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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2022

Neue Ortsmitte Westerheim mit Rathausneubau

Perspektive

Perspektive

ein 1. Preis

Preisgeld: 14.500 EUR

Harris + Kurrle Architekten BDA Partnerschaft mbB

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Jetter Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

TEB Transferzentrum energieeffizientes Bauen GmbH

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Engelsmann Peters Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf einem flächigen öffentlichen Platzgefüge wird ein klarer Dreiklang der drei öffentlichen Gebäude formuliert. Die Kirche St. Stephanus, das Haus des Gastes und das neue Rathaus bespielen selbstverständlich und selbstbewusst einen inneren Platzraum in dreieckiger Form. Dabei werden alle Wegbeziehungen sinnfällig begleitet bzw. geben Mündungen frei in attraktive Außenräume. Mit der rechtwinkligen Anordnung des neuen Rathauses zum Haus des Gastes entsteht eine eindeutige Verortung und Klarheit im Stadtraum – ergänzend bewirkt eine leichte Verdrehung zur Kirche eine spannungsvolle Öffnung entlang der Kirchenmauer nach Süden. Der kompakte dreigeschossige Rathausbaukörper nimmt zwar städtebauliche Höhe ein, durch die kompakte Grundrissform entstehen jedoch maßstäbliche Außenräume und gut proportionierte Abstände zu den historischen Nachbarbaukörpern. Das neue Ensemble verleiht dem Gesamtstädtebau und der Ortsmitte insgesamt Ruhe und Klarheit insbesondere im Kontext des nach Norden und Osten angrenzenden heterogenen Bebauungsumfeldes. Die Klarheit des Baukörpers spiegelt auch die angelegten Zugänge wieder – ein Unterschnitt vom nördlichen Platzanschluss signalisiert eindeutig den Hauptzugang. Der südlich angelegte, zweite durchgesteckte Zugang nimmt sich dabei sinnfällig zurück, erlaubt jedoch auch die entsprechende Andienungen und Schließkreise. Mit der einfachen Baukörperform entsteht ein qualitätsvoller, zeitgemäßer Mitspieler zur Kirche und dem Haus des Gastes. Die Positionierung des Rathauskubus sperrt zunächst die bisherige Blickachse von Osten. Durch die Kürze der Fassadenlänge wird jedoch unerwartet ein neuer Blick frei zum Turm der St. Stephanus Kirche, der jetzt den dreieckigen Platz schön proportioniert bespielt. Architektonisch steht der vorgetragene Holz-Beton-Hybridbau für einen selbstbewussten zeitgemäßen Auftritt. Das Gebäude wird in der Mittelachse sinnfällig erschlossen, mündend in einem gut proportionierten durchgesteckten Foyer, welches auch von Süden zur Andienung und als Nebeneingang erschlossen werden kann. Von und mit diesem Foyer erschließt sich sehr flexibel schaltbar der Sitzungsaal und das Trauzimmer. Dabei lässt die erhöhte Geschosshöhe des Erdgeschosses einen gut proportionierten Raum erwarten. Von diesem Foyer wird direkt und selbsterklärend die Haupttreppe im Zentrum erschlossen. Der erforderliche Schließkreis für die autarke Nutzung des EG wird im OG1 gewährleistet. Angeregt wird die Verlagerung der dienenden Räume des Sitzungssaales auf die Südseite zugunsten eines räumlichen Bezuges der Veranstaltungsräume zum öffentlichen Platz. Die weitere Erschließung des OG1 und OG 2 in einem einfachen Dreibund ist wirtschaftlich und übersichtlich angelegt. Die Mittelzone könnte evtl. im nördlichen Fassadenanschluss ein Umgang erhalten zur Vermeidung von Stichfluren. Alle Obergeschosse sind flexibel angelegt, die Trennwände zwischen den einzelnen Räumen versetzbar und klar gestapelt. Die statische Verbindung und Durchgängigkeit der Lastabtragung im EG der Säle ist zu prüfen. Ebenso ist der Brandschutzabschluss des Treppenhauses zum Foyer noch zu klären. Der Holz-Beton-Hybridbau weist ein gutes Verhältnis geschlossener und offener Fenster- /Wandflächen auf, welche im Wechselspiel innen und außen gute Innenbelichtungen gewährleisten und im Außenraum Fassadenspannung erzeugen. Die ganz eigene Identität der hölzernen Außenerscheinung im Spiel mit dem massiven historischen Gebäude unterstreicht den selbstbewussten Auftritt und wirkt gleichsam wertig, warm und anmutig.
Die klare Gliederung des Freiraums in einen steinernen Rathausplatz und ein grünes Kirchenumfeld kann überzeugen und liefert einen Beitrag zur Erlebbarkeit historischer Ortsstrukturen. Mit dem kleinen gepflasterten Platz im Norden von Flurnummer 5 erhält die Ortsmitte einen unaufgeregten, aber angemessenen Auftakt am Fuß der Wiesensteiger Straße. Mit der Öffnung des Platzes nach Süden erhält das südliche Rathausumfeld eine wohltuende Aufwertung und der Platz eine gute Belichtung. Die vorgeschlagene Materialisierung des Platzes in Form von Granitpflaster erscheint passend und angemessen. Begrüßt wird die Bezugnahme auf die historische Hüle durch das vorgeschlagene Fontänenfeld; allerdings wird dessen Lage im Kreuzungsbereich von Wiesensteiger Straße und Kirchenplatz in Frage gestellt. Eine Verlegung auf den eigentlichen Rathausplatz könnte zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte und zu einer freiräumlichen Schwerpunktsetzung auf dem Platz beitragen. Die Positionierung der Pkw-Stellplätze südlich des Rathauses wird kontrovers diskutiert. Geprüft werden sollte, welche städtebaulichen und freiräumlichen Chancen eine Verlagerung bieten könnte. Die gestalterische Einbindung des südlichen Kirchenplatzes in die Ortsmitte deutet der Plan zwar grafisch an, bleibt darüber hinaus aber leider im Unkonkreten. Das sehr gute kompakte A/V Verhältnis und der einfache Kubus lassen eine sehr wirtschaftliche konstruktive Fügung und energieeffizienten Unterhalt erwarten. Die einfache Konstruktion austragenden Holzwänden und betonkernaktivierten Decken erlaubt mit den additiven Elementen für Akustik und Technik eine angemessene Beantwortung der unterschiedlichen Raumanforderungen, auch nach Behaglichkeit der Nutzer. Insgesamt stellt der vorgetragene Entwurf eine zeitgemäße, kompakte und nachhaltige Antwort dar. Die Stärke des Entwurfes liegt in der Einfachheit und Klarheit der städtebaulichen Anordnung, welches sich auch in der Architektursprache, Erschließung und inneren Organisation fortsetzt.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West