieder nur denjenigen zugutekommen, die sonst hier konsumiert hätten.

Warum ist das Projekt besonders einzigartig?
Weil es eine neue ungewohnte Antwort auf die postpandemische Innenstadt vorschlägt und einen Prozess entwirft, wie „Problemgebäude“ – wie die zunehmend leerstehenden alten Stahlbetonriesen in deutschen Innenstädten – Teil der Lösung für eine gemeinwohlorientiertere Architektur sein können.

Projektbeschreibung
Innenstädte befinden sich im Wandel, nicht nur die Pandemie und die zunehmende Verlagerung des Einzelhandels in digitale Räume mach(t)en Veränderungen spürbar. Gleichzeitig wird der Wunsch nach Stadtteilzentren für die Gemeinschaft immer lauter. Bei der Debatte um unkommerzialisierte Räume wird oft von Gemeinwohl und Gerechtigkeit gesprochen, obwohl selbst der öffentliche Raum nur vermeintlich allen zugänglich ist und marginalisierte Menschen häufig strukturell ausgeschlossen werden. Der Entwurf erforscht die Frage, wie konsumfreie Innenstadträume gestaltet werden können, damit sie nicht wieder nur von denen genutzt werden, die sonst hier konsumieren würden.
In einer abrissgefährdeten ehemaligen Wirtschaftswunder-Kaufhalle soll ein Third Place entstehen, der benachteiligte Gruppen explizit einschließt und einen Begegnungsort für alle Menschen darstellt. Wir schlagen eine mehrstufige Intervention vor, bei der die bestehende Zweiteilung des Kaufhauses in verborgene Servicefunktionen und sichtbare Verkaufsfläche als Schutz- bzw. Kommunikationsräume verstärkt, und der Bau durch Doppelfassade und Ausstanzungen energetisch und räumlich ertüchtigt wird. Über Programme, die notwendige Bedürfnisse oder hinreichende Wünsche von unterschiedlichen sozialen Gruppen bedienen und Synergien nutzen, soll programmierter und aneignungsoffener Austausch ermöglicht und ein gegenseitiges Verständnis geschaffen werden.
(Jedes Geschoss beherbergt u.a. folgende funktionale Teile: PARASITE – verborgene Schutzräume, URGE – Bedürfnisbefriedigung marginalisierter Menschen, DESIRE – Abholung der Privilegiengesellschaft durch Unverhofftes, INTERSECTION – Kommunikation steht im Mittelpunkt. Eine mögliche programmatische Belegung wurde exemplarisch in den Grundrissen durchgespielt.)

Das Haus soll nicht als fertig geplantes Gebäude entworfen werden, sondern soziales Testfeld sein. Wir Entwerfenden betreuen den ersten Ausbauschritt und reihen uns dann zwischen den späteren Benutzer∗innen ein, denen der Entwurf ein Handbuch mitgibt, wie Weiterbau und Gebäudebetrieb über Aushandlungsprozesse gestaltet werden sollen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Als "Bachelorarbeit voller Idealismus" bezeichnet Petra Vondenhof-Anderhalten die Kaufhauskonversion. Unter den zahlreichen Einreichungen zur Umnutzung von Warenhäusern hebt sie sich laut Jury durch eine "spannende und realistische Programmierung" ab. Das Konzept betrachte die Stadt als Raum, der allen gehört. Durch den partizipativen Ansatz würden ein Ort und ein niedrigschwelliges Angebot für Menschen geschaffen, die sonst keinen Platz in der Stadt haben, lobt Leon Radeljic. "Ziel des Projekts ist es, einen dritten Ort zu schaffen, der frei von Konsumzwang und frei von Zugangsbarrieren ist. Dort soll allen Menschen eine Plattform geboten werden, um sich frei entfalten zu können", fügt Oliver Hantke hinzu. "Unsere Städte kranken aktuell daran, dass wir keinen zentralen Treffpunkt wie diesen haben."

"Besonders gut an dem Projekt finde ich, dass es den Prozess in den Vordergrund stellt", sagt Leon Radeljic. "Anstatt fertige Lösungen vorzuschreiben, werden Lösungswege aufgezeigt. Die Verfasser*innen leiten die Mitwirkenden mit einem Handbuch an. Darauf aufbauend entwickelt man alles gemeinsam." Die systemischen Rahmenbedingungen würden zwar festgelegt, so Oliver Hantke. Zugleich lasse der Entwurf viel Raum für Transformation, um auf neue Bedarfe reagieren zu können. Konzeptionell geht das Projekt laut Preisgericht sehr in die Tiefe.

Die skizzenartige Darstellung passt laut Preisgericht gut zu der Prozesshaftigkeit der Arbeit. Im Kontext der Aufgabenstellung seien die unperfekten Zeichnungen "sympathischer als hochglänzende Renderings", findet Petra Vondenhof-Anderhalten. Einen Startimpuls zu setzen, aber nicht das Ergebnis des Prozesses vorzugeben, zeuge von Bescheidenheit, so Dirk Bonnkirch-Reineau. "Gleichzeitig nimmt es jede*n in die Pflicht, etwas aus dem Potenzial zu machen, das hier aufgezeigt wird."
Lageplan (ehemalige Kaufhalle rot eingezeichnet)

Lageplan (ehemalige Kaufhalle rot eingezeichnet)

Bestandsfotos Königstraße 23/25 Stuttgart

Bestandsfotos Königstraße 23/25 Stuttgart

Analyse vor Ort

Analyse vor Ort

Analyse und Interpretation

Analyse und Interpretation

Konzeptpiktogramm

Konzeptpiktogramm

Grundriss unteres Erdgeschoss

Grundriss unteres Erdgeschoss

Grundriss oberes Erdgeschoss

Grundriss oberes Erdgeschoss

Grundriss erstes Obergeschoss

Grundriss erstes Obergeschoss

Grundriss zweites Obergeschoss

Grundriss zweites Obergeschoss

Schnitt

Schnitt

Atmosphärische Zeichnungen

Atmosphärische Zeichnungen

Auszug Nutzer∗innenhandbuch

Auszug Nutzer∗innenhandbuch

Perspektive Laubengang

Perspektive Laubengang