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Verhandlungsverfahren | 05/2022

Modernisierung und Umbau Bowlingtreff zum neuen Naturkundemuseum Leipzig

Naturkundemuseum Leipzig auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, Blick Richtung Norden, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Naturkundemuseum Leipzig auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, Blick Richtung Norden, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Zuschlag / Los 1

W&V Architekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Staupendahl & Partner Bauplanungsgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

SCHÜTT INGENIEURBAU GmbH & Co. KG

Bauingenieurwesen

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Neues Naturkundemuseum Leipzig – Museums-Schaufenster Wilhelm-Leuschner Platz
Die Lösungsskizze aus dem Vergabeverfahren zum Bowlingtreff

Historie des Bowlingtreffs Leipzig

Der historische Bestandsbau des Bowlingtreffs am Wilhelm-Leuschner-Platz wurde in den Jahren 1925/26 als unterirdisches Umspannwerk durch die Siemens-Schuckertwerke (SSW) und die Siemens-Bauunion für die Städtischen Elektrizitätswerke Leipzig errichtet und 1986/87 nach Plänen von Winfried Sziegoleit (Entwurf und Projektierung des Eingangsbauwerkes und der Außenanlagen) in Zusammenarbeit mit Volker Sieg (Projektleitung und Konzeption der unterirdischen Bauwerke) zum Bowlingtreff umgebaut. Heute gilt das Gebäude als seltenes technisches Denkmal und anschauliches Zeugnis der späten DDR-Architektur.

Geplant ist, den seit 1997 leerstehenden und ungenutzten Gebäudekomplex denkmalgerecht zu sanieren und hier das neue Naturkundemuseum Leipzig mit einem zeitgenössischen Ausstellungskonzept architektonisch in den Bestandsbau zu verflechten.

Ziele und Anforderungen an den öffentlichen Raum

Die Notwendigkeit einer Abbildung der unterirdischen Museumsnutzung auf dem Platz, bei gleichzeitiger „Unantastbarkeit“ des oberirdischen Architekturdenkmals der Postmoderne, bedingt einen minimalinvasiven Eingriff in die Topografie der Situation mit zeichenhafter Präsenz im Kontext der Stadt-Ring-Architektur auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz.

Die tektonische Anhebung eines Drittels der Dachdecke der Westhalle und die Aufschüttung auf der Ostseite macht die unterirdische Dimension der Museumsarchitektur unmittelbar ablesbar. Der signifikante Schwung der Westplatte wirkt in Verbindung mit der vertikalen Raumspalte als Landmark und trägt den Namen des neuen Museums. Diese Raumspalte, welche auch Einbringöffnung für die Seitenschiffe in sämtlichen Geschossen ist, verbindet das ‚Ganz oben‘ mit dem ‚Ganz unten‘ und lässt auf Platzniveau gerahmte Einblicke auf die vertikale Dimension der unterirdischen 3-geschossigen Raumkonstruktion und in Gegenrichtung auf die Stratigraphie als Hintergrund der räumlichen Organisation zu. Damit verbunden ist die grafische Struktur der angehobenen Platzfläche. Diese gliedert grüne sowie befestigte Flächen im Sinne einer Verstärkung der ansteigenden Bewegung. Im Kontext der zum Teil denkmalgeschützten Vorbereiche wird das weite Dach über dem im Erdreich versenkten Bauwerk in Form einer ansteigenden Ebene als lebendiger Treffpunkt ausgebildet.

Die Glasebenen sind opak, transluzent und transparent und von außen mit einer UV-Schicht und Projektionsmodulen versehen. In Umkehrung der kathedralhaften Glasüberhöhung des Oktagons wird mit dieser städtebaulichen Geste das Schaufenster der Vermittler zwischen Innen- und Außenbereich und unterstützt die räumliche Fassung der oberirdischen Gebäudeteile sowie die Niederschwelligkeit des Zugangs. Insofern ist die bogenförmige Fläche auch ein Magnet in Richtung Eingang im Oktagon und bespielbare Platzfläche mit optionalen Szenografien gleichermaßen. Die äußerlich sichtbare Freilegung der anatomischen Struktur des Tragskeletts korrespondiert mit der Aufhängung eines Tierskeletts.
Die grafische Struktur der angehobenen Platzfläche basiert auf der Fibonacci-Reihe und gliedert grüne sowie befestigte Flächen im Sinne einer Verstärkung der ansteigenden Bewegung. Im erweiterten Sinne werden durch die entstehenden Raumkanten städtebauliche Bezüge zur Ringbebauung auf der Ost- und Westseite geschaffen.

Über den Hauptzugang im Oktagon tauchen die Besucher gleichsam ab in die Dunkelheit, die eine konzentrierte Betrachtung sämtlicher Inszenierungen in den unterschiedlichen Ebenen quasi in ein endloses Kontinuum suggerieren soll. Mittels Rampen und Kaskadentreppen wird der längs gerichtete dreischiffige kathedralartige Raum mit seinen vertikalen Verbindungen erschlossen. An dessen Ende kann der Blick am Aufgang der Ter-Meer-Skulptur durch die dramatische vertikale Raumspalte wieder gen Himmel und auf die geologische Schichtung gerichtet werden, die gleichzeitig als höhlenähnlicher Hintergrund der drei Schiffe im Halbdunkel auch den inhaltlichen Überbau der Narrative der Hauptinszenierungen innerhalb der Museumsarchitektur vollenden kann.

Freiraumkonzept

Im Zentrum des Entwurfs der Freiraumgestaltung Naturkundemuseum Leipzig steht die Schaffung eines räumlichen Gesamtensembles. Microforests, die als unterschiedliche Landschaftsraum- und Vegetationstypen mannigfaltige Landschaftsbilder erzeugen und so das Thema der Biodiversität bereits beim Ankommen der Besucher vermitteln, dienen als thematische Ausstellungsfelder. Die in den Freiflächen enthaltene Vielfalt ist elementarer Teil der Entwurfsidee, da hier das Innen mit dem Außen ganz selbstverständlich und auf öffentlicher (Platz-) Ebene für Museumsbesucher, Nutzer und Passanten verwoben wird.

Neben dieser inhaltlichen Ebene ist die wesentliche Zielstellung der Freiraumplanung, einen für die Nutzungen des Museums funktionstüchtigen Freiraum zu schaffen, der den Charakter des Standorts unter Einbeziehung denkmalpflegerischer und ökologischer Gesichtspunkte stärkt.

Die befestigten Flächen verzahnen sich mit den vegetativen, so entsteht ein fließender Übergang zwischen den Oberflächen. Ein weiterer Effekt ist, dass der Grünanteil so auf ein Maximum erhöht werden kann. Die üppigen Wiesenflächen, die scheinbar aus den Gehwegplatten heraus aufbrechen, werden mittels Ansaat unterschiedlicher und verschiedener Blumen- und Gräsergesellschaften entwickelt. So entsteht eine Bienenweide auf Mikroebene im direkten Gebäudeumfeld.

Die Wiesen- und die Pflanzflächen dienen sowohl als Regenwasserspeicher wie auch als Entwässerungssystem der Platzfläche. Durch die hohe Anzahl an Bäumen und das smarte Entwässerungskonzept wird kein Regenwasser in das Abwassersystem eingeleitet und anfallendes Wasser vor Ort versickert. Das Regenwasser wird oberflächlich über die befestigten Flächen und über Einläufe in die Pflanzelemente eingeleitet. Im Bereich der Baumneupflanzungen wird anfallendes Niederschlagswasser in Rigolen unter den Bäumen gesammelt und gestaut und kommt der Wasserversorgung der Bäume zugute.

Planungsteam

Die Gesamtinvestitionskosten für die Baumaßnahme "Modernisierung und Umbau des Bowlingtreffs zum neuen Naturkundemuseum Leipzigs“ werden auf 52,6 Millionen Euro geschätzt. Das neue Museum soll bis spätestens 2029 fertiggestellt werden. Für das Vorhaben wurden Fördermittel aus dem Strukturwandelprogramm des Bundes beantragt.

Im VgV-Verfahren konnte das Team (Los 1) des Architekturbüros W&V Architekten, Leipzig gemeinsam mit dem Freianlagenplaner bbz landschaftsarchitekten, Berlin und dem Tragwerksplaner Staupendahl & Partner, Leipzig mit ihrer Bürovorstellung und Konzeptidee voll und ganz überzeugen. Bei der Technischen Gebäudeausrüstung konnten sich die Büros B.A.C. Bau- und Anlagenconsult Dr. Barleben, Leipzig (Los 2/ Heizung, Lüftung, Sanitär) sowie das Büro B-Plan, Leipzig (Los 3/ Elektroplanung) durchsetzen. Für die Ausstellungsplanung wird das Projekt weiter durch das Büro KOCMOC aus Leipzig unterstützt.


Lageplan, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Lageplan, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Grundriss, Erdgeschoss mit Eingangsbereich, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Grundriss, Erdgeschoss mit Eingangsbereich, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Grundriss, 1. Untergeschoss, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Grundriss, 1. Untergeschoss, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Längsschnitt, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Längsschnitt, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Modell, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Modell, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Modell, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Modell, Lösungsskizze aus dem VgV zum Bowlingtreff

Naturkundemuseum Leipzig auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz

Naturkundemuseum Leipzig auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz