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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Neue VerwaltungsgebÀude auf dem Kirchberg in Luxemburg-Stadt (LU)

1. Preis

EM2N

Architektur

ROBERTNEUNℱ

Architektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung, Bauingenieurwesen

Basler & Hofmann AG

TGA-Fachplanung

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

Höhler+Partner Architekten und Ingenieure

ErlÀuterungstext

ESM, STÄDTEBAU UND FREIRAUM


Kirchbergplateau

Eingefasst von der breiten John F. Kennedy-Avenue und dem Boulevard Konrad Adenauer entwickelt das Kirchbergplateau in Teilen fast den Habitus einer amerikanischen Autostadt mit imposanten Spiegelglaskomplexen und fussballfeldgrossen ParkplĂ€tzen. Bedeutende nationale Institutionen wie die Philharmonie, die Nationalbibliothek, das Museum Mudam oder das Centre National Sportif et Culturel d‘Coque mit angrenzendem Central Park machen das Quartier zusammen mit den vielen europĂ€ischen Institutionen zu einem wichtigen Quartier fĂŒr die Stadt und Staat Luxemburg sowie darĂŒber hinaus. Die strengen Sicherheitsanforderungen vieler dieser europĂ€ischen Institutionen machen die Schaffung eines lebendigen urbanen Umfelds allerdings Ă€usserst anspruchsvoll, da Haus und öffentlicher Raum sozusagen auf Distanz zueinander gehalten werden mĂŒssen.


Quartier im Wandel

Gute Architektur macht noch nicht zwangslĂ€ufig eine gute Stadt! Das wird beim Durchwegen des Kirchbergplateaus einmal mehr klar und so soll den offensichtlichen Defiziten mit gezielten Eingriffen aus dem stĂ€dtebaulichen Masterplan von Gehl Architects begegnet werden. In diesem Plan stehen die WiedereinfĂŒhrung des menschlichen Massstabs, PorösitĂ€t, Durchwegung, Schaffung eines Netzwerks öffentlicher FreirĂ€ume sowie die Aktivierung der Erdgeschosse im Vordergrund. Das zu beplanende GrundstĂŒck ist durch seine Lage an der zentralen Strassenachse Rue Alcide de Gasperi - die in Gehl’s Plan zum inneren RĂŒckgrat des Quartiers aufgewertet werden soll - ein absolutes SchlĂŒsselgrundstĂŒck, nicht zuletzt auch durch Involvierung der öffentlichen Hand als Entwicklerin.


StÀdtebaulicher Vermittler

Die VorschlĂ€ge von Gehl Architects und die bestehenden sowie geplanten Bauten auf den NachbarsgrundstĂŒcken werden zum Ausgangspunkt der stĂ€dtebaulichen Setzung. Als Vermittler soll das zu beplanende GrundstĂŒck dabei die unterschiedlichen baulichen Muster der Nachbarbebauungen mit einer einfachen volumetrischen Komposition in einen grösseren stĂ€dtebaulichen Zusammenhang setzen. Dazu werden bestehende und zukĂŒnftige Raumachsen, die unterschiedlichen Traufhöhen und GebĂ€udefluchten der Umgebung prĂ€zise aufgenommen und auf dem Areal zusammengefĂŒhrt. Eine einfache, grosszĂŒgige Freiraumfigur agiert als öffentlicher Vernetzer, die rĂ€umliche Bindungen ĂŒber die Parzelle hinaus schafft und eine attraktive, öffentliche Durchwegung zwischen der Rue Alcide de Gasperi und der Rue St. ExupĂ©ry bis zum Boulevard Konrad Adenauer einfĂŒhrt. 

Der skulpturale GebĂ€udekörper des Staates Luxemburg mit dem 70m hohen Aufbau, ĂŒberfĂŒhrt als stĂ€dtebaulicher Trittstein die Scheiben des Gerichtshofs (100m) sowie des geplanten Hochhauses an der Rue de St. ExupĂ©ry (90-95m) in die angrenzenden Blockstrukturen und akzentuiert die öffentliche Durchwegung Richtung Norden. 


Schwellenloser Freiraum

Die beiden dicht bepflanzten FreiflĂ€chen an den GrundstĂŒcksecken Rue Alcide de Gasperi/  Rue Charles-LĂ©on Hammes und Rue St. ExupĂ©ry/ Rue Albert Weher ermöglichen den drei HĂ€usern des ESM, Staat Luxemburg und Luxembourg jeweils eine klare Adressierung im stĂ€dtischen GefĂŒge. Dabei ĂŒbernehmen die GebĂ€ude Staat Luxemburg/Luxembourg eine besondere Verantwortung, da diese im Gegensatz zum hochgesicherten ESM, öffentlich zugĂ€ngliche Erdgeschossnutzungen anbieten können. Gleichzeitig schafft das ESM mit seiner porösen Struktur aus vorgelagerten Loggiaschichten und Gartenhöfen weiche ÜbergĂ€nge zu den öffentlichen FreiflĂ€chen und verzichtet auf harte Abgrenzungen.


Öffentliche und private GĂ€rten

Über die öffentlichen FreiflĂ€chen hinaus entstehen im GebĂ€ude ESM und den GebĂ€uden Staat Luxemburg/Luxembourg eine Reihe von privaten inneren und Ă€usseren GĂ€rten. Insbesondere der öffentlich zugĂ€ngliche „jardin interieur“ im Haus Staat Luxemburg, erweitert den sĂŒdlichen Freiraum in das Haus hinein und schafft so einen ganzjĂ€hrig nutzbaren, witterungsgeschĂŒtzten „espace public“, einen zentralen Begegnungsort fĂŒr das ganze GrundstĂŒck und umliegende Quartier. Aktiviert wird dieser durchlĂ€ssige Raum mit Zwischenklima durch diverse gastronomische und kommerzielle Programme (Co-Working), die nach Innen und ĂŒber eingezogene filterartige ÜbergangsrĂ€ume direkt nach Aussen an die Rue Alcide de Gasperi/ Albert Weher wirken können. Im Idealfall findet in diesem „jardin interieur“ ein synergetischer Austausch zwischen Besuchern und Nutzern der oberen Geschosse durch den Staat Luxemburg statt.


Modellierte Waldlandschaft

Dem strengen GebĂ€udeensemble wird als wirkungsvoller Kontrast eine weich modellierte Landschaft gegenĂŒbergestellt. Ziel ist es, dem Areal ein StĂŒck Naturraum zurĂŒckzugeben.

Eine wilde und atmosphĂ€rische Waldvegetation rahmt und durchfliesst das durchlĂ€ssige GebĂ€udeensemble. Im Übergang zwischen Innen und Außen entstehen dabei spannende ZwischenrĂ€ume: Innenhöfe als SenkgĂ€rten, gleich einem GemĂ€lde zur Betrachtung, ein durchwanderbarer SĂ€ulengang zwischen hohen StĂ€mmen und ein Indoor-Garten als ganzjĂ€hrig nutzbarer öffentlicher Raum. 

Eine sanfte Modellierung bettet sich natĂŒrlich in die gegebene Topografie ein und gestaltet ein einladendes und abwechslungsreiches Landschaftsbild. Dabei bieten Wege und Nischen aktive Orte fĂŒr Kunst, Coworking und Sport sowie RĂŒckzugsorte zur Erholung.


Ökologische Vegetationsbilder 

Die DurchlĂ€ssigkeit des GebĂ€udeensembles zieht sich auch durch das Vegetationsbild. Die Komposition und Pflanzauswahl wird in Adaption an die potenzielle natĂŒrliche Vegetation, erlebbar im nahegelegenen Erholungs- und Naturschutzgebiet GrĂŒnewald gestaltet. Der GrĂŒnewald ist geprĂ€gt durch einen Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) und Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum). Charakteristisch sind die hohen Baumkronen mit uniformen StĂ€mmen im Kontrast zu einer vielfĂ€ltig strukturierten und artenreichen Krautschicht. Ziel ist es, ein möglichst wildes und naturnahes Waldbild zu gestalten, dass durch das Wechselspiel dieser zwei Schichten geprĂ€gt ist.


Die Buchen (Fagus sylvatica) werden hinsichtlich der Sukzessions- und BrachflĂ€chen auf den Kirchberg durch hoch aufgeastete Kiefern (Pinus sylvestris), die ganzjĂ€hrig wirkungsvoll sind und schnell aufwachsende Pappeln (Populus tremula und Populus alba) ergĂ€nzt. Einen besonderen Farbaspekt erhalten die Höfe durch den Amberbaum (Liquidambar styraciflua). Die modellierte Landschaft ist bedeckt mit einem artenreichen Teppich aus GrĂ€ser-, Farn-, und BlĂŒtenpflanzen mit jahreszeitlich wechselnden Aspekten. Charakteristisch fĂŒr den Buchenwald sind u.a. Windröschen, Waldmeister, LeberblĂŒmchen und Lungenkraut (Anemone nemorosa, Galium odoratum, Hepatica nobilis und Pulmonaria obscura) sowie Bereiche mit GrĂ€sern (u.a. Molina, Calamagrostis und Carex). ErgĂ€nzt wird die Krautschicht mit liegen gelassenem Alt-Holz und einzelnen SteinschĂŒttungen als RĂŒckzugsorte fĂŒr Insekten und Amphibien.


Materialien und Ausstattung

Im Kontrast zum versiegelten Areal werden die BodenbelĂ€ge im Sinne der Waldthematik mit einer weichen Haptik gestaltet. Die WegeflĂ€chen aus wassergebundener Wegedecke sind hinsichtlich der EntwĂ€sserung teilversickerungsfĂ€hig. Die befestigten FlĂ€chen der Vor- und Zufahrten, sowie der Indoor-Bereich werden farbgleich mit einer Epoxidharz-Beschichtung vorgesehen, um den entsprechenden Anforderungen zur Befahrbarkeit und Nutzung gerecht zu werden und dennoch ein einheitliches Bild des Gesamtareals zu erzielen. Im Nordöstlichen Bereich gibt es Sport- und Bewegungsangebote wie Streetball, Tischtennis und Wasserspiel, die mit entsprechenden SportbelĂ€gen vorgesehen werden. Abgestuft und eingelassen in die Topografie bieten lange BĂ€nke aus Naturstein mit Holzauflage vielfĂ€ltige Aufenthaltsmöglichkeiten inmitten der Landschaft. Die sĂŒdliche Tiefgarageneinfahrt wird mit Sitzelementen eingefasst, sodass sie sich nahtlos in die Topografie einfĂŒgt. 

Hinsichtlich der Sicherheitsanforderungen wird die Befahrbarkeit mit Pollern und Böschungen abgesichert. Absenkbare Poller werden im Bereich der Vorfahrt und fĂŒr AbstellflĂ€chen der Feuerwehr vorgesehen. Die Parkwege werden mit mehrflammigen Mastleuchten beleuchtet, die je nach Situation asymmetrisch ausgerichtet werden können. Einzelne Gehölzgruppen und die Hofsituationen erhalten durch Bodenleuchten eine besondere Inszenierung. 


Regenwassermanagement

Die dichte Vegetation trĂ€gt zur Verbesserung des Mikroklimas und der Verdunstung von Regenwasser bei. Das Regenwasser der DachflĂ€chen und befestigten FlĂ€chen kann zum Teil ĂŒber die GrĂŒnflĂ€chen versickern. Als Puffer insbesondere bei Starkregenereignissen dient eine Zisterne am topografisch tiefsten Punkt. Zur BewĂ€sserung der ĂŒppigen Vegetation wird eine automatische BewĂ€sserungsanlage vorgesehen, die aus der Zisterne mit aufbereitetem, ĂŒberschĂŒssigem Regenwasser gespeist werden kann.


Erweiterung ESM - Luxembourg

GrundsÀtzlich lÀsst sich das GebÀude Luxembourg als eigenstÀndiges GebÀude vollstÀndig autonom mit eigenem Eingang nutzen, mit dem GebÀude Luxemburger Staat verbinden, oder aber dem ESM als ErweiterungsflÀchen zuschlagen.

Eine optionale Erweiterung des ESM GebĂ€udes in das GebĂ€ude Luxembourg kann sowohl unterirdisch ĂŒber die seitlichen Kerne, als auch ab dem Obergeschoss per BrĂŒcken erfolgen. Beide Optionen werden den Sicherheitsanforderungen gerecht.

 

Tragwerk

ESM:

In LĂ€ngsrichtung betrĂ€gt das Raster der StĂŒtzen aus Brettschichtholz im GebĂ€ude ESM wie im GebĂ€ude „Luxembourg“ in LĂ€ngsrichtung 5,4m. Aufgrund der 2m grösseren Spannweite der Holz-Hybrid-Fertigelemente können die HaupttrĂ€ger zwischen den StĂŒtzen mit der gleichen Höhe wie die Holzrippen bei abweichender Querschnittsbreite ausgebildet werden. Der Nachweis der HaupttrĂ€ger im Brandfall wird ĂŒber den durch Abbrand reduzierten Restquerschnitt erbracht. Auf diese Weise entsteht ein schlankes Deckensystem. Die Haustechnik ist entlang der Mittelachse unterhalb der Holz-Hybridelemente angeordnet. Von der Hauptachse aus können vertikal nach oben die Nebenleitung zwischen den Holzrippen gefĂŒhrt werden. Das GebĂ€ude wird mittels vier Erschliessungskernen ausgesteift, welche in den Ecken des Baukörpers angeordnet sind. Die um den Innenhof gleichmĂ€ssig verteilte Lage der Aussteifungselemente erlaubt einen effektiven Abtrag der Horizontaleinwirkungen. Das regelmĂ€ssige StĂŒtzenraster aus den Regelgeschossen wird bis auf die Bodenplatte durchgezogen, weswegen in der Tiefgarage bis auf einzelne UnterzĂŒge auf Abfangungen von Punktlasten aus dem Hochbau verzichtet werden kann. Die Tiefgarage und die anderen Teile des Untergeschosses werden in Stahlbeton umgesetzt. Als Fundation dient eine elastisch gebettete Bodenplatte.

 

Luxemburger Staat:

Im GebĂ€ude „Luxemburger Staat“ tragen die ĂŒber BSH-TrĂ€ger miteinander verbundenen HolzstĂŒtzen im Abstand von 5m entlang der Fassade die Deckenelemente auf der einen Seite. Die HolzstĂŒtzen sind im SockelgebĂ€ude in Brettschichtholz möglich, im Hochhaus sind diese in Baubuche materialisiert. Entlang des Flurs verlĂ€uft ein Stahlbetonbalken, welcher die Elemente auf der anderen Seite hĂ€lt. Durch die integrale Planung der Haustechnik und Tragwerk wird die TGA an statisch optimierter Stelle durch den Stahlbetonbalken zwischen die Holzbalken gefĂŒhrt. Im Erdgeschoss reduziert sich die Anzahl der StĂŒtzen unter dem Hochhaus sowie in Bereichen des SockelgebĂ€udes. Auf diese Weise werden die StĂŒtzenpositionen perfekt zum Parking-Layout der unteren Geschosse angepasst. Es sind daher im Hochhaus ĂŒber drei Geschosse SchrĂ€gstĂŒtzen entlang der Fassade und im Mittelbereich angeordnet, wodurch eine statisch optimale, wirtschaftliche und elegante Abfangung der Obergeschosse umgesetzt werden kann. Die durch die SchrĂ€gstĂŒtzen entstehenden Horizontallasten schliessen sich in den Decken kurz. Die Abfangung in den Sockelgeschossen wird mit einem TrĂ€gerrost aus Baubuche sichergestgellt. Die Erschliessungskerne steifen das GebĂ€ude in sĂ€mtliche Richtungen aus. Durch die gleichmĂ€ssig verteilte Lage der Aussteifungselemente werden Torsionsbeanspruchungen und Verdrehungen des GebĂ€udes minimiert und ein effektiver Abtrag der HorizontalkrĂ€fte gewĂ€hrleistet. Die Kerne sind wie die Untergeschosse als erdberĂŒhrende Bauteile konventionell in Stahlbeton ausgefĂŒhrt, wobei auch hier das Ziel verfolgt wird, einen hohen Anteil an RC-Beton zu verwenden. GemĂ€ss dem Baugrundgutachten erfolgt die GrĂŒndung mittels einer elastisch gebetteteten Bodenplatte.

 

GebÀude Luxembourg:

Im GebĂ€ude „Luxembourg“ betrĂ€gt das Raster der HolzstĂŒtzen entlang der Fassade und des Mittelbereichs in LĂ€ngsrichtung konstant 5m. Die vorgefertigten Holz-Hybridelemte sind beidseitig in den Randfeldern angeordnet. Im Mittelbereich spannen vorgefertigte 16cm schlanke Stahlbeton-Fertigelemente. Auf diese Weise entsteht aus dem Systen heraus eine grosszĂŒgige Installationsebene zwischen den beiden Kernen. Durch die abgestimmte Lage der TGA-DurchbrĂŒche durch die HolztrĂ€ger zwischen den StĂŒtzen kann die Haustechnik zwischen die Holzrippen gefĂŒhrt werden. Die Aussteifung wird durch zwei im Grundriss statisch optimal angeordnete Kerne sichergestellt. Die Fertigteile der Decken werden in den Fugen kraftĂŒbertragend verbunden und so statisch als Scheibe ausgebildet. Alle erdberĂŒhrenden Bauteile in den Untergeschossen sind konventionell in Massivbauweise ausgebildet. Die GrĂŒndung des GebĂ€udes ist mit einer elastisch gebetteten Bodenplatte vorgesehen.


Nachhaltigkeit

Das gesamte Tragwerk wird nach den Talenten der Materialien als hybride Konstruktion konzipiert. Die Bauteile werden in sich materialhomogen angedacht, um Verbundbaustoffe zu vermeiden. Eine Elementierung der Massivbauteile (Recycling-Beton) und der Holzkonstruktion erlaubt eine nachfolgende Wiederverwendung (cradle to cradle).

Das GebĂ€ude wird als selbstversorgendes Kraftwerk konzipiert und erzeugt ĂŒber verschiedene PV- Bereiche Energie. Die natĂŒrlichen Gegebenheiten werden nutzbar gemacht, um ein GebĂ€ude zu schaffen, das wenig Energie und Technik braucht und zugleich einen hohen Komfort erreicht.

Das GebĂ€ude wird ĂŒber konfektionierte Nachströmung in der Fassade ĂŒber die Thermik im Atrium ĂŒbers Dach mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung entlĂŒftet, so dass mit sehr wenig Energie eine GrundlĂŒftung und -beheizung erfolgen kann.

Die GĂ€rten dienen der Regulierung gegen Überhitzung und sorgen zugleich fĂŒr ein sehr gutes Mikroklima. Das gesamte Regenwasser wird kaskadenartig abgefĂŒhrt, zentral in Zisternen gesammelt und zur BewĂ€sserung der GĂ€rten benutzt.

Die gesamten AussenrĂ€ume, sowohl die öffentlichen als auch die privaten, erreichen gemeinsam einen Gesamtmaßstab, der als Sprungbrett zu den angrenzenden GrĂŒnrĂ€umen des Kirchbergs dient und eine BiodiversitĂ€t fördert.


EUROPEAN STABILITY MECHANISM

 

ESM

Der Sitz des European Stability Mechanism stellt die architektonische Frage, wie es gelingt, ein hochgesichertes GebĂ€ude in der Stadt als offene und transparente Institution zu formulieren und ein reprĂ€sentatives GebĂ€ude in vornehmer ZurĂŒckhaltung als Teil der Stadt herauszubilden. 

 

Sicherheit und Stadt

In diesem Sinne weicht das ESM von der Rue Alcide de Gasperi zurĂŒck und bildet als Hintergrund mit den beiden flankierenden HochhĂ€usern einen öffentlichen Stadtraum mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t.

Um das ESM GebĂ€ude als urbanen Teil des Kirchbergs insgesamt und als Teil der wiedereingefĂŒhrten Waldlandschaft zu formulieren, werden alle Sicherheits-, Zugangs- und Zufahrtsfunktionen architektonisch in ein raumgreifendes Skelett integriert.

 

Eine vorgelagerte Pergolaschicht bietet eine öffentlich nutzbare Raumfassung der Waldlandschaft, die zugleich als ĂŒberdachte Wegeverbindung die verschiedenen GebĂ€ude verbindet. In dieser Schicht architektonisch eingebundene und integrierte Pavillons, dienen vor allem der Zugangskotrolle fĂŒr GĂ€ste.

Der folgende halböffentliche Hofgarten stellt den erforderlichen Sicherheitsabstand her.

Es entsteht ein weicher Übergang, der die ĂŒblicherweise hermetisch abgrenzenden AbstĂ€nde und Kontrollpavillons selbstverstĂ€ndlich in das GesamtgefĂŒge einbindet und zugleich einen offenen und transparenten Ausdruck formuliert. Der öffentliche Raum wird durch die weitergefĂŒhrte Vegetation optisch bis an das GebĂ€ude herangefĂŒhrt.

Die raumhaltige HĂŒlle erstreckt sich ĂŒber alle vier Seiten des GebĂ€udes, bildet die jeweils erforderlichen SicherheitsabstĂ€nde und wird den Seiten entsprechend angemessen programmiert.

 

Typologie

Im Sinne einer strukturellen architektonischen Nachhaltigkeit strebt der GebĂ€udetypus eine grĂ¶ĂŸtmögliche FlexibilitĂ€t an. 

SĂ€mtliche dienenden Funktionen werden an den Stirnseiten konzentriert, um dadurch in der FlĂ€che freie Grundrisse zu erreichen. In Verbindung mit der vorgelagerten raumhaltigen Fassadenschicht (3m Sicherheitsabstand), der Erschließung und sozialen Funktionen wie TeekĂŒchen und Terrassen bildet sich an den Stirnseiten ein kommunikativer Ort des Arbeitens.

In der FlĂ€che entsteht eine dreischiffige Anlage aus freien BĂŒroetagen mit zentralem Atrium, so dass je zwei QualitĂ€ten des Arbeitens (gen Atrium als kommunikativere Zone, gen Aussenfassade als konzentriertere Zone) angeboten werden.


Arbeitswelt und FlexibilitÀt

Wir mĂŒssen nicht alle 5 Jahre New Work ausrufen und suggerieren, dass stĂ€ndig neue Anforderungen neue Architektur erfordert, sondern brauchen GebĂ€ude mit flexiblen Raumstrukturen, die eine Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten bieten. So kann eine nachhaltige Architektur entstehen, die bei Bedarf in den Zuschnitten der RĂ€ume, im Gebrauch der GebĂ€ude einfach angepasst werden kann.

Grundvoraussetzung sind die geometrischen Grundsetzungen. In LĂ€ngsrichtung basieren die BĂŒroflĂ€chen auf einem bis in die Tiefgarage durchgĂ€ngigem Raster von 1,35m, so dass alle vorstellbaren RaumgrĂ¶ĂŸen (Einzel-, Gruppen-, GroßraumbĂŒro) effizient herzustellen sind. Die Bundtiefen mit 13,50m lassen ebenfalls alle Raumtiefen zu und können in der Tiefe nach Bedarf kombiniert werden (EinzelbĂŒro ca. 4,10m, GruppenbĂŒro ca. 5,50, GroßraumbĂŒro ca. 5,50 - 13,50 und Mittelzonen/Flurbreiten von 1,50 - 5,00m).

 

ZusĂ€tzliche Möglichkeiten entstehen durch das duale Erschließungssystem von stirnseitigen dienenden Kernen und Erschließungsgalerien, die je nach Bespielung durch unterschiedliche ZugĂ€nge aktiviert werden können.

Zeitgenössische Arbeitswelten zeichnen sich durch vielfĂ€ltige rĂ€umliche Angebote und eine hohe systeminterne Kommunikation aus. In diesem Sinne werden die höchst flexiblen generischen BĂŒroflĂ€chen durch ergĂ€nzende Elemente bereichert. Die Erschließungsgalerien als nachbarschaftliches Element, die BrĂŒcken als meeting points, die Etagenlobbys als zentrale Zugangsorte und die stirnseitigen TeekĂŒchen und Terrassen als informelle Austauschorte bieten eine große Vielfalt.


Fassade

Der Ausdruck des GebÀudes soll eine Offenheit und Transparenz ausstrahlen. Zudem prÀgt das innere Tragwerk in seiner ökologischen Materialwahl Holz den Ausdruck des GebÀudes.

GemĂ€ĂŸ der GebĂ€udetypologie unterschieden sich die stirnseitigen von den lĂ€ngsseitigen Fassaden grundlegend. WĂ€hrend die LĂ€ngsseiten die klassischen Anforderungen an BĂŒrofassaden (Anschluss TrennwĂ€nde , KomfortlĂŒftung ĂŒber Fenster, Sonnen- und Blendschutz) erfĂŒllen, sind die Stirnseiten als raumhaltiges Skelett mit vertikaler FassadenbegrĂŒnung, Terrassen und PausenrĂ€umen freier gestaltbar.

 

Insgesamt gelingt eine klassische Eleganz, die zeitgenössischen Anforderungen gerecht wird und dem ESM Hauptsitz ein angemessen reprĂ€sentatives und zugleich zugĂ€nglich sowie gastfreundlich  wirkendes GebĂ€ude ermöglicht.



LUXEMBURGER STAAT UND GEBÄUDE LUXEMBOURG

 

Öffentliche HĂ€user

Die beiden HĂ€user „Luxemburger Staat“ und „GebĂ€ude Luxembourg“ tragen fĂŒr die Entwicklung des GrundstĂŒcks bzw. die Transformation des Quartiers Kirchbergplateau eine besondere Verantwortung, da sie im Gegensatz zu den hochgesicherten Institutionen wie etwa dem europĂ€ischen Gerichtshof oder dem ESM als öffentlich zugĂ€ngliche GebĂ€ude den urbanen Stadtraum fĂŒr die Bevölkerung, fĂŒr Besucher und NutzerInnen aufwerten können.

 

Luxemburger Staat: Erweiterung des öffentlichen Raums mit Jardin Interieur

Das prĂ€zis ausformulierte, skulpturale GebĂ€udevolumen vom Haus Luxemburger Staat definiert zusammen mit dem ESM und dessen vorgelagerter Loggiaschicht an der Rue Alcide Gasperi einen dicht bepflanzten Stadtraum, der ĂŒber den grosszĂŒgigen „jardin interieur“ bis an die Rue Albert Wehrer gefĂŒhrt wird. Tiefe, filterartige Vorbereiche im Sockelbereich zum Freiraum und entlang der Rue Alcide Gasperi schaffen zwischen Innen und Aussen, sowie Oben (Hochhausscheibe) und Unten (Sockel) poröse ÜbergangrĂ€ume mit unterschiedlichen Massstabsebenen. Je nach Jahreszeit und Witterung lassen sich die Erdgeschossfassaden grossflĂ€chig aufdrehen bzw. auffalten, um den Raum saisonal differenziert nach aussen wirken lassen zu können. Dieser „jardin interieur“ ist gleichzeitig öffentlich nutzbarer Innenraum, dessen Nutzungsangebot (Gastronomie, Co-Working, Konferenz, Kleinretail) fĂŒr Besucher und Nutzer ĂŒber die Parzelle hinaus niederschwellig zugĂ€nglich sein soll, sowie Eingangshalle sowie atmosphĂ€risches Zentrum fĂŒr die darĂŒberliegenden BĂŒros der Verwaltung im Sockelbau. 

 

GebÀude Luxembourg

Das GebĂ€ude Luxembourg steht als eigenstĂ€ndiger Baukörper in prĂ€ziser volumetrischer Beziehung zum Staat Luxemburg/ ESM und vervollstĂ€ndigt die S-förmige Aussenraumfigur, die mit dem geplanten Hochhaus an der Rue St. ExupĂ©ry kommuniziert. Auch hier reagiert die tief zurĂŒckspringende Erdgeschossfassade auf den öffentlichen Raum und schafft einen weichen Übergangsraum. Der Charakter dieses kleinen „Pocketparks“ könnte ĂŒber Sport- und Spielnutzungen geprĂ€gt sein, die sich mit einem Fitnessstudio bis ins Haus ziehen. GrundsĂ€tzlich lĂ€sst sich das GebĂ€ude Luxembourg als eigenstĂ€ndiges GebĂ€ude vollstĂ€ndig autonom mit eigenem Eingang nutzen, mit dem GebĂ€ude Luxemburger Staat verbinden, oder aber ab dem 1. Obergeschoss dem ESM als ErweiterungsflĂ€chen zuschlagen (Verbindung mittels BrĂŒcke(n) in den OG‘s). Ein privater, ĂŒppig bepflanzter Garten zwischen Haus Luxemburger Staat und GebĂ€ude Luxembourg fĂŒhrt das Thema innerer und Ă€usserer GĂ€rten konsequent weiter und sorgt fĂŒr attraktive Aussenraumbeziehungen.


Typologische Ausformulierung/Arbeitswelten

Im Sinne einer strukturellen architektonischen Nachhaltigkeit streben beide GebĂ€ude eine grĂ¶ĂŸtmögliche FlexibilitĂ€t fĂŒr vielfĂ€ltige Nutzerformate an. Durch die stĂ€dtebauliche Setzung und Ausformulierung der GebĂ€udekörper entsteht bereits strukturell eine grosse Bandbreite an unterschiedlich ausformulierten BĂŒroflĂ€chen. Das Haus Luxemburger Staat weist dabei drei unterschiedliche Bereiche auf: Im 1. und 2. Obergeschoss können halböffentliche Nutzungen wie etwa Sitzungscluster angeordnet werden und damit optimale Synergien mit dem Nutzungsangebot des „jardin interieur“ entwickeln. Zwischen dem 3. und 5. Obergeschoss entsteht um den Atriumraum herum eine ringförmige BĂŒrotypologie mit ca. 1‘650m2 NUF ArbeitsplatzflĂ€che. In den 11 Turmgeschossen darĂŒber sind jeweils BĂŒrogeschosse mit ca. 460m2 NUF ArbeitsplatzflĂ€che untergebracht. Im GebĂ€ude Luxembourg bieten die Obergeschosse ab dem 1. bis ins 5. OG jeweils ca. 800m2 NUF ArbeitsflĂ€che. Durch die strategische Setzung der Kerne und Steigzonen/ NebenrĂ€ume und der rĂ€umlich strukturellen AusprĂ€gung des Tragwerks in Mischbauweise Beton/ Holz lassen sich BĂŒroflĂ€chen konzipieren die alle ĂŒblichen BĂŒroformate ermöglichen. Durch die Art und Weise der Konstruktion mit nachwachsenden (Holz) oder materialsparenden und recycelten (Stahl- und Recycle- Beton- Skelett) Baustoffen, wird ein möglichst nachhaltiger und materialreiner Umgang mit den Ressourcen angestrebt. Die architektonische und konstruktive Sichtbarkeit der Konstruktion und des Tragwerks, fĂŒhrt aber auch dazu, dass Arbeitswelten geschaffen werden,die ĂŒber einen rĂ€umlichen und atmosphĂ€rischen Mehrwert verfĂŒgen.


Fassade

Der Ausdruck aller GebĂ€ude soll Offenheit und Transparenz ausstrahlen. Insbesondere die Erdgeschosse vom Haus Luxemburger Staat und GebĂ€ude Luxembourg bieten ĂŒber ihre rĂ€umlich begehbar ausgebildeten Sockelfassen nicht nur eine Transparenz im ĂŒbertragenen Sinne, sondern schaffen durchlĂ€ssige und aneignungsfĂ€hige ÜbergangsrĂ€ume fĂŒr den Menschen im Stadtraum. In beiden HĂ€usern findet die Systematik des inneren Tragwerks aus Holz und Beton mit ihrer Elementierung, Hierarchisierung und Ausdifferenzierung der OberflĂ€chen in Balken, StĂŒtzen und Platten eine architektonische Entsprechung in der Fassade. Feine horizontale BĂ€nder mit unterschiedlichen Tiefen je nach Ausrichtung und Höhe des GebĂ€udes aus stranggepressten Metallprofilen zeichnen die Geschosse nach und reduzieren die Fallwinde entlang der Fassade. Eine Serie aus eleganten StĂŒtzen unterschiedlicher Grösse, Lage, Form und Funktion (bspw. FĂŒhrung Sonnenstoren) geben der Fassade Tiefe und einen feingliedrigen Ausdruck mit dem menschlichen Massstab als Referenz (inkl. ausdifferenziertem Abschluss des Hochhauses und Übergangsbereich Sockelzone/ Obergeschosse.

Es wird eine unaufgeregte aber doch elegante Erscheinung angestrebt, die zusammen mit dem reprĂ€sentativen Hauptsitz des ESM und der dichten Vegetation der verschiedenen GĂ€rten ein attraktives StĂŒck Stadt auf dem Kirchbergplateau schafft.



Team EM2N:

Mathias MĂŒller, Daniel Niggli, Fabian Hörmann, Björn Rimner, Mathias Kampmann, Judith Kimmeyer, Salvatore Maria Sebastiano, Jonas Rindlisbacher, Joey Frei


Team ROBERTNEUNℱ:

Nils Buschmann, Tom Friedrich, Jaro Böer, Anna Wagner

EG

EG

1. OG

1. OG