Erweiterung und Umfeld Entwicklung Hamburger Hauptbahnhof

Der Arbeit gelingt es, auf sehr kompakte Weise die Erweiterungsmodule um das Bestandsgebäude anzuordnen. Sie stärkt positiv die Verbindung von Innenstadt in das Quartier St. Georg durch die großzügige Überdachung der Kommunaltrasse als neue Eingangshalle von Süden. Positiv bewertet werden die neue Diagonale von der Steinstraße nach Nordosten zum Museum für Kunst und Gewerbe sowie der Stadtbalkon nach Süden. Der Hachmannplatz wird zu einem großzügigen Stadtplatz zwischen Hauptbahnhof und St. Georg mit einladender Öffnung zur neuen Ostpassage. Kontrovers wird die Platzierung der Marktstände und deren Dimensionierung gesehen. Sehr positiv wird die Zugänglichkeit in die Hallen von Süden aber auch von Norden gesehen. Ob der nördliche Zugang aufgrund der Eigentumsverhältnisse machbar ist, bleibt zu prüfen. Die Arbeit überzeugt in ihrer Platzierung der Erweiterungsmodule im gesamten, umliegenden Stadtraum. Die Solitärwirkung des neuen Ensembles Hauptbahnhofs wird im Stadtraum herausgehoben.

Die architektonische Ausformulierung lässt allerdings einige Fragen offen. Kritisch gesehen wird insbesondere das Torhaus zur Kommunaltrasse in seiner dramaturgischen Setzung. Die Baumasse an dieser Stelle wird als zu opulent empfunden und im Gegensatz fehlen die bahnaffinen Flächen in Modul C. In der Motivwahl (Bogen) orientiert sich der Entwurf zwar am Bestand, überzeichnet diesen aber. Dies führt in der Durchgangssituation der Kommunaltrasse zu einer irritierend monumentalen Geste. Die Südfassade (Modul B) orientiert sich zwar an der gestalterischen Setzung der Nordseite des Hauptbahnhofs, wirkt aber weder identitätsstiftend noch prägnant als Ausdruck des neuen Hauptbahnhofs. Die Infrastrukturangebote für Fahrradparken und Taxi im Norden sind unzureichend in die Gesamtplatzkonzeption integriert. Die Platzierung des eingeschossigen Fahrradparkplatzes vis-a-vis der Kunsthalle ist deplatziert. Das Grünkonzept des Entwurfs für die öffentlichen Plätze bleibt spärlich und führt nicht zur gewünschten Raumbildung einzelner Bereiche. Im Gegensatz dazu ist die Ausgestaltung des Steintorplatzes gelungen.

Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr eigenständigen Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar. Die kompakte Weiterentwicklung des Hauptbahnhofs überzeugt jedoch nicht im proportionalen Zusammenspiel der einzelnen Module zueinander. Die gewünschte Entwurfsabsicht eines harmonischen Ganzen aus Alt und Neu wird hierdurch nicht ganz erreicht.