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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Neubau Kommunikationszentrum FOCUS für die Friedrich-Schiller-Universität Jena

Situationsplan

Situationsplan

ein 1. Preis

Preisgeld: 19.175 EUR

EM2N

Architektur

impuls°Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Neubau des Kommunikationszentrums Focus gemeinsam mit dem Abbe-Zentrum und den neuen Aufenthaltsflächen der Freianlagen dazwischen, lassen eine neue, bisher fehlende Campus Mitte, auf dem Beutenberg entstehen.
Das neue Zentrum des Campus gliedert sich in den grünen Saum und die offene Mitte. Der Baumbestand in den umgebenden Grünflächen wird mit vielfältigen Neupflanzungen verdichtet und durch ein Ensemble in der offenen Mitte, aus intensiv begrünten Staudenflächen ergänzt. Diese betonen den grünen Charakter des Campusgeländes und schaffen in ihrer Anordnung sowie durch einige großzügige, hölzerne Rundbänke, vielfältige und variable Aufenthaltsräume.
Gleichzeitig trägt die intensive Bepflanzung - mit vielfältigen Gehölzen und ihrem ausdrucksstarken, grafischen Habitus sowie der Waldstauden- und Gräserunterpflanzung durch Verschattung und Verdunstung, zum angenehmen Kleinklima auf der Freifläche zwischen den Gebäuden bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit wird von Anfang äußerst intensiv und auch kontrovers diskutiert. In einer ersten Wertung wurde dem öffentlichen Raum als Grünraum im Sinne eines Bindegewebes des Gesamtcampus Beutenberg ein hoher Wert beigemessen. Diesen grundsätzlichen Anspruch bildet das Kernkonzept der Arbeit und bildet damit ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu den anderen Arbeiten. Ein großzügiges, der Topographie folgende Dach schafft einen attraktiven öffentlichen Raum mit großer Wiedererkennung, der als Art offener Marktplatz den Kommunikationsanspruch des neuen Focus Gebäudes gerecht wird. Die Eingangsseite liegt gewissermaßen in einem Garten zwischen Ernst-AbbeZentrum und Focus und gibt damit diesem Zwischenraum einen zusätzlichen funktionalen Wert. Eine integrierte Vorfahrt ist auf der oberen Ebene angedacht. Städtebaulich bildet das groß dimensionierte Photovoltaik Dach eine starke, bildhafte Aussage zum Thema Nachhaltigkeit und wird durch einen überhöhten Technikturm gleichzeitig städtebaulich verankert und weithin sichtbar. Dieses vertikale Zeichen lässt einen gestalterischen Zusammenhang zum Gegenüber des Ernst-Abbe-Zentrums erkennen.

Das Thema der Nachhaltigkeit wird konsequent gestalterisch in der Gebäudehülle und der inneren Konstruktion integriert. Durch eine vergleichsweise einfache Holzkonstruktion mit innovativer Strohballendämmung, die mit regionalen Baustoffen umsetzbar ist, wird eine überaus nachhaltige Gebäudekonstruktion erwartet und im Zusammenhang mit dem großzügigen PV-Dach ergibt sich bei der Errichtung und Betreib ein national wirksames Vorzeigeprojekt des nachhaltigen Bauens. Dieses Konzept deckt sich mit dem ambitionierten Zielen des ökologischen Bauens in Europa.

Das Innere ist geprägt von einem robusten, funktionalen Raster des Tragwerks, dass das Raumprogramm in klarer Form umsetzt und doch durch mehrere Luftgeschosse Durchblicke und Einblicke zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss zulässt. Der wichtige Bereich der Gastronomie ist funktional und räumlich gut umgesetzt und bietet durch seine Lage unter dem hohen Dach zwischen Eingang und Aufgang einen Wetterschutz und ein öffentliches Zeichen des kommunikativen Charakter des Focus Gebäudes. Eine Nutzung jenseits von Öffnungszeiten des Focus ist damit sehr gut umsetzbar und kann bei Bedarf auf den Platz zwischen Focus und Abbe-Zentrum ausgedehnt werden.

Überhaupt besticht das Gebäude durch seinen repräsentativen Gesamtcharakter mit der starken Geste des schrägen Daches. Die Dachneigung folgt hierbei der Topografie, was das Dach, von der Winzelaer Straße kommend in Richtung Focus schauend, als flache Scheibe erscheinen lässt. Kritisch wird der Zugang zum Gebäude gesehen. An der Ecke Hans-Knöll-/Albert-Einstein-Straße – hier wirkt der Ausdruck des Entrees im Verhältnis zum Gesamtprojekt zu bescheiden.

Der vertikale Turm, wird als wichtiges gestalterisches Element gewürdigt, erfordert jedoch eine eigene überzeugende und konzeptstarke Materialisierung. Wirtschaftlich erscheint die Arbeit gut umsetzbar, Potential von faktischen Einsparungen werden in dem zu üppigen Sockel, vor allem im nicht überbauten Teil des Sockels gesehen.

Abschließend sieht das Preisgericht in der Arbeit eine innovative und moderne gestalterische Umsetzung des Nachhaltigen Bauens, dass gerade das Potential des Wissenschaftsstandort Beutenberg ohne die Zwänge des innerstädtischen Kontextes heraushebt.