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Award / Auszeichnung | 10/2014

Heinrich Tessenow Medaille 2014

Meyer-Wittwer-Bau, ehem. Bundesschule des ADGB

Meyer-Wittwer-Bau, ehem. Bundesschule des ADGB

Auszeichnung

Winfried Brenne

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Winfried Brenne – Tessenow-PreistrĂ€ger 2014

Winfried Brenne, geb. 1942, Studium der Architektur in Wuppertal und Berlin, von 1978 bis 1990 Zusammenarbeit mit Helge Pitz in der Architekturwerkstatt Pitz‐Brenne. Seither eigenes BĂŒro mit folgenden Schwerpunktbereichen: Umnutzung / Restaurierung von GebĂ€uden, Gutachten zu Einzelbauwerken / Denkmalbereichen, Entwickeln von Planungskonzepten fĂŒr stĂ€dtebauliche Brachen unter BerĂŒcksichtigung des vorhandenen Bestandes. Siedlungsbau, ökologisches Bauen. 1990‐92 Lehrauftrag an der TFH Berlin (Architektur), 1996–1999 Mitglied im Landesdenkmalrat Berlin, 1995–1999 Mitglied im Sanierungsbeirat Bauhaus Dessau, von 2000–2002 Vorstand Stiftung Denkmalschutz Berlin, seit 1993 Mitglied DEUTSCHE DOCOMOMO GRUPPE, seit 2000 Mitglied des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS, seit 2006 Mitglied der Akademie der KĂŒnste Berlin. Winfried Brenne ist Dipl.‐Ing. Architekt und Mitglied des BDA und des DWB.

Kluger Umgang mit den Ressourcen gehört seit jeher zum Beruf des Architekten und wurde gepflegt, lange bevor sich der Berufstand in der Form herausgebildet hatte, wie wir ihn heute kennen. Wenn wir zunĂ€chst einmal alles ĂŒberlieferte Gebaute als kulturelles Erbe anerkennen, so bestimmen doch Wertungen unsere Sicht. Diese sind zeitgebunden. Mit dem EuropĂ€ischen
Denkmalschutzjahr 1975, unterlegt mit dem Motto «Eine Zukunft fĂŒr unsere Vergangenheit», erlebten Denkmalschutz und Denkmalpflege eine Popularisierung, wie sie nach den UmwĂ€lzungen der Wirtschaftswunderjahre dringend nötig war, und eine gewisse Akzeptanz, die rĂŒckblickend ĂŒberraschen mag. Auch Anerkennung und Förderung im politischen und parlamentarischen Raum stellten sich ein. Die Gesellschaft wurde sensibilisiert, nicht zuletzt fĂŒr die Möglichkeit noch unerkannter, noch zu entdeckender BaudenkmĂ€ler. In diesem Kontext leistete Winfried Brenne, damals noch mit seinem Arbeitspartner Helge Pitz, Pionierarbeit. An Bauten konkretisiert: was 1977 mit dem persönlichen Erleben, dem Entdecken und SchĂ€tzen der Eigenheiten einer Wohnung in der Berliner Waldsiedlung Zehlendorf begann, die unter dem Namen „Onkel Toms HĂŒtte“ als Werk von Bruno Taut bekannt ist, fĂŒhrte zum Entschluss, sich um den Erhalt dieser HĂ€user zu kĂŒmmern, und mĂŒndete nach intensiver, privater Forschungsarbeit, Farbuntersuchungen, Analysen - man könnte von einem
Zweitstudium in angewandter Baugeschichte sprechen ‐ in ein Gutachten fĂŒr den denkmal-pflegerischen Umgang mit den HĂ€usern. Die Autoren forderten damals, das Ensemble als Baudenkmal eintragen zu lassen und mit seinen ursprĂŒnglichen Werten zu erhalten. Das war nicht weniger als ein Manifest. Gut dreißig Jahre spĂ€ter sind, als Resultat von Eigeninitiative, insistierender Überzeugungsarbeit, stetig gewachsener fachlicher Kompetenz und Anerkennung einerseits und einsichtigen Denkmalbehörden, EigentĂŒmern und Bauherrschaften andererseits, sechs Berliner Siedlungen der Zwanziger Jahre Unesco-Weltkulturerbe geworden.

Winfried Brenne fasst das Wesentliche in zwei SĂ€tzen zusammen: „Wir fanden, dass Taut mit seinen Siedlungen der Stadt ein Gesicht verliehen hat. Wir wollten nicht, dass die Stadt dieses Gesicht verliert.“ Heute ist das wiederentdeckte Werk Bruno Tauts gut dokumentiert und in vielen Publikationen prĂ€sent.

Diese Architektenarbeit unterscheidet sich von der klassischen, auf Neubau ausgerichteten TĂ€tigkeit: vor dem eigenen Gestaltungswillen steht das sich Einlassen auf das, was ein anderer erdacht hat. Dieses gilt es in Wert zu setzen. Voraussetzung ist, was das zeitfremde Wort Demut umschreibt. EntschĂ€digt wird dieser Architekt mit jenen besonderen Momenten, wo das ursprĂŒngliche Leuchten, im einen Fall krĂ€ftig, im andern still und nebenbei, zauberhaft wieder zu Tage tritt. Diese Arbeit bedingt andere Methoden und Techniken, und entsprechend ist das BĂŒro zusammengesetzt. Unter den rund 25 Mitarbeitern finden sich auch Bauhistoriker, Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Restauratoren.

Eine Auswahl von weiteren beispielhaften Projekten im Umgang mit BaudenkmĂ€lern von Winfried Brenne Architekten: Instandsetzung/ Restaurierung von denkmalgeschĂŒtzten Berliner Großsiedlungen (Hufeisensiedlung, Großsiedlung Britz, Siemensstadt, Weiße Stadt, Gartenstadt Falkenberg/ GrĂŒnau, Siedlung Am Schillerpark, Wohnsiedlung Carl Legien – Welterbeliste der UNESCO); ehem. Bundesschule des ADGB in Bernau, Architekten Hannes Meyer und Hans Wittwer (Architektur‐Preis der Brandenburgischen Architektenkammer 2007 und First World Monument Fund/ Knoll Modernism‐Prize 2008); Villa Urbig von Mies van der Rohe in Berlin; Meisterhaus Muche‐Schlemmer von Walter Gropius in Dessau (UNESCO-Welterbe); Wohnhaus Bruno Taut in Dahlewitz; energetische Sanierung Bauhaus Dessau; Instandsetzung und Modernisierung der Akademie der KĂŒnste Berlin; Instandsetzung und energetische Sanierung der Hoffmann‐Bauten, Siedlung am Schillerpark in Berlin. Museumsbauten: Deutsches Historisches Museum Berlin, Schloss Berlin‐Charlottenburg, Jagdschloss Grunewald, Schloss Schönhausen Berlin‐Pankow, Kaiser‐Wilhelm‐Museum Krefeld. Wanderausstellungen „Siedlungen der 20er Jahre – Heute“, „Farbe in der Stadt“ sowie „Bruno Taut – Meister des farbigen Bauens“. Es gibt eiine Vielzahl von Publikationen.

Winfried Brenne erhĂ€lt die Heinrich Tessenow‐Medaille fĂŒr sein passioniertes Engagement fĂŒr den Erhalt von BaudenkmĂ€lern und ihre beispielhafte bauliche Pflege.


Prof. Martin Boesch
Heinrich Tessenow‐Stiftung
Im August 2014
Gartenstadt Falkenberg

Gartenstadt Falkenberg