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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021

Neubau Besucherzentrum und Umbau Besucherempfang Schloss Charlottenburg Berlin

Besucherzentrum

Besucherzentrum

1. Preis

Preisgeld: 22.400 EUR

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung, Bauingenieurwesen

RENDERBAR 3D Visualisierung

Visualisierung

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Als zweigeschossiger Pavillon besetzt das neue Besucherzentrum das zur Verfügung stehende Baufeld vollständig. Gemeinsam mit der Kleinen Orangerie gibt es dem Orangengarten auf dessen Südseite eine räumliche Fassung und komplettiert so das Ensemble. Die Erscheinung des Neubaus ist von historischen Orangeriebauten inspiriert und zeigt deren reizvolle Verbindung von konstruktiver Eleganz und narrativer Qualität.
Zwei Fassadenschichten erzeugen ein zartes Spiel von Licht und Schatten. Die äußere der beiden Schichten wird von einem umlaufenden Kranz gusseiserner Stützen und horizontaler Gitterroste auf Ebene der Geschossdecken definiert. Die dunkelgrüne Farbigkeit der Konstruktion knüpft an die Farbigkeit der eisernen Einfriedung von Schloss Charlottenburg an und verleiht dem Haus eine feine Noblesse. Einen knappen Meter hinter diese äußere Schicht zurückversetzt umschließen geschosshohe Glaselemente den Innenraum des Besucherzentrums und bewahren so eine maximale Transparenz zur historischen Umgebung. In den großformatigen Scheiben spiegeln sich das Grün der Umgebung und die historischen Fassaden von Schloss Charlottenburg.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kubatur des Gebäudes mit den beiden Dachterrassen ist im Kontext überzeugend. Die Eingangssituation in der Gebäudemitte ist im klaren strukturellen Konzept des Entwurfs schlüssig, der Konflikt mit dem Wachhäuschen wird gemildert. Allerdings fehlt dem Eingang eine Entsprechung in den Freianlagen.

Mit dem beiden bepflanzten Dachterrassen und der filigranen Stahl-Glasarchitektur ist das neue Besucherzentrum ein attraktiver Anziehungspunkt ohne mit vordergründigen Gesten in Konkurrenz zu den Baudenkmalen treten zu müssen. Die eigenständige Materialität knüpft an historische Vorbilder an, wirkt aber nicht anbiedernd und kommt ohne Zitate der benachbarten historischen Architekturen aus. Der Ausdruck des Hauses oszilliert dabei in überraschender und glaubwürdiger Form zwischen städtischen Bildern und Gartenarchitekturen.

Mit der Entscheidung, das Café mit den beiden Außenterrassen in das Obergeschoß zu legen, wird vor dem Schloss ein neues, attraktives Angebot geschaffen, das geeignet ist, zeichenhaft im Sinne eines Anziehungspunktes die Rolle des neuen Besucherzentrums zu stärken. Zugleich wird das Erdgeschoß entlastet. Hier sind die Funktionen schlüssig und räumlich gut zugeordnet. Allerdings fehlt das direkt von außen zugängliche Besucher-WC.

Die vorgeschlagene Stahlkonstruktion mit Lehm-Halbschalen und Lehmziegelwänden erscheint durch-dacht und verspräche eine akzeptable CO2-Bilanz. Die vorgeschlagene Verwendung natürlicher, handwerklich verarbeiteter Materialien erscheint im Kontext der Baudenkmale angemessen. Die Wirkung des Hauses wird maßgeblich von der Leichtigkeit der großflächig verglasten Stahlkonstruktion getragen, allerdings fehlt eine glaubwürdige Lösung für den sommerlichen Wärmeschutz, die ohne überzogenen Aufwand in der technischen Ausrüstung auskommt. Räume für Gebäudetechnik sind nicht in ausreichendem Maß nachgewiesen. Insgesamt liegt der Aufwand für die Erstellung im oberen Bereich, erscheint aber nicht unangemessen.

Für den Zugang zum Küchenflügel ist die technische Lösung über einen Hublift nicht glücklich. Die Führung der Besucher zur Treppe und zum Aufzug wirkt noch zufällig, hier wäre eine klarere Lenkung der Besucher mit architektonischen Mitteln wünschenswert.

Dem Neubau für das Besucherzentrum gelingt mit seiner filigranen Stahl-Glasarchitektur und den beiden gefassten Terrassen im Obergeschoß eine angemessen zeichenhafte Wirkung, die sehr selbst-verständlich auf die besondere Lage des Hauses am Orangengarten und neben dem Ehrenhof antwortet. Der Neubau wird zu einer überzeugenden Ergänzung der Baudenkmale und vermag zugleich seiner künftigen Rolle als erstem Anlaufpunkt für ankommende Besucher gerecht zu werden.

Denkmalpflegerische Stellungnahme
Die Konstruktionselemente des Gebäudes erinnern mit filigranen Stützen und Kappendecken an historische Bautechniken. Der Entwurf mit der zweigeschossigen Glasfassade überschreitet allerdings die im Wettbewerb genannten Maximalhöhen und muss daher dringend in Höhe und Proportionierung umgearbeitet werden. Die östliche Grenze des Baufeldes sollte beachtet werden und auch die übrigen Wettbewerbsvorgaben sind bei der von der Jury angemahnten Überarbeitung des Entwurfes einzuhalten.
Besucherempfang

Besucherempfang

Lageplan

Lageplan

Grunndriss Erdgeschoss

Grunndriss Erdgeschoss

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Längs- und Querschnitt

Längs- und Querschnitt

Schnitt C-C

Schnitt C-C

Ansicht Süd + Nord

Ansicht Süd + Nord

Detail Bestand / Museumsshop

Detail Bestand / Museumsshop

Detail Neubau

Detail Neubau