Award / Auszeichnung | 09/2023
Hans Schaefers Preis 2023 | BDA-Nachwuchsförderpeis für planerische Leistungen
©Zara Pfeifer
Gartenansicht
KURA – Werkstatt, Gerswalde
Anerkennung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Gewerbe-, Industriebauten
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Projektgröße:
80m² (geschätzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Fertigstellung: 03/2023
Projektbeschreibung
KURA ist die Transformation einer denkmalgeschützten Scheune zu einer Werkstatt für die Erprobung und Umsetzung von bioregionalen Architekturprojekten. Ziel ist die ganzheitliche Transformation des Gebäudes mit Cradle-to-Cradle Prinzipien: durch den Einsatz von ökologischen Baumaterialien, wiederverwendete Bauteilen, sowie der engen Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkenden. Durch die verstärkte Präsenz im ländlichen Raum engagiere ich mich mit einer regionale Baukultur für die Revitalisierung von ländlichen Gemeinden in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Das vorhandene einsturzgefährdete Gebäude wird durch eine innenliegende Stahlkonstruktion stabilisiert. Dabei bleibt die ursprüngliche Fachwerkfassaden und die Holzkonstruktion erhalten. Die neue Stahlkonstruktion ermöglicht den Einbau einer innenliegenden Glasfassade. Die fehlende Fassade entlang des Nachbargrundstücks wird auf Grund des Feuerwiderstands mit Spanzementplatten geschlossen. Weitere Bereiche werden mit Lehmsteinen ausgefacht.
Das Erdgeschoss mit einem robusten Kalkestrich wird als offene Werkstatt genutzt. Der Boden ist mit Schaumglas isoliert und mit pigmentiertem Sonnenblumenöl versiegelt. Alle Innenwände sind wie vormals mit Kalk neu verputzt und mit Kalkfarbe geschlämmt. Ein Treppenmöbel aus recycelten Holzplatten führt in den zweiten Stock, der ein Badezimmer und Nischen mit Schlafmöglichkeiten beherbergt. Das Holz für die Alkoven wurde nach einem Sturm aus dem Dorfwald entnommen und mit einem mobilen Sägewerk zur weiteren Verarbeitung vorbereitet. Die maroden Dachsparren sind nach der Anlaschung für eine effektive Wärmedämmung mit regionalen Hanffasern und Hanfkalkplatten gedämmt.
Die erprobten Materialien und die handwerkliche Praxis entwickele ich mit lokalen Expert:innen stetig weiter. Gemeinsam vermitteln wir dieses Wissen in Workshops an interessierte Bauherr:innen, Studierende und Handwerkende. Die Werkstatt dient auch dem Herstellen von Prototypen, Materialmuster und 1:1 Mock-ups. Vor Ort biete ich Beratungen an und engagiere mich in der Dorfentwicklung, um meine Expertise in den Bereichen Bioregionalität, Nachhaltigkeit und Baukultur zu teilen.
Durch den Einsatz von wiederverwendbaren Gebäudeelementen und klimapositiven Baumaterialien strebe ich eine ganzheitlich nachhaltige Architektur an. Die enge Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern stärkt die lokale Wirtschaft und fördert den sozialen Zusammenhalt. Mein Ziel ist es, durch den Umbau der KURA unsere Aktivitäten im ländlichen Raum einen positiven Beitrag zu leisten und die baukulturelle Entwicklungen nachhaltige zu fördern.
Beurteilung durch das Preisgericht
Niklas Fanelsa vom Atelier Fanelsa erhält für das Projekt „KURA – Werkstatt, Gerswalde“ als exemplarischer Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums eine Anerkennung. Der Entwurf transformiert eine einsturzgefährdete denkmalgeschützte Scheune zu einer Werkstatt für bioregionale Architekturprojekte. Die Jury lobt den Erhalt der ursprünglichen Fachwerkfassaden und Holzkonstruktion als bemerkenswert minimalistischen Umgang mit vorhandener Bausubstanz.
©Zara Pfeifer
Werkstatt