modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2023

Neugestaltung Domshof 2025+ in Bremen

Blick von der Skulptur auf Domshof, Rathaus und den Dom

Blick von der Skulptur auf Domshof, Rathaus und den Dom

ein 2. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 21.000 EUR

SOWATORINI Landschaft GbR

Landschaftsarchitektur

RB+P Landschaftsarchitektur Bauermann Otto Ludwigs

Landschaftsarchitektur

Christoph Hesse Architekten

Architektur

Ingenieurbüro Roelcke & Schwerdhelm

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Eine Verwandlung in 3 Akten

Akt 1: Verformen
Die nordöstliche Ecke des Platzes wird angehoben. Es entsteht eine Landschaftsskulptur, die mit dem vorhandenen Gefälle des Platzes arbeitet. Die Rampe zum Fahrradparkhaus, im Bunker unter dem Platz, wird in die Neigung der Skulptur integriert.
Akt 2: Vergrößern
Die bestehende Baumgruppe wird zu einem Hain an der Ostseite des Platzes erweitert.
Akt 3: Verdichten
Die Marktfläche wird verdichtet. Wir alle wissen: Ein guter Markt ist dicht!

Wir denken: Eine Arbeit darüber, dass Multicodierung mehr ist, als nur eine Freifläche für Veranstaltungen, über neue Mobilität, Klimawandel und Materialrecycling und die Kraft künstlicher Landschaften. Oder um es mit den Worten der Jury zu sagen: Moin Zukunft!

Beurteilung durch das Preisgericht

Raumqualitäten
Der Gesamtraum des Domplatzes wird durch diesen Ansatz in vier funktional und gestalterisch unterschiedliche Bereiche zoniert. Die östliche Seite des Platzes ist durch einen großzügigen, sich aufweitenden Grünraum mit Baumbestand im nördlichen und südlichen Bereich gekennzeichnet. Hier kann man sich auf diversen Tisch- und Bankkombinationen konsumfrei unter schattigen Bäumen aufhalten und es entsteht eine hohe Aufenthaltsqualität. Ost- und westseitig werden breite, frei bespielbare Vorzonen vor den Bestandsgebäuden vorgesehen, die den historisch wertvollen Bauten einen entsprechenden Freiraum einräumen und diese einerseits gut erfahrbar machen, andererseits Flächen zur gebäudebezogenen Außenraumnutzung anbieten. Ein im Belag markierter Weg führt den Radverkehr deutlich sichtbar entlang der westlichen Platzseite. Zwischen den beiden baumbestandenen Ost-und Westseiten spannt sich ein offener Platzraum auf, der als multifunktional nutzbare Fläche unter anderem für den Markt und Events flexibel genutzt werden kann. Die Platzierung der Marktstände wird von den Verfasser:innen in diagonaler Anordnung vorgesehen, wodurch der Markt eine neue Ausrichtung erhält. Ohne Markt erhält der Platz subtil durch Entwässerungsfugen eine neue Leserichtung, raumbildende Elemente lassen dem Rathaus weiterhin die Bühne.

Der Entwurf entwickelt zwei atmosphärisch unterschiedliche Platzseiten – der östliche Platz mit dem Baumhain aus Großbäumen bietet insbesondere im Sommer Kühlung und Schatten. Der westliche Platzteil wird zur „Sonnenseite“ ausformuliert, hier laden multifunktionale Sitzgelegenheiten mit reduzierten Baumpflanzungen in den Frühlings- Herbst- und Wintermonaten zum Sonnensitzen ein.

Aufenthaltsqualitäten und neue Nutzungen
Der Entwurf bietet mit der skulpturalen Anhebung des Belags am Nord-Ostende des Domplatzes eine gänzlich neue Nutzung an. Erhöht kann hier das Platzgeschehen beobachtet, bei Events diese Skulptur als Tribüne mitgenutzt werden. Die Jury liest und würdigt dieses Element in Teilen kontrovers als attraktiven Ort und Anziehungspunkt, insbesondere auch für Kinder und Jugendliche sowie Studierende, die den Platz mit dem Einzug der Universität in die ehemalige Landesbank frequentieren werden. Diese landschaftliche Geste, die ebenfalls baumbestanden ist, bietet Ausblicke, „sehen und gesehen werden“ wird zur neuen Attraktion auf dem Domplatz.

Darüber hinaus überzeugt die Jury die kluge Kombination aus Tribüne, Markierung des Platzentrées und Erschließung der neuen Fahrradgarage. Als gut sichtbares Zeichen wird die Zuwegung an der Nordseite der aufgeklappten Platzfläche organisiert. Dadurch wird die technisch notwendige Erreichbarkeit der Tiefgarage als Gestaltungselement aufgefasst und Infrastruktur zur selbstbewussten Gestaltungsaufgabe. Durch diese intelligente Intervention wird eine Umkonnotierung erreicht – statt der verstecken der Rad-Infrastruktur wird diese zum Thema gemacht – als Zeichen der Verkehrswende ein attraktiver und unverwechselbarer Zugang geschaffen.

Genusspavillon
Der Genusspavillon ist in den süd-östlichen Baumhain integriert und als Holzkonstruktion und Materialisierung mit Reetdach dargestellt.

Klimaschutz/Klimaanpassung
Der Entwurf verwendet das bestehende Platzpflaster wieder, schlägt Schattenelemente in Form von großzügigen Baumpflanzungen mit klimaresistenten Großräumen vor und beschreibt ein Wassermanagement mit offenen Rinnen. Hier wird durch das sicht- und erlebbare Wasser das Wassermanagement als Gestaltungsaufgabe aufgefasst und in den Platzentwurf integriert.

Die Arbeit 1007 überzeugt die Jury dadurch, dass sie eine eigene Haltung entwickelt und mit der großzügigen und mutigen Geste der landschaftlichen Skulptur dem Domshof ein charakteristisches, zeitgenössisches Element hinzufügt, das eine gänzlich neue Nutzung auf dem Platz anbietet und neue Nutzer*innengruppen erschließt. Die Komposition aus mutiger Geste mit zeichenhaftem neuen Zugang zum Fahrradparkhaus, klarer Zonierung, hoher Raum- und Aufenthaltsqualität und Flexibilität wird als überzeugend angesehen. Moin Zukunft.

Es gibt jedoch auch kontrovers diskutierte Punkte:
Der Genusspavillon wird in seiner Höhe (12 m), Gestalt und Materialität kontrovers diskutiert. Das vorgeschlagene Reetdach wird als regionaler Baustoff gewürdigt für die innerstädtische Situation jedoch auch kritisch in Frage gestellt. Die Gestalt und die Materialität erscheinen einerseits typologisch aus der Zeit gefallen, andererseits wird positiv vermerkt, dass der Pavillon mit seiner Holz-Konstruktion und dem Reetdach im Hinblick auf nachhaltige zeitgenössische Architekturen eine gewisse Aktualität besitzt.

Die Arbeit macht keine Aussagen zur Gestalt und genauen Ausformulierung der Stirnseite der Eingangserhebung (Stützwand von 3,5 m Höhe) - hier vermisst das Preisgericht Aussagen zu einer hochwertigen Gestaltung dieser „Fassade“.

Kritisch gesehen wird, dass die erhöhte Skulptur anscheinend nicht barrierefrei erreichbar ist.

Kontrovers diskutiert wird auch die vorgeschlagene diagonale Aufstellung der Marktstände.

Ebenso wird die Lage und Höhe der landschaftlichen Skulptur kontrovers diskutiert. Es wird von Teilen der Jury befürchtet, dass dadurch die wichtige Wegeverbindung zu den Wallanlagen „blockiert“ wird. Auch aus der Sicht des städtebaulichen Denkmalschutzes bestehen hier Bedenken, insbesondere in Bezug auf den Anschlussbereich Bischoffsnadel.
Der Hain mit dem neuen Pavillon von Christoph Hesse architects.

Der Hain mit dem neuen Pavillon von Christoph Hesse architects.

Lageplan

Lageplan

Der Pavillon aus Naturmaterialien

Der Pavillon aus Naturmaterialien

Längsschnitt mit Pavillon und Skulptur

Längsschnitt mit Pavillon und Skulptur